In dieser Arbeit wird dem Einfluss einer wirtschaftlichen Integration auf die Konzentration und Agglomeration eines Landes nachgegangen. In der Theorie zur Konzentration wird deutlich, dass zwei verschiedene Theorien existieren – der U Kurven Effekt und der
Bifurkations-Ansatz. Für die Erklärung von Agglomerationen bestehen ebenfalls widersprüchliche Modelle. In einem empirischen Teil wird die Konzentration von Belgien, den Niederlanden, Norwegen und der Schweiz im Zuge des europäischen Binnenmarktes berechnet. Es zeigt sich dabei, dass es in Belgien und den Niederlanden als EU-Mitglieder
seit Einführung dieses Binnenmarktes zu einer deutlich stärkeren Konzentration kam, während diese in Norwegen und der Schweiz abnahm resp. stagnierte.
Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitung
2. Konzentration und Agglomeration in der Literatur
2.1 Weltwirtschaftliche Integration und Konzentration
2.2 Weltwirtschaftliche Integration und Agglomeration
3. Theorie zur Erklärung von Konzentration und Agglomeration
3.1 Definition von Konzentration
3.2 Definition von Agglomeration
3.3 Zentripetale Einflüsse auf die Konzentration und Agglomeration
3.4 Zentrifugale Einflüsse auf die Konzentration und Agglomeration
3.5 Konzentration und Agglomeration von Dienstleistungen
3.6 Theoretische Modelle zu Konzentration und Agglomeration
3.7 Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Agglomeration und Konzentration
3.8 Konzentration und Agglomeration bei weltwirtschaftlicher Integration
4. Empirie zu Konzentration und Agglomeration
4.1 Empirische Methoden und bisherige Studien
4.2 Berechnung der Konzentration in ausgewählten europäischen Ländern
4.3 Ergebnisse der Berechnungen zur Konzentration
4.4 Interpretation der Ergebnisse zur Konzentration
4.5 Berechnung zur Agglomeration in der Schweiz
5. Fazit
Literaturverzeichnis
Anhang
Anhang A: Locational Gini Koeffizienten
Anhang B: Details zu den Berechnungen der Konzentration
Anhang C: Verwendete Datensätze
Anhang D: Resultate der Berechnungen zur Konzentration
Anhang E: Resultate der Berechnungen zur Konzentration (nur 2. Sektor)
Anhang F: Resultate der Berechnungen zur Agglomeration der Schweiz
1. Einleitung
In den letzten Jahren und Jahrzehnten hat das Volumen des internationalen Handels stetig zugenommen. Handelsschranken wurden abgebaut und die Kosten für den Transport von Gütern nahmen ab. Aus wirtschaftsgeographischer Sicht ist es interessant, die Auswirkungen dieser gesteigerten weltweiten Integration zu analysieren. In der herkömmlichen Wirtschaftstheorie werden Länder grundsätzlich als dimensionslose Punkte modelliert, die Frage der optimalen Aufteilung von Unternehmen und Produktionsfaktoren innerhalb eines Landes wird somit nicht gestellt. Es waren deshalb meist Geographen, die sich mit dieser Thematik beschäftigt haben (siehe z.B. von Thünen, [1850] 1910; Christaller, 1933; Lösch, 1940). Es gab aber auch einige Nationalökonomen wie Alfred Weber (1909), die sich bereits vor fast 100 Jahren Gedanken zum optimalen Standort von Industrien machten. Erst Paul Krugmans Geography and Trade (1991a) führte jedoch dazu, dass sich deutlich mehr Ökonomen für die Wirtschaftsgeographie begeistern liessen. So fällt es auf, dass in den vergangenen 15 Jahren viele Arbeiten von Ökonomen zu wirtschaftsgeographischen Theorien veröffentlicht wurden.
In dieser Arbeit wird der Frage nachgegangen, welchen Einfluss eine weltwirtschaftliche Integration eines Landes auf die Konzentration einzelner Branchen in gewissen Regionen dieses Landes hat und wie sich die Grösse von Agglomerationen im Zuge einer solchen ökonomischen Öffnung verändert. Diese Aspekte werden bei aussenwirtschaftlichen Überlegungen oft vernachlässigt, obwohl sie für die Entwicklung eines Landes eine wichtige Rolle spielen. Konkret ist es für die Schweiz beispielsweise interessant, wie sich ein EU-Beitritt auf die Verteilung der Branchen auswirken würde und welchen Einfluss eine solche Integration auf die Agglomerationen hätte. Ein spezielles Augenmerk wird auf die Dienstleistungen gerichtet, denn viele Publikationen vor allem zur Konzentration analysieren lediglich den industriellen Sektor. Vor dem Hintergrund, dass in den westlichen Ländern der 3. Sektor in der Regel über die Hälfte des Bruttoinlandproduktes ausmacht, ist diese Vernachlässigung unbedingt zu überdenken.
Diese Arbeit ist so aufgebaut, dass im nächsten Kapitel einige Studien zu Konzentration und Agglomeration aufgezeigt werden. Es zeigt sich, dass in der Literatur teilweise widersprüchliche Implikationen auftreten. Der dritte Teil umfasst die theoretische Herleitung des Einflusses von Integration auf die Entwicklung von Konzentration und Agglomeration. Es werden dazu einige Theorien analysiert und auf ihre Anwendung im vorliegenden Fall untersucht. Das vierte Kapitel beinhaltet wichtige empirische Erkenntnisse bisheriger Studien sowie die eigene Berechnung der Konzentration in einigen europäischen Ländern. Zusätzlich wird die Veränderung der Agglomeration in der Schweiz an zwei Beispielen aufgezeigt. Das Fazit fasst die wichtigsten Erkenntnisse zusammen.
2. Konzentration und Agglomeration in der Literatur
Für die Wirtschaftspolitik eines Landes ist es wichtig zu wissen, ob die Konzentration einzelner Branchen in gewissen Regionen bei einer wirtschaftlichen Öffnung der Grenzen zu- oder abnimmt. Zusätzlich ist es interessant, ob die Agglomerationen resp. Städte bei einer solchen Integration in den Weltmarkt grösser oder kleiner werden. Je nach Resultat können Strukturprobleme frühzeitig erkannt und allfällige Massnahmen darauf ausgerichtet werden.
In diesem Kapitel werden erst einige zentrale Theorien zur Konzentration von Branchen in gewissen Regionen erläutert, die zum Teil zu widersprüchlichen Aussagen bezüglich des Ergebnisses bei gesteigerter Integration kommen. Im Weiteren wird auf einige empirische Studien eingegangen, die ebenfalls nicht immer zu gleichen Resultaten kommen. Im zweiten Teil dieses Kapitels wird in einige theoretische und empirische Arbeiten zu Agglomerationen eingeführt, die verschiedene Implikationen bei wirtschaftlicher Integration aufweisen.
2.1 Weltwirtschaftliche Integration und Konzentration
Paul Krugman ist wie bereits angesprochen ein Vorreiter bei der Analyse von geographischer Konzentration. In Krugman (1991b) erarbeitet er ein formales Modell, das inzwischen als das Core Model der Wirtschaftsgeographie bekannt ist (vgl. Brakman et al., 2001). Dabei kommt er zum Schluss, dass abnehmende Transportkosten eindeutig zu stärkerer geographischer Konzentration führen (siehe auch Krugman, 1998). In einer anderen Publikation leitet er hingegen zusammen mit Anthony Venables (Krugman und Venables, 1995) ein Zentrum/Peripherie-Modell her, dass zu einem anderen Ergebnis kommt: Bei abnehmenden Transportkosten wird die Konzentration zwar auch verstärkt, jedoch nur bis zu einem gewissen Punkt. Bei weiter sinkenden Transportkosten verteilen sich die verschiedenen Branchen dann wieder gleichmässig über die Regionen. Dieses Phänomen wird als U Kurven Effekt bezeichnet (vgl. Brülhart, 1998b). Abnehmende Transportkosten stehen in der Literatur oft als Approximation für zusätzliche wirtschaftliche Integration, denn die ökonomische Öffnung eines Landes hat tiefere Transportkosten über die Landesgrenze zur Folge.
Um die verschiedenen theoretischen Implikationen zu testen, werden empirische Studien verwendet. Marius Brülhart kommt bei verschiedenen Untersuchungen zum Schluss, dass die Konzentration in Europa in den letzten 30 Jahren tendenziell zugenommen hat (Brülhart, 1998b; 2001a; 2001b; Brülhart und Torstensson, 1998; Brülhart und Traeger, 2005). Amiti (1997) kommt bei ihren Berechnungen ebenfalls zu einer zunehmenden Konzentration in Europa. Midelfart-Knarvik et al. (2000) kommen zum Ergebnis, dass die europäische Konzentration in den 1970er Jahren ab- und in den 80er und 90er Jahren zugenommen hat. Die Empirie zu den USA gibt ein ziemlich eindeutiges Bild ab: Gemäss Kim (1995) nahm die Konzentration von 1860 bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu, flachte dann ab und sank kontinuierlich seit 1930. Die abnehmende Konzentration in den letzten Jahrzehnten deckt sich mit den Berechnungen von Krugman (1991a) und Dumais et al. (2002).
Unter der Annahme, dass die Transportkosten während den letzten Jahrzehnten stetig abnahmen, stärkt somit die Konzentration in den USA die U Kurven Effekt Theorie, während Europa entweder dem Core Modell von Krugman (1991b) folgt oder sich auf der U Kurve noch im Bereich von zunehmender Konzentration befindet. Eine allgemeingültige Antwort ist damit aber noch nicht gegeben.
2.2 Weltwirtschaftliche Integration und Agglomeration
Die Analyse des Einflusses von weltwirtschaftlicher Integration auf Agglomerationen ist in der Literatur oft eng verbunden mit der Konzentration. Häufig wird kein Unterschied gemacht zwischen Regionen und Agglomerationen. Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es aber, Konzentration (die sich auf ganze Regionen bezieht) und Agglomeration (die sich auf Städte beschränkt) zu trennen. Daher ist es von grosser Bedeutung, die Annahmen und Ziele der jeweiligen Studien genau zu betrachten.
Gemäss Mills (1967) ist die Stadt- resp. Agglomerationsgrösse ein Trade-off zwischen zunehmenden internen Skalenerträgen und Transportkosten. Bei konstanten Skalenerträgen gäbe es dabei keine Städte, denn jeder Haushalt hätte quasi eine eigene Fabrik im Garten, um Transportkosten zu sparen (backyard capitalism). Andererseits würde die Absenz von Transportkosten gemäss Mills zu einer einzigen Weltstadt führen, um die zunehmenden Skalenerträge voll auszuschöpfen (world megalopolis).
Henderson (1974) geht bei grossen Städten jedoch vom Nachteil aus, dass die Wohnkosten hoch sind und der Berufsverkehr stockend ist. Er nimmt deshalb nicht an, dass eine einzige Weltstadt die beste Lösung sei. Der Vorteil der internen Skalenerträge führt in seinem Modell dazu, dass sich sämtliche Agglomerationen auf genau ein Gut spezialisieren. Dieses eine Gut pro Stadt wird dann zwischen den Agglomerationen gehandelt, so dass in sämtlichen Städten viele Güter angeboten werden, jedoch nur ein Gut produziert wird. Damit umgeht man die oben genannten Nachteile von Grossstädten, kann aber trotzdem von zunehmenden Skalenerträgen profitieren.
Tabuchi (1998) ergänzt das Modell von Henderson (1974) mit dem Modell von Krugman (1991b) und erhält je nach gewählten Parametern entweder einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Transportkosten und Agglomeration oder eine u förmige Kurve, ähnlich wie bei der Theorie zur Konzentration. Der eindeutige Verlauf folgt aber gerade dem umgekehrten Pfad als bei Mills (1967). Abnehmende Transportkosten führen bei Tabuchi (1998) also von Grossstädten hin zu Gleichverteilung.
In der Empirie zu Agglomerationen und Städten sind sich sämtliche Experten in einem Punkt einig: Die Einwohner- und Beschäftigtenzahl in praktisch allen Agglomerationen der Welt wuchs in den letzten 100 Jahren. Dies ist nicht weiter verwunderlich, denn die Erdbevölkerung hat ebenfalls zugenommen. Die Gründe, weshalb gewisse Städte schneller wachsen als andere, sind nicht eindeutig und bedürfen einer Erklärung. Speziell der Einfluss von Transportkosten auf die Grösse der Agglomerationen ist für die vorliegende Arbeit interessant.
Combes und Lafourcade (2005) haben eine ausführliche empirische Studie über regionale Unterschiede in Frankreich durchgeführt. Sie benützen Daten über die Transportkosten zwischen 341 französischen Bezirken. Dabei kommen sie zum Ergebnis, dass die Grösse der Agglomerationen in Abhängigkeit von abnehmenden Transportkosten deutlich zugenommen hat.
Glaeser et al. (1992) berechnen für die USA, dass es für die Entwicklung einer Stadt negativ ist, wenn sie auf wenige Industrien spezialisiert ist. Umgekehrt wachsen diejenigen Agglomerationen schneller, die eine hohe innerstädtische Konkurrenz und Diversität aufweisen. Die Autoren begründen diese empirischen Erkenntnisse damit, dass für bestehende Städte die intra -industriellen Spillovers nicht so wichtig seien wie die inter - industriellen Spillovers.
Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass es für den Einfluss der Transportkosten auf die Grösse der Agglomeration vor allem empirisch deutlich weniger Studien gibt als für die Entwicklung von Konzentration. Dies hängt wohl damit zusammen, dass die Transportkosten zwischen Agglomerationen schwieriger zu berechnen sind als diejenigen zwischen Regionen und vor allem Ländern.
3. Theorie zur Erklärung von Konzentration und Agglomeration
In diesem Kapitel werden die beiden zentralen Begriffe dieser Arbeit – Konzentration und Agglomeration – definiert. Im Gegensatz zu Fujita und Thisse (1996) werden die Begriffe nicht gleichgesetzt. Im Gegenteil, die Differenzierung ist eine wichtige Aufgabe dieser Arbeit und es gilt, die beiden Definitionen sorgfältig voneinander zu trennen.
Zur Erklärung von Konzentration existieren unzählige Arbeiten und diverse Ansätze. Ein Punkt, in dem sich die meisten Wissenschaftler einig sind, ist derjenige, dass die Vergangenheit einen Einfluss auf die gegenwärtige geographische Aufteilung der Branchen hat. Dieses Phänomen ist unter dem Begriff „history matters“ bekannt (siehe z.B. Krugman, 1991a, S. 20). So haben frühere, teilweise zufällige Entwicklungen zur Folge, dass sich heute gewisse Branchen in bestimmten Regionen durchgesetzt haben. Die heute starke Stellung auf dem Pharmamarkt beispielsweise verdankt die Region Basel der Herstellung von Farbstoffen und später von Chemikalien im 18. und 19. Jahrhundert, auf Basis deren sich die Pharmabranche entwickeln konnte. Es gibt unzählige weitere Beispiele, wie die Vergangenheit einen grossen Einfluss auf die heutige Konzentration und Agglomeration gehabt hat (siehe z.B. Arthur, 1990). Cronon (1991) teilt die Vorteile von Standorten in first nature und second nature auf. Ersteres bezieht sich auf die naturgegebenen Vorteile, während second nature die menschlichen Einflüsse beschreibt. Ähnlich verhält es sich mit Agglomerationen. Überall auf der Welt existieren Städte. Zum Teil können sie mit natürlichen Vorteilen erklärt werden (z.B. Basel direkt am Rhein), manchmal scheinen aber andere Einflüsse eine grössere Rolle zu spielen (Zürich liegt an keinem derart grossen Wasserweg wie Basel, ist aber heute die grössere Stadt). In der vorliegenden Arbeit soll aber weniger der Frage nachgegangen werden, weshalb gewisse Branchen gerade in den jeweiligen Regionen spezialisiert sind und weshalb sich Agglomerationen an gewissen Standorten gebildet haben, sondern eher, welche Gründe dafür sprechen, dass sich eine beliebige Unternehmung in der Nähe der Konkurrenz resp. in einer Agglomeration niederlässt. Andererseits gibt es sicher auch Einflüsse, die genau das Gegenteil bewirken. Die Eruierung dieser Einwirkungen und der Einfluss von stärkerer weltwirtschaftlicher Integration auf Konzentration und Agglomeration in der Theorie stehen deshalb im Zentrum dieses Kapitels.
Um allfällige Unklarheiten zu den verwendeten Begriffen zu vermeiden erläutern die ersten beiden Abschnitte dieses Kapitels diejenige Definition von Konzentration und Agglomeration, die in der vorliegenden Arbeit verwendet wird. Während in den darauf folgenden beiden Teilen der Arbeit die zentripetalen und zentrifugalen Kräfte sowohl für Konzentration als auch für Agglomeration analysiert werden, wird im fünften Unterkapitel auf das Problem der Einbindung der Dienstleistungsindustrie in die bestehenden Theorien eingegangen. Abschnitt 3.6 fasst das konkrete Vorgehen und die daraus resultierenden Ergebnisse der wichtigsten Modelle zur Konzentration und Agglomeration zusammen. Das darauf folgende Unterkapitel zeigt die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der theoretischen Ansätze zur Erklärung von Konzentration und Agglomeration, worauf in Abschnitt 3.8 die theoretischen Folgerungen der verschiedenen Modelle auf die Konzentration und Agglomeration bei sich weltwirtschaftlich integrierenden Ländern aufgezeigt werden.
3.1 Definition von Konzentration
Konzentration ist ein sehr umfassender Begriff, der in der Ökonomie und speziell in der Wirtschaftsgeographie für verschiedene Erklärungen verwendet wird. So wird darunter z.B. eine Situation mit wenigen grossen Firmen verstanden, die jeweils hohe Marktanteile aufweisen (siehe z.B. Curry und George, 1983). Im Rahmen dieser Arbeit wird jedoch von einer anderen Definition ausgegangen: Konzentration beschreibt die überproportionale Häufung einer Branche innerhalb gewisser Regionen eines Landes. Falls also eine bestimmte Branche nur in einer Region vorhanden ist, dann handelt es sich um eine komplett in dieser Region konzentrierte Branche. Das Gegenteil von Konzentration wäre eine vollkommen proportionale Gleichverteilung der verschiedenen Branchen über die Regionen. In diesem Fall würden sämtliche Regionen den gleichen Anteil ihrer Beschäftigten in einer Branche besitzen. Dabei spielt die Grösse der verschiedenen Regionen keine Rolle. Wie bereits ersichtlich wurde, wird in der vorliegenden Arbeit von einer Konzentration auf der Ebene von Regionen ausgegangen, und nicht auf Länder- Ebene wie z.B. bei Brülhart (2001a). Dies ist ein wichtiger Punkt, denn viele Publikationen versuchen, die Konzentration zwischen Ländern und nicht innerhalb eines Landes zu erklären1. Weiter wird im Gegensatz zu Brakman et al. (2001) kein Unterschied zwischen Konzentration und Spezialisierung gemacht. Diese Begriffe werden in dieser Arbeit als Synonyme verwendet.
3.2 Definition von Agglomeration
Es gibt diverse Definitionen für Agglomerationen. Oft wird eine gewisse Anzahl Einwohner einer Stadt oder Umgebung als Voraussetzung für eine Agglomeration verwendet. In der Definition, die in dieser Arbeit verwendet wird, geht es jedoch nicht so sehr um absolute Zahlen, sondern mehr um die ökonomische Bedeutung einer Stadt. Sobald ein Ort der wirtschaftliche Mittelpunkt vieler Menschen darstellt, wird er als Agglomeration angesehen. Der Unterschied zur Konzentration liegt darin, dass es bei Agglomerationen nicht um die relative Wichtigkeit von einzelnen Branchen geht, sondern um sämtliche wirtschaftliche Aktivitäten unabhängig von der Branche. Dabei kann es vorkommen, dass zwei Regionen wirtschaftlich genau gleich aufgebaut und daher nicht spezialisiert sind, jedoch in beiden Regionen einige grosse Agglomerationen vorhanden sind. Umgekehrt wäre es auch denkbar, dass eine relativ unwichtige Branche vor allem in einem kleinen Ort produziert. Dabei tritt Konzentration, aber nur eine kleine Agglomeration auf. Ein Beispiel hierzu wäre die amerikanische Teppich-Industrie, die grösstenteils in Dalton angesiedelt ist, das knapp 30'000 Einwohner zählt.
Wichtig für den weiteren Verlauf dieser Arbeit ist die Unterscheidung insofern, da bei Konzentration zum Teil andere Kräfte einfliessen als bei Agglomeration.
3.3 Zentripetale Einflüsse auf die Konzentration und Agglomeration
Marshall (1920) erörterte bereits vor fast einem Jahrhundert drei Vorteile für Industrien, sich an wenigen Orten zu konzentrieren. Diese sind inzwischen als „ Marshallian externalities “ (Fujita und Thisse, 1996, S. 5) bekannt:
Erstens stellt der Wissensfluss (Knowledge Spillover) ausserhalb der einzelnen Unternehmen, aber innerhalb einer Region und innerhalb eines Wirtschaftszweiges eine Kraft dar, die Konkurrenten in die Nähe voneinander zieht2. Das Silicon Valley ist ein aktuelles Beispiel dazu. Dort werden die neusten Ideen teilweise auch ausserhalb der eigenen Firma besprochen und so weiterentwickelt. Für Informationstechnologie- Unternehmen ist es deshalb äusserst interessant, dort eine Niederlassung zu haben, um nicht die neusten Trends in der Branche zu verpassen.
Zweitens hat eine geographische Konzentration den Vorteil, dass Zwischenprodukte (Intermediate Inputs) kostengünstiger und auf die jeweilige Branche zugeschnitten eingekauft werden können3. In der Nähe einer konzentrierten Branche kann sich daher eine Zulieferindustrie etablieren, welche die Konzentration der ursprünglichen Branche weiter verstärkt. Die Schweizer Uhrenindustrie als Beispiel beherbergt neben der Fertigstellung von Uhrenprodukten auch eine Grosszahl von Unternehmen, die vorgelagerte Uhrenbestandteile herstellen.
Das dritte Argument von Marshall betrifft die Möglichkeit, in einer spezialisierten Region eher spezifisch ausgebildete Arbeitnehmer zu finden. Für spezifisch ausgebildete Arbeitnehmer ist es ihrerseits interessant, sich in der Region niederzulassen, deren Unternehmen diese spezifischen Fähigkeiten nachfragen (Labor Market Pooling)4. Als Beispiel dazu dient wiederum das Silicon Valley, denn ein IT-Unternehmen findet dort sicherlich einfacher neue Spezialisten als an einem Ort, an dem bisher keine solchen Firmen ansässig waren. Umgekehrt ist es für einen arbeitslosen Informatiker attraktiv, in die Nähe des Silicon Valley zu ziehen, weil er dort relativ gute Jobchancen hat.
Diese drei genannten Aspekte beziehen sich auf die Grösse der jeweiligen Branche in einer Region und sind unabhängig von der Grösse der Agglomeration als Ganzes. Sie sind also für eine einzelne Unternehmung extern, für die gesamte Branche an diesem Ort aber intern. Zudem lässt sich festhalten, dass diese Einflüsse zwar mehrheitlich bei Industrie-, aber teilweise auch bei Dienstleistungs-Unternehmen vorhanden sind. Silicon Valley beispielsweise beinhaltet zweifellos einige Produktionsstätten, aber ist wohl eher dank seinen Dienstleistungen bekannt und erfolgreich.
Neben diesen externen Skalenerträgen führt ein weiterer wichtiger Punkt zu Konzentration, derjenige der zunehmenden internen Skalenerträge. Sie kommen dann vor, wenn ein Produkt oder eine Dienstleistung in der Entstehung Fixkosten und konstante (oder abnehmende) Grenzkosten verursacht. In diesem Fall tendiert eine Unternehmung dazu, möglichst wenige Niederlassungen zu haben, um die Produktionskosten zu minimieren. Zunehmende interne Skalenerträge führen zwar nicht direkt zu Konzentration, da sie die Nähe zur Konkurrenz nicht voraussetzen. Gepaart mit den externen Skalenerträgen von Marshall ergeben sich aber Vorteile daraus, die möglichst wenigen Standorte in der Nähe von verwandten Firmen zu haben. Diese internen Skalenerträge treten sicherlich bei Industriebetrieben auf, deren Produktionsstätten hohe Fixkosten verursachen. Bei Dienstleistungs-Anbietern gibt es einige Branchen, die ebenfalls starke interne Skalenerträge aufweisen, wie z.B. Call-Center oder die Administration von Finanzdienstleistern. Für diese Teile der Ökonomie ist es von Vorteil, nur wenige Standorte zu wählen und dadurch Fixkosten einzusparen. Andererseits gibt es viele Dienstleistungs-Branchen, die nur wenige fixe, ortsgebundene Kosten verursachen, wie zum Beispiel Berater- oder Reinigungsfirmen. Für diese Wirtschaftszweige besteht ein kleinerer Anreiz, sich an einem Ort zu konzentrieren.
Die Erklärung von Agglomeration geht bis auf Johann Heinrich von Thünen zurück, der bereits 1850 die geographischen und ökonomischen Aspekte der Produktion von Gütern zusammenführte (siehe von Thünen, [1850] 1910). Gemäss Duranton und Puga (2000) können die agglomerationsfördernden Kräfte in drei Kategorien eingeteilt werden:
Die erste Erklärung basiert wie bei der Begründung von Konzentration auf Marshall (1920). Neben den externen Skalenerträgen, die soeben beschrieben wurden und die intern für die einzelnen Branchen sind, gibt es auch externe Skalenerträge, die extern für sämtliche Branchen an einem Ort wirken. Dies bedeutet mit anderen Worten, dass nicht nur die Nähe zu Unternehmungen der eigenen Branche zählt, sondern dass Firmen allgemein Vorteile haben, in der Nähe von Unternehmungen produzieren zu können. Diese Vorteile können verschieden ausgeprägt sein, sie reichen von branchenübergreifendem Knowledge Spillover über den leichteren Zugang zu branchenunspezifischen Zwischenprodukten bis hin zur erleichterten Suche nach unspezifisch ausgebildeten Arbeitskräften (siehe Marshall, 1920). Zudem ist eine gewisse Infrastruktur schon vorhanden, wenn andere Unternehmen bereits an einem Ort ansässig sind.
Der zweite Ansatz geht laut Duranton und Pugas (2000) ebenfalls von erleichtertem Zugang zu Halbfertigprodukten bei Agglomerationen aus. Dadurch kann die Endproduktion produktiver arbeiten und in einer Agglomeration können höhere Löhne bezahlt werden (siehe z.B. Ethier, 1982). Dies zieht wiederum weitere Arbeitskräfte an.
Von Helsley und Strange (1990) stammt der dritte Erklärungsansatz. Dieser zielt auf eine optimale Paarung (Matching) von Arbeitnehmern und Firmen ab. Dadurch ist eine höhere Spezialisierung der Arbeitskräfte möglich und es können ebenfalls höhere Löhne bezahlt werden.
Sämtliche drei genannten Vorteile von Agglomerationen nehmen mit zunehmender Grösse zu. Sie sind auch alle selbstverstärkend, d.h. die Vorteile einer Agglomeration ziehen zusätzliche Arbeitskräfte und Firmen an, die wiederum die Vorteile der Agglomeration verstärken. Arthur (1990) nennt dieses Phänomen „ positive feedback “.
Zusätzlich zu diesen externen Skalenerträgen von Agglomerationen führen analog zur Erklärung von Konzentration die internen Skalenerträge dazu, dass sich die Firmen an möglichst wenigen Standorten niederlassen möchten. Der Vorteil einer Produktion in einer Agglomeration ist die Einsparung von Transportkosten, da ein Teil der Erzeugnisse gleich innerhalb der Agglomeration abgesetzt werden kann. Für bestimmte Produkte oder Dienstleistungen besteht zudem generell nicht sehr viel Nachfrage, so dass sich deren Angebot einzig in grossen Städten lohnt. Dies führt dazu, dass die Bewohner von Agglomerationen eine grössere Produktevielfalt vorfinden, was für die meisten Leute zu einem höheren Nutzenniveau führt.
Frey (1990, S. 57) hält fest, dass „für den einzelnen Bewohner die Vorteile mit zunehmender Stadtgrösse degressiv zunehmen“. Dies ist einerseits auf Produzentenseite damit zu erklären, dass die externen Skalenerträge einer zusätzlichen Unternehmung mit zunehmender Grösse der Agglomeration immer geringer ausfallen. Andererseits nimmt der Grenznutzen der Bevölkerung mit zunehmender Agglomerationsgrösse ab, denn die zusätzliche Produktevielfalt ist auf einem bereits hohen Niveau nicht mehr so entscheidend wie bei einer kleineren Agglomeration. So bietet Paris beispielsweise nicht viel mehr Angebot als Zürich, Zürich verfügt aber über eine deutlich grössere Produktevielfalt als Olten.
3.4 Zentrifugale Einflüsse auf die Konzentration und Agglomeration
Aufgrund der internen und externen Skalenerträge aus obigem Unterkapitel wäre es für ein Industrie-Unternehmen sinnvoll, landes- oder sogar weltweit an einem einzigen Ort zu produzieren. Der Hauptgrund, der diese Konzentration in den meisten Fällen verhindert, sind die Transportskosten. Denn für die Konsumenten sind nicht einzig die Produktionskosten entscheidend, sondern auch die Kosten für den Transport, allfällige Zölle und ähnlicher Aufwand. Unter Transportkosten werden deshalb in der Folge sämtliche Kosten verstanden, die mit der Lieferung der Ware von der Produktionsstätte zum Kunden verbunden sind. Um die Produkte möglichst preisgünstig anbieten zu können, muss deshalb ein Kompromiss zwischen der Minimierung der Produktions- und Transportkosten gefunden werden. Je bedeutender die Produktionskosten im Vergleich zu den Transportkosten für ein bestimmtes Produkt sind, desto weniger Standorte wählt eine gewinnmaximierende Firma.
Für Dienstleistungs-Unternehmen sieht diese Problematik ein wenig anders aus. Während für einige Branchen wie Call-Center die Transportkosten relativ unbedeutend sind, gibt es durchaus Bereiche, in denen die Kosten für den „Transport“ der Dienstleistung ein wichtiges Kriterium darstellen. Wenn ein Konsument beispielsweise seine Haare schneiden lassen möchte, wird er dies wohl bei einem der nächstgelegenen Friseure tun, denn die „Transportkosten“ für einen Haarschnitt bei einem weit entfernten Friseur würden den potentiell tieferen Preis wieder aufheben. Diese Problematik wird in Abschnitt 3.5 weiter verfolgt.
Selbstverständlich gibt es auch Faktoren, die gegen zunehmende Agglomeration sprechen. Wäre dies nicht der Fall, gäbe es auf der Welt nur noch Städte (resp. nur noch eine Stadt) und niemand würde mehr auf dem Land wohnen.
Von Thünen ([1850] 1910) war wie bereits erwähnt einer der ersten Wissenschaftler, der sich mit der Frage der optimalen geographischen Aufteilung der Ökonomie befasste. Er nennt vor allem die höheren Preise für Rohmaterial in den Städten und die teureren Mieten aufgrund der höheren Nachfrage als Gründe, die gegen eine Produktion in grossen Städten sprechen.
Krugman (1990a) geht davon aus, dass die landwirtschaftliche Fläche fix über die Regionen verteilt ist. Aus diesem Grund sind die Bauern immobil über das Land verstreut und können nicht in die Agglomerationen ziehen. Neben den Bauern gibt es auch andere
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Grafik 3.1 Optimale Stadtgrösse. Quelle: Frey (1990, S. 57)
unbewegliche Produzenten, die z.B. an natürliche Ressourcen wie Bodenschätze gebunden sind. Dies führt dazu, dass keine komplette Agglomeration auftreten kann. Diese immobilen Einwohner verfügen auch über eine gewisse Nachfrage, weshalb es für einige Unternehmen von Vorteil sein kann, ausserhalb der Agglomerationen zu produzieren und die Ware anzubieten, um Transportkosten einzusparen.
Frey (1990) macht typische Grossstadtprobleme dafür verantwortlich, dass die Städte nicht beliebig weiter wachsen können: „Die Arbeitswege werden länger und beschwerlicher. Die Lärm- und Luftbelastung steigt. Die Anonymität der Grossstadt nimmt zu, die persönliche Sicherheit ab“ (Frey, 1990, S. 57). Er hält auch fest, dass „die Nachteile, die für den einzelnen mit Städten verbunden sind, mit steigender Grösse progressiv zunehmen“ (Frey, 1990, S. 57). Heller (1994, S. 78) geht ebenfalls davon aus, dass die Lebensqualität mit zunehmender wirtschaftlicher Tätigkeit in einem Ort abnimmt.
Die verschiedenen Modelle und Annahmen gehen oft von verschiedenen zentrifugalen und zentripetalen Kräften für die Bildung von Agglomerationen aus, sie haben aber alle gemeinsam, dass beide Einflüsse modelliert werden. Frey (1990, S. 57) schreibt deshalb:
„Die optimale Stadtgrösse liegt dort, wo die Nettovorteile am grössten sind, das heisst, wo der Abstand zwischen der Ertrags- und Kostenkurve maximal ist“ (siehe Grafik 3.1). Diese Aussage trifft auf sämtliche Modelle zu, die beiden Kurven werden jeweils einfach anders erklärt und modelliert.
3.5 Konzentration und Agglomeration von Dienstleistungen
Die Sonderstellung von Dienstleistungen wurde bereits angeschnitten. In der Literatur zur theoretischen und empirischen Wirtschaftsgeographie wird im Zusammenhang mit Konzentration jedoch oft einzig der industrielle Sektor analysiert. Dies ist dadurch zu erklären, dass in diesem zweiten Sektor die beiden zentralen Parameter – Transportkosten und zunehmende interne Skalenerträge – einen wichtigen Platz einnehmen. Im Dienstleistungssektor hingegen haben diese beiden Parameter eine sehr unterschiedliche Bedeutung. Aufgrund der Tatsache, dass der dritte Sektor einen immer grösseren Anteil der westlichen Volkswirtschaften ausmacht, soll an dieser Stelle ein spezielles Augenmerk darauf gerichtet werden. Es stellt sich die Frage, wie der Dienstleistungssektor in die bestehende Theorie der geographischen Konzentration eingebettet werden kann.
Einerseits fällt auf, dass Dienstleistungen nicht wie die meisten industriellen Güter beliebig transportierbar sind. Aus diesem Grund können sie auch nicht generell an einem Ort produziert und in eine andere Region versandt werden. Es kann daher nur bedingt von zunehmenden internen Skalenerträgen Gebrauch gemacht werden. In einigen Branchen sind sie aber durchaus ein wichtiger Faktor. Darunter fallen zentralisierbare Dienstleistungen wie z.B. Call Center sowie zum Teil Branchen, deren Leistung an Produkte gekoppelt ist, wie beispielsweise der Detailhandel.
Bei den meisten Dienstleistungen fallen zudem kaum Transportkosten an, da die „Produkte“ grundsätzlich nicht physisch greifbar sind. Dafür ist es wichtig, dass die Leistungen meistens gleichzeitig mit der Erbringung konsumiert werden, d.h. die Präsenz des Anbieters und des Nachfragers wird zum gleichen Zeitpunkt verlangt. Dieser Aufwand soll hier Transaktionskosten genannt werden und bezeichnet z.B. die Such-, Anfahrts- und
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Grafik 3.2 Einordnung von Dienstleistungen
Opportunitätskosten , die bei der Inanspruchnahme einer Dienstleistung anfallen. Diese Transaktionskosten sind für Branchen wie z.B. Friseure ein zentrales Entscheidungskriterium, für andere Wirtschaftszweige wie Call Center sind sie jedoch nicht gleichsam wichtig.
Aufgrund der zwei soeben erläuterten Dimensionen – interne Skalenerträge und Transaktionskosten – kann eine 2 x 2 Matrix erstellt werden und die einzelnen Felder können getrennt voneinander analysiert werden (siehe Grafik 3.2). Branchen im Fall II, bei denen die internen Skalenerträge keinen grossen Einfluss haben, die Transaktionskosten jedoch eine wichtige Rolle spielen, dürften sich nicht allzu stark in einzelnen Regionen konzentrieren, denn es besteht kein grosser Anreiz, die Leistung nur an wenigen Orten zu erbringen. Im Gegensatz dazu steht der Fall III, bei dem die internen Skalenerträge ein wichtiges Kriterium darstellen, während die Transaktionskosten eher unwichtig sind. In diesen Branchen sollte eher Konzentration auftreten, denn die Bedeutsamkeit von internen Skalenerträgen birgt den Anreiz, an möglichst wenigen Standorten präsent zu sein. Bei den beiden übrigen Fällen I und IV sind die beiden Ausprägungen – interne Skalenerträge und Transaktionskosten – entweder beide wichtig oder beide relativ unbedeutend. Daher ist unklar, ob Konzentration zu erwarten ist, denn es kommt auf die relative Wichtigkeit der beiden Parameter an. Fall III entspricht also der gängigen Theorie und kann gleich behandelt werden wie die Industrie, während Branchen im Fall II nicht geographisch konzentriert erwartet werden.
In der Theorie zu Agglomerationen spielt der Unterschied zwischen Industrie- und Dienstleistungsunternehmen keine so grosse Rolle wie bei der Erklärung von Konzentration. Für eine funktionierende Agglomeration braucht es tendenziell beide Sektoren. Gewisse Dienstleistungen können jedoch nur in grösseren Städten angeboten werden, da eine gewisse Mindestnachfrage vorhanden sein muss. Weil die Dienstleistungen meistens vor Ort konsumiert werden müssen, wird sich ein Dienstleistungs-Anbieter eher in einer Agglomeration niederlassen, um so näher bei der Kundschaft zu sein und die Transaktionskosten zu minimieren. Mit dem immer wichtiger werdenden Dienstleistungssektor werden dadurch Städte wichtiger, denn das Matching zwischen Anbietern und Nachfrager geschieht da einfacher und kostengünstiger. Die industriellen Fabriken werden dabei eher in die Vorstädte verlagert, gehören aber weiterhin zu der Agglomeration. In der Literatur wird dazu meistens der Begriff CBD (Central Business District) verwendet. Dieser bezeichnet die Innenstadt und beherbergt meistens diverse Dienstleister wie z.B. Banken, Versicherungen oder Kaufhäuser. Ein typisches Beispiel für einen CBD ist Manhattan, wo sich ein Grossteil der Dienstleistungsanbieter von New York City niedergelassen hat.
[...]
1 Krugman (1991, S. 70) schreibt dazu: „[T]here is no reason to suppose that political boundaries define the relevant unit over which external economies apply“. Er meint aber auch, dass Nationen nicht vernachlässigt werden dürfen: „Nations matter [...] because they have governments whose policies affect the movements of goods and factors“ (S. 71f).
2 Marshall (1920, S. 271) drückte dies folgendermassen aus: „The mysteries of the trade become no mysteries; [...] if one man starts a new idea, it is taken up by others and combined with suggestions of their own; and thus it becomes the source of further new ideas.“
3 „[S]ubsidiary trades grow up in the neighbourhood, supplying it with implements and materials, organizing its traffic, and in many ways conducing to the economy of its material“ (Marshall, 1920, S. 271).
4 Marshall (1920, S. 271) dazu: „Employers are apt to resort to any place where they are likely to find a good choice of workers with the special skill which they require; while men seeking employment naturally go to places where there are many employers who need such skill as theirs.“
- Arbeit zitieren
- Dominik Fischer (Autor:in), 2007, Die Entwicklung von Konzentration und Agglomeration in sich weltwirtschaftlich integrierenden Ländern, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/171630
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