„Hilfe zur Selbsthilfe“ – eine Formel die zunehmend Einzug in die Entwicklungspolitik hält und zumeist mit der Kritik einhergeht, dass die Entwicklungspolitik der westlichen Geberländer sich in der Vergangenheit in vielen Fällen eher als entwicklungshemmend statt entwicklungsfördernd erwies.
Das Hauptanliegen von Entwicklungshilfe ist die Beseitigung der absoluten Armut und die Schaffung von Grundbedürfnissen, die dem Menschen ein würdevolles Leben garantiert.
Die primäre Fürsorgepflicht liegt jedoch beim Staat und die Wohlfahrtsfunktion ist eine von ihm zu erfüllende Kernfunktion. Im südafrikanischen Namibia versagt der Staat jedoch in diesem Feld, da der Staat einerseits wirtschaftlich wächst, andererseits aber ein Heer an absolut armen Menschen beheimatet, die nicht in der Lage sind der "Überlebensökonomie" und dem „Teufelskreises der Armut“ zu entrinnen. Namibia ist der Staat mit den innergesellschaftlich höchsten Einkommensunterschieden. Für eine Volkswirtschaft ist eine solche Armutsspirale zumeist ebenfalls ein Verlustgeschäft, da die Menschen in schwerwiegender Armut keine Steuerleistungen aufbringen können.
Deswegen befasst sich diese Arbeit mit einem Konzept, dass sich gleichzeitig als Grundsicherungssystem sowie als Entwicklungsmotor erweisen könnte: Das bedingungslose Grundeinkommen.
Vom 01. Januar 2008 bis zum 31.Dezember 2009 initiierte die Grundeinkommenskoalition Basic Income Granted Namibia, kurz „Bignam“ ein weltweit bisher einzigartiges Pilotprojekt, bei dem jeder Einwohner eines Dorfes ein Grundeinkommen im Wert von 100 Namibia Dollar pro Monat (9,35€) erhält.
Da das Grundeinkommen unabhängig von der Bedürftigkeit an alle gezahlt wird, ergeben sich exklusive der ungleichen Vorbedingungen bei einer Einführung des bedingungslosen Grundeinkommens, gleiche bzw. ähnliche „Startbedingungen“ für die Mitglieder einer Gemeinschaft.
Im ersten Abschnitt der Arbeit werden die sozioökonomischen und strukturellen Gegebenheiten Namibias dargestellt.
Im zweiten Abschnitt werden Projekt und Ergebnisse des abgeschlossenen Pilotversuchs in Namibia vorgestellt.
Im dritten Abschnitt wird neben dem Resümee auch auf eine mögliche Verkoppelung des Grundeinkommenskonzeptes mit dem global derzeit äußerst populären Konzept der Mikrofinanzierung eingegangen.
Im abschließenden Teil wird neben einem Resümee auch die Debatte um die gesamtstaatliche Einführung des Grundeinkommens auf Grundlage des Otjivero-Projektes in Namibia dokumentiert.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Namibias politische und sozioökonomische Situation
- Das Grundeinkommen in Otjevero/Namibia
- Auszahlungsmethodik
- Der Teufelskreis der Armut
- Hunger
- Alkohol/ Kriminalität
- Gesundheit/HIV-Aids
- Bildung
- Ist eine Kopplung der Konzepte des Grundeinkommens und der Mikrofinanzierung möglich?
- Der Lebensweg des Grundeinkommens in Namibia... Ist eine Umsetzung möglich?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Konzept des bedingungslosen Grundeinkommens als möglicher Alternative zum bismarckschen System sozialer Absicherung und als mögliches Heilmittel gegen die flächendeckende Armut in Namibia. Die Arbeit untersucht, inwiefern das Grundeinkommenskonzept in Namibia umgesetzt werden kann, indem sie das Pilotprojekt "Bignam" in der Gemeinde Otjivero analysiert und mögliche Verknüpfungen mit dem Konzept der Mikrofinanzierung beleuchtet.
- Sozioökonomische Situation in Namibia
- Das Pilotprojekt "Bignam" und seine Auswirkungen auf die Lebensumstände der Menschen in Otjivero
- Potenzial und Herausforderungen einer gesamtstaatlichen Einführung des bedingungslosen Grundeinkommens
- Mögliche Kopplung des Grundeinkommenskonzepts mit Mikrofinanzierung
- Politische Debatte und Umsetzungsaspekte des Grundeinkommens in Namibia
Zusammenfassung der Kapitel
- Einführung: Die Einleitung stellt das Konzept des bedingungslosen Grundeinkommens vor und argumentiert für seine Relevanz im Kontext der Armutsbekämpfung und der Entwicklungshilfe in Namibia. Sie führt in das Pilotprojekt "Bignam" in Otjivero ein und stellt die Zielsetzung der Arbeit dar.
- Namibias politische und sozioökonomische Situation: Dieses Kapitel zeichnet ein Bild der politischen und sozioökonomischen Rahmenbedingungen in Namibia, wobei es auf relevante Indizes wie den Failed States Index, den Bertelsmann Transformations Index, den Freedom House Index und die Governance-Indikatoren der Weltbank verweist. Der Fokus liegt dabei auf der Darstellung der Herausforderungen, die Namibia im Kampf gegen Armut und Ungleichheit bewältigen muss.
- Das Grundeinkommen in Otjevero/Namibia: Dieses Kapitel befasst sich mit dem Pilotprojekt "Bignam" und stellt die Auszahlungsmethodik des Grundeinkommens sowie die Ergebnisse des Projekts in Otjevero dar. Es werden die Auswirkungen auf die Lebensumstände der Menschen beleuchtet und die Frage nach der Möglichkeit eines Durchbruchs des Armutskreises im Kontext des Pilotprojekts aufgeworfen.
- Auszahlungsmethodik: Dieser Abschnitt erklärt die Methode, nach der das Grundeinkommen in Otjevero ausgezahlt wurde, und beleuchtet die Organisation des Pilotprojekts.
- Der Teufelskreis der Armut: Hier wird die Problematik der Armutsspirale in Namibia erörtert und der Fokus auf die Ursachen und Folgen der Armut gelegt.
- Hunger: Dieser Abschnitt analysiert die Auswirkungen des Grundeinkommens auf die Ernährungssituation der Menschen in Otjevero.
- Alkohol/Kriminalität: Dieser Abschnitt betrachtet die Auswirkungen des Grundeinkommens auf das Problem von Alkoholismus und Kriminalität in der Gemeinde.
- Gesundheit/HIV-Aids: Dieser Abschnitt untersucht, ob das Grundeinkommen positive Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung und die HIV-Aids-Prävention in Otjevero hat.
- Bildung: Dieser Abschnitt betrachtet die Möglichkeiten, die das Grundeinkommen für die Verbesserung der Bildungsmöglichkeiten in der Gemeinde bietet.
- Ist eine Kopplung der Konzepte des Grundeinkommens und der Mikrofinanzierung möglich?: Dieser Abschnitt beleuchtet die Möglichkeiten einer Kombination des Grundeinkommenskonzepts mit dem Konzept der Mikrofinanzierung. Es werden die Potentiale und Herausforderungen einer solchen Kopplung erörtert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den zentralen Themen bedingungsloses Grundeinkommen, Armutsbekämpfung, Entwicklungshilfe, Namibia, Otjivero, Pilotprojekt "Bignam", Mikrofinanzierung, sozioökonomische Situation, politische Rahmenbedingungen, Armutsspirale, Lebensumstände und staatliche Umsetzung. Diese Schlüsselbegriffe spiegeln die Kernthemen der Arbeit wider und bieten einen Einblick in die Themenbereiche, die im Fokus der Untersuchung stehen.
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- Denny Ehrlich (Author), 2010, Geld für Alle! Der Weg aus der Entwicklungsmisere?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/170709