Staatsbürgerschaft ist ein historisch bedeutsamer Begriff. Im Zuge der Herausbildung moderner Nationalstaaten rückte er immer stärker in das Licht wissenschaftlicher Betrachtungen. Nicht nur die juristische, auch die gesellschafts- und sozialwissenschaftliche Erforschung der Beziehungen vom Bürger zum Staat, seiner Rechte und Pflichten schuf ein umfangreiches Feld an Perspektiven auf das Konzept. Eine wichtige Erkenntnis sei hier zentral: Die Staatsbürgerschaft existiert nicht. So unterschiedlich Staaten sind, so unterschiedlich sind auch ihre Regelungen zum Staat-Bürger-Verhältnis. Die Wissenschaft versucht sich jedoch durch Erarbeitung von Mustern und Kategorien zu behelfen, um generalisierte Aussagen über Staatsbürgerschaftskonzepte zu tätigen. Diese Hausarbeit profitiert in nicht unerheblichem Maße von dieser theoretischen Arbeit.
Staatsbürgerschaft ist nicht wertneutral. Speziell in autoritären Systemen ist sie im höchsten Maße ideologisch geprägt. Eine Tatsache, die ich in dieser Hausarbeit am Beispiel der DDR nachvollziehen werde um so zum historischen Verständnis von Staatsbürgerschaft beizutragen. Somit seien die zentralen Fragestellungen dieser Arbeit:
Wie definierten sich die Staat-Bürger-Beziehungen in der DDR? Welches ideologische Selbstbild ergab sich daraus? Wurde die sozialistische Staatsbürgerschaft diesem Selbstbild gerecht oder lässt sich de facto durch soziologische Theorien ein anderes Bild skizzieren?
Es geht mir um das Aufzeigen von Anspruch und Wirklichkeit der DDR-Staatsbürgerschaft.
Folgende Vorgehensweise erscheint mir zur Beantwortung der Leitfragen sinnvoll:
Zunächst beschreibe ich die Geschichte des Staatsbürgerschaftsgesetzes der DDR, die damit verbundenen Intentionen nach innen und außen sowie die Abgrenzung zur BRD. Darauf aufbauend erwartet den Leser ein Einblick in die wichtigsten Aspekte des Staatsbürgerschaftsgesetzes, Schwerpunkte sind hierbei Erwerb und Verlust des Status.
Die Verbindung aus sozialistischem Weltbild und Staatsbürgerschaft sind Inhalt des darauf folgenden Kapitels, den in der DDR-Literatur verwendeten Begriff der sozialistischen Staatsbürgerschaft werde ich einer soziologisch-theoretischen Analyse gegenüberstellen. Hierbei greife ich auf die Ansätze von Thomas Marshall und Michael Mann zurück. Im Fazit fließen die verschiedenen Perspektiven zusammen und vermitteln ein von der sozialistischen Ideologie gänzlich zu unterscheidendes Bild der DDR-Staatsbürgerschaft.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Entstehung der DDR-Staatsbürgerschaft
- Gesetzliche Bestimmungen der Staatsbürgerschaft der DDR
- 3.1 Erwerb der DDR-Staatsbürgerschaft
- 3.2 Verlust bzw. Aberkennung der DDR-Staatsbürgerschaft
- Zwischen Anspruch und Wirklichkeit: Theoretische Aspekte der DDR-Staatsbürgerschaft
- 4.1 Die sozialistische Staatsbürgerschaft
- 4.2 DDR-Staatsbürgerschaft und soziologische Theorie
- Zusammenfassung und Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert die Staatsbürgerschaft der DDR, indem sie die Entstehung und rechtliche Gestaltung des Staatsbürgerschaftsgesetzes beleuchtet. Es werden die Ziele und Ideologien, die hinter der Einführung dieser Staatsbürgerschaft standen, untersucht. Des Weiteren werden die theoretischen Aspekte der sozialistischen Staatsbürgerschaft aus einer soziologischen Perspektive beleuchtet.
- Die Entstehung und rechtliche Gestaltung des Staatsbürgerschaftsgesetzes der DDR.
- Die ideologischen Ziele und Intentionen hinter der Einführung der DDR-Staatsbürgerschaft.
- Die Bedeutung der DDR-Staatsbürgerschaft im Kontext der deutschen Teilung.
- Die sozialistische Staatsbürgerschaft im Vergleich zu soziologischen Theorien.
- Die Darstellung von Anspruch und Wirklichkeit der DDR-Staatsbürgerschaft.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung skizziert die Bedeutung des Konzepts der Staatsbürgerschaft im historischen Kontext und stellt die zentralen Fragestellungen der Hausarbeit vor. Im zweiten Kapitel wird die Entstehung der DDR-Staatsbürgerschaft im Kontext der deutschen Teilung und der Etablierung der DDR als souveräner Staat beleuchtet. Das dritte Kapitel behandelt die rechtlichen Bestimmungen des Staatsbürgerschaftsgesetzes der DDR, wobei der Fokus auf Erwerb und Verlust der Staatsbürgerschaft liegt. Das vierte Kapitel widmet sich den theoretischen Aspekten der DDR-Staatsbürgerschaft, indem es die sozialistische Staatsbürgerschaft mit soziologischen Theorien konfrontiert.
Schlüsselwörter
Staatsbürgerschaft, DDR, Staatsbürgerschaftsgesetz, sozialistische Staatsbürgerschaft, deutsche Teilung, Souveränität, Recht, Ideologie, soziologische Theorie, Thomas Marshall, Michael Mann, Anspruch und Wirklichkeit.
- Quote paper
- Stefan Borchardt (Author), 2011, Die Staatsbürgerschaft der DDR, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/171195