Was Facebook ausmacht, ist meines Erachtens nicht der kometenhafte Aufstieg, den es ohne Zweifel hinlegte, der erbitterte Streit um die Urheberrechte oder die mystische Verstrickung der Privatsphäre-Angelegenheit, die Beklommenheit unter den Nutzern hervorruft. Viel wichtiger scheint mir der soziale Aspekt: Was macht Facebook aus unserem Sozialleben? Was sind eigentlich Facebook-Freunde? Ist ein Leben ohne Facebook heutzutage überhaupt noch denkbar? Der Anspruch dieser Facharbeit konzentriert sich also vielmehr darauf, inwieweit es das soziale Netzwerk geschafft hat, unser reales Leben zu ersetzen und unser Verständnis von Freundschaft zu verändern.
Ein soziales Netzwerk hat definitionsgemäß zunächst nicht direkt etwas mit Internet-Plattformen zu tun, es ist lediglich die Vernetzung sozialer Kontakte über den eigenen Freundeskreis hinaus. Durch den Bekanntheitsgrad, den Online Netzwerke erlangten, erhielt der Begriff jedoch eine verallgemeinernde Bedeutung.
Das Konzept des sozialen Netzwerks Facebook basiert auf der Idee der Vernetzung mit Freunden. Der traditionelle Freundschaftsbegriff findet unter Soziologen unterschiedliche, in ihren Grundzügen allerdings ähnliche Definitionen. So beschreibt der Soziologe Karl-Heinz Hillmann beispielsweise Freundschaft als einen „Begriff für eine (…) Form direkter sozialer Beziehungen, die (…) freiwillig und auf längere, nicht fixierte Dauer eingegangen wird.“ Für den weiteren Verlauf dieser Arbeit gilt der ursprüngliche Freundschaftsbegriff als eine persönliche und flexible Bindung zwischen zwei Menschen, die durch ein hohes Maß an Vertrauen und Intimität gekennzeichnet ist.
Um letztendlich beurteilen zu können, ob Facebook nun als soziales Netzwerk bezeichnet werden kann, muss man sich zuerst die traditionelle Bedeutung des Wortes sozial vor Augen führen. Sie geht auf den lateinischen Begriff socius zurück, der sich mit ‚gemeinsam‘ oder ‚verbunden‘ übersetzen lässt. Man kann also sagen, dass ein soziales Medium (wie Facebook angibt eines zu sein) das Gefühl der Gemeinschaft und Verbundenheit stärkt oder intakt hält. Als unsoziales Medium versteht sich demnach eine Plattform, die ein gegenteiliges Ergebnis erzielt, es entsteht ein Gefühl der Vereinsamung und der sozialen Isolation.
Mit diesem Wissen möchte ich in den folgenden Ausführungen darauf eingehen, inwieweit Facebook nun das Prädikat des sozialen Netzwerks wirklich verdient hat.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Facebook als neue Macht des Internet
- Erfolgsgeschichte
- Grundfunktionen
- Facebook als Ersatz des realen Lebens
- Gründe für die Nutzung
- Verhaltensweisen im virtuellen Leben
- Netz ohne Gesetz
- Selbstinszenierung und Sensationsgier
- Virtueller Marktplatz
- Facebook als Auslöser des Wandels unseres Freundschaftsbegriffs
- Gleichschaltung von Bekannten und Freunden
- Ende des realen Soziallebens
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Facharbeit analysiert den Einfluss des sozialen Netzwerks Facebook auf unser reales Leben, insbesondere auf unser Verständnis von Freundschaft. Die Arbeit untersucht, inwieweit Facebook die traditionellen Formen der sozialen Interaktion ersetzt und wie sich der Freundschaftsbegriff im Kontext des digitalen Zeitalters verändert.
- Die Erfolgsgeschichte von Facebook und die Entwicklung seiner Funktionen
- Gründe für die Nutzung von Facebook und die Verhaltensweisen im virtuellen Leben
- Die Auswirkungen von Facebook auf die Kommunikation und das soziale Leben
- Die Veränderung des Freundschaftsbegriffs im digitalen Zeitalter
- Die Rolle von Facebook in der Gesellschaft und die Frage, ob es als soziales Netzwerk bezeichnet werden kann
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Relevanz von Facebook als ein prägendes Element der Nullerjahre dar und skizziert die Zielsetzung der Arbeit, den Einfluss von Facebook auf unser reales Leben und unser Verständnis von Freundschaft zu untersuchen.
Das zweite Kapitel befasst sich mit der Erfolgsgeschichte von Facebook und seinen Grundfunktionen. Es beleuchtet die Entwicklung der Plattform von einer Studenten-Community zu einem globalen Phänomen und analysiert die Einführung neuer Funktionen, wie den News Feed und die Chatfunktion.
Kapitel drei untersucht Facebook als Ersatz des realen Lebens. Es beleuchtet die Gründe für die Nutzung des Netzwerks und analysiert die Verhaltensweisen im virtuellen Leben, wie die Selbstinszenierung und die Sensationsgier.
Das vierte Kapitel fokussiert auf die Auswirkungen von Facebook auf unseren Freundschaftsbegriff. Es untersucht, wie die Plattform die traditionellen Grenzen zwischen Bekannten und Freunden verwischt und das reale Sozialleben beeinflusst.
Schlüsselwörter
Facebook, soziale Netzwerke, Freundschaftsbegriff, digitales Zeitalter, Kommunikation, soziales Leben, Selbstinszenierung, Sensationsgier, Privatsphäre, virtuelle Realität, reales Leben, Soziologie, Online-Kommunikation, Internetkultur, Mediennutzung, Medienkritik.
- Quote paper
- Julian Burger (Author), 2011, Facebook. Ein (un)soziales Netzwerk, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/170545