Gegenstand der vorliegenden Arbeit sind einige Spezifika des islamischen Familienrechts von Indonesien in der Kompilasi Hukum Islam (KHI) von 1991 sowie die ethnischen Gruppe der Minangkabau in ihrem Sozialsystem als Beispiel einer regionalen Variante islamischer Familienstrukturen. Die Minangkabau bezeichnen sich als orthodoxe Muslime und erhalten gleichzeitig ein traditionelles matrilineares Erbrecht aufrecht, welches sie zum Forschungsgegenstand zahlreicher Disziplinen hat werden lassen. Diese Arbeit nun widmet sich besonders dem Charakteristikum des indonesischen Familienrechts, ein Produkt der Beziehung und Wechselwirkung zweier sich begegnender Systeme zu sein, dem Gewohnheitsrecht der traditionellen Normen auf der einen und dem islamischen Recht auf der anderen Seite. In Anbetracht der Tatsache, dass der Islam erst relativ spät nach Indonesien fand und bei seinem Ankommen bereits von synkretistischen Elementen geprägt war, gilt es, der Frage nach dem gegenseitigen Einfluss des Gewohnheitsrechts und des islamischen Rechts in seiner Auswirkung auf Lebenspraxis und moderne Gesetzgebung im Bereich der Familie zu untersuchen.
Nach einer knappen Einführung in die Rolle des Gewohnheitsrechts aus klassisch-islamischer Sicht werden also im dritten Kapitel jene Spezifika eingeordnet und analysiert. Nach dem anschließenden Zwischenfazit soll es im darauffolgenden Kapitel um die konkrete Lebenspraxis der Minangkabau, die Darstellung und Analyse deren Ehe- und Familienstrukturen gehen. Es sei an dieser Stelle klargestellt, dass West-Sumatra und die Minangkabau natürlich nicht repräsentativ für Indonesien stehen können. Im Pancasila-Staat Indonesien gibt es eine Vielzahl an religiösen, ethnischen und sozialen Gruppierungen. Die Besonderheit der Minangkabau jedoch, als überzeugte Muslime bis heute ein matrilineares System beizubehalten, weckt das Interesse des Islamwissenschaftlers. Die Beziehung von ÝÁdÁt und islamischem Recht ist hier ebenso von höchster Bedeutung. Ziel dieser Arbeit ist also des Weiteren, der Bandbreite und Vielfalt des Themenkomplexes Ehe und Familie im Islam Rechnung zu tragen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Allgemeine Vorbemerkungen
- Spezifika des indonesischen Familienrechts
- TaÝlÐq aÔ-ÓalÁq (ϕϼτϟϖϴϠόΗ) r taklik talak
- Gemeinbesitz in der Ehe
- WaÒÐya wÁÊiba
- Zwischenfazit
- Die Minangkabau
- Die traditionellen gesellschaftlichen Grundzüge
- Eigentum und Erbschaft
- Heirat und Scheidung
- ÝÀdÁt und Islam in Minangkabau ± Gegensatz und Einklang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit Besonderheiten des islamischen Familienrechts in Indonesien, dargestellt in der Kompilasi Hukum Islam (KHI) von 1991, sowie mit dem Beispiel der ethnischen Gruppe der Minangkabau als regionale Variante islamischer Familienstrukturen. Besondere Aufmerksamkeit gilt der Wechselwirkung zwischen Gewohnheitsrecht und islamischem Recht und deren Auswirkungen auf die Lebenswirklichkeit und moderne Gesetzgebung im Familienbereich.
- Einordnung und Analyse der Spezifika des indonesischen Familienrechts als Produkt der Beziehung zwischen Gewohnheitsrecht und islamischem Recht
- Darstellung und Analyse der Ehe- und Familienstrukturen der Minangkabau in West-Sumatra
- Untersuchung des Einflusses der ÝÁdÁt auf das islamische Familienrecht in Indonesien
- Analyse der Beziehung zwischen ÝÁdÁt und islamischem Recht in der Gesellschaft der Minangkabau
- Betrachtung der Vielfalt des Themenkomplexes Ehe und Familie im Islam
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung erläutert den Gegenstand der Arbeit, die Spezifika des islamischen Familienrechts in Indonesien und die Minangkabau als Beispiel einer regionalen Variante islamischer Familienstrukturen. Die Arbeit widmet sich besonders dem Charakteristikum des indonesischen Familienrechts, ein Produkt der Beziehung und Wechselwirkung zwischen Gewohnheitsrecht und islamischem Recht zu sein. Im dritten Kapitel werden Spezifika des indonesischen Familienrechts, wie der taklik talak, der eheliche Gemeinbesitz und die waÒÐya wÁÊiba, eingeordnet und analysiert.
Das vierte Kapitel befasst sich mit den traditionellen gesellschaftlichen Grundzügen der Minangkabau, einschließlich ihrer Eigentums- und Erbschaftsregeln sowie Heirat und Scheidung. Im Fokus steht die Beziehung zwischen ÝÁdÁt und islamischem Recht in der Minangkabau-Gesellschaft.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Themenbereiche islamisches Familienrecht, Indonesien, Minangkabau, ÝÁdÁt, Gewohnheitsrecht, taklik talak, ehelicher Gemeinbesitz, waÒÐya wÁÊiba, matrilineares System, Erbrecht, Heirat, Scheidung, Islam, synkretistische Elemente.
- Quote paper
- Jannic Wöhrle (Author), 2011, Adat und Islam in Indonesien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/170115