Abstract
Flaggen sind seit der Französischen Revolution immer mehr zu Staatssymbolen geworden. Seither korrespondiert die Hochachtung vor einem Staat eng mit der Ehrung seiner Flagge. In der Weimarer Republik versinnbildlichte die Auseinandersetzung um die Farben der Reichsflagge auch den Streit um die Staatsform. Die schwarz-rot-goldene Flagge war im öffentlichen Bewusstsein eng mit der neuen republikanisch-demokratischen Verfassung verbunden. Die Gegner der neuen Staatsform, die noch der Monarchie nachtrauerten, projizierten ihren Hass daher verstärkt auf die neuen schwarz-rot-goldenen Reichsfarben. Für sie wurde die schwarz-weiß-rote Flagge des Kaiserreiches zum Symbol der „guten alten Zeit“. Die Auseinandersetzung um die schwarz-rot-goldene und die schwarz-weiß-rote Trikolore zog sich wie ein roter Faden durch die gesamte Zeit der Weimarer Republik. Sie wurde zudem unter großer Anteilnahme der Bevölkerung geführt. Die Staatsflagge übte also keine einende und überparteiliche Funktion aus, sondern wirkte vielmehr polarisierend und in den Augen der Republikgegner parteipolitisch aufgeladen. Gleichzeitig war die schwarz-weiß-rote Trikolore für die staatstragenden Schichten zum Inbegriff von Militarismus, Terror und Reaktion geworden, wozu nicht zuletzt deren Verwendung durch die Freikorps beigetragen hatte. Aufgrund der Emotionalität der Debatte blieben Ausgleichsbemühungen in Richtung einer paritätischen Verwendung beider Farbkonstellationen, wie sie die bürgerlichen Reichskabinette Mitte der 1920er Jahre anregten, erfolglos. So begannen, vor allem in der Endphase der Republik, sich die einzelnen Parteien immer stärker mit eigenen Fahnen zu identifizieren, die sie als eine Art Heeresbanner zur gegenseitigen Abgrenzung nutzten. Zu schwarz-rot-gold bekannten sich SPD, Zentrum und DDP, während schwarz-weiß-rot die Farben der DNVP und der DVP waren. Auch die NSDAP bediente sich in ihrer Parteifahne dieser Kombination, allerdings in Form der roten Fahne mit dem schwarzen Hakenkreuz im weißen Kreis. Und die KPD benutzte mit der roten Fahne der Sowjetunion sogar die Staatsflagge eines anderen Landes als Parteifahne.
Die vorliegende Arbeit zeichnet den Diskussionsverlauf des Flaggenstreites im Verlauf der Weimarer Republik nach, wobei sie schwerpunktmäßig die Debatte in der Nationalversammlung und die Hintergründe und Folgen der Flaggenverordnung von 1926, die zum Sturz der Regierung Luther führte, beleuchtet.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Hauptteil
- 1.) Fahnen- und Flaggensituation in der Weimarer Republik
- 2.) Die Flaggendebatte in der Nationalversammlung
- 3.) Der schwarz-weiß-rote Kapp-Putsch
- 4.) Die Flaggenordnung Eberts
- 5.) Rechtsextremer Terror und Republikschutzgesetz
- 6.) Hindenburgs Wahl als Kompromissmöglichkeit
- 7.) Die Flaggenverordnung Hindenburgs
- 8.) Der Flaggenstreit zur Zeit der Regierung Marx
- 9.) Von Schwarz-Rot-Gold zur Hakenkreuzfahne
- III. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Flaggenstreit in der Weimarer Republik. Sie untersucht den Diskussionsverlauf der Debatte über die Farben der deutschen Reichsflagge und beleuchtet die symbolische Bedeutung der verschiedenen Flaggen und Fahnen für die Zerrissenheit der deutschen Bevölkerung in dieser Zeit.
- Die Bedeutung der Nationalflagge als Symbol der Staatsform und der Identifikation mit der Republik.
- Die unterschiedlichen Positionen der politischen Parteien und gesellschaftlichen Gruppierungen zum Flaggenstreit.
- Die Rolle des Flaggenstreits im Kontext des politischen und gesellschaftlichen Umbruchs in der Weimarer Republik.
- Die Auswirkungen des Flaggenstreits auf die politische Entwicklung der Republik.
- Die symbolische Bedeutung der Farben Schwarz-Rot-Gold und Schwarz-Weiß-Rot.
Zusammenfassung der Kapitel
- I. Einleitung: Diese Einleitung führt den Leser in das Thema des Flaggenstreits in der Weimarer Republik ein. Sie stellt die Bedeutung der Flagge als nationales Symbol heraus und zeigt auf, wie der Streit über die Reichsfarben die politische und gesellschaftliche Zerrissenheit der Weimarer Republik widerspiegelte.
- II. Hauptteil:
- 1.) Fahnen- und Flaggensituation in der Weimarer Republik: Dieses Kapitel beschreibt die offizielle Flaggenordnung der Weimarer Republik und stellt die verschiedenen Flaggen und Fahnen vor, die in dieser Zeit verwendet wurden.
- 2.) Die Flaggendebatte in der Nationalversammlung: Dieses Kapitel beleuchtet die Debatte über den Flaggenartikel der Verfassung in der Nationalversammlung und analysiert die unterschiedlichen Positionen der politischen Parteien.
- 3.) Der schwarz-weiß-rote Kapp-Putsch: Dieses Kapitel beschreibt den Kapp-Putsch und seine Bedeutung für den Flaggenstreit. Es zeigt, wie der Putsch die politische Lage verschärfte und die Spaltung der Bevölkerung weiter verstärkte.
- 4.) Die Flaggenordnung Eberts: Dieses Kapitel analysiert die Flaggenordnung, die von Reichspräsident Ebert erlassen wurde, und ihre Auswirkungen auf den Flaggenstreit.
- 5.) Rechtsextremer Terror und Republikschutzgesetz: Dieses Kapitel untersucht die Rolle von Rechtsextremismus und Terror im Zusammenhang mit dem Flaggenstreit und analysiert die Auswirkungen des Republikschutzgesetzes.
- 6.) Hindenburgs Wahl als Kompromissmöglichkeit: Dieses Kapitel beleuchtet die Wahl von Paul von Hindenburg zum Reichspräsidenten und die damit verbundenen Hoffnungen auf einen Kompromiss im Flaggenstreit.
- 7.) Die Flaggenverordnung Hindenburgs: Dieses Kapitel analysiert die Flaggenverordnung von 1926, die zum Sturz der Regierung Luther führte, und beleuchtet ihre Folgen für den Flaggenstreit.
- 8.) Der Flaggenstreit zur Zeit der Regierung Marx: Dieses Kapitel beschreibt die Weiterentwicklung des Flaggenstreits während der Zeit der Regierung Marx und zeigt die Kontinuität der Konflikte.
- 9.) Von Schwarz-Rot-Gold zur Hakenkreuzfahne: Dieses Kapitel untersucht die Entwicklung des Flaggenstreits hin zur endgültigen Durchsetzung der Hakenkreuzfahne als Symbol des Nationalsozialismus.
Schlüsselwörter
Diese Arbeit befasst sich mit dem Flaggenstreit in der Weimarer Republik. Sie analysiert die Debatte über die Reichsfarben, die symbolische Bedeutung der verschiedenen Flaggen und Fahnen sowie die politische und gesellschaftliche Zerrissenheit in dieser Zeit. Die zentralen Themen der Arbeit sind Nationalflagge, Symbol, Identifikation, Republik, Demokratie, politische Parteien, gesellschaftliche Gruppierungen, Rechtsextremismus, Terror, Kapp-Putsch, Flaggenverordnung, Reichsverfassung, politische Entwicklung.
- Quote paper
- Jens Menge (Author), 1997, Der Flaggenstreit in der Weimarer Republik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/17046