Die Erzählung Die Marquise von O... brachte Heinrich von Kleist 1807 nach seiner Zeit
als Kriegsgefangener in Frankreich mit nach Dresden. Kleist veröffentlichte die
Erzählung erstmalig im Phöbus, einer Literaturzeitschrift, die Heinrich von Kleist
gemeinsam mit Adam Müller 1808 herausgab. In der ersten Sammlung von Kleists
Erzählungen wurde die Erzählung 1810 zum zweiten Mal gedruckt, jedoch hat Kleist
den ursprünglichen Text noch einmal verändert, ehe er in den Erzählungen erschien.
Der Autor fügte an einigen bedeutenden Stellen der Erzählung religiöse Attribute ein,
im Phöbus heißt es „Die Hebamme versetzte, daß dies, soviel ihr bekannt sei, noch
keinem Weibe auf Erden zugestoßen wäre.“, während es in den Erzählungen lautet
„Die Hebamme versetzte, dass dies, außer der heiligen Jungfrau, noch keinem Weibe
auf Erden zugestoßen wäre.“.
Ein weiterer Unterschied findet sich in den Gedanken der Marquise, in der ersten
Fassung ist ihr der Gedanke unerträglich, „daß dem jungen Wesen (...) ein Schandfleck
in der bürgerlichen Gesellschaft ankleben sollte“1.
Während dieser Gedanke in der zweiten Fassung durch einen Einschub über den
Ursprung des Kindes, „der eben weil er geheimnisvoller war, auch göttlicher zu sein
schien, als der anderer Menschen“2, ergänzt wird.
Solche Veränderungen weisen auf mögliche neue Motive von Kleist hin, neben der
mysteriösen Schwangerschaft der Marquise, die außerdem überaus emanzipiert ist, da
sie über eine Zeitungsanzeige den Vater ihres Kindes sucht, gewinnt das
Gottesbegehren der Protagonistin an Bedeutung.
Die Marquise flüchtet regelrecht in ihr Innerstes und besinnt sich religiöser Inhalte,
z.B.: skizziert sie sich ihren Retter den Graf von F... als Engel: „Der Marquise schien er
ein Engel des Himmels zu sein.“.
Während der Erzählung verändert sich das fantastische Sinnbild ihres göttlichen Retters
in das negative Symbol des Teufels. Ein weiteres sinnbildliches Motiv in der Novelle von Kleist ist das Motiv des Schwans,
welches in der Erzählung zur Charakterisierung der Marquise und auch des Grafen
beiträgt.
Im Folgenden werde ich diesen Wechsel von Symbolen, Sinnbildern und Metaphern in
der Marquise von O... nachvollziehen und erörtern.
Einleitend stelle ich den Identitätswandel der Marquise dar.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Gottesbegehren
- Identitätswandel der Marquise
- Motiv des Schwans
- Der Graf F...
- Vom Engel zum Teufel
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die religiösen Attribute in Heinrich von Kleists Erzählung "Die Marquise von O...".
- Identitätswandel der Marquise von O...
- Das Motiv des Schwans
- Der Wandel vom Engel zum Teufel im Sinnbild des Grafen F...
- Die religiöse Thematik in der Erzählung
- Der Zusammenhang zwischen der Schwangerschaft der Marquise und ihrem Gottesbegehren
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung beleuchtet die Entstehung der Erzählung "Die Marquise von O...", die sich im Laufe der Zeit in Bezug auf religiöse Attribute veränderte. Kleist fügte dem Text religiöse Attribute hinzu, die die Thematik der Erzählung und die Gottesliebe der Marquise von O... verstärken.
2. Gottesbegehren
2.1. Identitätswandel der Marquise
Dieser Abschnitt untersucht den Identitätswandel der Marquise. Kleist stellt die Marquise als eine Frau von gutem Ruf dar, die sich selbst als unschuldig und unwissend über ihre Schwangerschaft sieht. Trotz der Zweifel an ihrer Geschichte und des Spotts der Hebamme hält die Marquise an ihrer Version der Ereignisse fest. Ihre Suche nach dem Vater ihres Kindes ist Ausdruck ihrer Suche nach Erlösung und Gottesliebe.
2.2. Motiv des Schwans
Das Motiv des Schwans in der Erzählung spielt eine bedeutende Rolle für die Charakterisierung der Marquise und des Grafen F.... Der Schwan ist ein Symbol der Reinheit, Unschuld und zugleich der Freiheit.
3. Der Graf F...
3.1. Vom Engel zum Teufel
Dieser Abschnitt analysiert die Rolle des Grafen F... in der Erzählung. Die Marquise stellt sich den Grafen zunächst als Engel des Himmels vor, doch diese Vorstellung wandelt sich im Laufe der Erzählung. Der Graf F... wird zum Sinnbild des Teufels, der die Marquise verführt und ihr Leid zufügt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert sich auf die Analyse der religiösen Attribute in der Erzählung "Die Marquise von O...", die Gottesliebe der Marquise, den Identitätswandel der Protagonistin, die Symbolik des Schwans und den Wandel vom Engel zum Teufel im Sinnbild des Grafen F... sowie die moralische und gesellschaftliche Kritik der Erzählung.
- Citar trabajo
- Julia Wolbersen (Autor), 2009, Sinnbild des Engels versus Symbolik des Teufels - Religiöse Attribute in der Marquise von O... , Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/169783