Beginnend mit den strengeren Anforderungen an die Eigenkapitalunterlegung von Bankkrediten nach den bankaufsichtsrechtlichen Bestimmungen von "Basel II" von
2006 und verstärkend durch die Finanzkrise seit dem Spätsommer 2007 hat sich das Kreditgeschäft insbesondere in Deutschland in hohem Maße verändert. Ausgelöst durch diese Ereignisse vollzieht die Bankenbranche einen Strukturwandel, der sich zu einer kapitalmarktorientierten Finanzierungspolitik entwickelt. Die Kreditinstitute sind gesetzlich verpflichtet, risikoreichere Engagements mit mehr Eigenkapital zu hinterlegen. Kreditinstitute haben grundsätzlich ein hohes Interesse ihre risikobehafteten Forderungen zu reduzieren bzw. zu veräußern, um Kapital für das Neugeschäft bereitzustellen. In Folge der aktuellen Finanz- und Bankenkrise steigt die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland und somit der Anteil an Krediten in den Bankbilanzen, welche als problematisch bis notleidend eingestuft und im Sprachgebrauch der Finanzpraxis als "distressed" bezeichnet werden. Dieses Kreditangebot trifft auf der Käuferseite auf Investoren, die sich darauf spezialisiert haben, diese Risikoengagements zu übernehmen und daraus hohe positive Renditen zu generieren. Diese Form des Investments, welche sich zunehmend auch in Deutschland entwickelt, trägt die Bezeichnung "Distressed Debt Investing".
In der Vergangenheit formierte sich zumeist ein Gläubigerpool aus Banken, welcher zusammen mit der Unternehmensleitung und den Eigentümern die Sanierung abstimmte und koordinierte. Durch das Auftreten von Distressed Debt Investoren steht den Kreditinstituten
nun eine neue kapitalmarktnahe Ausstiegsmöglichkeit (Exits) zur Beendigung des Kreditengagements zur Verfügung. Diese nutzen die aufgekauften Fremdkapitaltitel, um möglichst großen Einfluss auf die Zielgesellschaft auszuüben und diese mittels Umwandlung in Eigenkapital zu sanieren und neuer Eigentümer zu werden. Die Forderungen werden in der Regel sehr weit unter dem Nominalwert erworben, wodurch sich bei einer nachhaltigen Wertsteigerung mit anschließendem Verkauf der Gesellschaft hohe attraktive Renditen erzielen lassen. Hauptakteure sind internationale Finanzinvestoren
sowie spezialisierte Hedge Fonds. Die Umwandlung von Fremdkapital in Gesellschaftsanteile (Debt-Equity-Swap) als Sanierungs- und Übernahmeinstrument gewinnt aufgrund der Attraktivität deutscher Unternehmen zunehmend an Bedeutung.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Problemdarstellung und Zielsetzung
- Abkürzungsverzeichnis
- Einleitung
- Vorgehensweise
- Grundlagen und Rahmenbedingungen des Distressed Debt Investing
- Debt-Equity-Swap im Anschluss an ein Corporate Distressed Debt Investment
- Typische Ausgangssituation bei Sanierungsfällen
- Vorüberlegungen des Investors
- Ablauf einer Debt-Equity-Swap-Transaktion bei deutschen Kapitalgesellschaften
- Vereinfachte Kapitalherabsetzung
- Kapitalerhöhung und Einbringung der Forderung
- Vorschriften zum Eigenkapitalersatzrecht
- Konsequenzen aus dem Wechsel der Kapitalgeberposition
- Kritische Marktanalyse von Debt-Equity-Swaps in Deutschland der Jahre 2003-2010
- Überblick der jüngsten Entwicklung am deutschen Distressed Debt Markt
- Analyse ausgewählter Transaktionen
- Bewertung der Strategien ausgewählter Transaktionen
- Status der Investments
- Fazit
- Zielerreichung
- Perspektiven und Handlungsempfehlungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Die Diplomarbeit befasst sich mit dem Thema Distressed Debt Investing, insbesondere mit dem Debt-Equity-Swap als Übernahme- und Sanierungsinstrument in Deutschland. Zielsetzung der Arbeit ist es, den Debt-Equity-Swap als eine spezielle Form des Distressed Debt Investing zu analysieren und dessen Potenziale und Herausforderungen in der deutschen Praxis zu beleuchten.
- Definition und Abgrenzung des Distressed Debt Investing
- Rechtliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen des Distressed Debt Investing in Deutschland
- Akteure und Investmentstrategien im Distressed Debt Markt
- Ablauf und Konsequenzen einer Debt-Equity-Swap-Transaktion
- Kritische Analyse von Debt-Equity-Swap-Transaktionen in Deutschland
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Die Einleitung stellt das Thema Distressed Debt Investing und den Debt-Equity-Swap als Übernahme- und Sanierungsinstrument in Deutschland vor. Sie skizziert die Vorgehensweise und die Struktur der Arbeit. Kapitel 2 beleuchtet die Grundlagen und Rahmenbedingungen des Distressed Debt Investing. Es werden Begriffsdefinitionen, die historische Entwicklung, aktuelle Marktvolumina sowie rechtliche Rahmenbedingungen in Deutschland behandelt. Außerdem werden Akteure im Distressed Debt Markt, ihre Beweggründe und Investmentstrategien sowie der Investmentprozess und Exitmöglichkeiten analysiert.
Kapitel 3 konzentriert sich auf den Debt-Equity-Swap im Anschluss an ein Corporate Distressed Debt Investment. Es beschreibt die typische Ausgangssituation bei Sanierungsfällen, die Vorüberlegungen des Investors und den Ablauf einer Debt-Equity-Swap-Transaktion bei deutschen Kapitalgesellschaften. Schließlich werden die Konsequenzen aus dem Wechsel der Kapitalgeberposition beleuchtet. Kapitel 4 beinhaltet eine kritische Marktanalyse von Debt-Equity-Swaps in Deutschland der Jahre 2003-2010. Es werden die jüngsten Entwicklungen am deutschen Distressed Debt Markt beleuchtet, ausgewählte Transaktionen analysiert und die Strategien dieser Transaktionen bewertet. Der Status der Investments wird ebenfalls betrachtet.
Schlüsselwörter (Keywords)
Distressed Debt Investing, Debt-Equity-Swap, Übernahme, Sanierung, Finanzinstrumente, Corporate Finance, Private Equity, Kapitalmarkt, Insolvenz, Deutschland, Rechtliche Rahmenbedingungen, Investmentstrategien, Marktteilnehmer, Transaktionsformen, Kapitalerhöhung, Kapitalherabsetzung, Eigenkapitalersatzrecht, Marktanalyse.
- Quote paper
- Sebastian Kühn (Author), 2011, Distressed Debt Investing, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/169836