Der Empfindsame Roman The Man Of Feeling1, welcher 1771, vorerst anonym, von Henry
MacKenzie (1745-1831) veröffentlich wurde, ist einer der bedeutendsten Romane seiner Zeit.
Der Schottische Autor war einer der Ersten, der seine dramatis personae, aber vor allem
seinen Protagonisten Harley, mit den Tugenden der Empathie und des Mitleides ausstattete.
Die Epoche der Empfindsamkeit ging davon aus, dass der Mensch von Natur aus gut sei und
auch nicht die Vernunft die maßgebende Qualität des Menschen sei, sondern dass gerade die
bereits erwähnte Empathie und das Mitleid diese Qualitäten ausmache.2 Nach Auffassung der
Empfindsamkeit, welche vorwiegend von 1740- 1790 ihren Ausdruck hatte, hatten Gefühle
einen großen Anteil an den ethischen Entscheidungen. Das Gefühl war nicht mehr länger ein
Makel des Menschen, sondern zeichnete ihn als sittlichen Mitbürger aus.
Auch Henry Mackenzie nimmt diesen Eindruck in seinem Roman auf, indem er den
Protagonisten Harley, den „man of feeling“, als sehr sensiblen, wohltätigen und verletzlichen
Mann darstellt. Harley wird als ein Subjekt vorgestellt, welches starkes Mitgefühl mit seinen
Mitmenschen hat und dadurch oft in für ihn schwierige Situationen gerät. Es ist nicht
verwunderlich, dass der Roman sofort erfolgreich war, da er die Bedürfnisse der Menschen in
dieser Zeit aufgriff und ihnen einen Einblick in die neue Humanität ermöglichte. Dies tat
Mackenzie jedoch nicht, indem er den Lesern eine neue Lebens- und Denkweise präsentierte,
die ein besseres Leben versprach, sondern er wollte eher einen Wandel im Denken
hervorrufen. Da der Protagonist in TMOF mit seiner Wesensart vielmehr droht in der
Gesellschaft zu scheitern, regt Mackenzie so das Überdenken und Abwägen, das kritische
Hinterfragen und das subjektive Empfinden des Lesers an und präsentiert ihm, dem Leser,
keine Patentlösung des richtigen menschlichen Verhaltens in der Gesellschaft. In der folgenden Arbeit möchte ich versuchen, das von Henry MacKenzie präsentierte
Männlichkeitsbild darzustellen. Um dieses in Abgrenzung zum traditionellen Bild zu
verdeutlichen, möchte ich in Punkt Zwei sowohl die herkömmliche Rolle des Mannes des 18.
Jahrhunderts als auch die heutigen Rollenklischees kurz anreißen, um Parallelen und Schlüsse
ziehen zu können.
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1 Im Verlauf der Arbeit werde ich den Titel des Romans häufig durch die Abkürzung TMOF abkürzen.
2 http://www.leinstein.de/media/2432/erzaehlliteratur%201700-1830.pdf. Zugriff am 15.01.2011.
Gliederung
1. Einleitung
2. Männlichkeitsbilder
2.1 Die männlichen Ideale der damaligen und heutigen Zeit
3. Männlichkeitsbilder in The Man Of Feeling
3.1 Der sensible Mann und das Scheitern des fühlenden Mannes in der Gesellschaft
4. Fazit
5. Quellenverweise und benutzte Literatur
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