Behinderung kann jeden treffen! Ein plötzlicher Unfall oder eine langwierige Krankheit und schlagartig resultieren daraus Veränderungen in allen Bereichen des Lebens. Oftmals geht dieses u. a. mit dem (drohenden) Verlust der eigenständigen Erwerbsarbeit einher und damit die Angst vor Armut und Exklusion. Aber gibt es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen Behinderung und Armut?
Bei der Betrachtung dieser Thematik lassen sich, trotz dünner Datenlage, zwei wesentliche Überzeugungs- und Argumentationsrichtungen unterscheiden. Zum einen die These von CLOERKES (2001, S. 72), welcher basierend auf JANTZEN (1974) behauptet: „Behindert wird vor allem der, der arm ist, und wer behindert ist, wird arm. Behinderung und Armut sind eng miteinander verflochten.“ Diese Meinung wird sowohl von VertreterInnen der Behindertenhilfe als auch in der UN – Behindertenkonferenz selbst wiedergegeben. In letzterer wird in der Präambel sogar explizit darauf hingewiesen, dass „[...] die Mehrzahl der Menschen mit Behinderungen in einem Zustand der Armut lebt [...]“. (BUNDESMINISTERIUM FÜR ARBEIT UND SOZIALES 2010b; Auslassungen: F.K.) Demgegenüber steht wiederum die Feststellung der Bundesregierung in ihrem 2. Armuts- und Reichtumsbericht von 2005, „[...] dass gesundheitliche Beeinträchtigungen in der Regel nicht zu monetärer Armut führen“. (BUNDESMINISTERIUM FÜR ARBEIT UND SOZIALES 2005, S. 154; Auslassung: F.K.)
Die vorliegende Hausarbeit greift die beschriebene Problematik auf und untersucht anhand ausgewählter Dimensionen des Lebens von Menschen mit Behinderung, ob für diese Gruppe ein besonderes Risiko besteht in Armut zu geraten. Um Vergleichsmöglichkeiten zu haben, wird diesen die Gruppe der Menschen ohne anerkannte Behinderung gegenübergestellt. Dieses geschieht in erster Linie auf der Basis von Erhebungsdaten des Mikrozensus 2005 sowie der Armuts- und Reichtumsberichte der Bundesregierung. Es ist zu beachten, dass demnach das subjektive Wohlbefinden der Betroffenen – trotz unbedingter Relevanz - außen vor bleiben muss.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Grundlegende Definitionen
- Behinderung
- Armut
- Die Gruppe der Menschen mit Behinderung
- Betrachtung ausgewählter Dimensionen
- Bildung
- Teilhabe am Arbeitsleben
- Erwerbstätigkeit
- Erwerbslosigkeit
- Einkommenssituation
- Erwerbseinkommen
- Transferleistungen
- sonstige Einkommen
- Betrachtung ausgewählter Dimensionen
- Zusammenfassung und Diskussion
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit beschäftigt sich mit der Frage, ob es einen Zusammenhang zwischen Behinderung und Armut gibt. Sie analysiert ausgewählte Dimensionen des Lebens von Menschen mit Behinderung, um herauszufinden, ob für diese Gruppe ein besonderes Risiko besteht, in Armut zu geraten. Die Arbeit vergleicht die Situation von Menschen mit Behinderung mit derjenigen von Menschen ohne anerkannte Behinderung auf der Basis von Erhebungsdaten des Mikrozensus und der Armuts- und Reichtumsberichte der Bundesregierung.
- Definition und Abgrenzung der Begriffe Behinderung und Armut
- Analyse der Lebenslagen von Menschen mit Behinderung in Bezug auf Bildung, Teilhabe am Arbeitsleben und Einkommenssituation
- Vergleich der Lebenslagen von Menschen mit und ohne Behinderung
- Diskussion der Ursachen und Folgen eines möglichen Zusammenhangs zwischen Behinderung und Armut
- Bewertung der bestehenden sozialen Sicherungssysteme im Hinblick auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die Problematik des Zusammenhangs zwischen Behinderung und Armut dar und beleuchtet unterschiedliche Perspektiven auf dieses Thema. Sie führt die zwei wesentlichen Überzeugungs- und Argumentationsrichtungen aus, die sich in der Literatur finden lassen. Zum einen wird die These von Cloerkes (2001) präsentiert, die einen engen Zusammenhang zwischen Behinderung und Armut postuliert. Zum anderen wird die Feststellung der Bundesregierung in ihrem 2. Armuts- und Reichtumsbericht von 2005 erwähnt, die einen solchen Zusammenhang in Frage stellt.
Grundlegende Definitionen
Dieses Kapitel definiert die beiden zentralen Begriffe Behinderung und Armut, die als Arbeitsgrundlage für die weitere Analyse dienen. Es wird die gesetzliche Definition von Behinderung im Sinne des SGB IX erläutert sowie die Abstufung der Behinderung mittels des Grades der Behinderung (GdB) dargestellt. Im Anschluss daran werden verschiedene Konzepte von Armut vorgestellt, insbesondere die Unterscheidung zwischen absoluter und relativer Armut. Die Relevanz der relativen Armut für Deutschland wird hervorgehoben und die gängige Definition der Armutsgrenze im Rahmen der EU-Mitgliedsstaaten erläutert.
Die Gruppe der Menschen mit Behinderung
Dieses Kapitel beleuchtet die Lebenslagen von Menschen mit Behinderung anhand ausgewählter Dimensionen wie Bildung, Teilhabe am Arbeitsleben und Einkommenssituation. Es werden Daten aus dem Mikrozensus und den Armuts- und Reichtumsberichten der Bundesregierung herangezogen, um die Situation dieser Gruppe im Vergleich zu Menschen ohne anerkannte Behinderung zu analysieren. Der Text erläutert die spezifischen Herausforderungen, die Menschen mit Behinderung im Hinblick auf Bildung, Erwerbstätigkeit, Erwerbslosigkeit und Einkommenssituation erleben.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe der Arbeit sind Behinderung, Armut, Teilhabe, Inklusion, Erwerbstätigkeit, Einkommen, soziale Sicherungssysteme, Lebenslagen, Mikrozensus, Armuts- und Reichtumsberichte.
- Quote paper
- Friederike Krugmann (Author), 2011, Armutsgrund: Behinderung?!, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/169329