"You still think you’ re free?" Die Berliner Hardcoreband WAR FORM A HARLOTS MOUTH provoziert und hinterfragt zugleich den menschlichen Wunsch nach Freiheit und dessen Erfüllung. Diese Textzeile, und man könnte fast alle anderen Zeilen hinzunehmen, steht stellvertretend für einen gesamten Musikstil. Obwohl diese Jungs die Anfänge ihrer Musikrichtung nicht selbst erlebten, verbindet sie mit den alten und aktuellen Szenebands neben der Musik politische Aktivität und dem Leid, mit Vorurteilen behaftet zu sein, eine „Philosophie―: Hardcore.
In den letzten zwei Jahrzehnten ist eine Vielzahl an Literatur erschienen, welche sich mit Hardcore auseinandersetzt. Veröffentlichungen der letzten 20 Jahre (bspw. „American Hardcore― von Steven Blush) blieben, ausgehend vom Punk, in den historischen Entwicklungen stecken und ließen Hardcore mit der Auflösung der Bands MINOR THREAT und den BAD BRAINS sterben. Aktuelle medienwirksame Publikationen (bspw. „emo― von Engelmann/Rüdiger/Büsser) widmen sich weniger der Musik, sondern verstehen Hardcore als Lebensstil in Form von Straight Edge, Tierschutz und Vegetarismus. Denen zufolge ist Hardcore nicht Ende der 80er verschwunden, sondern erreichte durch neue Ausdrucksformen Breitenwirkung.
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Keine andere Musikrichtung vermag solch eine politische Sprengkraft haben, weshalb die Bezeichnung für ihre Songs als aktuelle politische Lieder zutreffend scheint.
Ausgewählte Texte deutscher Hardcorebands werden in der folgenden Arbeit nach ihrer Qualität als politische Lieder befragt und ich folge dabei einem selbst erstellten Kriterienkatalog, der sich an den traditionellen Merkmalen von politischen Liedern orientiert. Diesen Untersuchungen schließt sich dem Song von FINAL PRAYER die Auswertung eines Fragebogens an, den die Band bezüglich ihrer Texte und deren politischer Funktion ausfüllte. Diese Antworten sollen exemplarisch für die Szene stehen und dadurch den politischen Anspruch der Hardcorebands nachvollziehbar machen. Ebenso soll damit die Vermutung gestützt werden, dass Hardcore objektiven Kriterien zur politischen Liedkultur standhält. In diesem Falle wäre die Aussage "hardcore is more than music" nicht nur auf eine Lebenseinstellung zu beziehen, sondern auch auf die gesellschaftliche Funktion übertragbar.
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Inhaltsverzeichnis
- Vorbetrachtungen
- Von den Anfängen bis zum heutigen American Hardcore
- Hardcore-Punk: unvergessener Ursprung
- Hardcore is more than music - die Philosophie
- We sang the song of revolution. The sky seemed endless there was no stopping us - der erste Generationswechsel und dessen Ausprägungen
- Hardcoremusik und die moderne Form des „politischen Liedes“
- Die Definition des „politischen Liedes“
- Zur politischen Tradition des Hardcore
- Charakterisierung des „modernen politischen Liedes“ hinsichtlich der Verbindung zum Hardcore
- Textanalysen ausgewählter Hardcoresongs
- NARZISS - Menschenwelt
- FINAL PRAYER – Everyman my enemy
- WAR FROM A HARLOTS MOUTH - Spineless
- Zusammenfassung der Textanalysen
- Textanalysen ausgewählter Hardcoresongs
- „Hardcore bleibt Nazifrei“ – Missbrauch durch die rechte Szene in Deutschland
- Die Adaption von Elementen aus der Hardcore-Kultur
- NS-Hatecore
- Schlussbetrachtungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Verbindung zwischen Hardcoremusik und dem modernen politischen Lied. Ziel ist es, zu analysieren, inwiefern Hardcore-Songs aktuelle politische Themen aufgreifen und den Kriterien traditioneller politischer Lieder entsprechen. Die Arbeit beleuchtet die Entwicklung des Hardcore, seine philosophischen Grundlagen und seinen politischen Charakter. Zusätzlich wird der Missbrauch von Hardcore-Elementen durch rechte Szenen thematisiert.
- Entwicklung des Hardcore-Punk von den Anfängen bis heute
- Definition und Charakterisierung des „modernen politischen Liedes“ im Kontext von Hardcore
- Politische Tradition und Themen im Hardcore
- Textanalysen ausgewählter Hardcore-Songs
- Rechtsextremer Missbrauch der Hardcore-Kultur
Zusammenfassung der Kapitel
Vorbetrachtungen: Die Einleitung stellt die Berliner Hardcore-Band WAR FROM A HARLOTS MOUTH und deren Songzeile „You still think you're free?“ als exemplarisch für den gesamten Musikstil vor. Sie problematisiert bestehende Literatur zum Hardcore, die entweder in historischen Entwicklungen verhaftet oder zu oberflächlich in Bezug auf den Lebensstil bleibt. Die Arbeit betont die anhaltende politische Relevanz des Hardcore und kündigt die Analyse ausgewählter deutscher Hardcore-Bands an, wobei ein selbst entwickelter Kriterienkatalog für die Beurteilung der Songs als politische Lieder verwendet wird. Der politische Charakter des Hardcore wird hervorgehoben und die Notwendigkeit einer eindeutigen Positionierung der Szene angesichts von Missbrauch durch Rechtsradikale betont. Der Übergang von regionalen zu globalen Themen wird im Kontext der Ausbreitung der Szene und Globalisierung diskutiert.
Von den Anfängen bis zum heutigen American Hardcore: Dieses Kapitel beschreibt die Entwicklung des Hardcore von seinen Ursprüngen im Punk bis zur Gegenwart. Es beleuchtet die philosophischen Grundlagen des Hardcore, den ersten Generationswechsel und die zunehmende musikalische Vielfalt. Es wird der Wandel von hauptsächlich amerikanischen zu weltweit vertretenen Bands und Fans diskutiert und die Frage nach der Verbindung zu den Ursprüngen des Hardcore gestellt. Der Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung der Szene und der anhaltenden Relevanz der ursprünglich aus dem Punk übernommenen Ideale.
Hardcoremusik und die moderne Form des „politischen Liedes“: In diesem Kapitel wird die Definition des „politischen Liedes“ erläutert und die politische Tradition des Hardcore beleuchtet. Es werden die Kriterien für die Analyse der Songtexte im Hinblick auf ihre politische Aussagekraft dargelegt. Dieser Abschnitt dient als Grundlage für die anschließenden Textanalysen und legt die theoretischen Grundlagen für die Bewertung der untersuchten Songs fest. Der Fokus liegt auf der Verbindung zwischen musikalischer Gestaltung und politischer Botschaft innerhalb der Hardcore-Szene.
Charakterisierung des „modernen politischen Liedes“ hinsichtlich der Verbindung zum Hardcore: Dieses Kapitel analysiert ausgewählte Songs verschiedener Hardcore-Bands (NARZISS, FINAL PRAYER, WAR FROM A HARLOTS MOUTH), um deren Qualität als politische Lieder zu bewerten. Die Analyse stützt sich auf den zuvor entwickelten Kriterienkatalog und untersucht die Texte im Hinblick auf ihre politische Aussagekraft, ihre Themen und ihre Relevanz. Die Ergebnisse der einzelnen Analysen werden zusammengefasst und verglichen.
„Hardcore bleibt Nazifrei“ – Missbrauch durch die rechte Szene in Deutschland: Das Kapitel behandelt den Missbrauch von Elementen der Hardcore-Kultur durch die rechte Szene in Deutschland. Es untersucht die Adaption von Ästhetik und Symbolen und analysiert die Entstehung und Ausprägung von NS-Hatecore. Der Fokus liegt auf der kritischen Auseinandersetzung mit der Instrumentalisierung der Szene durch rechtsextreme Gruppen und der Bedeutung einer klaren Abgrenzung vonseiten des Hardcore. Es wird der Konflikt zwischen den ursprünglichen Idealen des Hardcore und dessen missbräuchlicher Nutzung durch rechtsextreme Gruppen beleuchtet.
Schlüsselwörter
Hardcoremusik, Politisches Lied, Punk, Textanalyse, Rechtsextremismus, Subkultur, Identität, Rebellion, Gesellschaftliche Kritik, Generationswechsel, Old-School, Straight Edge.
Häufig gestellte Fragen zu: Analyse der Verbindung zwischen Hardcoremusik und dem modernen politischen Lied
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Verbindung zwischen Hardcoremusik und dem modernen politischen Lied. Sie untersucht, inwiefern Hardcore-Songs aktuelle politische Themen aufgreifen und den Kriterien traditioneller politischer Lieder entsprechen. Die Arbeit beleuchtet die Entwicklung des Hardcore, seine philosophischen Grundlagen, seinen politischen Charakter und den Missbrauch von Hardcore-Elementen durch rechte Szenen.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit umfasst die Entwicklung des Hardcore-Punk von seinen Anfängen bis heute, die Definition und Charakterisierung des „modernen politischen Liedes“ im Kontext von Hardcore, die politische Tradition und Themen im Hardcore, Textanalysen ausgewählter Hardcore-Songs und den rechtsextremen Missbrauch der Hardcore-Kultur.
Welche Bands werden in den Textanalysen untersucht?
Die Textanalysen konzentrieren sich auf die Bands NARZISS, FINAL PRAYER und WAR FROM A HARLOTS MOUTH. Ihre Songs werden im Hinblick auf ihre politische Aussagekraft, Themen und Relevanz untersucht.
Wie wird das „politische Lied“ definiert?
Die Arbeit legt explizit eine Definition des „politischen Liedes“ dar, die als Grundlage für die Analyse der Songtexte dient. Diese Definition und die Kriterien zur Beurteilung der politischen Aussagekraft der Songs werden im Kapitel „Hardcoremusik und die moderne Form des „politischen Liedes““ erläutert.
Wie wird der rechtsextreme Missbrauch der Hardcore-Kultur behandelt?
Das Kapitel „„Hardcore bleibt Nazifrei“ – Missbrauch durch die rechte Szene in Deutschland“ untersucht die Adaption von Ästhetik und Symbolen der Hardcore-Kultur durch die rechte Szene, analysiert die Entstehung und Ausprägung von NS-Hatecore und beleuchtet den Konflikt zwischen den ursprünglichen Idealen des Hardcore und dessen missbräuchlicher Nutzung durch rechtsextreme Gruppen.
Welche Methode wird für die Textanalysen verwendet?
Die Textanalysen basieren auf einem selbst entwickelten Kriterienkatalog, der im Laufe der Arbeit erläutert wird. Dieser Katalog dient als Grundlage zur Bewertung der untersuchten Songs als politische Lieder und erlaubt einen strukturierten Vergleich der Ergebnisse.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Schlüsselwörter sind: Hardcoremusik, Politisches Lied, Punk, Textanalyse, Rechtsextremismus, Subkultur, Identität, Rebellion, Gesellschaftliche Kritik, Generationswechsel, Old-School, Straight Edge.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit ist gegliedert in: Vorbetrachtungen, Von den Anfängen bis zum heutigen American Hardcore, Hardcoremusik und die moderne Form des „politischen Liedes“, Charakterisierung des „modernen politischen Liedes“ hinsichtlich der Verbindung zum Hardcore, „Hardcore bleibt Nazifrei“ – Missbrauch durch die rechte Szene in Deutschland, und Schlussbetrachtungen. Jedes Kapitel bietet eine detaillierte Zusammenfassung der behandelten Themen.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, die Verbindung zwischen Hardcoremusik und dem modernen politischen Lied zu analysieren und zu untersuchen, inwiefern Hardcore-Songs aktuelle politische Themen aufgreifen und den Kriterien traditioneller politischer Lieder entsprechen.
Für wen ist diese Arbeit gedacht?
Diese Arbeit ist für ein akademisches Publikum gedacht und eignet sich für die Analyse von Themen im Bereich Musikwissenschaft, Politikwissenschaft und Soziologie.
- Quote paper
- Nadine Wohmann (Author), 2011, Das "moderne politische Lied" im Spiegel der Hardcoremusik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/172519