In dieser Seminararbeit wird versucht, Jacques Derrida mit Judith Butler auf die rechtsphilosophische Frage anzuwenden, inwiefern der Staat seine BürgerInnen vor hate speech schützen kann. Mit Butler ist zu fragen: „Wenn bestimmte Formen der Gewalt die Sprache gleichsam außer Kraft setzen, wie lässt sich dann die spezifische Form von Verletzung erklären, die Sprache selbst ausübt?“ (Butler, Hass spricht, S. 17) Und wie kann der Staat jemanden für hate speech verurteilen und unterscheiden, wann es sich um hate speech handelt und das Recht auf Redefreiheit eingeschränkt werden soll – und wann nicht?
Im ersten Kapitel der Arbeit werden Begriffe analysiert, die Derrida in seinem Text Signatur Ereignis Kontext problematisiert. Wie funktionieren Kommunikation, Sprache, Schrift? Was bedeuten diese Begriffe bei Derrida? Was ist eine Mitteilung, ein Diskurs, ein Kontext? Wer setzt Kontexte und entscheidet über die Bedeutungsgrenzen der Schrift? Derridas zentrale Fragestellung in Signatur Ereignis Kontext formuliert er in seiner Frage: Aber sind denn die Anforderungen eines Kontextes jemals absolut bestimmbar?“ (Derrida, Signatur Ereignis Kontext, S. 17) Derrida möchte zeigen, „warum ein Kontext niemals absolut bestimmbar ist oder vielmehr, inwiefern seine Bestimmung niemals gesichert oder gesättigt ist.“ (Ebd.)
Während sich das erste Kapitel mit Derridas Text und seiner Kritik an Condillac und Austin auseinandersetzt, soll im zweiten Kapitel Butlers Lektüre und Anwendung der Reflexionen Derridas in ihrem Text Hass spricht erläutert werden, worin Butler auf die juristische Debatte um hate speech eingeht. Das dritte Kapitel versucht schließlich die Problematik der Umsetzung sprachphilosophischer Erkenntnisse im juristischen Bereich zu skizzieren.
Inhaltsverzeichnis
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- Derrida und Condillac - Kommunikation und Schrift
- Derrida und Austin - Sprechakt, Ereignis und Zitat
- Geschichtlichkeit und Leiblichkeit der Sprache
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- Diskursiv hergestellte Verletzungen
- Implizite und explizite Zensur
- Grenzenlos?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit der Frage, inwiefern der Staat seine BürgerInnen vor hate speech schützen kann, und zwar mithilfe der Theorien von Jacques Derrida und Judith Butler. Die Arbeit analysiert, wie Sprache Gewalt ausüben kann und wie der Staat Hate Speech von legitimer Meinungsfreiheit abgrenzen kann.
- Derridas Analyse von Schrift und Kommunikation in "Signatur Ereignis Kontext"
- Butlers Anwendung von Derridas Theorien auf die Debatte um Hate Speech
- Die Problematik der Umsetzung sprachphilosophischer Erkenntnisse im juristischen Bereich
- Die Rolle von Kontext und Interpretation in der Analyse von Sprache
- Die Grenzen der Redefreiheit und die Notwendigkeit des Schutzes vor Hate Speech
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel untersucht Derridas Analyse von Kommunikation und Schrift, indem es seine Kritik an Condillac und Austin beleuchtet. Kapitel zwei konzentriert sich auf Butlers Lektüre und Anwendung von Derridas Theorien in ihrem Werk "Hass spricht", wobei sie die juristische Debatte über Hate Speech behandelt. Das dritte Kapitel skizziert die Schwierigkeiten bei der Umsetzung sprachphilosophischer Erkenntnisse im juristischen Bereich.
Schlüsselwörter
Diese Arbeit befasst sich mit den Themen Hate Speech, Redefreiheit, Zensur, Sprachphilosophie, Jacques Derrida, Judith Butler, Kommunikation, Schrift, Kontext, Interpretation, Performativität, Diskursive Gewalt.
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- Mag. Mag. Mag. Renate Enderlin (Author), 2011, Zensur und Gegenrede mit Derrida, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/170815