Im Mittelalter waren die beiden Universalgewalten, das Papsttum und das Kaisertum, eng miteinander verbunden. Im frühen und hohen Mittelalter wurde die gottgewollte Ordnung akzeptiert: Der Papst war der Vertreter Gottes auf Erden und der Kaiser die Schutzmacht des Papstes. Wobei dieser zumeist eine schwerwiegende Position einnahm.
Das Spannungsverhältnis der beiden bemüht sich seit Gelasius I. (?-496) um eine Gleich-stellung. Doch die Ideologie und Emanzipation musste notwendigerweise zu Konflikten führen. Seit der Einführung des Reichkirchensystems unter Kaiser Otto I. (912-999) gerieten beide immer wieder in Konflikte. Der Höhepunkt gipfelte sich im 11. Jahrhundert im In-vestiturstreit und in der gregorianischen Reform. Besonders geprägt sind die Auseinander-setzungen durch die Gegensätze zwischen der weltlichen Herrschaft des Königs, dem „regnum“ und dem geistlichen Einfluss des Papsttums bzw. der Kirche, dem „sacerdotium“. Beide treffen mit einem Bewusstsein aufeinander, wie sie es vorher nicht erahnt hätten.
Gregor VII. (1020-1085) verfasste in diesem Zusammenhang seine berühmten 27 Leitsätze, das sogenannte Schriftstück „Dictatus Papae“ und die damit verbundenen Ansprüche des römischen Papsttums.
Die genauen Vorgänge, die zu einer derartigen Zuspitzung, dem Investiturstreit, und die damit verbundene Quelle, dem „Dictatus Papae,“ führen konnten, werden an dieser Stelle unter-sucht. Wie kam es zu der Entwicklung? Und wie begründet das päpstliche „sacerdotium“ ihre Ansprüche? Und vor allem welchen Reformanspruch hat Gregor VII. gegenüber seinen Zeit-genossen? Gibt die Quelle „Dictatus Papae“ Gregors Reformansprüche wieder?
Der historische Kontext über das Spannungsverhältnis des Papsttums und des Kaisertums, so wie die Untersuchung und Interpretation der Quelle sind Gegenstand dieser Arbeit.
Die Rechtsgrundlage, die Schritte, die das Papsttum schon vorher in diese Richtung unter-nahm, der Anstoß, der zu diesem Doppelanspruch führte und die Wirkung, die dieser auslöste, sind in der Forschung bereits geklärt worden. Innerhalb der Forschungsergebnisse kam es jedoch zu einigen falschen Einordnungen oder Ansichten. Die gregorianische Reform gab es zum Beispiel so gar nicht, wie es die Forschung lange annahm. Denn die Reform sei um-fassender gewesen und könne nicht auf Gregor VII. beschränkt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der historische Hintergrund: Das Spannungsverhältnis zwischen Papst und Kaiser
- Papst und Kaiser in der Frühzeit
- Die Zeit der Karolinger
- Die Zeit der Ottonen
- Kirchenreform und Investiturstreit: Die Zeit der Salier
- Ausblick: Die Staufer
- Analyse des Dictatus Papae nach Form und Inhalt mit Bezugnahme zur kirchengeschichtlichen Situation im Mittelalter
- Die Autorschaft des Dictatus Papae
- Sprachliche Analyse
- Inhaltliche Analyse
- Bezüge zum historischen Kontext
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Spannungsverhältnis zwischen Papsttum und Kaisertum im Mittelalter, insbesondere mit der Entwicklung des Investiturstreits und dem dazugehörigen Schriftstück „Dictatus Papae“. Ziel ist es, die historischen Hintergründe des Konflikts zu beleuchten, die Inhalte des „Dictatus Papae“ zu analysieren und den Reformanspruch Gregors VII. im Kontext der Zeit zu betrachten.
- Das Spannungsverhältnis zwischen Papsttum und Kaisertum im Mittelalter
- Die Entstehung des Investiturstreits
- Die Bedeutung des „Dictatus Papae“ als Quelle
- Die Reformen Gregors VII. und ihre Auswirkungen
- Die historische Einordnung des „Dictatus Papae“
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung gibt einen Überblick über das Thema und stellt die Forschungsfrage nach den historischen Hintergründen, der Bedeutung und dem Reformanspruch des „Dictatus Papae“. Das zweite Kapitel behandelt das Spannungsverhältnis zwischen Papst und Kaiser, beginnend mit der Frühzeit und der Entwicklung des Verhältnisses im Zuge der Zeit der Karolinger und Ottonen. Die Analyse des „Dictatus Papae“ im dritten Kapitel umfasst die Autorschaft, die sprachliche und inhaltliche Analyse sowie die Einordnung in den historischen Kontext.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen der Arbeit sind das Spannungsverhältnis zwischen Papsttum und Kaisertum, die Entwicklung des Investiturstreits, die Quelle „Dictatus Papae“ und die Reformen Gregors VII. Die Arbeit beschäftigt sich mit den historischen Hintergründen und der Interpretation des „Dictatus Papae“, um den Reformanspruch Gregors VII. und die Entwicklung der Machtverhältnisse zwischen Kirche und Staat im Mittelalter zu verstehen.
- Quote paper
- Pia Brinkkoetter (Author), 2010, Das Spannungsverhältnis zwischen Kaisertum und Papsttum – aufgezeigt an der Quelle „Dictatus Papae“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/169552