Die Bedeutsamkeit der Jugend für den Aufbau des Sozialismus der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) begründete Walter Ulbricht, Generalsekretär der SED , auf dem VI. Parteitag der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) im Januar 1963 folgendermaßen:
„Die geschichtliche Rolle der Deutschen Demokratischen Republik im nationalen Kampf unseres Volkes verstärkt die Notwendigkeit, die Jugend zu bewußten Erbauern des Sozialismus zu erziehen und sie mit ebenso vielfältigen wie gründlichen Kenntnissen auszurüsten, die sie zur Beherrschung der Produktionsprozesse auf wissenschaftlich-technischem Höchststand befähigen. Nicht minder wichtig ist in diesem Zusammenhang die Erziehung unserer Jugend im Geiste der sozialistischen Ethik und Moral und der Liebe zu unserer Deutschen Demokratischen Republik, die systematische Entwicklung eines sozialistischen Nationalbewußtseins in der heranwachsenden Generation“ .
Die Erziehung der jungen Staatsbürger war vor allem Aufgabe des SED-Staats. Dieser besaß „Totalitätsanspruch in Bezug auf Ziele und Inhalte der Erziehung“. Eine Publikation Gerhart Neuners, Präsident der Akademie der Pädagogischen Wissenschaften der DDR, machte die Relevanz der sozialistischen Erziehungsarbeit schon im Titel „Die zweite Geburt“ deutlich – denn dieser suggerierte ideologische Indoktrination.
Doch zu welcher Art Bürger sollte der Mensch in der DDR erzogen werden? Welche Erziehungsarbeit sah die Theorie vor?
Diesen Fragen widmet sich die vorliegende Arbeit. Gewählt wurde das Thema, da in den meisten Publikationen zur Geschichte der DDR nicht ausreichend auf diesen Aspekt eingegangen wird und v.a. der propagandistische Aspekt verklärt wird. Zur Untersuchung werden weitgehend Erziehungsschriften führender DDR-Pädagogen wie Gerhart Neuner, Werner Dorst, ab 1951 Leiter des Deutschen Pädagogischen Zentralinstituts und später Professor für Pädagogik an der Universität Jena, oder auch Margot Honecker, Ministerin für Volksbildung, herangezogen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Annäherung an die wichtigsten Begriffe
- Definition von Erziehung in der DDR
- Definition einer sozialistischen Persönlichkeit
- Die Erziehung zur sozialistischen Persönlichkeit in der Theorie
- Marxismus-Leninismus
- Generelle Vorbildfunktion
- Wichtigste Thesen und DDR-Interpretation
- Anlehnung der DDR-Pädagogik an Sowjetpädagogik
- Analyse der Erziehung in der DDR
- Die Notwendigkeit der Erziehung
- Die Erziehung zur sozialistischen Persönlichkeit: Der Neue Mensch
- Leitsätze Walter Ulbrichts
- Charaktereigenschaften des Neuen Menschen
- Vorgehensweise bei der Erziehungsarbeit
- Marxismus-Leninismus
- Die Erziehung zum sozialistischen Menschen in der Praxis: Der Jugendwerkhof Torgau
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Erziehung zum sozialistischen Menschen in der DDR und untersucht die theoretischen Grundlagen und die praktische Umsetzung dieses Konzeptes. Sie analysiert die Bedeutung der sozialistischen Persönlichkeit für den Aufbau der DDR und beleuchtet die Rolle des Marxismus-Leninismus in der DDR-Pädagogik.
- Definition und Bedeutung der sozialistischen Persönlichkeit in der DDR
- Rolle des Marxismus-Leninismus in der DDR-Erziehung
- Analyse der Erziehungsmethoden und ihrer Umsetzung in der Praxis
- Der Jugendwerkhof Torgau als Beispiel für die sozialistische Erziehung
- Kritik an der Menschenfeindlichkeit der Erziehung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung erläutert die Bedeutung der Jugend für den Aufbau der DDR und stellt die Forschungsfrage nach der Art von Staatsbürger, die in der DDR erzogen werden sollte. Kapitel 2 definiert die wichtigsten Begriffe der Arbeit: Erziehung in der DDR und die sozialistische Persönlichkeit.
Kapitel 3 beleuchtet die theoretischen Grundlagen der Erziehung zum sozialistischen Menschen in der DDR. Es wird auf den Marxismus-Leninismus als Leitlinie der DDR-Pädagogik eingegangen und die Anlehnung an die Sowjetpädagogik untersucht. Des Weiteren werden die Charaktereigenschaften des "Neuen Menschen" und die Erziehungsmethoden analysiert.
Kapitel 4 bietet einen Einblick in die praktische Umsetzung der Erziehung am Beispiel des Jugendwerkhofes Torgau.
Schlüsselwörter
Sozialistische Persönlichkeit, DDR-Pädagogik, Marxismus-Leninismus, Sowjetpädagogik, Jugendwerkhof Torgau, Indoktrination, Staatsbürgererziehung, "Neuer Mensch", Erziehungsmethoden, Menschenfeindlichkeit.
- Quote paper
- B.A. Carolin Deitmer (Author), 2010, Die Erziehung zum sozialistischen Menschen am Beispiel der DDR, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/170887