Kein anderes Thema hat eine solch hohe Präsenz in den Medien und bewegt das Zeitgeschehen über eine ähnlich lange Zeitspanne hinweg wie der Nahostkonflikt. Eine Meldung jagt die andere: Gewalt, Gegengewalt, Friedensverhandlungen, Friedensbruch, „Terror“, Selbstmordattentate, Besetzung palästinenscher Gebiete, Bombenexplosionen etc.
Um die Hintergründe des Nahostkonflikts besser zu verstehen, begann ich mich mit der Vergangenheit des Nahen Ostens zu beschäftigen. Gerade die aktuellen Ereignisse in Israel scheinen unverständlich und chaotisch, wenn man die Hintergründe der einzelnen Parteien nicht kennt. Die Situation im Nahen Osten gleicht einem ständig brodelnden Unruheherd, der von verschiedenen, einander überlagernden Spannungsfeldern geprägt wird. In meiner Arbeit möchte ich der Frage nachgehen, welche Kräfte nach der Suezkrise von 1956 dazu geführt haben, dass im Juni 1967 die Situation im Nahen Osten erneut heftig eskalierte. Wieso hat die ägyptische Führung im Mai 1967 geradezu einen Kollisionskurs eingeschlagen? Und was hat Israel dazu bewegt, einen Überraschungsangriff zu wagen?
Ich habe mich für den Kontext des Sechstagekriegs entschieden, weil ich glaube, dass dieses Ereignis des Jahres 1967, eine enorme Ausstrahlungskraft bis in unsere heutigen Tage hat. Der Sechstagekrieg vom 5.-10. Juni 1967 war nach dem Unabhängigkeitskrieg und der Suezkrise die dritte grosse Schlacht zwischen den Arabern und Israelis innerhalb von 20 Jahren. Die militärische Niederlage war eine bittere Erfahrung für Ägypten, Jordanien und Syrien. Die wirtschaftlichen Folgen waren schwerwiegend, besonders für Ägypten und Jordanien. Keines der alten Probleme wurde durch diesen Krieg gelöst, im Gegenteil: Es wurden zum Teil sogar noch neue unheilvollere Schwierigkeiten durch die Besetzung der zuvor arabischen Gebiete geschaffen. Die Existenzbedingungen der im Westjordangebiet und im Gaza-Streifen lebenden Palästinenser veränderten sich grundlegend und das Flüchtlingsproblem nahm neue Dimensionen an. Die Politik der Besatzungsmacht verstärkte den Widerstand und führte zur Bildung der wichtigsten Organisationen der palästinensischen Nationalbewegung. Gerade mit dem Problem der von Israel besetzten Gebiete ist die Territorialfrage abermals aufgeworfen worden und zwar in gewaltigerem Ausmass als je zuvor.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Kurze Darstellung der Ereignisse vom Mai/Juni 1967
- 2. Gründe und Hintergründe für den Ausbruch des Sechstagekriegs
- 2.1 Zusammenprall zweier Nationalismen
- 2.1.1 Zionismus
- 2.1.2 Arabischer Nationalismus
- 2.2 Hartnäckige aktive Nichtanerkennungs-Politik der Araber
- 2.3 Panarabische Bündnispolitik und ihre nicht zu unterschätzende propagandistische Wirkung
- 2.4 Verschärfung der Lage in den syrisch-israelischen Grenzregionen
- 2.4.1 Syriens neue Politik
- 2.4.2 Die El-Fatah-Bewegung
- 2.5 Die ägyptische Rolle im Nahen Osten
- 2.6 Die Angst vor der existentiellen Bedrohung des Staates Israel
- 2.7 Die Internationalisierung des Nahostkonflikts
- 2.7.1 Der Kalte Krieg im Nahen Osten
- 2.7.2 Das Wettrüsten
- 2.8 Gründe für Israels Überraschungsangriff am 5. Juni 1967
- 2.1 Zusammenprall zweier Nationalismen
- Nachwort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die Hintergründe des Sechstagekriegs von 1967. Sie möchte die Kräfte identifizieren, die zur Eskalation und zum Kriegsausbruch beitrugen, indem sie die Handlungen und Motive der beteiligten Akteure analysiert. Die Arbeit konzentriert sich auf den Zeitraum vor dem Krieg und analysiert die politischen, militärischen und ideologischen Faktoren, die zum Konflikt beitrugen.
- Der Zusammenprall von Zionismus und arabischem Nationalismus
- Die Rolle Ägyptens und Nassers im Nahostkonflikt
- Die Bedeutung der sowjetischen Einflussnahme
- Die Sicherheitsbedenken Israels und die strategische Bedeutung des Suezkanals
- Die Eskalation der Spannungen an den syrisch-israelischen Grenzen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema des Nahostkonflikts ein und beschreibt dessen andauernde Präsenz in den Medien. Sie benennt die Forschungsfrage: Welche Kräfte führten nach der Suezkrise von 1956 zur erneuten Eskalation im Juni 1967? Die Arbeit fokussiert sich auf den Sechstagekrieg als Ereignis mit anhaltender Bedeutung bis in die Gegenwart und hebt dessen weitreichende Folgen hervor, darunter die militärische Niederlage der arabischen Staaten und das zunehmende palästinensische Flüchtlingsproblem, welches die Territorialfrage weiter verschärfte.
1. Kurze Darstellung der Ereignisse vom Mai/Juni 1967: Dieses Kapitel beschreibt die Ereignisse im Vorfeld des Sechstagekriegs als überraschend und unerwartet. Es schildert die anfängliche relative Ruhe an den Grenzen und die Eskalation durch Zwischenfälle wie den Abschuss israelischer Flugzeuge über syrischem Gebiet. Die sowjetischen Behauptungen einer israelischen Truppenkonzentration an der syrischen Grenze werden dargestellt, ebenso wie die darauf folgende Aufforderung Ägyptens an die UN-Truppen zum Abzug und die Blockade der Straße von Tiran durch Ägypten als entscheidenden Wendepunkt. Das Kapitel betont die unerwartete Eigendynamik der Ereignisse und deren zunehmende Verstrickung der Akteure.
Schlüsselwörter
Sechstagekrieg, Nahostkonflikt, Zionismus, Arabischer Nationalismus, Nasser, Ägypten, Israel, Sowjetunion, Straße von Tiran, Suezkanal, Panarabismus, Sicherheitsbedenken, Eskalation, Krieg.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Sechstagekrieg
Was ist der Inhalt dieser Seminararbeit?
Diese Seminararbeit analysiert die Ursachen des Sechstagekriegs von 1967. Sie untersucht die politischen, militärischen und ideologischen Faktoren, die zur Eskalation des Konflikts führten, und konzentriert sich auf den Zeitraum vor dem Krieg. Die Arbeit beinhaltet eine Einleitung, eine kurze Darstellung der Ereignisse von Mai/Juni 1967, eine detaillierte Untersuchung der Gründe und Hintergründe des Krieges (inkl. Zionismus, arabischer Nationalismus, ägyptische Rolle, sowjetische Einflussnahme, Sicherheitsbedenken Israels etc.) und ein Nachwort. Zusätzlich werden Zielsetzung, Themenschwerpunkte, Kapitelzusammenfassungen und Schlüsselwörter bereitgestellt.
Welche Themenschwerpunkte werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt den Zusammenprall von Zionismus und arabischem Nationalismus, die Rolle Ägyptens und Nassers, die sowjetische Einflussnahme, die Sicherheitsbedenken Israels, die strategische Bedeutung des Suezkanals und die Eskalation der Spannungen an den syrisch-israelischen Grenzen.
Welche Ereignisse werden im Kapitel "Kurze Darstellung der Ereignisse vom Mai/Juni 1967" beschrieben?
Dieses Kapitel beschreibt die überraschende Eskalation der Ereignisse vor dem Sechstagekrieg. Es schildert anfängliche relative Ruhe, Zwischenfälle wie den Abschuss israelischer Flugzeuge über Syrien, sowjetische Behauptungen über israelische Truppenkonzentrationen, den Abzug der UN-Truppen auf ägyptische Forderung und die Blockade der Straße von Tiran durch Ägypten als entscheidenden Wendepunkt. Die unerwartete Eigendynamik und die zunehmende Verstrickung der Akteure werden hervorgehoben.
Welche Rolle spielten Zionismus und arabischer Nationalismus im Vorfeld des Krieges?
Die Arbeit analysiert den Zusammenprall dieser beiden Nationalismen als einen zentralen Faktor für den Ausbruch des Krieges. Der genaue Umfang dieser Analyse wird im Detail in Kapitel 2 erläutert.
Welche Rolle spielte Ägypten unter Nasser im Nahostkonflikt?
Die Rolle Ägyptens und Nassers wird als ein wichtiger Aspekt des Konflikts untersucht, einschließlich der Bedeutung der Blockade der Straße von Tiran.
Welche Bedeutung hatte die Sowjetunion im Vorfeld des Sechstagekriegs?
Die sowjetische Einflussnahme und ihre Rolle im Wettrüsten und im Kalten Krieg im Nahen Osten werden in der Arbeit untersucht.
Welche Sicherheitsbedenken hatte Israel?
Die Sicherheitsbedenken Israels und die strategische Bedeutung des Suezkanals werden als wesentliche Motivatoren für Israels Handeln analysiert.
Was sind die Schlüsselwörter der Arbeit?
Die Schlüsselwörter umfassen Sechstagekrieg, Nahostkonflikt, Zionismus, Arabischer Nationalismus, Nasser, Ägypten, Israel, Sowjetunion, Straße von Tiran, Suezkanal, Panarabismus, Sicherheitsbedenken, Eskalation und Krieg.
Was ist die Forschungsfrage der Arbeit?
Die zentrale Forschungsfrage lautet: Welche Kräfte führten nach der Suezkrise von 1956 zur erneuten Eskalation im Juni 1967?
Welche Folgen des Sechstagekriegs werden erwähnt?
Die militärische Niederlage der arabischen Staaten und das zunehmende palästinensische Flüchtlingsproblem, welches die Territorialfrage weiter verschärfte, werden als weitreichende Folgen des Krieges genannt.
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- Edgar Hegner (Author), 2003, Hintergründe des Sechstagekriegs von 1967 - Welche Kräfte förderten die Eskalation und den Kriegsausbruch am 5. Juni 1967?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/17212