Der Kommentar „Der Papst nimmt Stellung“ von Guido Heinen behandelt den Konflikt zwischen Papst (beziehungsweise katholischer Kirche) und weltlicher Gesellschaft hinsichtlich der Problematik von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften.
Guido Heinen
Kommentar: „Der Papst nimmt Stellung"
Analyse und Diskussion von
Tim Blume
Der Kommentar „Der Papst nimmt Stellung“ von Guido Heinen behandelt den Konflikt zwischen Papst (beziehungsweise katholischer Kirche) und weltlicher Gesellschaft hinsichtlich der Problematik von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften.
Guido Heinen beginnt seinen Text provokativ; er schreibt, Papst Benedikt XVI. spräche die Wahrheit - gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften seien „Pseudoehen“ - gelassen aus. Das Wort „Pseudoehe“ mit dem Wortstamm pseudo-, abgeleitet von griechischen Wort pseudos für Lüge, provoziert insoweit, als das der Papst, beziehungsweise Guido Heinen, damit homosexuelle Ehen als „falsche“ Ehen bezeichnen.
Diese Aussage der „falschen“ Ehen begründet Guido Heinen im weiteren Text: So spräche nicht einmal der Gesetzgeber in oben genanntem Fall von einer „Ehe“, ebenso könne nicht einmal eine Talkshow behaupten, die Ehe sei keine Verbindung zwischen Mann und Frau. Diese beiden und weitere Argumente kann man als Pro-Argumente die seine Aussage stützen, bezeichnen.
Heinen gesteht dem Papst ein, Lebensgemeinschaften zwischen Homosexuellen „Pseudoehen“ nennen zu dürfen. Er begründet seine Entscheidung damit, dass auch der Gesetzgeber eine solche Gemeinschaft nicht Ehe nennen würde, da der Begriff Ehe in seiner inhaltlichen Bedeutung nur die Verbindung zwischen Mann und Frau meint. Der Papst wolle dabei keineswegs Homosexuelle diskriminieren, sondern nur die Ehe als wichtiges Gut schützen. Guido Heinen ist der Meinung, man dürfe Papst Benedikt XVI. dabei keine Vorwürfe machen, da der Papst nicht möchte, dass Ehe und Lebensgemeinschaft nebeneinander her existieren. Bloß weil etwas gleichermaßen toleriert werde, sei es noch lange nicht gleich gut, stellt das Oberhaupt der katholischen Kirche fest. Die Einstellung der Menschen, dass einfach alles unterschiedslos erlaubt sei, sollte daher überdacht werden.
Guido Heinen sieht den Mut zur Differenz, der Unterscheidung von der Norm, als die wichtigste Haltung zu Beginn des Jahrtausends: Die Menschen in einer offenen Gesellschaft müssten Antworten über das Menschenbild infrage stellen und auch über „richtig“ und „falsch“ streiten können.
Im letzte Absatz seines Textes kommt Guido Heinen zu seinem Urteil: Er ist der Meinung, dass die Menschen heutzutage mehr über scheinbar geschlossene Fragen diskutieren sollten. Mit seinem Schlussappell regt er den Leser an, sich einmal über seine Aussage Gedanken zu machen. Ein solcher Appell ist Bestandteil eines jeden Kommentares und von tragender Bedeutung.
Für mich (und für jeden anderen Leser ebenso) stellt sich nun die Frage, ob einer These wie der Heinens zuzustimmen, oder ob sie nur schwer oder gar nicht zu halten ist, es soll anhand einiger Beispiele erleichtert werden, sich in diesem Punkt eine eigene Meinung bilden zu können.
Prinzipiell kann ich der These des Guido Heinen zustimmen, die Menschen von heute können und sollten scheinbar geschlossene Fragen nach Familie, Werten, Religion und Menschenbildern beantworten und auch über „richtig“ und „falsch“ streiten.
So sehen beispielsweise viele Menschen sehen eine Abtreibung als etwas wirklich Schreckliches und Grausames an, einen Mord an einem Geschöpf Gottes - wie erkennen hier eine Verbindung zur Kirche, die ihre ganz eigene Meinung zur Abtreibung hat -, doch allzu oft wissen sie nicht einmal, warum sich die Frau, die werdende Mutter, zu einer Abtreibung entschlossen hat. Hat sie Gründe? Welche sind das? Ist das Kind etwa durch eine brutale Vergewaltigung entstanden? Oder ist es so schwer behindert, dass sein künftiges Leben von großem Leid geprägt wäre? Oder kann (oder will?) sie sich ihren Pflichten als Mutter nicht stellen? Der erste Punkt ist eine weit akzeptierte Begründung für eine Abtreibung am Ungeborenen, aber schon Punkt Zwei ist für viele Außenstehende unverständlich: Wie kann man nur ein kleines, ungeborenes Leben auf eine solche, oftmals als brutal angesehene Art, auslöschen? Und Punkt der? Unvorstellbar! Man kann sich doch nicht so einfach seiner Verantwortung entziehen. Oder etwa doch?
Es ist deutlich zu erkennen, dass die Frage nach dem „richtig“ oder „falsch“ nicht immer einfach zu klären ist. Es müssen Aspekte verschiedenster Art abgewägt werden, um zu einem angemessenen Ergebnis zu kommen.
Schlussendlich bin der Meinung - um beim angeführten Beispiel zu bleiben -, dass die Leute, die nicht direkt betroffen sind, gar nicht die Notwendigkeit besitzen, sich diese Frage stellen zu müssen. Entsprechend müssen sie sie ebenso wenig beantworten; die Entscheidung liegt schließlich bei den werdenden Eltern oder der - bei einer Vergewaltigung - allein bei der schwangeren Frau.
Vielmehr sollten die Menschen einmal darüber diskutieren, ob sie mit dieser Meinung, ein Kind nicht abtreiben zu dürfen, falsch liegen und warum sie eine Abtreibung nach Vergewaltigung dennoch zulassen?! Das etwas ausschweifende Beispiel sollte hier zur Verdeutlichung führen, bewusst wurde ein bereits kontrovers diskutiertes Thema gewählt. Eine Gesellschaft, die diese Diskussion - aber auch jede andere, auch die zu gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften - verweigert, erblindet. Diese Meinung teile ich mit Guido Heinen, denn wenn Leute nur stur geradeaus blicken - mit einzig und allein ihrer Meinung - ist damit keinem geholfen.
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- Arbeit zitieren
- Tim Blume (Autor:in), 2008, Guido Heinen: "Der Papst nimmt Stellung" - Analyse und Diskussion, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/170130