Eine Zunft – von althochdeutsch zumft „zu ziemen“ – bezeichnet einen ständischen Zusammenschluss von Handwerkern, der zur im Mittelalter Wahrung gemeinsamer Interessen entstand und bis ins 19. Jahrhundert existierte. Die Zünfte waren verantwortlich für Regeln der jeweiligen Handwerksberufe. Sie stellten sie auf und überwachten sie, beispielsweise wurden Ausbildungsregeln, Arbeitszeiten, Produktqualität und Preise kontrolliert. Alle Handwerker des Mittelalters mussten zur Berufsausübung in der Stadt Mitglied ihrer Zunft sein.
Die folgende Hausarbeit beschäftigt sich mit dem Zunftwesen in Lübeck und speziell mit dem der Knochenhauer. Im zweiten Teil wird dann auf den sogenannten Knochenhaueraufstand von 1384 eingegangen. Als Quelle soll dafür insbesondere der Bericht eines anonymen Ratsmitgliedes aus gleichen Jahr dienen.
Inhalt:
1. Einleitung
2. Die Ämter in Lübeck
3. Das Amt der Knochenhauer
4. Der Knochenhaueraufstand von 1384
5. Literatur
1. Einleitung
Eine Zunft - von althochdeutsch zumft „zu ziemen“ - bezeichnet ständischen Zusammenschluss von Handwerkern, der zur im Mitt Wahrung gemeinsamer Interessen entstand und bis ins 19. Jahrh existierte. Die Zünfte waren verantwortlich für Regeln der jeweiligen Handwerksberufe. Sie stellten sie auf und überwachten sie, beispielsweise wurden Ausbildungsregeln, Arbeitszeiten, Produktqualität und Preise kontrolliert. Alle Handwerker des Mittelalters mussten zur Berufsausübung in der Stadt Mitglied ihrer Zunft sein.
Die folgende Hausarbeit beschäftigt sich mit dem Zunftwesen in Lübeck und speziell mit dem der Knochenhauer. Im zweiten Teil wird dann auf den sogenannten Knochenhaueraufstand von 1384 eingegangen. Als Quelle soll dafür insbesondere der Bericht eines anonymen Ratsmitgliedes aus gleichen Jahr dienen.
2. Ämter und Zünfte
Der Zusammenschlüsse der Handwerker wurde in Lübeck als „Ämter“ bezeichnet. Diese Bezeichnung war vor allem in den norddeutschen Hansestädten üblich. Als synonyme Begriffe werden in den Quellen des Mittelalters und der frühen Neuzeit auch Zunft, Innung oder Zeche bezeichnet1. m Gegensatz dazu ist eine Gilde der Zusammenschluss von Kaufleuten. Ämter griffen regulierend in eine große Anzahl von sozialen und geschäftlichen Angelegenheiten in das Leben der Handwerker und der mittelalterlichen Stadt ein.
Die Bildung der ersten kann in engem Zusammenhang mit der Entstehung des Stadtbürgertums gesehen werden welches seit dem Ende des 13. Jahrhunderts nach Beteiligung an der politischer Macht strebte. Schon seit dem 12. Jahrhundert begannen sich Handwerker in vielen mitteleuropäischen Städten nach Gewerbegruppen zu organisierten Verbänden zusammenzuschließen. Im Laufe des 14. Jahrhunderts. Wurde in Lübeck begonnen, nur eine begrenzte Anzahl an Meistern pro Amt zuzulassen - man spricht dann von dem sogenannten „geschlossenem mt“. Durch diese und weitere Maßnahmen sollte das wirtschaftliche Gleichgewicht innerhalb eines Wirtschaftszweiges nicht aus dem Ruder laufen. Andere sanktionierende Aktionen waren zum Beispiel der limitierte Ankauf von Rohstoffen, und eine begrenzte Anzahl an Gesellen und Lehrlingen. Ein Meister durfte meist nur zwei Handwerksgesellen gleichzeitig anstellen2.
Für alle Zunftmitglieder galt ein strenger Ehrenkodex. Bei Verstößen gegen diese Verhaltensregeln, dem unzünftigen Verhalten, konnte man die Mitgliedschaft verlieren. Als äußeres Zeichen des Ausweisung wurde häufig ein zur Zunfttracht gehörender Ohrring - welcher auch als Entgelt für den Bestatter diente - aus dem Ohrläppchen gerissen. Das hierdurch entstehende „Schlitzohr“ wurde sprichwörtlich zur Bezeichnung für listige, durchtriebene Menschen.
Wie oben bereits erwähnt griffen die Ämter auch durchaus ins Privatleben der Mitglieder ein. Im Fall der Lübecker Knochenhauer gab es zum Beispiel Richtlinien zur Heirat und Eheschließung. Hochzeiten fanden darum vor allem innerhalb der Zunft statt. Auf diese Weise entstand zusätzlich ein enges verwandtschaftliches Verhältnis innerhalb des Amtes3.
3. Das Amt der Knochenhauer
Als Knochenhauer wurden im 14. Jahrhundert Personen bezeichnet, die Fleisch auf dem Lübecker Fleischmarkt verkauften, selbst aber nicht schlachteten4. Heute würde man diese Personengruppe wohl „Fleischereifachverkäufer“ nennen. Was wir heute als „Schlachter“ bezeichnen, hieß damals Küter. Auch diese Berufsgruppe war Mitglied unter dem „Dachverband“ der Knochenhauer. Diese Aufteilung findet sich neben Lübeck jedoch nur noch in Hamburg. Üblicherweise nahm das Amt der Knochenhauer eine reine händlerische Funktion wahr. Ein Knochenhauer war ein Verleger, er besorgte sowohl den
Rohstoff, das Vieh, und sorgte für den anschließenden Verkauf der bearbeiteten Ware.5
Alle Berufsgruppen, die mit Nahrungsmitteln zu tun hatten, unterlagen auch in Lübeck einer besonderen Aufsicht des Rates. Dies hatte insbesondere den Zweck, das Gemeinwohl der Stadt zu schützen und abzusichern6. Da Fleisch ein teures Lebensmittel war und zu den Luxusartikel gezählt werden kann, war der Berufsstand im Mittelalter sehr angesehen weil er eine hohe Gewinnspanne versprach. Eine gute Möglichkeit um Profit zu erwirtschaften stellte insbesondere die Ausstattung der Handelsschiffe mit Trocken- oder Pökelfleisch dar. Die verhältnismäßig hohen Mengen an gehandelter Ware versprachen einen reichen Gewinn7. Aus dem Jahr 1376 ist überliefert, dass die Knochenhauer das zweithöchste Steueraufkommen der Lübecker Ämter aufbrachte. Neben den Goldschmieden und den Bäckern gehörten die Knochenhauer zu einer Schicht, dessen Einkommen um ein vielfaches höher lag als das der übrigen Ämter. Allerdings gab es wohl auch innerhalb des Amtes einen großen Unterschied und nicht alle Mitglieder waren gleich vermögend. Daher gab es innerhalb der Knochenhauer Personen die der Oberschicht, der Mittelschicht und der Unterschicht angehörten, wie Veltmann belegt8. Allerdings waren selbst die wohlhabendsten Knochenhauer bei weitem nicht so reich wie die Großkaufleute. Auch wenn einige Lübecker Knochenhauer wohl einer gewissen Fernhandeltätigkeit von Stoffen im Rahmen der Viehhandelsreichen nachgegangen sind, so konnten sie den einflussreichen Fernhändlern keine Konkurrenz machen. Es ist wahrscheinlich, dass die Lübecker Knochenhauer Stoffe an den Orten gehandelt haben, an denen sie auch ihr Vieh kauften. Das Einkommen der Lübecker Fleischauer lässt sich wohl mit dem von weniger verdienenden Kaufleuten vergleichen. Hingegen konnten die Hamburger Knochenhauer ein ähnlich hohes Vermögen wie die Großhändler erwirtschaften. Die Wirtschaftslage der Lübecker Knochenhauer war jedoch so gut, dass viele sich einen Landsitz zulegen konnten.
[...]
1 Ehbrecht 2001, S. 50.
2 Hoffmann, 1988 S. 318 ff.
3 Veltmann 1993, S. 98.
4 Lutterbeck 2002, S. 18.
5 Veltmann 1993, S. 86.
6 Hoffmann 1988, S. 325 ff.
7 Veltmann 1993, S. 86.
8 Veltmann 1993, S. 88.
- Arbeit zitieren
- Jan Patrick Faatz (Autor:in), 2010, Das Amt der Lübecker Knochenhauer im Mittelalter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/169852
-
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen.