Wissenschaft und Wissenschaftlichkeit stellen zum gegenwärtigen Zeitpunkt häufig
einen Streitfall im Sinne der Wissenschaftskommunikation dar. Folglich fragen sich
Laien ob der Sinnhaftigkeit der Art der gegenwärtigen Wissenschaftssprache bzw.
kämpfen die Forscher selbst mit begrifflichen Überschneidungen und
Doppelkonnotationen von Wortbedeutungen die zur (allgemeinen) Verwirrung
führen. In wissenschaftstheoretischen Publikationen wird somit häufig die Frage
nach ebendiesen sprachlichen Problemen gestellt. Der Essay beschäftigt sich mit dem Zusammenhang zwischen Sprache und Wissenschaft und fragt nach der Sinnhaftigkeit der gegenwärtig etablierten Wissenschaftsprache.
Aufgrund der einfacheren Lesbarkeit und des besseren Verständnisses, wird nachfolgend auf die weibliche und männliche Doppelform sowie auf den Einsatz von Wortverbindungen mit -Innen verzichtet. Die männliche Form erfasst somit jeweils auch die weibliche Form und umgekehrt.
Wissenschaft und Wissenschaftlichkeit stellen zum gegenwärtigen Zeitpunkt häufig einen Streitfall im Sinne der Wissenschaftskommunikation dar. Folglich fragen sich Laien ob der Sinnhaftigkeit der Art der gegenwärtigen Wissenschaftssprache bzw. kämpfen die Forscher selbst mit begrifflichen Überschneidungen und Doppelkonnotationen von Wortbedeutungen die zur (allgemeinen) Verwirrung führen. In wissenschaftstheoretischen Publikationen wird somit häufig die Frage nach ebendiesen sprachlichen Problemen gestellt. Historisch gesehen geht der Begriff Wissenschaftstheorie auf Aristoteles und damit auf die Antike zurück (vgl. Tschamler 1996: S.15). Zentral für das gegenwärtige Verständnis von Wissenschaftstheorie waren daneben unterschiedliche Vertreter wie bspl. Kant oder Fichte, die das Bewusstsein des Einzelnen als zentrale Kategorien der Bildung von wissenschaftlichem Wissen klassifizierten (vgl. ebd.). Mit der vergangenen Jahrhundertwende traten neue Formen der Wissenschaftlichkeit wie der Positivismus, der Empirismus und der Pragmatismus, mit ihren jeweils populären Vertretern auf (vgl. ebd.), die zu jeweilig neuen Erkenntnissen und damit verbundenen erneuerten Begrifflichkeiten geführt haben. Demnach kann man grundsätzlich eine klassische und eine moderne Auffassung von Wissenschaft unterscheiden.
Klassische Wissenschaft
Im klassischen Verständnis von Wissenschaft stellt diese ein System dar, dass „nach den Prinzipien der [..] Logik ein geordnetes Ganzes [..] d.h. begründete und wahre Sätze über einen thematischen Bereich enthält.“ (Diemer 1964: S.22) Unter dieser geordneten Gesamtheit ist die Tatsache zu verstehen, dass unterschiedliche Begriffe Grundeinheiten für Theorien darstellen, weil durch sie erst Verständnis und Erklärungen möglich werden, wodurch von einem Beziehungszusammenhang der Begriffe innerhalb einer Theorie gesprochen werden muss. Demnach ist „Wissenschaft ein Gesamt von Sätzen über einen thematischen Bereich, die mit diesem in einem Begründungszusammenhang stehen. Sie lassen sich in Basis- und theoretische Sätze unterteilen; von den ersten wird gefordert, daß [sic] sie wissenschaftlich wahr, von den zweiten, daß [sic] sie berechtigt sind.“ (Diemer 1964: S. 67) Besondere Relevanz erhält in diesem Zusammenhang die Frage nach der Entstehung bzw. Entwicklung dieser Sätze, da die (moderne) Forschung und Wissenschaft einer prozessualen Zirkulation unterliegt, die die Sicherung der Ergebnisse und ihren Bezug zu anderen, (bereits vorhanden) und/oder erst entstehenden Theorien bzw. darüber hinaus zu alternativen Wissenschaftsdisziplinen erst möglich macht. Demnach wird mit dieser Prozesshaftigkeit die Reliabilität und Validität der Erkenntnisse gesichert und diese werden der „Scientific Community“ zur Begutachtung zur Verfügung gestellt. Demnach kann die Entstehung wissenschaftlichen Wissens als unendlicher Prozess beschrieben werden insofern, dass nach der (subjektiven) Entwicklung einer Theorie diese einer breiten Öffentlichkeit einerseits, der wissenschaftlichen Kollegschaft zur Überprüfung andererseits vorgestellt wird.
Somit kann die Entstehung einer Theorie nicht lediglich auf der Stufe ihrer Herstellung und Publikation eingesehen werden, sondern Theorien müssen vielmehr als sich verändernde und demnach variable Konstrukte gesehen werden, die eben durch den Einfluss und die Überprüfung eines Kollegiums, das seinerseits in spezifischen Disziplinen verortet ist, variiert, veri- oder falsifiziert werden. Folglich stellt jede Theorie eine vielschichtiges Konstrukt von Wissen dar, dass je nach Zugang und Wissen von unterschiedlichen Seiten im Sinne der kulturellen Kontextualität des Forschers und der geschichtlichen Bedingtheit des Wissens gesehen werden muss. Dementsprechend können diese Determinanten bei der Betrachtung von Theorien nicht außer Acht gelassen werden, was zur Einsicht der Einbettung von Theorien in (gesamt)gesellschaftliche Zusammenhänge führt. Ausgehend von dieser kontextuellen Bedingtheit und der starken Einbettung von Theorien in ihre Entstehungskontexte muss der Vermittlung von wissenschaftlichen Erkenntnissen eine besondere Bedeutung zugemessen werden insofern, dass gefragt werden muss wie eine Theorie bzw. damit verbundene (mögliche) Erkenntnisse kommuniziert werden können.
Sprache in der Wissenschaft
Infolgedessen kommt der Sprache als Instanz der Vermittlung eine besondere Rolle in der Wissenschaft zu, die eben durch die Prozesshaftigkeit selbiger erschwert wird. Demnach stellt die Sprache auf allen Stufen der Entstehung, Publikation, Rezeption und Vermittlung einer Theorie ein zentrales Element dar, weil ja durch sie erst Bedeutung vermittelt wird einerseits sowie die Entwicklung der Theorie durch den Einfluss anderer Wissenschaftler sichergestellt werden kann andererseits. Demnach kann an dieser Stelle eingesehen werden, dass die Sprache die Wissenschaft erst möglich macht insofern, dass ohne die sprachliche Vermittlung der Theorien und Erkenntnisse keine Teilhabe am System der Wissenschaft, welches eben als „Scientific Community“ bezeichnet wird, möglich ist, sondern nur subjektive Einzelerkenntnisse getroffen werden können, deren Etablierung und Verbreitung ohne die Sprache als Instanz der Vermittlung und Sinngebung nicht entwickelt werden können. Diese Einsicht der exorbitanten Bedeutung der Sprache für die Wissenschaft fordert die Frage nach dem Einfluss und dem Stellenwert der Sprache auf die Entstehung und/oder Veränderung von wissenschaftlichen Erkenntnissen. Denkt man diesen Ansatz weiter erfüllt die Sprache neben dem Verständigungs- und Vermittlungsaspekt der in Lehre und Forschung zentral ist, ebenso die Funktion der Sicherung von Wissen und die Konstruktion von Bedeutungen.
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- Arbeit zitieren
- MMag. Catrin Neumayer (Autor:in), 2008, Wissenschaft als kommunikativer Prozess, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/169385
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