Die Betreuung muslimischer Patienten gehört spätestens seit der Anwerbung ausländischer Mitarbeiter vor über 40 Jahren bei uns zum Alltag. Für viele muslimische Patienten ist der Gang zum Arzt oder in ein Krankenhaus eine große Belastung. Ursachen sind hauptsächlich Sprachprobleme, gefühlte Isolation der Migranten, das andere Geschlecht des Behandelnden, Nahrungsvorschriften und nicht zuletzt das Gefühl, dass ihre Religion und Sichtweisen als minderwertig angesehen werden.
Das vorliegende Handout ist das schriftliche Material für Teilnehmer meiner Kurse „Umgang mit muslimischen Patienten“. Ich selbst bin keine Muslima, und keine Medizinerin. Ich habe Islamwissenschaft studiert und habe beruflich und privat im arabischen Raum gelebt. Meine derzeitige Tätigkeit führt mich jährlich zwei bis dreimal in die Region und so habe ich bis heute Ärzte und Krankenhäuser in fast allen arabischen Ländern kennengelernt. Ich war in teuren privat Kliniken und habe Wunderheilerinnen in Städten und Dörfern kennengelernt. Also praktische Erfahrungen in vielen Facetten gemacht.
Ich möchte zu bedenken geben, dass der Islam und die Muslime verwirrend vielfältig sind. So vielfältig, wie es eine Vielzahl muslimischer Gesellschaften in dem 57 Mitgliedsstaaten der Organisation der Islamischen Konferenz gibt. Eine kopftuchtragende Patienten oder ein barttragender Pflegebedürftiger sind keine zuverlässigen Parameter für die muslimische Zuordnung. Nicht alle Muslime befolgen streng religiöse Gebote und Verbote. Dieses Handout ist für medizinisches und ärztliches Personal im deutschsprachigen Raum gedacht, dass mit muslimischen Patienten konfrontiert ist.
Es werden fast alle Themen behandelt; Geburt, Anamnese, Pflege, Therapie und Tod. Dieses Handout soll das Verständnis für die Bedürfnisse der Patienten erwecken und das „Warum“ der Bedürfnisse erklären.
Als Pflegende und Behandelnde sind Sie den alltäglichen großen Belastungen ausgesetzt. Dieses Handout soll in Ihnen ein Verständnis für die Muslime geben. Damit sie Ihr gemeinsames Ziel, die schnelle Genesung gemeinsam meistern und erleichtern können.
Der erste Teil des Handouts behandelt grundsätzliches zum Kulturbegriff, als nächstes das Thema Islam und dem Thema Medizin im Islam. Gefolgt von Hinweisen zum Umgang mit muslimischen Patienten. Am Ende ist zur schnellen Übersicht eine „Checkliste angefügt“.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Kulturbegriff
- moderner Kulturbegriff
- Die Kulturzwiebel
- Kulturkonflikte
- Migration in Deutschland
- Islam
- Der Prophet Mohammed
- Der Glaube der Muslime
- Fünf Säulen des Islam
- Woran Glauben Muslime im Islam?
- Der Koran (Qur'an)
- Die Geschichte der Medizin im Islam
- Blütezeit der islamischen Medizin
- Die medizinischen Leistungen
- Tipps für den Umgang mit muslimischen Patienten im Alltag
- Pflichtgebet im Krankenhausalltag
- Ramadan im Krankenhausalltag
- Diäten
- Die Beziehungen zwischen Arzt und Patient
- ,,Morbus Bosporus“ – Schmerzäußerungen
- Das Diagnosegespräch
- Angehörige im Krankenhaus
- Zur Frau
- Sterben und Tod
- Die Erwartungen an das Pflegepersonal
- Krankheit und Volksglauben (Djin und Satan)
- Untersuchung des Patienten
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieses Handout dient als Leitfaden für medizinisches und ärztliches Personal im deutschsprachigen Raum im Umgang mit muslimischen Patienten. Es beleuchtet die kulturellen Besonderheiten, die im Kontext der medizinischen Versorgung relevant sind, und soll das Verständnis für die Bedürfnisse muslimischer Patienten fördern.
- Der Kulturbegriff und seine Bedeutung im Kontext von Interkulturellen Begegnungen
- Grundlagen des Islams: Glaube, Rituale und Lebensanschauung
- Der Einfluss des Islams auf die Medizin und die Geschichte der islamischen Medizin
- Kulturelle Besonderheiten im Umgang mit muslimischen Patienten, z.B. im Bereich der Ernährung, des Gebets und der Trauerkultur
- Herausforderungen und Chancen in der interkulturellen Kommunikation zwischen medizinischem Personal und muslimischen Patienten
Zusammenfassung der Kapitel
Das Handout beginnt mit einer Einführung in den Kulturbegriff und beleuchtet die Bedeutung kultureller Unterschiede im Kontext von Interkulturellen Begegnungen. Es wird auf die Vielschichtigkeit des Kulturbegriffs eingegangen und die Herausforderungen bei der Definition von Kultur und Kulturalität aufgezeigt.
Im zweiten Kapitel wird der Islam als Religion und Lebensanschauung vorgestellt. Es werden die wichtigsten Elemente des islamischen Glaubens, wie die Fünf Säulen des Islam und die Bedeutung des Korans, erläutert.
Das dritte Kapitel widmet sich der Geschichte der Medizin im Islam. Es werden die Blütezeit der islamischen Medizin und die medizinischen Leistungen der muslimischen Wissenschaftler hervorgehoben.
Im vierten Kapitel werden konkrete Tipps für den Umgang mit muslimischen Patienten im Alltag gegeben. Es werden Themen wie das Pflichtgebet im Krankenhausalltag, der Ramadan, Diäten, die Beziehungen zwischen Arzt und Patient, sowie die Trauerkultur behandelt.
Schlüsselwörter
Muslimische Patienten, Kulturbegriff, Islam, Medizin, Interkulturelle Kommunikation, Religion, Lebensanschauung, Krankenhausalltag, Ramadan, Diäten, Trauerkultur, Kulturkonflikte, Migration, Interkulturelle Kompetenz, Sensibilität, Respekt, Verständnis, Empathie.
- Arbeit zitieren
- Desiree McCourt (Autor:in), 2011, Leitfaden über den Umgang mit muslimischen Patienten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/169560
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