Robin (2), verhungert und verdurstet neben zwei Keksen und einem Fläschchen, weil die Mutter über Weihnachten weggefahren war.
Jessica (7), kurz vor dem Verhungern und Verdursten am eigenen Erbrochenen erstickt, Gewicht zum Zeitpunkt des Todes: unter 10 kg.
[...] Kindesvernachlässigung – das ist auch die emotionale Kälte, die unangemessene Eltern-Kind-Beziehung oder das schlichte Desinteresse, das mit frühkindlichen Bedürfniskontexten so wenig vereinbar ist. [...] Abseits der extremen Beispiele sind es tausende, nach einigen Quellen gar zehntausende Kinder unterschiedlichen Alters und Geschlechts, die täglich mit der Unfähigkeit ihrer eigenen Eltern, sie zu ernähren, zu pflegen, zu erziehen und vor allem zu lieben, konfrontiert sind. Von diesen Kindern ist nur selten die Rede [...] Wie aber schaffen es diese Kinder unter zum Teil widrigsten Umständen nicht unterzugehen, nicht aufzugeben, sondern oftmals sogar scheinbar erstarkt aus diesen ungünstigen Bedingungen hervorzugehen? [...] Dies sind Fragen, die in der jüngsten Forschung im Begriff der Resilienz eine Antwort gefunden haben. Vor allem von kognitiver und emotionaler Vernachlässigung betroffene Kinder weisen zum Teil massive Entwicklungsverzögerungen bzw. irreversible Defizite und Schädigungen auf, haben nicht selten große Schwierigkeiten im Laufe ihrer Schulzeit. [...] Oftmals erleben vernachlässigte Kinder bei Integration in eine neue, altersgerechte und fördernde Umwelt mit entsprechend engagierten, zuverlässigen Bezugspersonen wahre Entwicklungsschübe, so dass aufgelaufene Rückstände zumindest partiell kompensiert werden können. [...] Mit Hinblick auf diese Präventionsorientierung sind somit folgende Fragen zu klären: Ist es möglich, Resilienz im Sinne von Widerstandsfähigkeit zu fördern, zu unterstützen? Ist Resilienz erlernbar? Wenn ja, wie? Zur Klärung dieser Fragen werden zunächst elementare Aspekte der Kindesvernachlässigung beleuchtet. [...] Anschließend soll das Konzept der Resilienz umfassend dargestellt werden, der Fokus wird hierbei vor allem auf den Resilienz bedingenden Faktoren und ihrer Beeinflussbarkeit liegen. In einem dritten Schritt sollen die zuvor herausgestellten Ergebnisse auf aktuelle Präventions- und Interventionsmaßnahmen angewendet werden, um abschließend die Frage zu klären, ob und wie Resilienz in schulischen Settings gefördert werden kann und welche konkreten Implikationen für den Beruf des Lehrers daraus notwendigerweise abzuleiten sind.
Inhalt
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
1. Einleitung
2. Wissenschaftliche Positionsbestimmung
2.1 Zum Begriff der Kindesvernachlässigung
2.1.1 Definition und Verortung im sozialwissenschaftlichen Kontext
2.1.2 Kindesvernachlässigung als Missachtung frühkindlicher Bedürfniskontexte
2.2 Zum Resilienzkonzept
2.2.1 Resilienz als Produkt interdisziplinärer Forschungsansätze
2.2.2 Risiko- vs. Schutzfaktoren
2.2.3 Resilienz als multidimensionaler, dynamischer und variabler Anpassungsprozess
2.2.4 Resilienzmodelle
2.2.5 Exkurs: Coping
2.2.6 Zusammenfassung: zentrale Merkmale des Resilienzkonzepts
3. Präventionsprogramme und kompensatorische Maßnahmen für Kinder aus unzureichenden Versorgungsverhältnissen
3.1 Ziele und Strategien der Resilienzförderung
3.2 Schlussfolgerungen der Resilienztheorie für die Beurteilung präventiver Programme
3.3 Analyse ausgewählter Präventionsprogramme
3.3.1 Fit und stark fürs Leben
3.3.2 Prävention und Resilienzförderung in Kindertagesstätten – PriK
3.3.3 Bleib locker!
4. Schlussfolgerungen für die Förderung von Resilienz im schulischen Alltag
5. Ausblick und Schluss
Literaturverzeichnis
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Abbildungen
Abbildung 1: „Schema risikoerhöhender und risikomildernder Faktoren in der kindlichen Entwicklung“
Abbildung 2: Rahmenmodell der Resilienz nach Kumpfer
Tabellen
Tabelle 1: „Charakteristika der Muster der frühkindlichen Bindungsklassifikation“
Tabelle 2: „Beispiele von Entwicklungsaufgaben im Kindes- und Jugendalter“
Tabelle 3: Vulnerabilitäts-und Risikofaktoren/ Stressoren
Tabelle 4: Personale und soziale Ressourcen
Tabelle 5: Beispiele für Coping-Strategien
Tabelle 6: Zusammenfassung der Analyseergebnisse der drei Trainingsprogramme
1. Einleitung
Robin (2), verhungert und verdurstet neben zwei Keksen und einem Fläschchen, weil die Mutter über Weihnachten weggefahren war.
Jessica (7), kurz vor dem Verhungern und Verdursten am eigenen Erbrochenen erstickt, Gewicht zum Zeitpunkt des Todes: unter 10 kg.
Lea-Sophie (5), verhungert und verdurstet, Gewicht zum Zeitpunkt des Todes: unter 8 kg.
Kinder, die nicht mehr leben, weil ihre Eltern sich nicht kümmerten.
Anders als in den vielzähligen, medial aufbereiteten Fällen der verwahrlosten und gestorbenen Kinder der letzen Jahre lässt sich Kindesvernachlässigung in der Regel nicht an der Menge der Hämatome, dem Ausmaß des Untergewichts oder der Intensität von Traumatisierungen ablesen. Kindesvernachlässigung – das ist auch die emotionale Kälte, die unangemessene Eltern-Kind-Beziehung oder das schlichte Desinteresse, das mit frühkindlichen Bedürfniskontexten so wenig vereinbar ist. Dabei ist völlig unstrittig, dass die resultierenden Konsequenzen und Schädigungen bereits bei diesen „schwächeren“ Formen der Misshandlung weitreichend sind.[1] Abseits der extremen Beispiele sind es tausende, nach einigen Quellen gar zehntausende Kinder unterschiedlichen Alters und Geschlechts, die täglich mit der Unfähigkeit ihrer eigenen Eltern, sie zu ernähren, zu pflegen, zu erziehen und vor allem zu lieben, konfrontiert sind.[2] Von diesen Kindern ist nur selten die Rede – weil nur tote Kinder in die Schlagzeilen kommen?
Wie aber schaffen es diese Kinder unter zum Teil widrigsten Umständen nicht unterzugehen, nicht aufzugeben, sondern oftmals sogar scheinbar erstarkt aus diesen ungünstigen Bedingungen hervorzugehen? Welche Faktoren begünstigen diesen schier unbändigen Überlebenswillen? Dies sind Fragen, die in der jüngsten Forschung im Begriff der Resilienz eine Antwort gefunden haben.
Vor allem von kognitiver und emotionaler Vernachlässigung betroffene Kinder weisen zum Teil massive Entwicklungsverzögerungen bzw. irreversible Defizite und Schädigungen auf, haben nicht selten große Schwierigkeiten im Laufe ihrer Schulzeit.[3] Die gute Nachricht: Oftmals erleben vernachlässigte Kinder bei Integration in eine neue, altersgerechte und fördernde Umwelt mit entsprechend engagierten, zuverlässigen Bezugspersonen wahre Entwicklungsschübe, so dass aufgelaufene Rückstände zumindest partiell kompensiert werden können.[4] Da die Ursache für unzureichende elterliche Fürsorge im Familiensystem selbst liegt, muss diese Reintegration jedoch durch externe Instanzen, z. B. durch pädagogische Institutionen wie Kindertagesstätten und Schulen erfolgen. Die Relevanz des Themas für Pädagogen ist somit offenkundig. Doch nicht nur reaktive Maßnahmen nach der Identifikation der Probleme sollen hier beleuchtet werden. Im Sinne des Paradigmas der Salutogenese soll auch untersucht werden, inwieweit Außenstehende unzureichend versorgte Kinder darin unterstützen können, die ungünstigen Bedingungen innerhalb der elterlichen Fürsorge so sehr „auszublenden“, dass die psychische Gesundheit der Kinder möglichst stabil bleibt und das Risiko einer eventuellen Beeinträchtigung sekundär-präventiv minimiert werden kann. Mit Hinblick auf diese Präventionsorientierung sind somit folgende Fragen zu klären: Ist es möglich, Resilienz im Sinne von Widerstandsfähigkeit zu fördern, zu unterstützen? Ist Resilienz erlernbar? Wenn ja, wie?
Zur Klärung dieser Fragen werden zunächst elementare Aspekte der Kindesvernachlässigung beleuchtet. Konkret bedeutet dies eine Verortung des Begriffs im deutschen Rechtsraum, im (entwicklungs-)psychologischen sowie erziehungswissenschaftlichen Kontext und eine Abgrenzung zu anderen Formen der Kindeswohlgefährdung sowie die Berücksichtigung ausgewählter Facetten der Bindungstheorie und frühkindlicher Bedürfnis-kontexte.
Anschließend soll das Konzept der Resilienz umfassend dargestellt werden, der Fokus wird hierbei vor allem auf den Resilienz bedingenden Faktoren und ihrer Beeinflussbarkeit liegen.
In einem dritten Schritt sollen die zuvor herausgestellten Ergebnisse auf aktuelle Präventions- und Interventionsmaßnahmen angewendet werden, um abschließend die Frage zu klären, ob und wie Resilienz in schulischen Settings gefördert werden kann und welche konkreten Implikationen für den Beruf des Lehrers daraus notwendigerweise abzuleiten sind.
2. Wissenschaftliche Positionsbestimmung
Um eine fundierte Diskussion und Analyse vorhandener Maßnahmen zur Resilienzförderung für vernachlässigte Kinder vornehmen zu können, ist es zunächst unabdingbar, die zentralen Begriffe der verschiedenen konstituierenden Kontexte hinreichend zu bestimmen. Dabei sollen vor allem der Begriff der Kindesvernachlässigung und die wichtigsten Elemente der Resilienztheorie erläutert werden. Ergänzend wird jeweils ein grober Überblick zur Entstehung der Begrifflichkeiten sowie zum aktuellen Stand der wissenschaftlichen Diskussion skizziert.
2.1 Zum Begriff der Kindesvernachlässigung
Da eine einheitliche Definition von Kindeswohl und Kindesvernachlässigung als Form der Kindeswohlgefährdung weder im juristischen noch im sozialpädagogischen Diskurs zu finden ist, soll nachfolgend eine multiperspektivische Annäherung versucht werden.[5] Dabei rückt Kindes-vernachlässigung als eine Form von Misshandlung deshalb so stark in den Fokus, weil bei anderen Misshandlungsarten, wie z. B. Gewalt, meist andere Mechanismen greifen, während insbesondere „schwächere“ Formen der Vernachlässigung vermutlich in den meisten Fällen unentdeckt bleiben. Deegener führt dazu aus, dass anzunehmen ist, dass Vernachlässigung signifikant häufiger auftritt als andere Formen der Misshandlung (z. B. Missbrauch), es aber dennoch keine Erhebungen dazu gibt.[6] Bei Krieger et al. erscheint Vernachlässigung sogar ausdrücklich als „häufigste Form der Kindesmisshandlung“.[7] Dies verdeutlicht, dass auch hinsichtlich der Quantität und Verbreitung von Kindesvernachlässigung Handlungsbedarf in Form von Interventionen, wie sie Gegenstand dieser Arbeit sind, geboten ist. In Ermangelung repräsentativer inländischer Statistiken sei an dieser Stelle exemplarisch auf die Minnesota Hochrisikolängsschnittstichprobe verwiesen, die bei im Mittel ca. 60 % aller von Vernachlässigung in der Kindheit betroffenen Befragten psychische Störungen (insbesondere im Jugendalter) feststellte.[8] Umso deutlicher kommt hier erneut die Rolle des Lehrers als Bezugsperson, die eine sichere Bindung bietet, zum Tragen.
2.1.1 Definition und Verortung im sozialwissenschaftlichen Kontext
Ausgehend von Vernachlässigung als Form von Kindesmisshandlung bietet sich eine Vielzahl von Zugängen, die nachfolgend zu einem möglichst vollständigen Bild zusammengetragen werden sollen. Eine bereits recht umfassende Formulierung findet sich bei Krieger et al.:
„ Mit den Begriffen der Kindesmisshandlung, -vernachlässigung und -missbrauch wird ein großer Bereich von Unterlassungen und Handlungen gefasst, ‚die von einer Person ausgeübt oder zugelassen werden und die zu einer ganzen Reihe von Verletzungen führen können – von Unterernährung und Krankheit über schwere Behinderungen und emotionale Verletzungen bis hin zum Tod‘ “.[9]
Im Gegensatz zu dieser Auffassung von Vernachlässigung als Teil der traditionellen Trias Vernachlässigung - Misshandlung - Missbrauch, deren Elemente wiederum unter dem Begriff der Kindeswohlgefährdung subsumiert werden, steht die Definition von Vernachlässigung als eigenständige Form der Kindesmisshandlung.[10] Als einzelne Erscheinungs-formen von Kindesmisshandlung gelten körperliche Misshandlungen, Vernachlässigung, seelische/ emotionale Misshandlungen und sexueller Missbrauch sowie das Münchhausen-by-proxy-Syndrom, wobei hier zu beachten ist, dass das Störungsbild durch eine psychische Erkrankung des/ der Sorgeberechtigten verursacht wird, wohingegen die übrigen Formen auch bei psychisch gesunden Menschen auftreten. Weitere Parameter zur Unterscheidung, die vor allem in der Praxis (beispielsweise der Kinder- und Jugendhilfe) Anwendung finden, sind Häufigkeit, Schweregrad und zeitliche Dauer der Misshandlungen sowie Alter und Geschlecht des misshandelten Kindes.[11]
Eine andere Definition ist bei Deegener zu lesen, der „Kindesmisshandlung als eine ‚nicht zufällige, gewaltsame psychische und/ oder physische Beeinträchtigung oder Vernachlässigung des Kindes durch Eltern/ Erziehungsberechtigte oder Dritte, die das Kind schädigt, verletzt, in seiner Entwicklung hemmt oder zu Tode bringt‘“ definiert und sich hiermit auf Blum-Maurice et al. bezieht.[12] Problematisch ist hier u. a. die Benennung möglicher Ergebnisse der verschiedenen Varianten von Kindesmisshandlung oder die Rekursivität der Definitionen.[13] Demnach ist Kindes-vernachlässigung als eine Form von Kindesmisshandlung eine „Vernachlässigung des Kindes durch Eltern“. Diese Formulierung gibt natürlich keinerlei Aufschluss darüber, was konkret unter Vernachlässigung zu verstehen ist. Definitionsversuche dieser Art implizieren darüber hinaus, dass das Ergebnis der Misshandlung bzw. Vernachlässigung (im Fall Deegeners die Schädigung, Verletzung, das Hemmnis oder die Tötung) bereits bekannt ist. Insbesondere die Tötung eines Kindes macht deutlich wie wenig pragmatisch solche Begrifflichkeiten sind, da eine Intervention zum Zeitpunkt der Feststellung des Handlungsbedarfes gar nicht mehr möglich wäre.[14] Deegener führt jedoch ergänzend an, dass Vernachlässigung beispielsweise in Form von ungenügender Pflege, Ernährung oder Zuwendung, aber explizit auch als nicht vorhandene Initiative des Sorgeberechtigten in Bezug auf die kognitive, emotionale und motorische Entwicklung auftritt und präzisiert somit die zuvor allgemein gehaltene Formulierung.[15]
Eine ähnlich konkrete Fassung des Begriffs der Vernachlässigung findet sich auch bei Krieger et al.: Vernachlässigung sei „auf Unterlassungen in der Beaufsichtigung und Betreuung der Kinder, auf einen Mangel an Kontakt und Unterstützungsbereitschaft bei der Befriedigung von basalen Bedürfnissen und gesundheitlichen Bedarfen des Kindes und eine mangelnde Bereitschaft, Gefahren vom Kind abzuwenden“ zu beziehen.[16] Auch mangelndes Interesse am Wohlergehen der Kinder sei als ein Merkmal für Vernachlässigung zu werten.[17]
Darüber hinaus lässt sich der Begriff der Vernachlässigung nach seiner Qualität differenzieren. Eine Möglichkeit der Unterscheidung ist die in physische und psychische Vernachlässigung. Das Spektrum physischer Vernachlässigung reicht hierbei von Mangelernährung bis hin zur unterlassenen Hilfe im medizinischen Notfall. Psychische Vernachlässigung tritt beispielsweise als Desinteresse oder fehlender Kontakt auf. Sie lässt sich aber auch, von dem Bewusstsein des Sorgeberechtigten ausgehend, in passive und aktive Vernachlässigung differenzieren, wobei aktive Vernachlässigung das bewusste (Nicht-)Handeln meint.[18]
Eine andere Unterteilung von Kindler unterscheidet körperliche, emotionale und erzieherisch-kognitive Vernachlässigung sowie die Vernachlässigung der Aufsicht.[19] Dabei äußern sich die einzelnen Formen der Vernachlässigung wie folgt:
- Körperliche Vernachlässigung kann sich z. B. in Form von Mangelernährung zeigen oder in unzureichender Hygiene.
- Als Symptom emotionaler Vernachlässigung gelten ausbleibende Reaktionen auf Versuche der emotionalen Kontaktaufnahme seitens des Kindes oder Gefühlskälte im Umgang mit dem Kind.
- Erzieherisch-kognitive Vernachlässigung kann sich u. a. in fehlenden fördernden Spielerfahrungen oder unzureichender Konversation äußern.
- Wenn die Sorgeberechtigten über den Aufenthaltsort ihres Kindes nicht informiert sind und auch kein Interesse daran zeigen, spricht man von der Vernachlässigung der Aufsicht.[20]
Bei Betrachtung der rechtlichen Vorgaben fällt auf, dass dem zentralen Element des Kindeswohls keine eindeutige Entsprechung gegenübersteht, obwohl es für verschiedenste Kontexte einen fixen Bezugspunkt bildet.[21] So bezieht sich beispielsweise der § 1666 BGB auf diesen Terminus und umschreibt Vernachlässigung (im Sinne einer Kindeswohlgefährdung) als ein Nicht-Befolgen von Pflichten.
In Anlehnung an eine vom Bundesgerichtshof verfasste Definition von Kindeswohlgefährdung könnte man Vernachlässigung außerdem als „ein andauerndes oder wiederholtes Unterlassen fürsorglichen Handelns [...], das für einen einsichtigen Dritten vorhersehbar zu erheblichen Beeinträchtigungen der physischen und/ oder psychischen Entwicklung des Kindes führt oder vorhersehbar ein hohes Risiko solcher Folgen beinhaltet“, fassen.[22] Ob dieser wiederum wenig greifbar anmutenden Näherung scheint die Bestimmung entwicklungshemmenden Verhaltens über die Symptome, wie sie oben stehend bereits mehrfach erläutert wurden, am konkretesten.
2.1.2 Kindesvernachlässigung als Missachtung frühkindlicher Bedürfniskontexte
Erscheinungsformen und Folgen von Kindesvernachlässigung wurden bereits konkret benannt. Um deren Bedeutung aber in vollem Ausmaß zu begreifen, ist es unerlässlich zu erörtern, inwiefern mangelnde Zuwendung oder Beaufsichtigung den Erfordernissen frühkindlicher Bedürfniskontexte widersprechen. Da sichere Bindungen als ein kindliches Grundbedürfnis innerhalb des Resilienzkonzeptes eine zentrale Rolle spielen, sollen zunächst ausgewählte Aspekte der Bindungstheorie Bowlbys erläutert werden. Die 2002 von Brazelton & Greenspan formulierten Thesen zu den Grundbedürfnissen von Kindern sollen anschließend unter Einbeziehung der Maslowschen Bedürfnispyramide beleuchtet werden.
John Bowlby, der als Mitbegründer der Bindungstheorie gilt, formulierte Mitte des vergangenen Jahrhunderts die These, dass die „frühe Beziehung zu einem wichtigen Menschen [...] die Grundlage für die spätere Beziehungsfähigkeit“ bildet.[23] Zentrales Prinzip der Bindungstheorie ist, dass der Mensch von Anfang an versucht, eine intensive Beziehung zu einer Bezugsperson aufzubauen. In Momenten akuter Bedrohung oder subjektiven Unwohlseins äußert das Kind ein Verhalten, das der Bezugsperson Handlungsbedarf signalisiert. Je nach erfolgender oder ausbleibender Reaktion der Bezugsperson entwickelt das Kind sein individuelles Bindungssystem in Form innerer Arbeitsmodelle.[24] Mary Ainsworth (eine Mitarbeiterin Bowlbys) stellte in den 1970er Jahren hierfür im Rahmen ihrer Forschung drei verschiedene Bindungsmuster auf, die 1991 noch durch einen vierten Typus ergänzt wurden. Im Einzelnen unterscheidet sie sicher gebundene Kinder von unsicher gebundenen, diese werden wiederum in unsicher-vermeidend gebundene, unsicher-ambivalent gebundene sowie unsicher-desorganisiert/ desorientiert gebundene Kinder unterteilt, wobei die sichere Bindung als Schutzfaktor, alle übrigen Bindungsmuster als Risikofaktor wirken können, worauf im weiteren Verlauf dieser Arbeit noch einmal Bezug genommen wird.[25] Dabei ist es nicht zwingend erforderlich, dass diese Beziehung zum Vater oder zur Mutter aufgebaut wird. Sofern es eine andere Bezugsperson gibt, die angemessen und sensibel auf die Signale des Kindes reagiert, kann dieses ein sicheres Bindungsverhalten entfalten. Erst wenn das Kind keine Alternative zu den unsteten oder widersprüchlichen Reaktionen seiner Eltern hat, wird es ein unsicheres Bindungsverhalten entwickeln.[26] Im Einzelnen bedeutet dies, dass sicher gebundene Kinder sich in Gefahrensituationen vertrauensvoll und in Erwartung von Gefahrenabwehr und Zuwendung an ihre Bezugsperson wenden. Unsicher-vermeidend gebundene Kinder werden kaum hilfesuchendes Verhalten zeigen, da sie ohnehin keine adäquate Reaktion ihrer Bezugsperson erwarten. Sie versuchen den akuten Stress dann im Rückgriff auf ihre eigenen inneren Ressourcen zu bewältigen. Unsicher-ambivalent gebundene Kinder haben in bedrohlich erscheinenden Situationen unterschiedlichste Erfahrungen gemacht und sowohl Zuwendung als auch Ignoranz oder gar Ablehnung erfahren. Ebenso widersprüchlich äußert sich ihr Bindungsverhalten. Aufgrund der Unvorhersehbarkeit der Reaktion der Bezugsperson ist dieses gekennzeichnet von starken emotionalen Reaktionen, die auch von Aggressionen durchzogen sein können und sowohl ablehnende, als auch verzweifelt suchende Tendenzen beinhalten. Unsicher-desorganisiert bzw. –desorientiert gebundene Kinder zeigen kein eindeutig kategorisierbares Verhalten, das zum Teil mit dissoziativen Phänomenen, die beispielsweise wie ein „Erstarren“ des Kindes wirken können, einhergeht. Diese Kinder haben in der Interaktion mit ihren Bindungspersonen oftmals Angst oder Enttäuschung erfahren (z. B. in Misshandlungsfällen) oder keinerlei Möglichkeit geboten bekommen, eine Bindung aufzubauen.[27]
Bei Opp & Fingerle findet sich eine übersichtliche Darstellung typischer Charakteristika der unterschiedlichen Bindungstypen. Die Auflistung geht zurück auf die sogenannte „Fremde Situation“, einem von Ainsworth entwickelten Setting zur Erforschung der verschiedenen Bindungstypen. Nachdem die beobachteten Kinder kurzzeitig von ihrer Bezugsperson getrennt worden waren, konnte nach der Wiedervereinigung folgendes Verhalten beobachtet werden:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1 : „Charakteristika der Muster der frühkindlichen Bindungsklassifikation“ [28]
Vernachlässigte Kinder, die zumeist unstete oder negative Bindungserfahrungen gemacht haben, benötigen eine substituierende Beziehung demnach umso mehr. Eine Lehrperson, als eine Konstante des Alltags, oder ein naher Verwandter haben somit das Potential, die suboptimale Beziehungsstruktur seitens der Eltern zu kompensieren. Bowlby begründet diese Annahme damit, dass die inneren Arbeitsmodelle vom Individuum bewusst betrachtet werden können und neue, andersartige Erfahrungen die alten Bindungsmuster verändern können.[29]
Brazelton & Greenspan nennen das „Bedürfnis nach beständigen liebevollen Beziehungen“ als erstes der sieben Grundbedürfnisse von Kindern.[30] Auch bei Maslow hat der Drang nach Sicherheit und sozialen Beziehungen einen enormen Stellenwert: Er steht in der pyramidenförmigen Hierarchie des Amerikaners direkt über dem elementaren, physiologischen Bedarf nach Ernährung, Schlaf u. ä..[31] Wird der instinktive Wunsch nach solchen Beziehungen dem Kind verwehrt oder erfährt es nur Unzuverlässigkeit und Unberechenbarkeit in der Interaktion mit den ihn umgebenden Bezugspersonen, resultieren daraus in aller Regel unsichere Bindungsmuster bis hin zu unterschiedlichsten Bindungsstörungen. Die besondere Brisanz bei Fällen von Kindesvernachlässigung besteht darin, dass diese Form der Misshandlung und die Art der Beziehung schwieriger zu verarbeiten sind als beispielsweise eine gewalttätige Eltern-Kind-Beziehung, da die Problematik buchstäblich nicht „greifbar“ ist.[32] Die Relevanz für Lehrpersonen liegt in diesem Zusammenhang darin begründet, dass es auch vor dem Hintergrund derartiger Erfahrungen gelingen kann, die erlernten Bindungsmuster durch die Gestaltung einer verlässlichen und fürsorglichen Beziehung zumindest partiell zu revidieren.[33] Auch die zumeist geringe Ausprägung des Selbstwertgefühls und des Selbstwirksamkeitsempfindens von Kindern, die instabile Bindungserfahrungen gemacht haben, bietet einen Ansatzpunkt für Interventionen auf Basis des Resilienzkonzeptes, da das Selbstbild hier eine tragende Rolle einnimmt.[34]
2.2 Zum Resilienzkonzept
Bis auf individuelle Akzente oder Unterschiede, die meist auf die jeweilige wissenschaftliche Disziplin, der die Autoren und Autorinnen zuzuordnen sind, zurückgehen, herrscht ein relativ weitreichender Konsens darüber, was nun konkret unter Resilienz zu verstehen ist. Auf zwei der am häufigsten zitierten Autoren des aktuellen Diskurses soll nachfolgend im Wesentlichen Bezug genommen werden: Corinna Wustmann sowie Günther Opp, deren einführende Veröffentlichungen zum Thema jeweils einen umfassenden und systematischen Überblick über die Theorie präsentieren.[35]
Die Darstellung wird durch ausgewählte Elemente anderer aktueller Veröffentlichungen ergänzt.
2.2.1 Resilienz als Produkt interdisziplinärer Forschungsansätze
In Analogie zur Entwicklung des Resilienzbegriffs im englischsprachigen Raum ist in Vernachlässigung des eigentlich lateinischen Ursprungs (lat. resilire für abprallen, zurückspringen)[36] häufig von einer Ableitung vom englischen „resilience“ als Spannkraft, Elastizität oder Widerstandskraft die Rede.[37] Eine vielfach verwendete und anerkannte, obgleich auch sehr reduzierende Definition von Wustmann beschreibt Resilienz als „psychische Widerstandfähigkeit von Kindern gegenüber biologischen, psychologischen und psychosozialen Entwicklungsrisiken.“[38] Dabei wird sofort deutlich, dass die Auslegung dieser sehr weit gefassten Begriffserklärung stark von dem wissenschaftlichen Kontext des Interpretierenden abhängt. So benennt Wustmann explizit die Kinder als Träger von Resilienz, obwohl natürlich auch Erwachsene über Resilienz verfügen. Auch die genannten Dimensionen von Risiko integrieren verschiedene wissenschaftliche Disziplinen, was mit Hinblick auf die Entstehung des Resilienzkonzeptes in den 1970er Jahren erklärbar wird.[39] Gleichzeitig ist diese Multidimensionalität aber ebenso Ausdruck eines Schwachpunktes der Theorie: Eine eindeutige Bestimmung der für Resilienz relevanten einzelnen Komponenten, Prozesse und Wechselwirkungen konnte bislang nicht vollends vorgenommen werden.[40] Aus dieser Definition lässt sich jedoch zweifelsfrei ableiten, dass Resilienz nur dann identifiziert werden kann, wenn es einer Person, die sich in einer massiv gefährdenden Situation befindet, gelingt, diese Situation erfolgreich aus eigener Kraft aufzulösen bzw. zu bewältigen.[41] Betrachtet man positive Ergebnisse verschiedener Persönlichkeitsentwicklungen, kann man umgekehrt nicht automatisch von resilienten Personen ausgehen, sondern erst dann wenn eine risikoreiche Situation bewältigt wurde.[42] Jaede formuliert dazu streitbar und beinahe zynisch: „Ein Kind, das keine Krisen erlebt und durchstanden hat, ist nicht gut fürs Leben gewappnet.“[43] Etwas nachvollziehbarer erscheint diese These vor dem Hintergrund der u. a. bereits von Piaget getroffenen Feststellung, dass es ohnehin keine Entwicklung ohne Risiken gebe und auch jede normale kindliche Entwicklung gewisse Risiken umfasse.[44] Die Bedeutung liegt somit einerseits in der Intensität sowie in der Quantität der individuellen Risiken. Deutlich dezidierter erscheint die These Wustmanns, nach der man Resilienz all denjenigen zuschreiben könne, die eine Risikobelastung signifikant besser bewältigt haben, als andere der gleichen Belastung ausgesetzte Personen.[45] Weniger eindeutig führt Berndt dazu aus, dass Resilienz „die Fähigkeit einer Person beziehungsweise eines sozialen Systems, erfolgreich mit belastenden Lebensumständen und negativen Folgen von Stress umzugehen“, beschreibe.[46] Richtigerweise müsste es heißen: „erfolgreicher als andere den Umständen ausgesetzte Personen“, da ohne diesen vergleichenden Aspekt nichts über die Qualität der Bewältigung gesagt werden kann. Dieser Bedeutung entsprechend ist auch bei Petermann et al. Resilienz nicht als bloße „Abwesenheit psychischer Störungen“ definiert. Resilienz umfasst demnach auch den Erwerb altersangemessener Kompetenzen einer normalen Entwicklung trotz „aversiver Umstände“.[47] Wustmann gibt einen Überblick über entsprechende Entwicklungsaufgaben der frühen und mittleren Kindheit sowie der Jugend, wobei der Fokus für diese Arbeit zwar insbesondere auf den Bereich der frühen und mittleren Kindheit gerichtet ist, die Aufgaben der Adoleszenz aber insofern relevant sind, als dass die Übergänge der einzelnen Entwicklungsstufen fließend sind und individuelle Entwicklungsfortschritte sehr unterschiedlich sein können (siehe Tab. 2).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 2 : „Beispiele von Entwicklungsaufgaben im Kindes- und Jugendalter“ [48]
[...]
[1] Vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (=BMFSFJ) 2007, S. 14.
[2] Bis zum Jahr 2007 gab es in Deutschland keine statistischen Erhebungen zur Vernachlässigung von Kindern. (Vgl. BMFSFJ 2007, S. 8.) Eine Zahl von jährlich 30.000 vernachlässigten Kindern soll aus der KIGGS-Studie des Robert-Koch-Instituts hervorgehen. (Vgl.: Focus Schule Online 2010.) Deegener spricht von 50.000 Fällen. (Vgl. Deegener 2005, S. 46.)
[3] Vgl. Ziegenhain/ Fegert 2008, S. 121; Krieger et al. 2007, S. 29ff; BMFSFJ 2007 S. 15; BMFSFJ 2006a, S. 24-4.
[4] Vgl. Krieger et al. 2007, S. 59; BMFSFJ 2007, S. 14.
[5] Vgl. Maywald 2009, S. 16ff.
[6] Vgl. Deegener 2005, S. 46f.
[7] Vgl. Krieger et al. 2007, S. 17.
[8] Vgl. BMFSFJ 2007, S. 17, 20.
[9] Krieger et al. 2007, S. 13.
[10] Vgl. BMFSFJ 2006a, S. 2-1, 3-18.
[11] Vgl. BMFSFJ 2006a, S. 2-1, 3-18.
[12] Vgl. Blum-Maurice et al. 2000, zitiert nach Deegener 2005, S. 37.
[13] So auch bei Engfer 1998: „Diese Beeinträchtigungen können durch elterliche Handlungen (wie bei körperlicher Mißhandlung [sic], sexuellem Mißbrauch [sic]) oder Unterlassungen (wie bei emotionaler und physischer Vernachlässigungen [sic]) zustande kommen.“ (Zitiert nach Krieger et al. 2007, S. 13.)
[14] Vgl. Krieger et al. 2007, S. 14.
[15] Vgl. Deegener 2005, S. 37.
[16] Krieger et al. 2007, S. 15. Siehe hierzu auch Maywald 2009, S. 35.
[17] Vgl. Zobel 2005, S. 156, zitiert nach Krieger et al. 2007, S. 16.
[18] Vgl. Krieger et al. 2007, S. 16.
[19] Vgl. Kindler 2005, zitiert nach Krieger et al. 2007, S. 16f.
[20] Vgl. BMFSFJ 2006a, S. 3-2.
[21] Vgl. Maywald 2009, S. 16. Lediglich in Urteilen und Erläuterungen des BGH wird der Begriff eindeutig definiert. (Vgl. BMFSFJ 2006a, S. 2-5.)
[22] Vgl. BMFSFJ 2007, S. 12.
[23] BMFSFJ 2007, S. 51.
[24] Vgl. Opp/ Fingerle 2007, S. 136f.
[25] Vgl. Ettrich 2004, S. 4ff.
[26] Vgl. Opp/ Fingerle 2007, S. 137.
[27] Vgl. Opp/ Fingerle 2007, S. 138ff; Ettrich 2004, S. 5.
[28] Petermann et al. 2000, S. 304.
[29] Vgl. Julius 2009, S. 295.
[30] Vgl. Brazelton/ Greenspan 2002, S. 31ff.
[31] Vgl. Maywald 2009, S. 18.
[32] Vgl. Krieger et al. 2007, S. 58f.
[33] Vgl. Julius 2009, S. 295f.
[34] Vgl. Krieger et al. 2007, S. 60f. Siehe hierzu auch in Kapitel 3.1.
[35] Vgl. Fröhlich-Gildhoff/ Rönnau-Böse 2009, S. 9. Eine minimal abgewandelte Version von Wustmanns 2004 erschienenem Werk wurde 2008 von Marion Kipker unter dem Titel „Kinder, die nicht aufgeben“ veröffentlicht. Da die Autorin darauf verzichtete, einen Großteil der mutmaßlich bei Wustmann entnommenen Formulierungen und Abschnitte als solche kenntlich zu machen, wird nachfolgend auf eine Bezugnahme auf diese Autorin verzichtet.
[36] Vgl. Duden: Deutsches Universalwörterbuch 2010, Artikel: Resilienz.
[37] Vgl. Berndt 2007, S. 5; Fröhlich-Gildhoff/ Rönnau-Böse 2009, S. 9; Wustmann 2004, S. 18.
[38] Wustmann 2004, S. 18.
[39] Vgl. Fröhlich-Gildhoff/ Rönnau-Böse 2009, S. 13.
[40] Vgl. a. a. O., S. 12.
[41] Vgl. a. a. O., S. 10; Wustmann 2004, S. 18 und Zander 2009, S. 30.
[42] Vgl. Wustmann 2004, S. 18; Jaede 2007, S. 12.
[43] Vgl. Jaede 2007, S. 13.
[44] Vgl. Zander 2009, S. 14.
[45] Vgl. Wustmann 2004, S. 18.
[46] Vgl. Berndt 2007, S. 5.
[47] Vgl. Petermann et al. 2000, S. 81. Ähnlich auch zu finden in der Charta der Weltgesundheitsorganisation (=WHO).
[48] Wustmann 2004, S. 21.
- Quote paper
- Melanie Heinold (Author), 2010, Kindesvernachlässigung (im Grundschulalter) und die Bedeutung des Resilienzkonzepts im Kontext aktueller Präventionsprogramme und kompensatorischer Maßnahmen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/170022
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