Unweit von Lille, bei der Ortschaft Bouvines, stießen am Sonntag, den 27. Juli 1214 das Heer des französischen Königs Philipps II. August und die verbündeten Heere des englischen Königs Johanns I. und des deutschen Königs Ottos IV. aufeinander.
Die Schlacht, ihr Ausgang und ihre Folgen formten ein denkwürdiges Ereignis und lieferten Stoff um über Jahrhunderte Erzählungen entstehen zu lassen. Bouvines sollte im Gedächtnis weiterleben, nie sollte dieses Ereignis in Vergessenheit geraten.
Duby schrieb dazu: „Wenn die Erinnerung an Bouvines nicht ganz verlorengegangen ist, so nur, weil sie sorgfältig gepflegt wurde.“
Doch stellt sich die Frage wer die Erinnerung pflegte, warum dieses Ereignis als einzigartig betrachtet wurde und was immer wieder zum Vergessen und erneuten Auferleben des Sonntags von Bouvines in den Gedächtnissen der Menschen führte.
Durch die Entstehung verschiedener Erzählungen verkörperte Bouvines bald einen Mythos und es gab vieles zu hinterfragen für Geschichtsschreiber und Forscher. Sowie Georges Duby erging es vielen Historikern, sie hatten mit Sinnverkehrungen und Anachronismen zu kämpfen, da große Teile der Spuren verfälscht oder ganz verlorengegangen waren. Hinzu kam, dass die Ursachen und Wirkungen der Schlacht unzählbar und in ihrer Wirkung kaum zu erfassen waren.
Über Jahrhunderte hinweg wurde das Ereignis stets als heutiges Ereignis betrachtet und verformt. Als einer der wenigen versuchte Duby die Schlacht und die damit verbundene Erinnerung wie ein Anthropologe zu betrachten. Er war darum bemüht das Verständnis für das Mittelalter zu verbessern, das soziale Gefüge und die Mentalität des 11. und 12. Jahrhunderts offenzulegen.
Grundlage der folgenden Darstellung wird daher die exemplarische Untersuchung der Schlacht von Bouvines von Georges Duby sein, dessen Intension es war diese historische Schlacht erneut als Gegenstand in der Histographie zu beleben, sowie die kollektive Erinnerung dieses Ereignisses zu erörtern. Teilaspekte werden sich mit den Ursachen und Wirkungen der Schlacht, den einzelnen Phasen des Vergessens und Wiederauferlebens der Erinnerung, sowie mit Überlieferungsproblemen und Gedächtnis im Allgemeinen beschäftigen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Schlacht von Bouvines am 27. Juli 1214
- Ursachen, die zur Schlacht führten
- Der Schlachtverlauf, dessen Ausgang und Folgen
- Geschichte als soziales und nationales Gedächtnis
- Die Entstehung von Erinnerung und Gedächtnis
- Probleme der Überlieferung
- Erinnerung am Beispiel von Bouvines
- Die Entstehung verschiedener Erzählungen
- Das Auferleben der Erinnerung durch den Bau der Kirche
- Ende
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Schlacht von Bouvines und ihre Bedeutung für die Erinnerungskultur des Mittelalters. Sie untersucht die Ursachen und Folgen der Schlacht, sowie die Entstehung und Weitergabe von Erinnerungen an dieses denkwürdige Ereignis.
- Die Schlacht von Bouvines als Wendepunkt in der europäischen Geschichte
- Die Rolle von Erinnerung und Gedächtnis in der Konstruktion von Geschichte
- Die Herausforderungen der Geschichtsforschung im Umgang mit Überlieferungen
- Der Einfluss von Mythen und Erzählungen auf die Interpretation historischer Ereignisse
- Die Bedeutung von Erinnerungsorten und Monumenten für die Bewahrung und Weitergabe von Geschichte
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Schlacht von Bouvines im Kontext ihrer Bedeutung für die französische Geschichte vor und führt die Frage nach der Entstehung und Weitergabe von Erinnerungen an dieses Ereignis ein. Kapitel 2 befasst sich mit den Ursachen, die zur Schlacht führten, und beleuchtet den Verlauf des Kampfes.
Kapitel 3 widmet sich dem Thema Erinnerung und Gedächtnis im Allgemeinen und untersucht die Entstehung und Überlieferung von Erinnerungen im Mittelalter. Im Anschluss daran betrachtet Kapitel 4 das Beispiel von Bouvines und analysiert die Entstehung verschiedener Erzählungen über die Schlacht, sowie die Rolle von Erinnerungsorten für die Aufrechterhaltung der Erinnerung.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Schlacht von Bouvines, Erinnerungskultur, Geschichtsforschung, Mythos, Erzählung, Überlieferung, Gedächtnis, soziale Konstruktion von Geschichte.
- Arbeit zitieren
- Alexandra Orth (Autor:in), 2005, Die Geschichte von Bouvines - Die Herstellung verschiedener Erzählungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/171575