Energie- und klimapolitische Themen sind seit geraumer Zeit sowohl in der Medienlandschaft als auch in der Politik dauerpräsent. Medienwirksam präsentierte Projekte wie die Wüstenstrom-Initiative Desertec oder die geplante Nabucco-Pipeline erwecken das Interesse der europäischen Bevölkerung genauso wie die im Dezember 2009 anstehende Weltklimakonferenz in Kopenhagen. Auch innerhalb der Europäischen Union (EU) nimmt die Energie- und Klimapolitik eine gewichtige Rolle ein, denn nicht zuletzt beinhaltet „die Europäische Einigung […] von Beginn an auch die Idee einer Energiegemeinschaft“ (Geden/Fischer 2008: 23). Allerdings handelt es sich bei der europäischen Energiepolitik um ein schwer fassbares Politikfeld. So fordern die Bürger der EU eine sichere, billige und umweltfreundliche Energieversorgung. Herunter brechen lässt sich diese komplexe Interessenslage hierbei auf drei zentrale Ziele der Europäischen Energiepolitik (auch bekannt als das energiepolitische Zieldreieck): Versorgungssicherheit, Umweltverträglichkeit und Wettbewerbsfähigkeit. Die Metapher des Dreiecks soll in diesem Fall verdeutlichen, dass die Ziele sich bedingen, mitunter aber auch in Konkurrenz treten. Bei genauerer Betrachtung dieses Zieldreiecks stellt sich jedoch die Frage, ob die EU allen drei Zielen dieselbe Aufmerksamkeit zukommen lässt. Daher steht im Zentrum dieser Arbeit folgende Fragestellung: Lassen sich unterschiedliche Erfolge bzw. unterschiedlich weitreichende Integrationsschritte bezüglich des energiepolitischen Zieldreiecks der EU ausmachen und wenn ja: Wie lässt sich dieser Befund erklären? Im Verlauf dieser Arbeit wird daher herausgearbeitet werden, dass es eine wahrnehmbare Verlagerung zugunsten der Umweltverträglichkeit gibt. Dieser Befund soll aus integrationstheoretischer Perspektive betrachtet und erklärt werden – genauer aus Sicht des Liberalen Intergouvernementalismus nach Moravcsik. In einem ersten Schritt wird jedoch zunächst ein Grundwissen über die Energiepolitik der EU erarbeitet werden. Hierzu sollen die drei Ziele des energiepolitischen Dreiecks umrissen werden: Vor welchen Herausforderungen steht die EU jeweils und welche Lösungsansätze werden aktuell in der EU diskutiert.
Ausgestattet mit diesem Wissen widmet sich diese Arbeit der Beantwortung der zentralen Fragestellung.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die Energiepolitik der EU und das energiepolitische Zieldreieck
- 2.1. Versorgungssicherheit
- 2.2. Umweltverträglichkeit
- 2.3. Wettbewerbsfähigkeit
- 3. Energiepolitisches Zieldreieck im Gleichschritt? Erklärungsfaktoren des Liberalen Intergouvernementalismus
- 3.1. Zentrale Prämissen des Liberalen Intergouvernementalismus
- 3.2. Verknüpfung: Status Quo aus theoretischer Sicht
- 4. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Frage, ob die Europäischen Union (EU) allen drei Zielen des energiepolitischen Zieldreiecks – Versorgungssicherheit, Umweltverträglichkeit und Wettbewerbsfähigkeit – dieselbe Aufmerksamkeit zukommen lässt. Dabei liegt der Fokus auf der Untersuchung möglicher Unterschiede in den Integrationsfortschritten bezüglich dieser drei Ziele.
- Das energiepolitische Zieldreieck der EU und seine drei zentralen Komponenten
- Herausforderungen und Lösungsansätze im Bereich der europäischen Energiepolitik
- Der Liberale Intergouvernementalismus als theoretisches Framework zur Erklärung von Integrationsfortschritten
- Analyse des Status Quo der europäischen Energieintegration anhand der drei Ziele des Zieldreiecks
- Identifizierung von möglichen Verlagerungen oder Schwerpunktverschiebungen im energiepolitischen Zieldreieck
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung
Die Einleitung stellt die Relevanz von Energie- und Klimapolitik in der heutigen Zeit heraus und führt das energiepolitische Zieldreieck der EU ein. Sie definiert die Fragestellung der Arbeit und skizziert den methodischen Ansatz, der im Folgenden verfolgt wird.
2. Die Energiepolitik der EU und das energiepolitische Zieldreieck
Dieses Kapitel bietet eine umfassende Einführung in die Energiepolitik der EU. Es beleuchtet die historische Entwicklung, aktuelle Herausforderungen und diskutierte Lösungsansätze für jedes der drei Ziele des energiepolitischen Zieldreiecks: Versorgungssicherheit, Umweltverträglichkeit und Wettbewerbsfähigkeit.
2.1. Versorgungssicherheit
Dieser Abschnitt behandelt die Herausforderungen der Versorgungssicherheit in der EU. Er analysiert die hohe Importabhängigkeit der EU von fossilen Brennstoffen, die unterschiedlichen Interessenslagen der Mitgliedsstaaten und die räumliche Verteilung der Energieimporte.
Schlüsselwörter
Energiepolitik, Europäische Union, Zieldreieck, Versorgungssicherheit, Umweltverträglichkeit, Wettbewerbsfähigkeit, Liberaler Intergouvernementalismus, Integration, Europäische Integration, Energieimporte, Nachhaltigkeit, Klimaschutz.
- Quote paper
- Patrick Straub (Author), 2009, Das energiepolitische Zieldreieck der Europäischen Union im Gleichschritt?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/170441