Sprache galt schon immer als das Tor zur Welt. In unserer heutigen globalisierten Gesellschaft gilt dieser Satz mehr denn je. Grenzüberschreitende Lebens- und Arbeitsverhältnisse verlangen ein hohes Maß an fremdsprachlicher Kompetenz. Angesichts dieser sich verändernden Welt, steht auch das Schulwesen vor immer neuen Herausforderungen. Immer früher sollen Kinder fremde Sprachen erlernen. Dabei wird das Hauptaugenmerk auf die bessere Lernfähigkeit der Schüler im Grundschulalter gelegt. Die Tatsache, dass im Jahre 2004/2005 der flächendeckende Englischunterricht auf der Primarstufe eingeführt wurde, trägt dieser Entwicklung Rechnung. Inwiefern der frühe Fremdsprachenunterricht der Grundschulen als Perspektive für die Zukunft gesehen werden kann, ist allerdings umstritten.
Die für die Bearbeitung des Themas zentrale Frage lautet daher, ob der Erwerb einer zweiten Sprache eine Chance bietet oder ob die Bilingualität eine Gefahr für die kindliche (Sprach-)Entwicklung darstellt. Eine wesentliche Rolle innerhalb der Forschungsdiskussion spielt dabei die Debatte über das optimale Alter für den Erwerb einer Fremdsprache. Dabei wird insbesondere in der Gesellschaft die Meinung vertreten, dass der frühere Erwerb zu besseren Ergebnissen führe. Gegensätzliche Stimmen sehen darin jedoch die Gefahr einer Überforderung des Kindes und vertreten die Ansicht, dass es notwendig sei erst eine Sprache – die eigene Muttersprache – vollständig zu erwerben. Das gleichzeitige Erlernen beider Sprachen würde Sprachmischungen hervorrufen, die oftmals als Indiz für unzureichende Kompetenzen angeführt werden. Um beiden Seiten gerecht zu werden, müssen deshalb die Anforderungen an den Fremdsprachenunterricht an der Zielgruppe – der Grundschüler – ausgerichtet werden. Hier stehen vor allem die Lehrer im Mittelpunkt, deren Qualifikationen die Basis einer fremdsprachlichen Früherziehung bilden. Jedoch tragen auch die lernpsychologischen Voraussetzungen der Kinder zu einem erfolgreichen Unterricht bei.
Wie aktuell dieses Thema ist, zeigt sich insbesondere an der hohen Zahl der Veröffentlichungen in den letzten Jahren. Hervorzuheben sind vor allem Heiner Böttger, in Bezug auf die fachdidaktischen Prinzipien des Englischunterrichts an Grundschulen1 und Suzanne Romaine, deren Publikation „Bilingualism“2 als Standardwerk zur Zweisprachigkeit betrachtet werden kann. Für eine Einführung in die Thematik empfiehlt sich das Überblickswerk „Foundations of Bilingual Education and Bilingualism“...
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Bilingualität - Begriff und Definition
2.1 Was ist Bilingualität? - Der Versuch einer Definition
2.1.1 Der psycholinguistische Ansatz
2.1.2 Der soziolinguistische Ansatz
2.2 Abgrenzung der verschiedenen Formen von Bilingualität
2.2.1 Simultaner versus sukzessiver Zweitspracherwerb
2.2.2 Natürlicher versus gesteuerter Zweitspracherwerb
2.2.3 Additive versus subtraktive Zweisprachigkeit
2.3 Begriffliche Abgrenzungen
2.3.1 Muttersprache gleich Muttersprache?
2.3.2 Familiensprache und Umgebungssprache
2.3.3 Starke und schwache Sprache
3. Der bilinguale Spracherwerb: Voraussetzungen und Merkmale
3.1 Monolingualer und bilingualer Spracherwerb
3.1.1 Der monolinguale Erstspracherwerb
3.1.2 Der bilinguale Erstspracherwerb
3.2 Natürliche Bilingualität und Methoden zweisprachiger Erziehung
3.2.1 Die Methode ‚Eine Person - eine Sprache‘
3.2.2 Die Methode ‚Eine Sprache - eine Umgebung‘
3.3 Künstliche Bilingualität
3.4 Der Faktor des optimalen Alters
3.5 Code-switching und Code-mixing
4. Über den gesellschaftlichen Umgang mit Zweisprachigkeit
4.1 Negative (Vor-)Urteile gegenüber Zweisprachigkeit
4.2 Positive (Vor-)Urteile gegenüber Zweisprachigkeit
4.3 Vor- und Nachteile der bilingualen Erziehung
5. Die Einführung des frühen Fremdsprachenunterrichts an deutschen Primarschulen
5.1 Die fremdsprachliche Früherziehung im institutionellen Rahmen - ein historischer Überblick
5.2 Erste Entwürfe und Versuche der Länder für den frühen Englischunterricht
6. Zweitspracherwerb in der Grundschule am Beispiel des frühen Englischunterrichts - Chance oder Gefahr für die kindliche Entwicklung?
6.1 Der Zweitspracherwerb unter schulischen Bedingungen
6.1.1 Die Bedeutung der englischen Sprache als erste Fremdsprache
6.1.2 Herausforderungen für die Lehrer
6.1.3 Lernpsychologische Voraussetzungen der Schüler
6.2 Die Ziele des frühen Fremdsprachenunterrichts an Grundschulen
6.2.1 Sprachliche Kompetenzen
6.2.2 Interkulturelle Aspekte
6.2.3 Affektive und motivationale Ziele
6.3 Kindgerechter Englischunterricht in der Grundschule - grundlegende didaktische Prinzipien für den frühen Zweitspracherwerb
6.3.1 Kindgerechte Unterrichtsinhalte
6.3.2 Authentizität
6.3.3 Visualisierung
7. Schlussbetrachtung
8. Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Measuring degree of bilingualism, aus: Romaine, Suzanne (2006): Bilingualism. 2. ed., repr. (18th). Oxford,
Abb. 2: Einteilung der Zweisprachigkeit nach Alter und Art des Zweitspracherwerbs, aus: Triarchi-Herrmann, Vassilia (2006): Mehrsprachige Erziehung. Wie Sie Ihr Kind förd-ern. 2., aktualisierte Aufl. München,
Abb. 3: Common Underlying Proficiency Model, aus: Baker, Colin (2006): Foundations of bilingual education and bilingualism. 4. ed. Clevedon,
Abb. 4: Schematic representation of the compound-coordinate distinction, aus: Hamers, Josiane F.; Blanc, Michel H. A. (2000): Bilinguality and bilingualism. 2. ed. Cambridge,
1. Einleitung
Sprache galt schon immer als das Tor zur Welt. In unserer heutigen globalisierten Gesellschaft gilt dieser Satz mehr denn je. Grenzüberschreitende Lebens- und Arbeitsverhältnisse verlangen ein hohes Maß an fremdsprachlicher Kompetenz. Angesichts dieser sich verändernden Welt, steht auch das Schulwesen vor immer neuen Herausforderungen. Immer früher sollen Kinder fremde Sprachen erlernen. Dabei wird das Hauptaugenmerk auf die bessere Lernfähigkeit der Schüler im Grundschulalter gelegt. Die Tatsache, dass im Jahre 2004/2005 der flächendeckende Englischunterricht auf der Primarstufe eingeführt wurde, trägt dieser Entwicklung Rechnung. Inwiefern der frühe Fremdsprachenunterricht der Grundschulen als Perspektive für die Zukunft gesehen werden kann, ist allerdings umstritten.
Die für die Bearbeitung des Themas zentrale Frage lautet daher, ob der Erwerb einer zweiten Sprache eine Chance bietet oder ob die Bilingualität eine Gefahr für die kindliche (Sprach-)Entwicklung darstellt. Eine wesentliche Rolle innerhalb der Forschungsdiskussion spielt dabei die Debatte über das optimale Alter für den Erwerb einer Fremdsprache. Dabei wird insbesondere in der Gesellschaft die Meinung vertreten, dass der frühere Erwerb zu besseren Ergebnissen führe. Gegensätzliche Stimmen sehen darin jedoch die Gefahr einer Überforderung des Kindes und vertreten die Ansicht, dass es notwendig sei erst eine Sprache - die eigene Muttersprache - vollständig zu erwerben. Das gleichzeitige Erlernen beider Sprachen würde Sprachmischungen hervorrufen, die oftmals als Indiz für unzureichende Kompetenzen angeführt werden. Um beiden Seiten gerecht zu werden, müssen deshalb die Anforderungen an den Fremdsprachenunterricht an der Zielgruppe - der Grundschüler - ausgerichtet werden. Hier stehen vor allem die Lehrer im Mittelpunkt, deren Qualifikationen die Basis einer fremdsprachlichen Früherziehung bilden. Jedoch tragen auch die lernpsychologischen Voraussetzungen der Kinder zu einem erfolgreichen Unterricht bei.
Wie aktuell dieses Thema ist, zeigt sich insbesondere an der hohen Zahl der Veröffentlichungen in den letzten Jahren. Hervorzuheben sind vor allem Heiner Böttger, in Bezug auf die fachdidaktischen Prinzipien des Englischunterrichts an Grundschulen1 und Suzanne Romaine, deren Publikation ÄBilingualism“2 als Standardwerk zur Böttger, Heiner (2005): Englisch lernen in der Grundschule. (Studientexte zur Grundschulpädagogik und -didaktik). Bad Heilbrunn.
Zweisprachigkeit betrachtet werden kann. Für eine Einführung in die Thematik empfiehlt sich das Überblickswerk ÄFoundations of Bilingual Education and Bilingualism“ von Colin Baker3.
Um das Thema gänzlich zu erfassen, gliedert sich die Arbeit wie folgt:
Das erste Kapitel dient sowohl zur Grundlagenvermittlung als auch zum Einstieg in die Thematik. Wesentlicher Bestandteil ist hierbei der Versuch einer Definition der Bilingualität, sowie verschiedene Abgrenzungen von unterschiedlichen Formen der Zweisprachigkeit. Darauf aufbauend werden in Kapitel 3 die Voraussetzungen und Merkmale des bilingualen Spracherwerbs erörtert. Dabei werden der mono- und bilinguale Spracherwerb einander gegenübergestellt und inhaltlich voneinander abgegrenzt. Zudem wird auch kurz auf die Methoden der zweisprachigen Erziehung eingegangen. Die bereits angesprochene umstrittene Thematik des optimalen Alters, wird in Kapitel 3.4 ausführlicher behandelt.
Im folgenden Abschnitt der Arbeit sollen die gesellschaftlichen Sichtweisen zur Zweisprachigkeit erläutert und diskutiert werden. Dabei soll insbesondere die Frage der Überforderung berücksichtigt werden. Das fünfte Kapitel dient der Einordnung des institutionalisierten Zweitspracherwerbs auf der Primarstufe in den historischen Kontext. Bereits in den 1960er und 1970er Jahren ansatzweise in diversen Schulversuchen erprobt, letztlich jedoch vernachlässigt, wurde dem frühen Fremdsprachenunterricht erst Anfang des 21. Jahrhunderts erneut größere Aufmerksamkeit zuteil. Eine besondere Ausnahme stellt das Bundesland Baden- Württemberg dar, welches bereits 2003/2004 den Englischunterricht ab dem ersten Schuljahr verpflichtend einführte.
Darauf folgend steht der schulische Englischunterricht im Zentrum der Betrachtungen. Vordergründig sollen in diesem Teil der Arbeit die Voraussetzungen, Inhalte, Ziele sowie die Umsetzung des frühen Fremdsprachenerwerbs an den Grundschulen einer genaueren Untersuchung unterzogen werden. Im Mittelpunkt stehen hierbei die Anforderungen an den Unterricht. Lehrende und Lernende tragen dabei die Hauptverantwortung für einen erfolgreichen Spracherwerb. Freude am Lernen, Interesse, Kreativität und ein authentischer englischsprachiger Input bedürfen gleichsam kompetenter und qualifizierter Lehrkräfte sowie motivierter und aufgeschlossener Schüler.
Baker, Colin (2006): Foundations of Bilingual Education and Bilingualism. 4. ed. Clevedon.
Abschließend werden die gewonnenen Erkenntnisse zusammengefasst und bewertet. Dabei soll die anfangs aufgeworfene zentrale Fragestellung, ob kindliche Zweisprachigkeit eine Chance oder eine Gefahr darstellt, beantwortet werden.
2. Bilingualität - Begriff und Definition
Auf den ersten Blick scheint es nicht weiter schwierig zu sein, den Begriff ÄBilingualität“ zu definieren. Erst auf den zweiten Blick erkennt man die Probleme, die dieses Vorhaben mit sich bringt, denn es gibt nicht nur eine Begriffsbestimmung, sondern eine ganze Reihe davon. Generell kann davon ausgegangen werden, dass es fast so viele Definitionen für die Zweisprachigkeit gibt wie Wissenschaftler, die sich mit dieser Thematik beschäftigt haben. Diese Tatsache führt letztlich dazu, dass die Beschreibungen und Bewertungen des, in dieser Arbeit zu erörternden, Gegenstandes sehr unterschiedlich ausfallen und kontroverse Diskussionen nach sich ziehen. Um jedoch begreifen zu können worum es sich bei Zweisprachigkeit handelt, in welcher Art und Weise sich dieser Prozess vollzieht und wie sich der kindliche Spracherwerb entwickelt, ist es zunächst erforderlich, eine geeignete Definition für Zweisprachigkeit zu finden. Kapitel 2.1 dient dazu, die Schwierigkeit einer derartigen Bestrebung zu verdeutlichen. Gleichzeitig sollen die unterschiedlichen Perspektiven, aus denen der Zweisprachigkeitsbegriff gesehen wird, dargestellt werden. Grundsätzlich wird im Bereich der Bilingualitätsforschung auf zwei Ebenen untersucht - der psycholinguistischen und der soziolinguistischen Ebene. Dabei sollen insbesondere die individuellen und gesellschaftlichen Faktoren in Bezug auf die Bilingualität berücksichtigt werden. Beide Aspekte werden in den Unterpunkten 2.1.1 bzw. 2.1.2 diskutiert. Eine weitere Frage bezieht sich auf den Rahmen, innerhalb dessen die Zweisprachigkeit erworben wird. In Kapitel 2.2 sollen die verschiedenen Formen von Bilingualität voneinander abgegrenzt werden. Dabei stehen Fragestellungen im Vordergrund der Betrachtungen, die sich auf die Art des Zweitspracherwerbs und dessen Konsequenzen für den bilingualen Sprecher beziehen: Findet der bilinguale Spracherwerb simultan oder sukzessiv, in natürlicher Kommunikation oder durch gezielten Unterricht statt? Welchen Entwicklungs- und Differenzierungsmerkmalen unterliegt der bilinguale Sprachgebrauch? In diesen Unterscheidungen sollen individuelle Spracherwerbsfaktoren, wie z.B. die Spracherziehungsmethode der Eltern oder der Zusammenhang zwischen sozialem Milieu und dem zweisprachigen Individuum, noch nicht thematisiert werden. Jedoch werden bereits die, in Abschnitt 2.2, folgenden Beispiele verdeutlichen, dass Bilingualität nicht gleich Bilingualität ist. Abschließend sollen in Kapitel 2.3 einzelne, in der Zweisprachigkeitsforschung mehrmals auftretende, Begrifflichkeiten voneinander abgegrenzt werden. Dabei soll einerseits die Bedeutung der ÄMuttersprache“ akzentuiert werden, andererseits sollen die Wortpaare ÄFamiliensprache und Umgebungssprache“ bzw. Ästarke und schwache Sprache“ jeweils genau voneinander abgegrenzt, sowie deren Bedeutungen erörtert werden.
2.1 Was ist Bilingualität? - Der Versuch einer Definition
Die Frage, wann genau eine Person als bilingual zu bezeichnen ist und welche Voraussetzungen dafür erfüllt sein müssen, kann nicht in einem einzigen Satz geklärt werden. Ein genauerer Blick in die Fachliteratur verdeutlicht, warum dem so ist. Eine Vielzahl von Begriffsbestimmungen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und deren mitunter ungenaue bzw. widersprüchliche Inhalte sind der Grund dafür, dass eine einheitliche, universelle Definition für den Begriff ÄBilingualität“ nicht existiert. Schenkt man der Aussage Klaus Lambecks Glauben, so scheinen sich Forscher nur darin einig zu sein, dass es sich bei der Bilingualität um einen Zustand handelt, Äder dadurch gekennzeichnet ist, daß mehr als eine ‚Sprache„ in Erscheinung tritt“.4 Auch George Saunders ist der Ansicht, dass ÄBilingualism, therefore, simply means having two languages (and bilingualism is often used in the literature to mean the same as multilingualism, that is, having more than two languages)”5.
Jede weitergehende Begriffsbestimmung von Zweisprachigkeit beleuchtet den Gegenstand aus einer anderen Perspektive, was, aufgrund der Komplexität des Phänomens, ohne Zweifel seine Berechtigung besitzt. Die Autorin Muriel SavilleTroike beschreibt dieses Problem der Findung einer einheitlichen, allgemeingültigen Definition folgendermaßen:
ÄOne explanation for the difficulties in circumscribing the field of bilingualism is the multidisciplinary nature of the aspects involved. The various disciplines involved in analysing the phenomenon, be they linguistics, psychology, sociology or pedagogy, approach it from their own particular vantage point, leading at times to an appearance of confusion, though in fact this is not necessarily the case. Nevertheless, the term bilingualism covers a diverse series of programmes.”6
In ihrer Definition erwähnt Saville-Troike für die Thematik der Zweisprachigkeit mehrere äußerst wichtige Disziplinen: Linguistik, Psychologie, Soziologie und die Pädagogik. Gleichzeitig konstatiert sie das Problem, welches sich aus dem Zusammenspiel dieser verschiedenen Studienfelder ergibt: Dadurch, dass jede Disziplin versucht eine Definition zu finden, die sich jedoch einzig und allein mit dem eigenen Bereich auseinandersetzt, werden andere Bereiche vernachlässigt und es kann daher keine einheitliche Begriffsbestimmung von Bilingualität geben, die alle Aspekte einbezieht.7 Neben Saville-Troike und Weinreich8, erkannte auch die renommierte Sprachwissenschaftlerin Suzanne Romaine, dass sich jede Disziplin vor allem auf den eigenen Forschungsraum bezieht und dass Äin each of these disciplines, however, bilingualism is too often seen as incidental and has been treated as a special case or as a deviation from the norm“9. Romaine, die selbst einige, für die Erstellung dieser Arbeit äußerst hilfreiche, Standardwerke zur Thematik der Zweisprachigkeit verfasst hat, hebt die enorme Bedeutung jeder einzelnen Disziplin hervor, doch könnte eine Definition erst vollständig erfasst werden, würde der Zusammenhang der einzelnen Forschungsbereiche verdeutlicht.10
Grundsätzlich muss zwischen zwei gegensätzlichen Positionen unterschieden werden; die Linguistik differenziert zwischen dem maximalistischen und minimalistischen Ansatz. Beide Ansätze sollen in diesem Abschnitt der Arbeit diskutiert werden. Frühere Definitionen gingen davon aus, dass von einer bilingualen Person die Rede sei, würden beide Sprachen perfekt beherrscht. Dieser frühe idealtypische bzw. maximalistische Ansatz Leonard Bloomfields setzt die vollständige Sprachkompetenz eines bilingualen Sprechers voraus, die der muttersprachlichen Kompetenz eines monolingualen Sprechers gleichzusetzen sei. Folglich definiert er den Begriff der Zweisprachigkeit als die Änative-like control of two languages“11. Dieser Gedanke Bloomfields kann als Basis verschiedener wissenschaftlicher Untersuchungen und Veröffentlichungen zur Thematik der Bilingualität, besonders im Bereich der Psycholinguistik, betrachtet werden. Auch Christopher Thiéry geht von einem Äperfekten” bzw. “wahren” (true bilingual) zweisprachigen Individuum aus und beschreibt den bilingualen Sprecher als Äsomeone who is taken to be one of themselves by the members of two different linguistic communities, at roughly the same social and cultural level”12. Diese Definition Thiérys setzt in gewisser Weise so etwas wie eine ‚duale Monolingualität„ des bilingualen Sprechers voraus. Sich dieser Problematik durchaus bewusst, fügt Thiéry hinzu, dass eine derartige Einschränkung nicht gemacht werden könne, da der bilinguale Spracherwerb, im Gegensatz zum monolingualen, in keinem Fall einen (doppelten) Erstspracherwerb indiziere - keine Person mache zweimal die gleichen linguistischen Erfahrungen (Äno individual can have gone through every single linguistic experience twice.“13 ).
Maximalistische Definitionen, die ein (annähernd) perfektes Individuum fordern, werfen allerdings die Frage auf, ab welchem Grad von Perfektionismus gesprochen werden kann, und grenzen zugleich die Zahl der bilingualen Sprecher sehr stark ein. Zweisprachige sind in jedem Land der Welt, in jeder sozialen Schicht und in jeder Altersgruppe zu finden. Rein zahlenmäßig betrachtet, ist die Mehrheit der Weltbevölkerung als bi- oder multilingual einzustufen: schätzungsweise 50 Prozent bis zwei Drittel zählen in diese Kategorie.14 Unbestimmt bleibt dennoch der Grad der individuellen Sprachkompetenz. Wann kann eine Person als bilingual eingestuft werden? Wer bestimmt darüber, wer als zweisprachig bezeichnet werden kann und wer nicht? Unklarheit besteht unterdessen auch darüber, ob die Forderung eines perfekten bilingualen Sprechers endgültig erfüllt werden könne. Können die Sprachfertigkeiten eines (bilingualen) Individuums jemals als vollkommen betrachtet werden? Wie die Erörterung der Forschungslage bereits gezeigt hat, kann es keine klare bzw. eindeutige Antwort auf diese Frage geben.
Wird der idealtypische Definitionsansatz Bloomfields differenziert betrachtet, so wird deutlich, warum er sich in der Wissenschaft nur schwer, im Bereich der Soziolinguistik gar nicht, durchsetzen konnte. Kritiker bewerten dessen Definition als unpräzise und fehlerhaft, da Äbeide Sprachen von einem zweisprachigen Individuum nicht unbedingt auf einem L1-Niveau beherrscht werden müssen“15. Der maximalistische Ansatz vernachlässigt überdies all jene Individuen, die regelmäßig in zwei Sprachen kommunizieren, jedoch nicht über eine muttersprachliche Kompetenz in einer der beiden Sprachen verfügen: folglich sind sie nicht als monolingual zu bezeichnen und, gemäß Bloomfields Definition, auch nicht als bilingual. Diese Diskrepanz machte eine realistischere Definition notwendig.
Die Gegenposition zum maximalistischen Ansatz wurde, unter anderem, durch das Konzept des incipient bilingualism des Linguisten Richard Diebold geprägt. Dieses Konzept erlaubt es, diejenigen Personen in die Kategorie der Bilingualität einzuordnen, die über eine nur sehr geringe Sprachkompetenz in einer Zweitsprache verfügen. Touristen und Geschäftsleute, die ein paar Worte oder Sätze der jeweiligen Landessprache beherrschen, würden dementsprechend als zweisprachig gelten. Allein aus diesem Grund, müsste die Mehrheit der Weltbevölkerung der bi- oder multilingualen Gruppe zugeordnet werden.
Generell kann davon ausgegangen werden, dass frühere Definitionen den Gegenstand der Bilingualität auf die gleich gute Beherrschung zweier Sprachen beschränkten, während spätere Ansätze eine größere Kompetenzvariation erlaubten.16 Zusammenfassend wird allerdings deutlich, dass ein minimalistischer Ansatz ebenso wenig überzeugen kann wie ein maximalistischer. Beide Ansätze sind zu unbefriedigend, als dass sie den gesamten Umfang des Gegenstandes erfassen könnten. Gibt es einen Mittelweg zwischen beiden Definitionsansätzen? Eine eindeutige Antwort darauf kann es nicht geben, doch sollte einerseits das Festlegen einer willkürlichen Grenze vermieden und andererseits auf Begrifflichkeiten wie ‚wahr„ oder ‚falsch„ verzichtet werden, die darüber entscheiden wer als zweisprachig gilt und wer nicht, denn Klassifikationsunterschiede werden auch weiterhin bestehen bleiben.17
In diesem Zusammenhang besteht auch die Frage nach dem zu erreichenden Perfektionsgrad der vorhandenen bilingualen Sprachkompetenz: Welcher Grad müsste erfüllt sein, um als zweisprachig zu gelten? Die Antwort auf diese Frage liegt irgendwo zwischen den Kriterien der minimalistischen und der maximalistischen Definition. Der amerikanische Linguist Einar Ingvald Haugen, zum Beispiel, betrachtet die Sprachkompetenz als ein Kontinuum und erklärt, dass Bilingualität an dem Punkt beginnt Äwhere the speaker of one language can produce complete, meaningful utterances in the other language“18. John Macnamara stimmt mit dieser Annahme überein, jedoch plädiert er für eine sehr weite Sichtweise und erweitert zu diesem Zweck Haugens Theorie durch das Hinzufügen der vier Grundsprachfertigkeiten Hörverstehen, Sprechen, Lesen und Schreiben19, denn Äa bilingual is a person who possesses at least one language skill even to a minimal degree in a second language“20. Daher sei jedweder Versuch einer genaueren Kriterienfestlegung unbegründet. Auch Saunders widmete sich der Fragestellung, welcher Grad erreicht sein müsse, um eine Person als zweisprachig einstufen zu können und entwickelte eine, im Vergleich zu anderen Autoren, eher weite Definition für Zweisprachigkeit, die auf eigenmächtig gesetzte Abgrenzungen, wie es z.B. bei Macnamara der Fall ist, verzichten will. Er beschreibt das Phänomen wie folgt:
“Bilinguals can be ranged along a continuum from the rare equilingual who is indistinguishable from a native speaker in both languages at one end to the person who has just begun to acquire a second language at the other end. They are all bilinguals, but possessing different degrees of bilingualism.”21
Wie eingangs bereits erwähnt, gibt es trotz oder gerade aufgrund der Tatsache, dass eine Masse an Begriffsbestimmungen existiert, keine einheitliche Definition für den Begriff der Zweisprachigkeit. Zwar existieren viele Untersuchungen und Forschungsansätze zu dieser Thematik, doch beschäftigt sich jede Fachrichtung grundsätzlich mit dem eigenen Bereich und lässt dadurch andere, für die Forschung wichtige Nachbardisziplinen, oftmals außer Acht.
Generell wird im wissenschaftlichen Diskurs zur Bilingualität zwischen zwei maßgeblichen Forschungsrichtungen unterschieden, die letztlich aus mindestens drei22, die Zweisprachigkeitsforschung berührenden, akademischen Disziplinen entstanden sind: diese werden in der Wissenschaft als Psycholinguistik und Soziolinguistik bezeichnet.23 Der Gegenstand der Zweisprachigkeit wird in jeder der bereits genannten Disziplinen auf diesen zwei Ebenen - der individuellen und der sozialen Ebene - untersucht. Zwar werden in der Wissenschaft beide Gebiete auch unabhängig voneinander diskutiert, doch sind individuelle und gesellschaftliche Zweisprachigkeit keinesfalls vollends voneinander abzugrenzen. Die kognitive Entwicklung geht stets einher mit der sozialen Entwicklung, denn Mensch und Gesellschaft sind untrennbar miteinander verbunden. Das Bindeglied zwischen beiden stellt dabei Kommunikation, spezieller die Sprache, dar. Aus diesem Grund müssen das soziale Milieu des (zweisprachigen) Individuums und dessen Interaktion innerhalb dieses berücksichtigt werden. Der bilinguale Spracherwerb kann nicht nur auf die Entwicklung instrumenteller Kompetenzen in den beiden Sprachen begrenzt werden; ferner hat er auch Einfluss auf die Verhaltensweisen und die Persönlichkeitsentwicklung des Menschen sowie auf den individuellen Erwerb sozialer Normen. Unterschiedliche Denkansätze entfalten sich und es entwickelt sich ein Bewusstsein für die eigene Sprache, letztlich auch dafür in beiden Kulturen Äzu Hause zu sein“.24 François Grosjean beschreibt dies folgendermaßen: Kinder werden Äbilingual, weil sie es müssen: Ihre psychosoziale Umgebung schafft eine Notwendigkeit, in zwei (oder mehreren) Sprachen zu kommunizieren, was zum Bilingualismus führt“.25 Nach Grosjean, ist zweisprachig, wer Äin seinem alltäglichen Leben mindestens zwei Sprachen verwendet“.26
Im Folgenden soll dargestellt werden, inwieweit die individuelle und gesellschaftliche Zweisprachigkeit miteinander verbunden sind. Beide Ansätze, sowohl der psycholinguistische Ansatz (siehe Abschnitt 2.1.1) als auch der soziolinguistische Ansatz (siehe Abschnitt 2.1.2) diskutieren bzw. interpretieren den Begriff und die Entstehung des Phänomens ‚Bilingualität„. Dabei beschäftigt sich die Psycholinguistik mit der Zweisprachigkeit aus der Sicht des Individuums und stellt gleichzeitig dessen Sprachkompetenz in das Zentrum der Untersuchungen. Im Gegensatz dazu bewegt sich die Soziolinguistik auf der Ebene der Sozialwissenschaften und betrachtet die Bilingualität als einen gesellschaftlichen Aspekt. Die Verwendung von Sprache wird in diesem Fall als soziale Notwendigkeit wahrgenommen.
Eine Differenzierung findet jedoch nicht nur zwischen den beiden linguistischen Ansätzen statt, sondern äußert sich auch durch die verschiedenen fachspezifischen Bezeichnungen. Während oftmals keine Unterscheidung zwischen individueller und gesellschaftlicher Bilingualität getroffen wird, unterscheiden einige Sprachwissenschaftler, wie beispielsweise Joshua Fishman, zwischen Bilingualismus und ÄDiglossie“.27 Bei dem Begriff Bilingualismus handelt es sich um einen Fachausdruck, welcher vornehmlich in der Psycholinguistik angewandt wird; Diglossie tritt überwiegend im Zusammenhang mit dem soziolinguistischen Ansatz auf. Josiane Hamers und Michel Blanc gehen zwar von der gleichen Unterscheidung wie Fishman aus, doch nehmen sie eine zusätzliche Spezifizierung für die Bezeichnungen Bilingualismus und Bilingualität vor.28 Demnach handele es sich bei Bilingualismus um einen linguistischen Zustand einer Gemeinschaft (z.B. Zweisprachigkeit innerhalb einer Nation) und unter Bilingualität sei der psychologische Zustand einer Person, d.h. die Zweisprachigkeit eines Individuums innerhalb einer monolingualen Gesellschaft, gemeint.
Die Erklärung beider Theorien - der Psycholinguistik und der Soziolinguistik - ist für die Erstellung, letztlich auch für die Vollständigkeit dieser Arbeit unerlässlich, denn um die Thematik in ihrer Gesamtheit darstellen zu können, ist es notwendig ein Gesamtbild von ‚Bilingualität„ zu zeichnen. Dafür müssen jedoch alle Standpunkte ausreichend Beachtung finden, denn Äbilingualism exists within cognitive systems of individuals, as well in as families and communities“29.
2.1.1 Der psycholinguistische Ansatz
Innerhalb der sprachwissenschaftlichen Untersuchungen zum Thema Bilingualität lassen sich verschiedene Darstellungen dazu finden, wann ein Sprecher als zweisprachig gilt und wann der Grad der Beherrschung einer Zweitsprache insoweit erreicht ist, dass eine Person als bilingual bezeichnet wird. In diesem Teil der Arbeit soll deshalb erläutert werden, welche Ansätze im Bereich der Psycholinguistik existieren und wie diese den Begriff der Zweisprachigkeit interpretieren.
Wie bereits in Abschnitt 2.1 ansatzweise erläutert, konzentriert sich der psycholinguistische Ansatz auf die Sprachkompetenz des bilingualen Sprechers und tritt insbesondere durch zwei extreme (Gegen-)Positionen in Erscheinung: den minimalistischen und maximalistischen Erklärungsansatz für Zweisprachigkeit. Die idealtypischen und vergleichsweise maximalistischen Theorien stammen, unter anderem, von Eduard Blocher30 und Leonard Bloomfield31. Laut Blocher sei Zweisprachigkeit nur dann vorhanden, wenn der Sprecher über eine vollständige, alle Bereiche einbeziehende, Sprachkompetenz in beiden Sprachen verfügt. Das heißt, es wird die vollständige Beherrschung einer Zweitsprache auf dem Niveau einer bereits erworbenen Erstsprache erwartet. Dies indiziert, dass Blocher zwischen Monolingualität und Bilingualität keinen signifikanten Unterschied feststellt. Auch Maximilian Braun setzt eine gleich gute Sprachkompetenz in beiden Sprachen voraus: Äactive, completely equal mastery of two or more languages“.32 Braun beschreibt das bilinguale Individuum demnach als eine Person, die in beiden erworbenen Sprachen gleichermaßen aktiv und vollendet ist.
Beide Ansätze, aber auch Bloomfields Ideal einer muttersprachlichen Kompetenz in der Zweitsprache (Änative-like control of two languages“33 ), orientieren sich stark an dem Grad der Sprachbeherrschung und setzen die Fähigkeiten eines monolingualen Sprechers in beiden Sprachen voraus. Entsprechend dieser fragmentarischen Definitionen würde entweder fast jeder oder aber kaum ein Mensch als zweisprachig bezeichnet werden können. Letztlich handelt es sich bei der Äperfekten“ Zweisprachigkeit um eine Illusion, da wohl kein Mensch selbst die eigene Muttersprache zu einhundert Prozent beherrscht. Zwar gibt es vereinzelt immer wieder Ausnahmen, die sich durch ihre außergewöhnliche Sprachbegabung auszeichnen, doch wird die Sprachkompetenz derer (bezüglich der verschiedenen erworbenen Sprachen) in den seltensten Fällen ausgeglichen sein. Die Beurteilung, dass höchstens eine annähernd ausgewogene Kompetenz in den beiden Sprachen erreicht werden könne, bringt Skutnabb-Kangas folgendermaßen auf den Punkt:
The results of various investigations do in fact show that it is quite difficult to find bilinguals who would maintain that they have a complete command of two languages, or are able to use two languages well for all purposes.”34
Die sowohl renommierte, als auch engagierte Autorin auf dem Gebiet der Zweisprachigkeit geht sogar noch einen Schritt weiter und stellt fest, dass abschließend nicht eindeutig festgestellt werden könne, ob die perfekte (komplette) Zweisprachigkeit möglich sei: ÄWe are thus forced to conclude that we cannot decide whether complete bilingualism is possible“35.
Obwohl sich diese Erkenntnis nach jahrzehntelanger Forschung mittlerweile vollständig in der Psycholinguistik durchgesetzt haben sollte, gibt es hier und da immer wieder Pädagogen, die sich an den Theorien und Erwartungen wie der von Bloomfield oder Hörmann orientieren und ein bilinguales Individuum fordern, dass sich in der zweiten Sprache Äso gut und fließend ausdrücken [kann], wie man sich üblicherweise in seiner Muttersprache ausdrücken kann“36. Die, unter anderem, von Blocher und Bloomfield geforderte Äperfekte“ Zweisprachigkeit (perfect bilingualism) wird in der Fachliteratur auch unter den Synonymen Äwahre“ (true bilingualism) bzw. Äausgeglichene“ (ambilingualism) Bilingualität geführt.
Gängiger ist jedoch der Terminus des balanced bilingual37, welcher bisweilen als Idealbild des Zweisprachigkeitskonzepts betrachtet wird. Charlotte Hoffmann zeigt aber, dass eine derartige Qualität der Sprachkompetenz in einer Zweitsprache nur sehr selten erlangt wird: ÄTrue ambilingual speakers are very rare creatures“38. Auch die Autorin Cornelia Frigerio Sayilir stellt fest, dass die vollständige Sprachkompetenz, Äinsbesondere rein linguistisch definierte Korrektheit“, kein Kriterium sein könne, da sich diese erst im Lauf des Lebens herausbildet. Sofern, wie bereits beschrieben, die perfekte Kompetenz überhaupt jemals erlangt werden könne.39
Der Linguist Joshua A. Fishman behauptet, dass es kaum eine Person gäbe, die über eine homogene Kompetenz in beiden Sprachen verfügt.40 Ebenso weist Wolfgang Zydatiß darauf hin, dass die Vorstellung eines perfekten zweisprachigen Sprechers nicht der Realität entsprechen könne, da eine der beiden gesprochenen Sprachen (in gewissen Bereichen) grundsätzlich besser beherrscht würde als die andere - er differenziert hierbei zwischen Ästarker“ und Äschwacher“ Sprache.41 Weiter sagt er, dass sich die Zweisprachigkeit hinsichtlich der Quantität kaum bestimmen ließe.
Im Unterschied zu Bloomfield et al. distanziert sich der Linguist Uriel Weinreich von dem idealtypischen Bild des perfekten bilingualen Sprechers und verwendet den Terminus des Äidealen Zweisprachigen“ - der Begriff des bilingualen Sprechers erhält somit eine neue Definition. Weinreich sagt, dass von einem idealen Zweisprachigen die Rede sei, wenn dieser in der Lage ist problemlos von einer Sprache in die andere zu wechseln, wenn es die Redesituation verlangt.
The ideal bilingual switches from one language to the other according to appropriate changes in the speech situation - interlocutors, topics etc. - but not in an unchanged speech situation, and certainly not with a single sentence.”42
Diese Definition wird insofern eingeschränkt, als dass davon ausgegangen wird, dass der ideale bilinguale Sprecher nie mitten im Satz in eine andere Sprache wechselt oder die beiden Sprachen mischt, wie dies z.B. beim Code-switching, aber auch beim Codemixing der Fall ist.43 Ob diese Einschränkung gerechtfertigt ist oder nicht, soll aber erst im späteren Verlauf der Arbeit geklärt werden.
Andere Linguisten, wie z. B. Haugen44 und Macnamara, nehmen eine Position ein, die, rein definitorisch, eine minimale Sprachkompetenz des bilingualen Sprechers voraussetzen und somit klar von den maximalistischen Vorstellungen Bloomfields und Brauns abzugrenzen ist. Obwohl Haugen seine Begriffsbestimmung eines bilingualen Sprechers sehr allgemein hält, legt er den Beginn der Zweisprachigkeit auf einen bestimmten Zeitraum fest. Demnach handele es sich um einen bilingualen Sprecher, sobald dieser über die Fähigkeit verfügt, vollständige und sinnvolle Äußerungen in der anderen Sprache zu formulieren:
Bilingualism […] may be of all degrees of accomplishment, but it is understood here to begin at the point where the speaker of one language can produce complete, meaningful utterances in the other language. From here it may proceed through all possible gradations up to the kind of skill that enables a person to pass as a native in more than one linguistic environment.“45.
Demgemäß müsste, laut Macnamara, der bilinguale Sprecher nur über mindestens eine der vier Sprachfertigkeiten (sprechen, schreiben, lesen, verstehen) verfügen, um als zweisprachig zu gelten.46
I shall consider as bilingual a person who, for example, is an education native speaker of English and who can also read a little French. That means that bilingualism is being treated as a continuum, or rather a series of continua which vary among individuals along a variety of dimensions.”47
Eine weitere Einschränkung des Zweisprachigkeitsbegriffes nimmt Diebold vor, indem er die Sprachkompetenz der bilingualen Person auf ein lediglich passives Verständnis der Zweitsprache reduziert.48 Diebold geht davon aus, dass eine Person bereits als bilingual bezeichnet werden kann, wenn sie die Sprache zwar selbst nicht aktiv gebraucht, aber in der Lage ist, Äußerungen in der Fremdsprache zu verstehen: Äunderstand the foreign language without being able to speak it“.49 Dieses Phänomen, welches in der Fachliteratur als receptive oder passive bilingualism bezeichnet wird, ordnet Diebold unter dem Begriff Äincipient bilingualism“ - Äbeginnende Zweisprachigkeit“ - ein. Laut seiner Theorie reiche es aus, einzelne Wörter der Sprache zu verstehen oder selbst zu produzieren und diese in das bereits entwickelte Sprachsystem der Erstsprache einzusetzen. Auf grammatikalische Fertigkeiten solle dabei jedoch kein Wert gelegt werden. Wie bereits zu Beginn dieser Arbeit angesprochen, könnte nach Diebolds Verständnis fast jede Person als incipient bilingual bezeichnet werden, da wahrscheinlich jeder ein paar Wörter einer anderen Sprache kennt.50
Abschließend lässt sich feststellen, dass es sich bei dem Begriff der Bilingualität um ein Kontinuum handelt, welches sowohl minimalistische als auch maximalistische Ansätze in sich vereinigt. Während auf der einen Seite des Kontinuums eine zu allgemeine Definition geboten wird, wird auf der anderen Seite der Zweisprachigkeitsbegriff derart maximalistisch definiert, dass kaum jemand der Kategorie des perfekten bilingualen Sprechers zugeordnet werden kann. Alvino E. Fantini erkennt die Problematik und stellt daher treffend heraus, dass Äthe definition of bilingualism ranges all the way from the extreme of „equal mastery‟ to the opposite pole in which individuals have at least some knowledge (even if only receptive) in at least one skill (even if only reading) in a second language.”51.
Letztlich führt dieser Umstand dazu, dass - innerhalb der Psycholinguistik - keine feste Definition für den Zweisprachigkeitsbegriff bestimmt werden kann. Es bleibt jedoch festzuhalten, dass es sich bei Zweisprachigkeit keinesfalls um einen absoluten Begriff handelt. William Francis Mackey geht davon aus, dass der Zeitpunkt, zu dem ein Sprecher bilingual wird, entweder beliebig oder unmöglich festzulegen sei (Äthe point at which a speaker of a second language becomes bilingual is either arbitrary or impossible to determine”52 ) und schlägt deshalb vor, Bilingualität als ein relatives Konzept zu betrachten. Insbesondere jüngere Arbeiten im Bereich der Linguistik basieren auf diesem Gedanken und greifen ihn als Vorbild für neuere Untersuchungen auf. Edith Harding-Esch und Philip Riley zum Beispiel behaupten, dass es sich bei der Zweisprachigkeit um eine Frage des Grades handelt.53 Demnach sei es sinnvoll, den Grad der bilingualen Sprachkompetenz festzustellen, um eine Abgrenzung zwischen monolingualem und bilingualem Sprecher vornehmen zu können:
In other words, the problem is that of defining degrees of bilingualism. Bilingualism is not a black-and-white, all-or-nothing phenomenon; it is a moreor-less one. We recognize this every time we say that: „Fred speaks better German than Joe‟.”54
Soll der Grad der bilingualen Sprachkompetenz untersucht werden, so ist die Einbeziehung der vorhandenen rezeptiven (lesen, hören) und produktiven Sprachfertigkeiten (sprechen, schreiben) der Erst- und Zweitsprache55 unerlässlich. Da die Fähigkeiten des bilingualen Sprechers in den beiden Sprachen differieren können, müsse eine weitere Einschränkung hinsichtlich der verschiedenen linguistischen Ebenen stattfinden. Zu diesem Zweck erstellte Mackey ein Modell56, welches sowohl die festzustellenden Sprachfertigkeiten als auch die linguistischen Ebenen für die L1 und die L2 veranschaulichen soll (siehe Abbildung 1).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Measuring degree of bilingualism
(Quelle: Romaine, Suzanne (2006): Bilingualism. 2. ed., repr. (18th). Oxford, S. 13.)
Mackeys Modell veranschaulicht, dass ein potenzieller bilingualer Sprecher innerhalb der fünf vorgegebenen Ebenen in der Lage ist, unterschiedliche Beherrschungsgrade in beiden Sprachen zu erlangen. Die unterschiedlichen Ergebnisse entwickeln sich dabei durch die individuellen Sprachkompetenzen der bilingualen Sprecher, die von Person zu Person variieren. Dennoch geht Mackey davon aus, dass bei bilingualen Sprechern beide Sprachen auf einer der Ebenen besser beherrscht würden als auf einer anderen, denn, so behauptet Mackey, es habe sich gezeigt, dass ein Großteil der bilingualen Sprecher auf der lexikalischen Ebene besser ist als auf der grammatikalischen.57 Unregelmäßigkeiten innerhalb dieses Kontinuums können zu signifikanten Unterschieden innerhalb der Sprachkompetenzen in der Erst- und Zweitsprache führen. Personen, die häufig in der Zweitsprache lesen oder schreiben, besitzen oftmals wesentlich bessere Fertigkeiten in der Schriftsprache der Zweitsprache als in der Erstsprache. Mackey kommt jedoch zu dem Ergebnis, dass diese Sprecher größere Probleme im Bereich der Phonetik aufweisen als es in der Erstsprache der Fall ist; die semantische Ebene sei ebenfalls von derartigen Abweichungen betroffen. Dennoch geht Mackey - wie Romaine deutlich macht - davon aus, dass die Beziehung zwischen Thema und Kontext des Sprachgebrauchs eine entscheidende Rolle spielt.58 Laut Grosjean, deutet Mackey außerdem an, dass jede Sprache auch eine bestimmte Funktion erfüllt.59 Er schreibt: ÄThe degree of proficiency in each language depends on its function, that is, on the uses to which the bilingual puts the language and the conditions under which he has used it”.60 Einem Architekten, der mit seiner Familie ausschließlich in der Erstsprache kommuniziert und auf regelmäßigen Geschäftsreisen vornehmlich die Zweitsprache verwendet, wird es wahrscheinlich leichter fallen die Bedeutung von Fachbegriffen wie ‚master plan„, ‚split level houses„ oder ‚form follows function„ in der Zweitsprache auszudrücken als in der Erstsprache. Es kann also davon ausgegangen werden, dass der Sprachgebrauch des bilingualen Sprechers vom Thema und der Situation stark abhängig ist, in der sich der Sprecher zum jeweiligen Zeitpunkt befindet. Zusammenfassend sei festgehalten, dass eine Person, abhängig von der jeweiligen Auslegung des Zweisprachigkeitsbegriffes und obgleich unterschiedlich ausgeprägter Kompetenzen in den Sprachen, rein definitorisch als bilingual bezeichnet werden kann.61 Eine genaue Festlegung des Begriffes ‚Bilingualität„ ist jedoch kaum möglich, doch laut Bernd Kielhöfer & Sylvie Jonekeit sei das ausschlaggebende Kriterium Ädas Bewußtsein der Zweisprachigkeit, das individuelle Gefühl, in beiden Sprachen ‚zu Hause zu sein„“.62 Bei diesem Definitionsansatz handelt es sich um eine stark subjektivistische Einschätzung der Thematik, die gewissermaßen mit einer individuellen Affektivität verbunden ist. Zwar handelt es sich bei diesem Ansatz um einen in der Fachliteratur oft genannten, doch muss auch dieser äußerst kritisch betrachtet werden.63 Letztlich muss jedoch auch hier davon ausgegangen werden, dass Kielhöfers & Jonekeits Definition nicht als optimal zu bewerten ist, da sie, aufgrund fehlender Genauigkeit und Objektivität, für die Spracherwerbsforschung nicht ausreichend ist.
2.1.2 Der soziolinguistische Ansatz
Dass es sich bei der Sprache um ein typisch psychosoziales Phänomen handelt und dass sie sich gleichermaßen in einem biologischen und sozialen Kontext entwickelt64, war nicht immer eine selbstverständliche, von Sprachwissenschaftlern getroffene Erkenntnis. Die Fachliteratur der letzten Jahre hat sich vor allem auf die psycholinguistischen Ansätze, in denen vordergründig das Individuum und dessen kognitive Prozesse stehen, konzentriert. Erst später, nachdem man festgestellt hatte, dass etwas Entscheidendes fehlte, wurden soziolinguistische Aspekte, welche den Zusammenhang von Sprache und Gesellschaft untersuchen, mehr und mehr in das Zentrum der Forschung gerückt. Somit lässt sich auch die weitaus geringere Zahl der Veröffentlichungen erklären, die sich aus soziologischer Sicht mit dem Thema der Zweisprachigkeit auseinandersetzen. Obgleich der Einsicht, dass eine Neuorientierung im sprachwissenschaftlichen Bereich dringend vonnöten sei, blieb die Erforschung des Zweitsprachgebrauchs jedoch, insbesondere bei zweisprachigen Kindern, lange Zeit ein relativ unerforschtes Gebiet.65 Wie bereits erwähnt, beschäftigen sich soziolinguistische Forschungsansätze mit der Verbindung von Gesellschaft und Sprache. Insbesondere die Erforschung des Sprachgebrauchs von bilingualen Personen in bestimmten sozialen Situationen steht dabei im Vordergrund. Genauer gesagt, im Gegensatz zur Psycholinguistik wird beim soziolinguistischen Ansatz das Augenmerk weniger auf die linguistische Kompetenz selbst, sondern auf den situativen Einsatz der Sprache gelegt. Das wichtigste Untersuchungskriterium sei demnach die Performanz66. Trotz der Tatsache, dass sich die Sprachwissenschaft erst relativ spät der Erforschung soziologischer Beziehungen gewidmet hat, sind zahlreiche Wissenschaftler, die sich dem soziolinguistischen Ansatz verschrieben haben, bekannt. Dazu zählen, neben vielen weiteren Soziolinguisten, die Autoren Saville und Troike. Sie verstehen Sprache als rein soziales Phänomen, welche sich im gesellschaftlichen Kontext durch die Kommunikation mit anderen Menschen entwickelt.67 Auch der kanadische Linguist Mackey widmete einen Teil seiner Forschungsarbeit dieser Disziplin und untersuchte dafür den Sprachgebrauch bilingualer Sprecher.68 Mackey entwickelte eine allgemeine Definition für Zweisprachigkeit, die er als Äthe alternate use of two or more languages by the same individual“ beschreibt.69 Dabei sei Bilingualität jedoch nicht nur als ein Zweig der Sprache (langue) zu betrachten, sondern die Relevanz des Sprachgebrauchs (parole) müsse unterstrichen werden:
Bilingualism is not a phenomenon of language: it is a characteristic of its use. It is not a feature of the code but of the message. It does not belong to the domain of „langue‟ but of „parole‟.”70
Wie bereits erwähnt, geht Mackey in seiner Definition der Zweisprachigkeit von dem abwechselnden Gebrauch zweier (oder mehrerer) Sprachen durch einen Sprecher aus. Die von Weinreich aufgestellte Definition für Bilingualität ist der von Mackey sehr ähnlich, denn auch seine Begriffsbestimmung beinhaltet den Anspruch eines abwechselnden Gebrauchs beider vorhandener Sprachen:
The practice of alternately using two languages will be called BILINGUALISM, and the persons involved BILINGUAL.”71
Ebenso sehen andere Autoren das Phänomen begründet in der Kompetenz des bilingualen Sprechers, spontan zwischen zwei Sprachen ohne Probleme wechseln zu können, sobald es die Sprachsituation erfordert zwischen beiden Sprachen Äumzuschalten“: bilingual sei demzufolge eine Person, die Äin most situations can freely use two languages as means of communication and switch from one language to the other if necessary“72. Doch nicht alle Linguisten stimmen mit den Auffassungen Weinreichs und Mackeys vollkommen überein was deren Definition von Bilingualität betrifft, denn diese grenzen den Begriff insofern ein, dass ein bilingualer Sprecher aktiv in der Lage sein müsse beide Sprachen zu verwenden.73 Wie bereits erläutert ist es jedoch durchaus möglich Personen in die Kategorie ÄBilingualität“ einzuordnen, die nicht in der Lage sind die Zweitsprache aktiv zu gebrauchen - lediglich das passive Sprachverständnis beider Sprachen könne vorausgesetzt werden. Differenziert wird folglich zwischen den Bezeichnungen receptive und passive bilingual.
Trotz der Kritiken zeigen die soziolinguistischen Definitionen Mackeys, Oksaars oder Weinreichs eines ganz deutlich: im Mittelpunkt der Soziolinguistik stehen Untersuchungen zum situativen Sprachgebrauch des bilingualen Sprechers innerhalb einer sozialen Umwelt. Die linguistische Kompetenz des zweisprachigen Individuums stehe dabei erst an zweiter Stelle. Im Gegensatz zu Linguisten, wie z.B. Noam Chomsky74, welcher von einer gleichbleibenden grammatischen Kompetenz ausgeht, beschäftigt sich die Soziolinguistik mit der Verschiedenheit bzw. Variabilität der Sprachverwendung bilingualer Sprecher.75
Im Hinblick auf die situative Sprachverwendung, die Performanz, muss auch darauf hingewiesen werden, dass ein Sprach- bzw. Codewechsel nicht beliebig geschieht, sondern die verschiedenen Sprachgebräuche und Varietäten von bestimmten Situationen abhängig sind. Romaine schreibt hierzu:
The fact that speakers select different languages or varieties for use in different situations shows that not all languages/ varieties are equal or regarded as equally appropriate or adequate for use in all speech events.”76
Der Sprachgebrauch unterliegt, laut Hamers & Blanc, jedoch noch weiteren Einschränkungen. Diese würden sich einerseits auf die Häufigkeit des Sprachgebrauchs auswirken, andererseits darauf auf welchen Gebieten die jeweilige Sprache benutzt werde; letztlich würden diese aber ebenso auf die unterschiedlichen Zwecke der Sprachverwendung hindeuten.
When two languages are in contact in the society, they may be used to a different extent, in different domains and for different functions in a state of functional equilibrium.”77
Peter Hornby zeigt in seiner Begriffsbestimmung für Bilingualität erneut die Problematik auf, die bereits unter dem psycholinguistischen Erklärungsansatz diskutiert wurde:
[B]ilingualism is not an all-or-non-property, but is an individual characteristic that may exist to degrees varying from minimal competency to complete mastery of more than one language”.78
Bei der Zweisprachigkeit handele es sich um ein Kontinuum, welches zwei Extrempositionen in sich vereint: eine minimale Sprachkompetenz kann ebenso Voraussetzung sein für Bilingualität wie das perfekte Beherrschen zweier oder mehrerer Sprachen. Außerdem macht Hornby mit seiner Definition auf einen weiteren wichtigen Sachverhalt aufmerksam. Er sagt, dass sich die individuellen Sprachkompetenzen - vom Beherrschungsgrad bis hin zur Kenntnis der Sprache - verändern können und stellt fest, dass es sich bei Bilingualität keineswegs um einen konstanten Faktor handelt. Tatsächlich unterläge die Sprachkompetenz des Individuums einem steten Wechsel aus Lernen, Verlernen und Wiederlernen.79 Auch der Psychologe Wilhelm Wieczerkowski teilt die Ansicht, dass es sich bei Zweisprachigkeit um einen sich verändernden Prozess handelt, der sich Ä[…] in Einklang mit den wechselnden (inter- und intraindividuellen) Bedingungen als Serien verschiedenartiger zweisprachiger Zustände äußert, nicht aber als ein endgültig ausgeformter Sprachzustand, der in seinem Verhältnis von erst- und zweitsprachlichem Können beschreibbar ist […]“80.
Bei der Betrachtung der bisher genannten Begriffsbestimmungen zeigt sich, dass sich die Soziolinguistik nicht mit dem Grad der Sprachbeherrschung des bilingualen Sprechers auseinandersetzt, sondern den Fokus auf die persönlichen und situativen Bedingungen des Sprachgebrauchs legt. Dieser kann im Verlauf des Lebens natürlichen Schwankungen81 und Schwerpunktverlagerungen unterliegen. Allerdings stellt die Forschung keinerlei qualitative Verschlechterung im Bereich des Sprachvermögens fest. Ohne Zweifel führt der seltenere Gebrauch einer Sprache zur Verkümmerung des individuellen Lexikons des jeweiligen bilingualen Sprechers. Dieser Zustand äußert sich unter anderem durch eine Simplifizierung der Artikulationsweise und durch die Erschwernis auf ein bestimmtes Vokabular zurückgreifen zu können. Das andere Extrem stellt eine beinahe Automatisierung der sprachlichen Fertigkeiten dar, die durch die häufige Nutzung dieser begünstigt wird. Kernbereiche und -konzepte einer Sprache, die lange Zeit nicht genutzt wurden, können durch Übung und Eingliederung in die soziale Umwelt wieder aktiviert werden. Demnach sei es möglich selbst verlernte Sprachen wieder zu erlernen.82
Für beide Disziplinen - die Psycholinguistik und die Soziolinguistik - kann zusammenfassend festgestellt werden, dass eine Reihe von Definitionen für den Begriff Bilingualität“ existieren. Genauso wie es unmöglich ist eine einheitliche Definition zu bestimmen, kann man die Zweisprachigkeit nicht nur der Psycholinguistik oder der Soziolinguistik zuordnen. Beide Disziplinen sind untrennbar miteinander verbunden, sodass eine klare Abgrenzung beider - der individuellen und der sozialen - Aspekte nicht möglich ist. Psychologische und soziologische Faktoren der Zweisprachigkeitsforschung beeinflussen sich gegenseitig und machen gerade aus diesem Grund eine Differenzierung (fast) unmöglich. Die vorliegende Arbeit beinhaltet gleichermaßen Aspekte der Bilingualität, die sowohl der Soziolinguistik als auch dem Bereich der Psycholinguistik zugeordnet werden können. Trotzdem soll von einer weiteren Isolierung und sprachwissenschaftlichen Diskussion der beiden Ansätze Abstand genommen werden.
Zwar ist es unmöglich, eine universelle Definition für den Bilingualitätsbegriff zu liefern, doch können die einzelnen Formen von Zweisprachigkeit analysiert werden; die Abgrenzung der verschiedenen Arten soll erstens zu einem besseren Verständnis des Untersuchungsgegenstandes beitragen und zweitens die Entwicklungslinien und Auswirkungen der Bilingualität nachzeichnen. Deshalb sollen im folgenden Punkt der Arbeit die verschiedenen Formen von Bilingualität dargestellt und spezifiziert werden.
2.2 Abgrenzung der verschiedenen Formen von Bilingualität
In diesem Punkt der Arbeit sollen verschiedene Formen von Bilingualität vorgestellt und letztlich auch voneinander abgegrenzt werden. Ziel dieser Vorgehensweise soll es sein, sowohl einen Gesamtüberblick über die verschiedenen Erwerbssituationen von Zweisprachigkeit zu geben sowie über deren mögliche (sowohl positive als auch negative) Auswirkungen aufzuklären. Hierbei sei jedoch darauf hingewiesen, dass es zu unausweichlichen Überschneidungen mit den theoretischen Ansätzen des (Zweit-) Spracherwerbs kommen wird, welche aber erst an späterer Stelle der Diplomarbeit berücksichtigt werden sollen.83
Jeder Mensch erwirbt in den ersten Jahren seines Lebens, sofern er die nötige Zuwendung erfährt, eine Sprache - seine Mutter- bzw. Erstsprache.84 Zusätzlich zu der beim Spracherwerb parallel verlaufenden affektiven und kognitiven Entwicklung kann die Sprache als großer Schritt auf dem Weg in Richtung Sozialisation gesehen werden.
Da sich die vorliegende Arbeit mit der Thematik ÄBilingualität“ auseinandersetzt, muss unbedingt auch auf die Fälle hingewiesen werden, in denen ein Kind nicht nur eine Sprache lernt, sondern zwei Sprachen erworben werden. Dabei variiert der individuelle bilinguale Spracherwerb von Person zu Person und muss hinsichtlich der jeweiligen Methodik des Sprachlehrens und -lernens voneinander differenziert werden.85 Bisweilen vollzieht sich die Aneignung der Sprachen simultan (d.h. von Geburt an parallel), in anderen Fällen sukzessiv86 (nacheinander). Ebenso müssen die Umstände des bilingualen Spracherwerbs genauer betrachtet werden, um feststellen zu können, welche Grundvoraussetzungen gegeben sein müssen, damit sich die Zweisprachigkeit optimal entwickeln kann.
Abschließend bleibt festzuhalten, dass viele Wege beschritten werden können, um eine, im besten Fall perfekte, bilinguale Sprachkompetenz zu erreichen. Diese verschiedenen Möglichkeiten des Spracherwerbs werden im Folgenden dargestellt.
2.2.1 Simultaner versus sukzessiver Zweitspracherwerb
In diesem Punkt der Arbeit soll festgestellt werden, was unter simultaner bzw. sukzessiver Bilingualität verstanden wird, worin sich die Begrifflichkeiten unterscheiden und welche Auswirkungen diese beiden Formen auf den Zweitspracherwerb haben.
Generell wird im Kontext des simultanen und sukzessiven Zweitspracherwerbs das Alter der Person als wesentlicher Faktor gesehen, welchen Hamers & Blanc in drei verschiedene (Alters-) Gruppen unterteilen: den frühen Erwerb in der Kindheit, den späten Erwerb in der Jugend sowie der Zweitspracherwerb im Erwachsenenalter. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit soll der Schwerpunkt, wie das Thema der Arbeit bereits verdeutlicht, auf dem Gegenstand ‚kindliche Bilingualität„ liegen, wobei die Kinder, welche sich im Grundschulalter befinden, im Mittelpunkt der Untersuchung stehen. Von Vorteil ist hierbei die Tatsache, dass die kindliche Entwicklung in diesem Stadium noch nicht abgeschlossen ist. Somit kann eine Beeinflussung, bezüglich der sprachlichen Kompetenzen, in einem frühen Alter von großem Nutzen sein. Allein deshalb lohnt es sich auch, den Fokus auf die frühkindliche Bilingualität zu richten, da sprachtechnische Fortschritte im Kindesalter am besten beobachtbar sind. Bei der kindlichen Bilingualität handelt es sich um eine Sonderform des Spracherwerbs, da sowohl Merkmale des Erst- als auch des Zweitspracherwerbs Bestandteil dessen sind.87 Die Fachliteratur spricht hierbei von einem doppelten Erst- bzw. Mutterspracherwerb. Unterschieden werden muss hierbei zwischen zwei Typen des Zweitspracherwerbs: die simultane und die sukzessive Bilingualität. In der heutigen Fachliteratur wird von Äfrüher“ oder Äkindlicher“ Zweisprachigkeit gesprochen, sofern der Zweitspracherwerb bereits sehr früh simultan stattfindet.88 Laut Vassilia Triarchi-Herrmann muss der Zeitraum für den simultanen Zweitspracherwerb auf das Alter von der Geburt des Kindes bis zum dritten Lebensjahr festgelegt werden. Grundsätzlich wird eine weit größere Zeitspanne für die kindliche Bilingualität angenommen; der frühe Zweitspracherwerb wird zumeist vor dem zehnten oder elften Lebensjahr gesehen. Ernst Apeltauer verwendet hierfür den Begriff des Äprimären Bilingualismus“.89 Wird die Zweitsprache während bzw. nach der Pubertät oder im Erwachsenenalter erworben, spricht man von Äspäter“ (sekundärer90 ) Zweisprachigkeit, seltener auch von ÄErwachsenen-Bilingualität“.91 Nach Triarchi-Herrmann, findet der letztere (sukzessive) Zweitspracherwerb ab dem dritten Lebensjahr statt, d. h. in einem Alter, in dem ein Großteil des sprachlichen Systems bzw. die Grundbegriffe der Erstsprache bereits erworben wurden und die Sprachentwicklung schon einigermaßen abgeschlossen ist. Die Autorin stellt diesen Sachverhalt in einer Grafik unter der Bezeichnung ÄEinteilung der Zweisprachigkeit nach Alter und Art des Zweitspracherwerbs“ dar, in der sowohl die Dichotomie zwischen simultanem und sukzessivem, als auch zwischen natürlichem und gesteuertem Spracherwerb verdeutlicht wird (siehe Abbildung 2).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Einteilung der Zweisprachigkeit nach Alter und Art des Zweitspracherwerbs
(Quelle: Triarchi-Herrmann, Vassilia (2006): Mehrsprachige Erziehung. Wie Sie Ihr Kind fördern. 2., aktualisierte Aufl. München, S. 24.)
Wirft man einen Blick auf die Grafik und das entsprechende Alter der Rezipienten, so liegt die Vermutung nahe, dass der Typus des simultanen Zweitspracherwerbs besonders in Familien zu finden ist, in denen die Eltern in zwei (oder mehreren) Sprachen mit dem Kind kommunizieren. Erfahrungsgemäß ist dies vor allem in Familien der Fall, in denen die Elternteile unterschiedlichen Nationalitäten angehören. Wie bereits erwähnt handelt es sich hierbei um einen natürlichen doppelten Erstspracherwerb, bei dem gleichzeitig zwei Sprachen erlernt werden und sich die Elemente beider Sprachen innerhalb eines einzigen Sprachsystems vereinigen. Diese Theorie kann mit der sogenannten Eisberg-Analogie begründet werden. Tatsächlich handelt es sich dabei um das von Jim Cummins entwickelte ÄCommon Underlying Proficiency Model“92 für Zweisprachigkeit, welches bildlich dargestellt zwei Eisbergen gleicht (siehe Abbildung 3). Die beiden Eisberge sind über der Wasseroberfläche voneinander separiert, d.h. dass sich die beiden Sprachen, praktisch angewandt, offensichtlich voneinander unterscheiden. Unterhalb der Wasseroberfläche sind die beiden Eisberge jedoch miteinander verschmolzen; die Sprachen sind demnach miteinander verbunden. Folglich sei anzunehmen, dass beide Sprachen mit Hilfe des gleichen zentralen Sprachsystems funktionieren.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Common Underlying Proficiency Model
(Quelle: Baker, Colin (2006): Foundations of bilingual education and bilingualism. 4. ed. Clevedon, S. 169.)
Sobald der bilinguale Spracherwerb sukzessiv erfolgt, also zwei Sprachen nacheinander erworben werden, muss ein zweites Sprachsystem zu dem bereits vorhandenen hinzugefügt werden, was zumeist eine Differenzierung der beiden Systeme zur Folge hat. Dieser Zustand hat Auswirkungen auf die Sprachkompetenz, die sich von der eines simultanen bilingualen Sprechers stark unterscheidet. Während das deutsche Wort ‚Katze„ für einen simultanen Zweisprachigen ein und dieselbe Bedeutung hat wie das englische Wort ‚cat„, haben beide Wörter für einen sukzessiven Sprecher zwei unterschiedliche Bedeutungen und er wird deshalb keine gemeinsame Verbindung zwischen den genannten Vokabeln erkennen. Romaine zieht für diese Tatsache folgendes Resümee:
For the compound bilingual the languages are independent, whereas for the coordinate bilingual, they are independent.“93
Letztendlich wird zwar auch bei der sukzessiven Bilingualität die zweite Sprache früh in der Kindheit erworben, doch geschieht dies erst nachdem das Kind den Erwerb der Erstsprache fast vollständig vollzogen hat. Baker sieht darin jedoch noch kein Indiz dafür, dass ausschließlich der simultane Erwerb zu perfekter Zweisprachigkeit führen kann:
[...]
1 Böttger, Heiner (2005): Englisch lernen in der Grundschule. (Studientexte zur Grundschulpädagogik und -didaktik). Bad Heilbrunn.
2 Romaine, Suzanne (2006): Bilingualism. 2. ed., repr. (18th). Oxford. 1
3 Baker, Colin (2006): Foundations of Bilingual Education and Bilingualism. 4. ed. Clevedon.
4 Lambeck, Klaus (1984): Kritische Anmerkungen zur Bilingualismusforschung. Tübingen, S. 12.
5 Saunders, George (1988): Bilingual Children. From Birth to Teens. Clevedon, S. 8. 5
6 Saville-Troike, Muriel (1973): Bilingual Children: A Resource Document (Papers in Applied Linguistics / Bilingual Education Series, 2). Arlington, S. 93. Zitiert nach: Baetens Beardsmore, Hugo (1982): Bilingualism. Basic Principles. Clevedon, S. 3.
7 Weinreich, Uriel (1974): Languages in Contact: Findings and Problems. 8th printing. The Hague, S.4.
8 Ebd.
9 Romaine (2006): Bilingualism, S. 8.
10 Ebd.
11 Bloomfield, Leonard (1933): Language. New York, S. 56. 6
12 Thiéry, Christopher (1978): True Bilingualism and Second Language Learning. In: Gerver, David; Sinaiko, H. Wallace: Language Interpretation and Communication, Jg. Vol. 6, S. 145-153, hier: S. 146.
13 Ebd.
14 Baker (2006): Foundations of Bilingual, S. 68.
15 Franceschini, Federica (2007): Fremdsprachenlernen über Fachinhalte. Immersion und bilingualer Unterricht in Deutschland. Frankfurt am Main, S. 35.
16 Edwards, John (1994): Multilingualism. London, S. 56.
17
Taeschner, Traute (1983): The Sun is Feminine. A Study on Language Acquisition in Bilingual Children. Berlin, S. 5.
18 Haugen, Einar Ingvald (1969): The Norwegian Language in America. A Study in Bilingual Behavior. Repr. Vol. 1.2 (in 1 Bd). Bloomington, S. 6-7.
19 Hamers, Josiane F.; Blanc, Michel H.A. (2000): Bilinguality and Bilingualism. 2. ed. Cambridge, S. 6.
20 Macnamara, John (1967): The Bilingual's Linguistic Performance: A Psychological Overview. In: Journal of Social Issues, Jg. 23, S. 59-77. Zitiert nach: Grosjean, François (1982): Life with Two Languages. An Introduction to Bilingualism. 8. Dr. Cambridge, S. 232.
21 Saunders (1988): Bilingual Children, S. 8.
22 Porsché, Donald C. (1983): Die Zweisprachigkeit während des primären Spracherwerbs. Tübingen (Tübinger Beiträge zur Linguistik, 218), S. 9. Porsché führt drei maßgebliche Disziplinen an: die Psychologie, die Soziologie und die Linguistik. Siehe auch: Mackey, William Francis (1967): Bilingualism as a World Problem: E.R. Adair, Memorial Lectures. Montreal, S. 11.
23 Porsché (1983): Die Zweisprachigkeit während des primären Spracherwerbs, S. 9.
24 Kielhöfer, Bernd; Jonekeit, Sylvie (2006): Zweisprachige Kindererziehung. Tübingen, S. 11.
25 Grosjean, François (1996): Bilingualismus und Bikulturalismus. Versuch einer Definition. In: Schneider, H.; Hollenweger, J. (Hrsg.): Mehrsprachigkeit und Fremdsprachigkeit. Arbeit für die Sonderpädagogik? Luzern, S. 161-184, hier: S. 171. Zitiert nach: Frigerio Sayilir, Cornelia (2007): Zweisprachig aufwachsen - zweisprachig sein. Der Erwerb zweier Erstsprachen aus der handlungstheoretischen Sicht der Kooperativen Pädagogik. Münster, S. 17.
26 Grosjean, François (1989): Neurolinguists, beware! The Bilingual is not Two Monolinguals in one Person. In: Brain and Language 36, S. 3-15, hier: S. 4. Zitiert nach: Frigerio Sayilir, Cornelia (2007): Zweisprachig aufwachsen, S. 17.
27 Fishman, Joshua A. (1977): Sociolinguistics: A brief Introduction. Rowley, S. 73. Diglossie = die Verwendung zweier Sprachen in sozialer Kommunikation. Siehe: Lewandowski, Theodor (1990): Linguistisches Wörterbuch. 5., überarb. Aufl. Heidelberg (Uni-Taschenbücher, 1518), S. 226.
28 Hamers; Blanc (2000): Bilinguality and Bilingualism, S. 6.
29 Romaine (2006): Bilingualism, S. 8.
30 Siehe Blocher, Eduard (1909): Zweisprachigkeit: Vorteile und Nachteile. Aus: Reins Encyklopädisches Handbuch der Pädagogik, 2. Aufl. Langensalza: Beyer (Pädagogisches Magazin, 385).
31 Siehe Bloomfield, Leonard (1933): Language. New York.
32 Braun, Maximilian (1937): Beobachtungen zur Frage der Mehrsprachigkeit. In: Göttingische gelehrte Anzeigen, Band 199, S. 115-130, hier: S. 115. Zitiert nach: Skutnabb-Kangas, Tove; Malmberg, Lars; Crane, David (1981): Bilingualism or Not. The Education of Minorities. Clevedon, S. 82.
33 Bloomfield (1933): Language, S. 56.
34 Skutnabb-Kangas, Tove (1981): Bilingualism or Not. The Education of Minorities. Clevedon, S. 37.
35 Ebd., S. 38.
36 Hörmann, Hans (1970): Psychologie der Sprache. Berlin, S. 210.
37 Baker definiert den perfekten bilingualen Sprecher als “(s)omeone who is approximately equally fluent in two languages across various contexts may be termed an equilingual or ambilingual or, more commonly, a balanced bilingual.” Zitiert nach: Baker (2006): Foundations of bilingual education, S. 9. Saunders fügt dem folgendes hinzu: “Balanced bilinguals in this sense are bilinguals who are roughly equally skilled in their two languages, i.e. a balance exists between the two.” Zitiert nach: Saunders (1988): Bilingual Children, S. 9.
38 Hoffmann, Charlotte (2006): An Introduction to Bilingualism. 12. impr. London, S. 21. 13
39 Frigerio Sayilir, Cornelia (2007): Zweisprachig aufwachsen, S. 16.
40 Fishman, Joshua A. (1971): The Sociology of Language. In: Fishman, Joshua A. (ed.): Advances in the Sociology of Language, Volume 1. The Hague.
41 Zydatiß, Wolfgang (2000): Bilingualer Unterricht in der Grundschule. Entwurf eines Spracherwerbskonzepts für zweisprachige Immersionsprogramme. 1. Aufl. Ismaning, S. 55. Siehe unten: 2.3.3 Starke und schwache Sprache.
42 Weinreich, Uriel (1974): Languages in Contact: Findings and Problems. 8th printing. The Hague, S. 73.
43 Siehe unten: 3.5 Code-switching und Code-mixing.
44 Haugen (1969): The Norwegian Language in America.
45 Ebd., S. 6f.
46 Macnamara, John (1969): How can one measure the Extent of a Person‟s Bilingual Proficiency? In: Kelly, L.G. (1969): Description and Measurement of Bilingualism. An international Seminar. pp 80-119, hier: S. 82.
47 Ebd.
48 Diebold, A. Richard (1964): Incipient Bilingualism. In: Language in Culture and Society, S. 495-508. Hier: S. 496.
49 Ebd.
50 Romaine (2006): Bilingualism, S. 11.
51 Fantini, Alvino E. (1985): Language Acquisition of a Bilingual Child. A sociolinguistic Perspective (to age ten). Clevedon, S. 14.
52 Mackey, William Francis (1968): The Description of Bilingualism. In: Fishman, Joshua A. (ed.): Bilingualism in the Barrio, pp. 554-584. Hier: S. 555. Zitiert nach: Romaine (2006): Bilingualism, S. 11.
53 Harding-Esch, Edith; Riley, Philip (2003): The Bilingual Family. A Handbook for Parents. 2. ed. Cambridge, S. 33.
54 Ebd.
55 Die Begriffe werden im Folgenden durch L1 (language 1) und L2 (language 2) gekennzeichnet
56 Mackey (1968): The Description of Bilingualism, S. 557. Zitiert nach: Romaine (2006): Bilingualism,
S. 13.
17
57 Mackey (1968): The Description of Bilingualism. In: Fishman, Joshua A. (ed.): Bilingualism in the Barrio, S. 554-584.
58 Romaine (2006): Bilingualism, S. 13.
59 Grosjean (1982): Life with Two Languages, S. 236.
60 Mackey (1968): The Description of Bilingualism, S. 557. Zitiert nach: Grosjean (1982): Life with Two Languages, S. 236.
61 Fantini (1985): Language Acquisition of a Bilingual Child, S. 14.
62 Kielhöfer; Jonekeit (2006): Zweisprachige Kindererziehung, S. 11.
63 Die, in der Publikation ÄZweisprachige Kindererziehung“ von 1983, erstmals eingeführte Definition soll an dieser Stelle nur genannt werden. Eine ausgiebige Überprüfung des Ansatzes von Kielhöfer und Jonekeit soll nicht erfolgen, da diese für den weiteren Aufbau und das Verständnis der Diplomarbeit nicht von Belang ist. Lediglich die Nennung dieser Begriffsbestimmung ist, der Vollständigkeit wegen, notwendig.
64 Oksaar, Els (2003): Zweitspracherwerb. Wege zur Mehrsprachigkeit und zur interkulturellen Verständigung. Stuttgart, S. 16.
65 Fantini (1985): Language Acquisition of a Bilingual Child, S. 2. 19
66 Performanz = ÄVerwendung des in Form einer generativen Grammatik gegebenen Sprachsystems zur Bildung von Sätzen und Äußerungen in konkreten Situationen zum Zwecke der Kommunikation. Die P. wird bei Chomsky der Sprachkompetenz starr gegenüber gestellt. Ggs. Kompetenz, linguistische.“ Zitiert nach: Conrad, Rudi (1984): Kleines Wörterbuch sprachwissenschaftlicher Fachausdrücke. Hanau, S. 196.
67 Saville, Muriel R.; Troike, Rudolph C. (1971): A Handbook of Bilingual Education. Washington, D.C., S. 19.
68 Mackey (1968): The Description of Bilingualism.
69 Mackey (1968): The Description of Bilingualism, S. 554f.
70 Ebd.
71 Weinreich, Uriel (1974): Languages in Contact, S.1.
72 Oksaar, Els (1971): Språkpolitiken och minoriteterna. In: Schwarz, David (ed.) (1971): Identitet och minoritet. Teori och praktik i dagens Sverige. Stockholm. S. 164-175, hier: S. 172. Zitiert nach: Skutnabb-Kangas (1981): Bilingualism or Not, S. 86.
73 Fantini (1985): Language Acquisition of a Bilingual Child, S. 13f.
74 Chomsky, Noam (o.J.): Die formale Natur der Sprache. In: Lenneberg, Eric H. (1996): Biologische Grundlagen der Sprache. 3. Aufl. Frankfurt am Main, S. 483-539.
75 Romaine (2006): Bilingualism, S. 9.
76 Ebd.
77 Hamers; Blanc (2000): Bilinguality and Bilingualism, S. 21.
78 Hornby, Peter A. (1977): Bilingualism. Psychological, Social, and Educational Implications: [Canadian-American Conference held on the Plattsburgh Campus, March 12-13, 1976]. New York, S. 3.
79 Tracy/ Gawlitzek-Maiwald. In: Grimm, Hannelore; Birbaumer, Niels; Graumann, Carl Friedrich (2000): Sprachentwicklung. Enzyklopädie der Psychologie: Sprache. Bd. 3. Göttingen. Henning Wode (1993, S. 31) betont, dass der Wiedererwerb einer vergessenen Sprache auch bei Kindern keineswegs selten sei.
80 Wieczerkowski, Wilhelm (1965): Frühe Zweisprachigkeit: Fragen zum deutschsprachigen Unterricht in der Grundschule einer Auslandsschule. München, S. 42.
81 Der Begriff ÄSchwankungen“ bezieht sich in diesem Kontext auf die Intensität des Sprachgebrauchs; siehe auch: 2.3.3 Starke und schwache Sprache.
82 Baker (2006): Foundations of Bilingual, S. 81f. Baker führt als Beispiel für diesen Umstand die ÄManx Gaelic“ - eine keltische Mundart der Bewohner der Isle of Man - an. Nachdem der Gebrauch der ÄManx Gaelic“ innerhalb des Schulwesens 1872 verboten wurde und bei einer Volkszählung (1961) festgestellt wurde, dass gerade einmal noch 165 Personen (0,3% der Bevölkerung) diese (Zweit-)Sprache beherrschen, wurde die Mundart als Ätot“ betrachtet - die Voraussetzung für die Wiederbelebung einer Sprache war somit gegeben. Im Jahr 1991, 30 Jahre später, war die Zahl derjenigen, die diese Mundart beherrschten auf eine Zahl von 643 Sprechern angestiegen; 2001 waren es 1689 bilinguale Sprecher (2,2% der Bevölkerung). Einige dieser Äneuen“ bilingualen Sprecher beherrschten ÄManx Gaelic“ auf einem derart hohen Niveau, dass sie als Änew native speakers“ bezeichnet wurden.
83 Siehe unten: 3.1.1 Der monolinguale Erstspracherwerb.
84 Eine weitere Abgrenzung der Begriffe erfolgt in Abschnitt 2.3.1 Muttersprache gleich Muttersprache?. 24
85 Siehe unten: 3.2.1 Die Methode ‚Eine Person - eine Sprache„; 3.2.2 Die Methode ‚Eine Sprache - eine Umgebung„.
86 Die Fachliteratur verwendet mitunter die Bezeichnungen Äkonsekutiv“ bzw. Äsequentiell“ synonym für den sukzessiven Zweitspracherwerb.
87 Felix, Sascha W. (1982): Psycholinguistische Aspekte des Zweitsprachenerwerbs. Tübingen, S. 10.
88 Haugen, Einar (1956): Bilingualism in the Americas: a Bibliography and Research Guide (Publication of the American Dialect Society, 26). Alabama, S. 72; sowie Triarchi-Herrmann, Vassilia (2006): Mehrsprachige Erziehung. Wie Sie Ihr Kind fördern. 2., aktualisierte Aufl. München, S. 22-23.
89 Apeltauer, Ernst (2007): Grundlagen des Erst- und Fremdsprachenerwerbs. Eine Einführung. 5. Dr. Berlin, S. 11.
90 Ebd., S. 12.
91 Baetens Beardsmore, Hugo (1982): Bilingualism, S. 25. 26
92 Cummins, Jim (1981): Bilingualism and Minority-Language Children. Toronto. 27
93 Romaine (2006): Bilingualism, S. 79.
- Quote paper
- Iris Wahrig (Author), 2009, Kindliche Zweisprachigkeit und früher Englischunterricht an deutschen Primarschulen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/169986
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