Der 1835 erschienene Roman Wally, die Zweiflerin, wird häufig als der Grund für das Verbot des „Jungen Deutschlands“ gesehen. Die „Obszönität“, Unsittlichkeit und moralische Verwerflichkeit dieses Werks gaben der konservativen Kritik Anlass zum Vorgehen gegen die liberalen Schriftsteller. Gleichzeitig war Wally die „folgenreichste jungdeutsche Veröffentlichung“, deren Konfiszierung einen „literarischen Bürgerkrieg“ auslöste.
Der Roman Wally, die Zweiflerin kann nicht losgelöst von ihrer zeitgeschichtlichen Situation betrachtet werden. Er steht in engem Zusammenhang mit der Atmosphäre der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, wie auch mit der damaligen Religionskritik und dem Versuch der jungen Schriftsteller, eine neue Poesie zu schaffen. Der Roman ist ein stark zeitgeschichtlich gebundenes Werk, er spiegelt die damalige politische und gesellschaftliche Situation wieder und auch die Diskussionen dieser Zeit.
Die größte Kritik erfuhren die sog. Sigunen-Szene und die Geständnisse über Religion und Christentum. Sie beide nutzten literarische Vorlagen als Quellen: den mittelhochdeutschen Epos Titurel und die Fragmente des Wolfenbüttelschen Unbekannten von Reimarus. Insbesondere die Fragmente, die der Gymnasialprofessor Hermann Samuel Reimarus zwischen 1735 und 1768 unter den Namen Apologie oder Schutzschrift für die vernünftigen Verehrer Gottes geschrieben hat, waren bereits an sich ein Stein des Anstoßes. Diese stark religionskritische Schrift wurde erst 1773 von Lessing veröffentlicht und rief starke Reaktionen hervor5. Die radikale Bibelkritik spiegelt sich in den Geständnissen wieder.
Den ersten Punkt dieser Hausarbeit bildet die Beschreibung der zeitgeschichtlichen Situation in der Zeit des „Vormärz“. Dabei ist von besonderem Interesse, wie Wally durch diese geprägt wurde. Der darauf folgende Teil setzt sich damit auseinander, wie stark der Bezug auf Reimarus und andere zeitgenössische Kritiker war. Diese Analyse wird gleichzeitig von der Frage begleitet, ob sich Gutzkow in seinem Roman von diesen Positionen distanzierte oder ob er durch bestimmte erzähltechnische Mittel diese dem Leser näher bringen wollte. Diese Untersuchungen sollen die Leitfrage beantworten, inwiefern der Roman Wally, die Zweiflerin durch seinen Inhalt und seine Form zu seinem Verbot und zu dem Verbot des „Jungen Deutschland“ beitrug. War dieses Werk tatsächlich so gefährlich, dass der Deutsche Bund eingreifen musste?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1 Die Situation in Deutschland zu der Zeit des „Vormärz“
- 1.1 Die „Übergangszeit“
- 1.2 Die Literatur im Zangengriff der Zensur……
- 1.3 „Junges Deutschland“
- 1.4 Wally erscheint..
- 2 Religionskritik in Wally, die Zweiflerin……
- 2.1 Erstes Buch..
- 2.2 Zweites Buch...
- 2.3 Drittes Buch.....
- 3 Auswirkungen des Romans..
- 3.1 Verbot von Wally, die Zweiflerin....
- 3.2 Verbot des „„Jungen Deutschland“
- Abschließende Überlegungen...
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der Religions- und Gesellschaftskritik in Karl Gutzkows Roman „Wally, die Zweiflerin“, insbesondere in Hinblick auf die Rolle der Zensur in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Ziel ist es, die Entstehung des Romans im Kontext der „Vormärz“-Zeit zu beleuchten, sowie die Wechselwirkungen zwischen Gutzkows Werk und der literarischen Zensur zu analysieren.
- Die gesellschaftliche und politische Situation Deutschlands im „Vormärz“
- Die „Jungdeutsche“ Bewegung und ihre Auseinandersetzung mit der traditionellen Literatur und Gesellschaft
- Die Religions- und Bibelkritik in Gutzkows Roman
- Die Auswirkungen von „Wally, die Zweiflerin“ auf die Zensur und die „Jungdeutsche“ Bewegung
- Die Rolle der Zensur in der literarischen und gesellschaftlichen Entwicklung des „Vormärz“
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Roman „Wally, die Zweiflerin“ und seine Bedeutung im Kontext der „Jungdeutschen“ Bewegung vor. Sie beleuchtet die zeitgeschichtliche Situation und die damalige Religions- und Literaturkritik, welche als Hintergrund für das Werk von Gutzkow dienen. Kapitel 1 widmet sich der Beschreibung der Situation in Deutschland zu Beginn des 19. Jahrhunderts, der „Übergangszeit“ zwischen Tradition und Moderne. Die Spannung zwischen alten und neuen Strukturen wird anhand von politischen, sozialen und literarischen Beispielen beleuchtet, wobei auch die Rolle Goethes und die Kritik an ihm im Fokus stehen. Kapitel 2 analysiert die Religions- und Bibelkritik in „Wally, die Zweiflerin“ und untersucht die Einflüsse von Reimarus und anderer zeitgenössischer Kritiker. Es werden die wichtigsten Kritikpunkte im Roman beleuchtet, wie die Sigunen-Szene und die Geständnisse über Religion und Christentum. Kapitel 3 untersucht die Auswirkungen des Romans auf die Zensur und die „Jungdeutsche“ Bewegung. Es wird das Verbot von „Wally, die Zweiflerin“ und die anschließende Verfolgung der „Jungdeutschen“ genauer beleuchtet. Die Abschließenden Überlegungen sollen die Leitfrage beantworten, inwiefern der Roman zu seinem Verbot und zu dem Verbot des „Jungen Deutschlands“ beitrug.
Schlüsselwörter
Die Hausarbeit beschäftigt sich mit den Themen Zensur, Literatur, Religionskritik, „Vormärz“, „Junges Deutschland“, Karl Gutzkow, „Wally, die Zweiflerin“, Hermann Samuel Reimarus, Sigunen-Szene, Bibelkritik, Tradition und Moderne.
- Quote paper
- Bachelor of Arts Paula Svoboda (Author), 2011, Religionskritik in Gutzkows "Wally, die Zweiflerin" und ihre Wechselwirkungen mit der Zensur, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/172498