Ich setze mich in dieser Hausarbeit mit Benjamin Barbers Konzeption der infantilisierten Gesellschaft auseinander. In seinem Buch Consumed! beschreibt Barber eine Gesellschaft, die unter dem Monopol des triumphierenden Kapitalismus in einen Narzissmus der Verbraucher hineinschlittert. Er argumentiert, dass eben dieser droht die sieben Alter des Menschen auszuradieren und sie durch eine ewige Kindheit zu ersetzen.
In einer infantilisierten Gesellschaft mutiert der Bürger nach Barber zum Verbraucher und gibt somit seine staatsbürgerlichen Aufgaben, die die Grundlage für Barbers Konzept einer partizipatorischen Demokratie bilden, auf. Dieser Wandel ist einer Psychologie unterworfen, die im Menschen kindliche Triebe aktiviert und die Gesellschaft einem Ethos unterwirft, in dem der Konsum als einzige Bedürfnisbefriedigung anerkannt wird und folglich eine Gesellschaft so stark individualisiert, dass eine Gemeinschaft aus Bürgern kaum mehr möglich erscheint.
Barber bezieht sich in Consumed! auf Sigmund Freuds Theorie über das Lust- und Realitätsprinzip. Ich möchte überprüfen inwiefern sich Barbers psychologische Annahmen über eine Gesellschaft im Hyperkonsumismus auf Freuds Annahmen über das Lustprinzip und dessen Unterdrückung durch das Realitätsprinzip zurückführen lassen. Ich nehme an, dass beide hier die ursprünglichen Triebe des Menschen analysieren, die Sigmund Freud im „Es“ verkörpert sieht. Ich möchte überprüfen inwiefern es sich bei Barbers infanitlistischem Ethos um eben die Rückkehr des Lustprinzips handelt. Zu diesem Zweck will ich Freuds Primärtexte zum Lustprinzip heranziehen, aber auch deren Rezeption durch Herbert Marcuse. Im Anschluss möchte ich kurz auf Barbers Annahme eingehen, dass nur die umfangende Privatisierung ein solch infantilistisches Ethos möglich gemacht hat. Barber bezeichnet die Privatisierung als dessen Bündnispartner. Diese Ausführungen tragen eine intrinsische Kritik am Liberalismus mit sich und sind insofern notwendig, als dass davon ausgehend die Folgen des infantilistischen Ethos für die Demokratie erörtert werden sollen.
Hier stellt sich die Frage, inwiefern eine partizipatorische Demokratie nach Barber im Hyperkonumismus überhaupt noch möglich ist. [...] Abschließend halte ich es für relevant auch auf die Kritik an Barber einzugehen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die Rückkehr des Lustprinzips im Hyperkonsumismus
- 2.1. Sigmund Freud: Das Lustprinzip/Realitätsprinzip und das Individuum
- 2.2. Pathologien einer infantilisierten Gesellschaft
- 3. Der Bündnispartner der Infantilisierung: die Privatisierung: Die Freiheit des Privaten
- 4. Demokratie in der infantilisierten Gesellschaft
- 4.1. Staatsbürger vs. Verbraucher
- 4.2. Öffentlich vs. Privat
- 4.3. Die neue Freiheit: Wahlfreiheit
- 5. Partizipation als Ausweg?
- 6. Kritik an Barber
- 7. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht Benjamin Barbers Konzept der infantilisierten Gesellschaft, wie es in seinem Buch "Consumed!" dargestellt wird. Die Arbeit analysiert, inwieweit Barbers psychologische Annahmen über eine Gesellschaft im Hyperkonsumismus auf Freuds Lust- und Realitätsprinzip zurückzuführen sind. Der Fokus liegt auf der Erörterung der Auswirkungen des Konsumismus auf die Demokratie und die Möglichkeit einer partizipatorischen Demokratie als Ausweg.
- Die Rückkehr des Lustprinzips im Kontext des Hyperkonsumismus
- Die Infantilisierung der Gesellschaft und ihre psychologischen Ursachen
- Der Einfluss der Privatisierung auf die Infantilisierung
- Die Herausforderungen für die Demokratie in einer infantilisierten Gesellschaft
- Das Potential partizipativer Demokratie als Gegenmodell
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Hausarbeit ein und beschreibt den Fokus auf Benjamin Barbers Analyse der infantilisierten Gesellschaft in seinem Buch "Consumed!". Barber beschreibt eine Gesellschaft, in der der Konsum die staatsbürgerlichen Aufgaben überlagert und zu einer Infantilisierung führt. Die Arbeit untersucht die psychologischen Grundlagen dieser Infantilisierung im Bezug auf Freuds Lustprinzip und hinterfragt die Möglichkeiten einer partizipatorischen Demokratie in diesem Kontext. Die Verbindung zu Barbers früherem Werk "Starke Demokratie" wird hergestellt, um die Entwicklung seiner Gedanken zu beleuchten.
2. Die Rückkehr des Lustprinzips im Hyperkonsumismus: Dieses Kapitel untersucht die zentrale These der Rückkehr des Lustprinzips im Kontext des Hyperkonsumismus. Es beginnt mit einer Erläuterung des Lustprinzips nach Sigmund Freud, wobei der Fokus auf dem unbewussten Streben nach sofortiger Bedürfnisbefriedigung liegt. Anschließend wird der Einfluss des Hyperkonsumismus auf die Aktivierung dieser kindlichen Triebe im Individuum analysiert. Die Implikationen dieser Triebaktivierung für die Gesellschaft werden unter Berücksichtigung von Herbert Marcuses Werk "Triebstruktur und Gesellschaft" diskutiert. Das Kapitel legt den Grundstein für die spätere Analyse der Auswirkungen auf die Demokratie.
3. Der Bündnispartner der Infantilisierung: die Privatisierung: Die Freiheit des Privaten: Dieses Kapitel argumentiert, dass die Privatisierung ein wichtiger Faktor für die Infantilisierung der Gesellschaft ist. Es wird erläutert, wie die Privatisierung den Konsum fördert und gleichzeitig die öffentliche Sphäre und damit die Beteiligung am demokratischen Prozess schwächt. Die Kapitel analysiert den Zusammenhang zwischen der Betonung der individuellen Freiheit im privaten Bereich und dem Rückzug aus der öffentlichen Verantwortung. Kritische Aspekte des Liberalismus werden in diesem Kontext angesprochen.
4. Demokratie in der infantilisierten Gesellschaft: In diesem Kapitel werden die Auswirkungen der Infantilisierung auf die Demokratie untersucht. Es wird der Gegensatz zwischen Staatsbürger und Verbraucher herausgearbeitet, sowie die Erosion des öffentlichen Raumes durch die Dominanz des Privaten. Die Einschränkung der Partizipation und die Herausforderungen für eine funktionierende Demokratie in einer konsumorientierten Gesellschaft werden im Detail analysiert. Der Begriff der „Wahlfreiheit“ wird kritisch hinterfragt.
5. Partizipation als Ausweg?: Dieses Kapitel befasst sich mit der Frage, ob eine auf Partizipation ausgerichtete Demokratie einen Ausweg aus der konsumorientierten Gesellschaft bieten könnte. Es untersucht, ob und wie eine stärkere Beteiligung der Bürger an politischen Entscheidungsprozessen der Infantilisierung entgegenwirken kann. Die Diskussion baut auf den vorherigen Kapiteln auf und erörtert die Herausforderungen und Möglichkeiten einer solchen partizipativen Demokratie.
Schlüsselwörter
Infantilisierte Gesellschaft, Hyperkonsumismus, Lustprinzip, Realitätsprinzip, Sigmund Freud, Herbert Marcuse, Privatisierung, Liberalismus, Demokratie, Partizipation, Staatsbürger, Verbraucher, Konsum, Benjamin Barber, Starke Demokratie.
Häufig gestellte Fragen zu "Die Infantilisierte Gesellschaft nach Benjamin Barber"
Was ist das zentrale Thema der Hausarbeit?
Die Hausarbeit analysiert Benjamin Barbers Konzept der infantilisierten Gesellschaft, wie es in seinem Buch "Consumed!" dargestellt wird. Im Fokus steht der Einfluss des Hyperkonsumismus auf die Demokratie und die Frage, ob eine partizipative Demokratie einen Ausweg bietet.
Welche psychologischen Grundlagen werden untersucht?
Die Arbeit untersucht die psychologischen Grundlagen der Infantilisierung im Bezug auf Freuds Lust- und Realitätsprinzip. Es wird analysiert, inwieweit das Streben nach sofortiger Bedürfnisbefriedigung (Lustprinzip) durch den Hyperkonsumismus verstärkt wird und welche Auswirkungen dies auf das Individuum und die Gesellschaft hat. Das Werk von Herbert Marcuse wird ebenfalls herangezogen.
Welche Rolle spielt die Privatisierung?
Die Privatisierung wird als wichtiger Faktor für die Infantilisierung betrachtet. Die Hausarbeit argumentiert, dass sie den Konsum fördert und gleichzeitig die öffentliche Sphäre und die Beteiligung am demokratischen Prozess schwächt. Der Zusammenhang zwischen individueller Freiheit im Privaten und dem Rückzug aus der öffentlichen Verantwortung wird analysiert.
Wie wirkt sich die Infantilisierung auf die Demokratie aus?
Die Arbeit untersucht den Gegensatz zwischen Staatsbürger und Verbraucher und die Erosion des öffentlichen Raumes durch die Dominanz des Privaten. Es wird analysiert, wie die Infantilisierung die Partizipation einschränkt und die Herausforderungen für eine funktionierende Demokratie in einer konsumorientierten Gesellschaft darstellt. Der Begriff der „Wahlfreiheit“ wird kritisch hinterfragt.
Kann Partizipation die Infantilisierung bekämpfen?
Die Hausarbeit untersucht, ob eine partizipative Demokratie einen Ausweg aus der konsumorientierten Gesellschaft bieten kann. Es wird erörtert, ob und wie eine stärkere Beteiligung der Bürger an politischen Entscheidungsprozessen der Infantilisierung entgegenwirken kann.
Welche Autoren werden in der Hausarbeit zitiert?
Die Hausarbeit bezieht sich maßgeblich auf die Werke von Benjamin Barber ("Consumed!", "Starke Demokratie"), Sigmund Freud (Lustprinzip/Realitätsprinzip) und Herbert Marcuse ("Triebstruktur und Gesellschaft").
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Infantilisierte Gesellschaft, Hyperkonsumismus, Lustprinzip, Realitätsprinzip, Sigmund Freud, Herbert Marcuse, Privatisierung, Liberalismus, Demokratie, Partizipation, Staatsbürger, Verbraucher, Konsum, Benjamin Barber, Starke Demokratie.
Welche Kapitel umfasst die Hausarbeit?
Die Hausarbeit beinhaltet Kapitel zur Einleitung, zur Rückkehr des Lustprinzips im Hyperkonsumismus, zur Rolle der Privatisierung, zu den Auswirkungen auf die Demokratie, zu Partizipation als möglichem Ausweg, Kritik an Barber und ein Fazit.
- Quote paper
- Marie-Ann Lenner (Author), 2011, Benjamin Barber: Psychologische Dimensionen der Demokratietheorie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/170782