Die vorliegende Bachelorarbeit beschäftigt sich mit dem Klaviertrio Nr. 1 op. 8 von Johannes Brahms. Mit diesem Klaviertrio liegt insofern ein einzigartiges Werk vor, dass es einmalige Rückschlüsse auf seine kompositorische Entwicklung zulässt. Einmalig deshalb, weil von diesem Klaviertrio zwei verschiedene Versionen existieren. Zwischen dem Erscheinen der ersten und zweiten Fassung liegen 37 Jahre, trotzdem ließ Brahms beide Fassungen gleichberechtigt nebeneinander existieren. Es stellt sich hier die grundsätzliche Frage, weshalb er das tat.
Weitere Fragen sind: Ist es vielleicht der Traditionalist Brahms, der dem Jugendwerk den unkonventionellen, teilweise unberechenbaren Stil nehmen möchte? Oder ist es „Brahms der Fortschrittliche“ , der dieses Werk nach den neuesten Erkenntnissen, persönlichen Entwicklungen modernisieren möchte? Brahms, als seriöser alter Herr, hat in dieser Zeit auch seine Jugendbriefe von Clara Schumann (1819-1896) zurückgefordert, um sie im Rhein zu versenken. Wollte er möglicherweise zu persönliche Offenbarungen – Zitate von Schuberts Lied Am Meer oder aus dem Liederzyklus An die ferne Geliebte von Beethoven, die natürlich unmittelbar mit der Beziehung zu Clara Schumann in Verbindung gesetzt werden – aus dem Werk entfernen? Inwieweit hat sich Brahms in den späten Jahren von seinem Alter Ego Kreisler jun. distanziert und nimmt nun besonders solche Momente im Werk heraus, die dem wilden, unberechenbaren Charakter dieser Romanfigur entsprechen? Nimmt Brahms auch bewusst mehr Rücksicht auf die Instrumentalisten und vereinfacht er manche Stellen im Werk?
Ich denke, wegen all dieser interessanten Möglichkeiten und Rückschlüsse ist wohl kein anderes Werk Brahms besser geeignet, als das Klaviertrio mit den beiden Fassungen, um seine persönliche und kompositorische Entwicklung darzustellen.
Nach der Quellenbeschreibung folgt ein kurzer Abriss der Entstehungsgeschichte beider Fassungen mit kontextbezogenen biografischen Informationen. In der Analyse und im Vergleich beider Versionen werde ich mich wegen der besseren Übersicht an die Form der einzelnen Sätze halten und wichtige Merkmale sowie Unterschiede angeben. Nachdem diese Verschiedenheiten aufgezeigt wurden, wird die Wirkung dieser Unterschiede auf das neue Werk und somit natürlich auch die Wirkung auf den Hörer im Fokus meiner Betrachtungen stehen. Das Resümee stellt die in der Arbeit gewonnenen Resultate noch einmal in kompakter Form dar.
Inhalt
Einleitung
1. Zur Quellenproblematik des Klaviertrios
2. Entstehungsgeschichte des Klaviertrios im biografischen Kontext
2.1 Kurzbiografie Brahms‘
2.2 Erstfassung
2.3 Spätfassung
3. Ästhetik und Literatur bei Johannes Brahms
3.1 Literarische Bildung Brahms’
3.2 Johannes Kreisler
3.3 Zum Umgang mit dem Kreisler-Pseudonym in Brahms‘ Werken
4. Gattungsgeschichtlicher Kontext des Klaviertrios und frühe Rezeption
5. Analyse beider Fassungen im Vergleich
5.1 Allgemeiner Überblick zum Werk
5.2 Erster Satz
5.3 Zweiter Satz
5.4 Dritter Satz
5.5 Vierter Satz
6. Folgen der Veränderungen auf das revidierte Werk
6.1 Erster Satz
6.2 Zweiter Satz
6.3 Dritter Satz
6.4 Vierter Satz
7. Schlussbetrachtungen
Literatur- und Quellenverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
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