„Wie ich ein Todfeind sey von allem Parodiren und Travestiren hab‘ ich nie verhehlt: aber nur deswegen bin ich’s, weil dieses garstige Gezücht das Schöne, Edle, Grosse herunterzieht, um es zu vernichten.“
Wie diesem Zitat zu entnehmen ist, war Goethe nicht gerade ein glühender Verehrer der, oftmals als parasitär bezeichneten, Gattung Parodie. Eine Daseinsberechtigung gestand er ihr nur ein, sofern sie berechtigte Kritik am Original äußert oder ein „kreatives Potential“ entfaltet. Der Untersuchungsgegenstand dieser Hausarbeit erfüllt beide Kriterien. Ob Goethe Gefallen an Heinz Erhardts Parodie „Der Fischer (frei nach Johann Sebastian Goethe)“ gefunden hätte, muss leider offen bleiben.
Um Textverweise zu erleichtern, sind in vorliegender Hausarbeit beide Versionen des Fischers abgedruckt. Bevor sich der Blick jedoch auf Original und Adaption richtet, werden einige Definitionsversuche der Parodie im Allgemeinen vorgestellt, um eine theoretische Grundlage zu schaffen.
Heinz Erhardt war ein (Unsinns-)Poet, der nie als solcher wahrgenommen wurde und eher als sympathischer Dicker aus zahlreichen Klamaukfilmen der Nachkriegszeit in Erinnerung geblieben ist. Dass Erhardt weit mehr war als ein blödelnder Komiker mit Hang zur einfachen Pointe, zeigen allein schon seine Balladenparodien, die sich unter anderem Goethe, Schiller und Bürger widmen und dabei eine ganz spezielle Originalität entfalten.
Diese Hausarbeit erhebt nicht den Anspruch, eine vollständige Balladenanalyse zu leisten, vielmehr geht es darum Erhardts parodistische „Werkzeuge“ und deren Wirkung zu beschreiben. Wie schafft er es Goethe lächerlich zu machen? Wie beeinflusst seine Parodie die spätere Rezeption eines lebendigen Kulturguts?
Als Arbeitsgrundlage diente hauptsächlich Waltraud Wendes „Goethe-Parodien…“, das Heinz Erhardt leider kaum Beachtung schenkt, aber Licht in das terminologische Wirrwarr bringt, das Gérard Genette mit seinen strikten Ein- und Abgrenzungsversuchen der Parodie nur weiter zu verdunkeln droht. Aufschlussreich für die Annäherung an die Person Heinz Erhardt ist Heinrich Detering. Nicht nur im Nachwort seiner Erhardt Sammlung „Von der Pampelmuse geküsst“, sondern auch in Vorträgen versucht er einen Dichter zu rehabilitieren, dem die Anerkennung für sein poetisches Schaffen zumeist verwehrt blieb.
- Arbeit zitieren
- Philipp Aissen (Autor:in), 2009, Der Fischer (frei nach Johann Sebastian Goethe) - Stilmittel und Wirkung einer Parodie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/170672
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