Ernst Jünger erlangte seine übernationale Bekanntheit als Schriftsteller vor allem durch die literarische Verarbeitung seiner Kriegserlebnisse im ersten Weltkrieg. Während der unruhigen Nachkriegszeit und der Weimarer Republik veröffentlichte er als Journalist eine Vielzahl von Artikeln und Essays mit größtenteils radikaler Stoßrichtung und starkem Rechtsdrang. Obwohl er den Nationalsozialismus anfangs unterstützte und förderte, lehnte er später wiederholt Reichstagsmandate für die NSDAP ab und stellte sich auch öffentlich mehr oder weniger direkt gegen das Regime – was bekanntermaßen nicht ungefährlich war. In der Strömung der Konservativen Revolution, zu der neben Thomas Mann, Oswald Spengler, Carl Schmitt und anderen auch Ernst Jünger gezählt wird, nimmt er aufgrund seiner zeitweise undurchsichtigen Positionen die wohl sonderbarste Stellung ein - und bot damit eine breite Angriffsfläche für Kritiker aus sämtlichen Lagern. Jünger begeisterte dabei durch hohes sprachliches Niveau, außergewöhnliche Verknüpfung von Realität und Fiktion und polarisierte mit häufig radikalen und ungewöhnlichen Ansichten. Auch nach 1945 und einem vorübergehenden Publikationsverbot ist auffällig, dass die Veröffentlichungen in unterschiedlichster Weise interpretiert, kritisiert und gelobt werden, bei einer stets unnormalen Zusammensetzungen der Lager von Gegnern und Fürsprechern. Spätestens mit seinem 1951 veröffentlichten Essay „Der Waldgang“ bewegte sich Ernst Jünger tendenziell in Richtung eines „konservativen Anarchismus“, der in unterschiedlichster Weise ausgelegt wurde. Auch in den folgenden Jahren taucht das Thema immer wieder mehr oder weniger deutlich in Veröffentlichungen auf. 1977 greift Jünger in seinem Roman „Eumeswil“ das Thema Anarchismus und Widerstand nochmals ausführlich auf und entwirft dabei gewissermaßen ein Gegenmodell zu seinem im Waldgang entwickelten Menschentypus des Waldgängers: den Anarchen. Durch die Analyse der beiden Idealtypen, ihre Stellung in Sachen Menschenbild, Einschätzung der allgemeinen Lage, Freiheit, Gefahr und Ausweg, werden Parallelen und Unterschiede aufgezeigt. Zusätzlich wird die Integration von Versatzstücken Max Stirners „Einzigem“ untersucht, sowie die Punkte herausgearbeitet, die der Konzeption des Einzigen Stirners entgegenstehen. Ein abschließendes Fazit versucht, die Konzepte des Waldgängers und Anarchen, nochmals gegenüberzustellen und dabei vor allem den Unterschied im erzählerischen Rahmen der beiden Bücher festzumachen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Waldgang
- Überblick
- Form und Aufbau
- Inhalt
- Der Urnengang
- Die Bedrohung
- Furcht
- Der Wald
- Das Schiff
- Der Waldgang
- Der Waldgänger als Typus
- Flucht in die Fiktion
- Mensch und Gesellschaft
- Freiheit
- Sprache als Schlüssel
- Eumeswil
- Überblick
- Form und Aufbau
- Inhalt
- Weltpolitische Lage
- Posthistoire
- Martin Venator - Der Anarch
- Machthaber Eumeswils
- Politische Situation
- Staat und Individuum
- Der Anarch
- Anarchist und Partisan
- Freiheit in Eumewils
- Der Wald: Umgebung und Fluchtort
- Vergleich von Waldgänger und Anarch
- Historische Umgebung
- Menschenbild
- Geschichtsverständnis
- Begründung des Widerstandes
- Widerstand in der Praxis
- Waldgänger und Anarch in Eumeswil
- Waldgänger, Anarch und Einziger
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Ernst Jüngers Konzepte des „Waldgängers“ und des „Anarchen“, wie sie in seinen Werken „Der Waldgang“ und „Eumeswil“ dargestellt werden. Ziel ist es, die beiden Idealtypen zu vergleichen und ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede hinsichtlich Menschenbild, Geschichtsverständnis, Freiheit und Widerstand zu analysieren. Dabei wird auch die Rolle des „Einzigen“ nach Max Stirner beleuchtet.
- Vergleich der Konzepte „Waldgänger“ und „Anarch“ bei Ernst Jünger
- Analyse des Menschenbildes in beiden Werken
- Untersuchung des Geschichtsverständnisses bei Jünger
- Bedeutung von Freiheit und Widerstand in Jüngers Schriften
- Einfluss von Max Stirners „Einzigem“ auf Jüngers Denken
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung beleuchtet Ernst Jüngers Leben und Werk im Kontext der Konservativen Revolution und seiner ambivalenten Haltung zum Nationalsozialismus. Sie führt in die Thematik des „konservativen Anarchismus“ ein und kündigt den Vergleich von Jüngers „Waldgänger“ und „Anarchen“ an, wobei auch die Relevanz von Max Stirners „Einzigem“ hervorgehoben wird.
Der Waldgang: Der Essay „Der Waldgang“ analysiert Auswege aus dem nihilistischen Technokratismus der Moderne. Jünger beschreibt den „Waldgänger“ als Einzelkämpfer, der sich dem System widersetzt und die Todesfurcht überwinden muss. Der Text verbindet politische Philosophie, Literatur und Theologie, um den Widerstand des Individuums gegen die „Klauen des Leviathan“ zu rechtfertigen. Die Sprache wird als entscheidendes Werkzeug im Kampf gegen die Übermacht des Systems dargestellt. Das Buch verwendet Bilder und Gleichnisse (Wald, Schiff, Brunnen) um den Kampf des Individuums zu veranschaulichen und die Überlegenheit des Musischen über das Technische zu betonen.
Eumeswil: In „Eumeswil“ präsentiert Jünger den „Anarchen“ als Gegenmodell zum „Waldgänger“. Der Roman entwirft eine fiktive Welt, in der die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse analysiert werden. Die Analyse beleuchtet die politische Situation, das Verhältnis von Staat und Individuum und die verschiedenen Formen des Widerstands. Der „Anarch“ wird als eine Figur dargestellt, die in einer dystopischen Gesellschaft Widerstand leistet, wobei die Grenzen zwischen Anarchist und Partisan verwischt sind. Der Wald fungiert hier als Ort der Flucht und der Rückzugsmöglichkeit.
Schlüsselwörter
Ernst Jünger, Waldgänger, Anarch, Konservative Revolution, Widerstand, Nihilismus, Freiheit, Staat und Individuum, Max Stirner, Der Einzige, Eumeswil, Der Waldgang, Sprachphilosophie, politische Philosophie, Mythologie.
Häufig gestellte Fragen zu Ernst Jüngers "Der Waldgang" und "Eumeswil"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit vergleicht und analysiert die Konzepte des „Waldgängers“ und des „Anarchen“ in Ernst Jüngers Werken „Der Waldgang“ und „Eumeswil“. Im Fokus stehen Gemeinsamkeiten und Unterschiede in Bezug auf Menschenbild, Geschichtsverständnis, Freiheit und Widerstand. Der Einfluss von Max Stirners „Einzigem“ wird ebenfalls untersucht.
Welche Themen werden in "Der Waldgang" behandelt?
"Der Waldgang" analysiert Wege aus dem nihilistischen Technokratismus der Moderne. Jünger beschreibt den „Waldgänger“ als Einzelkämpfer, der sich dem System widersetzt und die Todesfurcht überwinden muss. Der Text verbindet politische Philosophie, Literatur und Theologie, um den Widerstand des Individuums zu rechtfertigen. Sprache, als Werkzeug im Kampf gegen die Übermacht des Systems, und Bilder (Wald, Schiff, Brunnen) spielen eine zentrale Rolle.
Welche Themen werden in "Eumeswil" behandelt?
In „Eumeswil“ präsentiert Jünger den „Anarchen“ als Gegenmodell zum „Waldgänger“. Der Roman beschreibt eine fiktive Welt, in der die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse analysiert werden. Die Analyse beleuchtet die politische Situation, das Verhältnis von Staat und Individuum und die verschiedenen Formen des Widerstands. Der „Anarch“ wird als Widerstandskämpfer in einer dystopischen Gesellschaft dargestellt, wobei die Grenzen zwischen Anarchist und Partisan verwischt sind. Der Wald dient als Flucht- und Rückzugsort.
Wie werden "Waldgänger" und "Anarch" verglichen?
Der Vergleich umfasst die historische Umgebung, das Menschenbild, das Geschichtsverständnis, die Begründung und Praxis des Widerstands. Die Arbeit beleuchtet die Figuren des "Waldgängers" und des "Anarchen" im Kontext von "Eumeswil" und untersucht deren Beziehung zum Konzept des "Einzigen" nach Max Stirner.
Welche Rolle spielt Max Stirner?
Die Arbeit untersucht den Einfluss von Max Stirners Konzept des „Einzigen“ auf Jüngers Denken und wie sich dieser Einfluss auf die Konzepte des „Waldgängers“ und des „Anarchen“ auswirkt.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Ernst Jünger, Waldgänger, Anarch, Konservative Revolution, Widerstand, Nihilismus, Freiheit, Staat und Individuum, Max Stirner, Der Einzige, Eumeswil, Der Waldgang, Sprachphilosophie, politische Philosophie, Mythologie.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, Jüngers Konzepte des „Waldgängers“ und des „Anarchen“ zu vergleichen und Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede bezüglich Menschenbild, Geschichtsverständnis, Freiheit und Widerstand zu analysieren.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, Kapitel zu "Der Waldgang" und "Eumeswil", einen Vergleich beider Konzepte und ein Fazit. Sie enthält ein Inhaltsverzeichnis, eine Zusammenfassung der Kapitel und eine Liste der Schlüsselwörter.
- Quote paper
- Florian Kreier (Author), 2009, Ernst Jüngers Widerstandstypen im Vergleich: Waldgänger und Anarch, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/172074