„Es war wohl die erste wirkliche Überraschung der Sachsen-Anhalt-Wahl, als am Sonntagnachmittag bekannt wurde, dass die Wahlbeteiligung deutlich gestiegen war [...] 53 Prozent – noch immer mick-rig, aber doch deutlich höher als befürchtet.“ (www.zeit.de)
Dieser Absatz aus einem Online-Artikel der Zeitung „Die Zeit“ zur Landtagswahl 2011 in Sachsen-Anhalt beschreibt ein Phänomen, das medial ziemlich selten Aufmerksamkeit ge-schenkt bekommt. Die üblichen Meldungen bezüglich der Wahlbeteiligung gleichen eher schlagwortartigen Schreckensmeldungen, mit Ausdrücken wie „historisches Tief“ oder „zu-nehmende Politikverdrossenheit“, an die Verkündung einer angestiegenen Partizipation bei Wahlen kann man sich dagegen nur schwer erinnern. Dies scheint aber nicht nur den Men-schen in Deutschland so zu gehen, sondern es gibt auch eine ganze Reihe von wissenschaftli-chen Publikationen, die sich mit der Entwicklung der Wahlbeteiligung international auseinan-dersetzen und hier ebenso kontrovers diskutieren, inwieweit sie in Staaten steigt, sinkt oder sich einfach nur auf einem stabilen Niveau befindet. Ein Anstieg der Wahlbeteiligung um neun Prozent, wie es sich hier im Falle der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt ereignet zu ha-ben scheint (nach vorläufiger Stimmenauszählung), ist bei nationalen Parlamentswahlen eher selten, jedoch gibt es auch hier Schwankungen zwischen Wahlen. Wahlforscher sprechen beim internationalen Vergleich der Wahlbeteiligung in postindustriellen Dienstleistungsge-sellschaften immer wieder davon, dass die zunehmende „Politikverdrossenheit“ ein übergrei-fendes Problem in diesen Staaten sei und sprechen so auch die mögliche Gefährdung der de-mokratischen Grundordnung aufgrund der Verdrossenheit an. Kees Aarts und Bernhard We-ßels fassen das Problem in einem Beitrag aus dem Jahre 2005 zusammen:
„Mündige und emanzipierte Bürger sind sicherlich ein Plus für die Demokratie. Wenn allerdings diese Bürger den Sinn der Wahlen nicht mehr erkennen und von den Wahlurnen fernbleiben, kann das nur ein kritisches Signal sein.“ (Aarts/Weßels 2005: 596).
Steht es so kritisch um die politische Partizipation in postindustriellen Gesellschaften? [...]
Inhaltsverzeichnis Seite
1. Einleitung
2. Modernisierungstheoretische Ansätze zur Erklärung der Entwicklung der Wahlbeteiligung
3. Die Entwicklung der Wahlbeteiligung in postindustriellen Ländern
3.1. Höhe der Wahlbeteiligung in postindustriellen Staaten
3.2. Zuwächse und Rückgänge der Wahlbeteiligung einzelner Staaten
3.3. Schlussfolgerungen aus den Ergebnissen
3.4. Variationen des „Ceiling-Effects“
4. Theoretische Überlegungen zur Ursache von Fluktuationen zwischen Wahlen
4.1. Institutionelle Faktoren
4.2. Auflösung sozialer „Cleavages“: Rückgang traditioneller Bindungen zwischen Bürgern und Gewerkschaften, sowie Kirchen
5. Ergebnisse zur politischen Partizipation in Parteien und traditionellen Verbänden in der Gesellschaft
5.1. Der Trend der sinkenden Mitgliederzahlen in postindustriellen europäischen Staaten
5.2. Entfremdung der Bürger gegenüber den Parteien in Europa
5.3. Die Entwicklung der traditionellen „Mobilizing Agencies“ als Bindeglieder zwischen Parteien und Bürgern
5.3.1. Die Entwicklung der Mitgliedschaft in Gewerkschaften
5.3.2. Die Entwicklung der Religiosität anhand der Kirchgangshäufigkeit
6. Fluktuationen in Staaten aufgrund des Rückgangs traditioneller Bindungen
7. Fazit
Abbildungsverzeichnis
Literaturverzeichnis
Internetquellen
- Arbeit zitieren
- Florian Meier (Autor:in), 2011, Warum sind die Fluktuationen zwischen Wahlen in einigen postindustriellen Staaten in Europa stärker als in anderen?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/170513
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