In Lessings 1772 uraufgeführtem bürgerlichen Trauerspiel Emilia Galotti wird auf eindrucksvolle Weise das Scheitern einer auf pervertierten Tugendidealen gegründete Erziehung dargestellt. Für Emilia, einer Tochter aus bürgerlichem Hause, sind die extrem hohen Tugendansprüche ihres Vaters Odoardo nicht mit der Wirklichkeit vereinbar. Nur durch ihren Tod kann sie diesen gerecht werden.
Es ist zum einem das Drama um ein Mädchen, das von einem fatalen Erziehungskonzept zu Grunde gerichtet wird, s ie selbst ist dabei aber nur das unschuldige Opfer. Gleichzeitig ist das Drama auch die Geschichte ihres Vaters, der für einen speziellen Bürgertypus im 18. Jahrhundert steht, der sich durch ein Leben in der Abgeschiedenheit jeglicher Kritik oder Reflexion um seine Ideale und Handlungen entzieht. Es ist ein Bürgertypus, der die gängigen Ideale der Aufklärung so gar nicht zu leben oder verstanden zu haben scheint. Um dies zu klären, möchte ich im Folgenden erst einmal den geschichtlichen Kontext des Dramas untersuchen. Herauszufinden gilt es dabei, welche Erziehungsansichten vorherrschend waren und welche Aufgabe der Literatur, besonders dem Drama zu dieser Zeit zuzurechnen war.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zum zeitgenössischen Menschenbild
- Lessing und die emotionale Seite der Aufklärung
- Lessings Emilia und Rousseaus Emile
- Wirkungsästhetische Aspekte der Emilia Galotti
- Odoardos Scheitern in „Emilia Galotti“ als Symbol für einen unreflektierten Idealismus
- Das gesellschaftliche Umfeld der Figuren im Drama
- Disharmonie von Gefühl und Vernunft in der Figur des Odoardos
- Die Problematik der Erziehung Emilias
- Odoardos Unfähigkeit der Konfliktbewältigung
- Resümee: Lessings Emilia als Kritik an einem blinden Tugendrigorismus
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Darstellung des Scheiterns einer auf pervertierten Tugendidealen gegründeten Erziehung in Lessings bürgerlichem Trauerspiel „Emilia Galotti“ (1772). Insbesondere wird die Figur des Odoardos analysiert, um dessen unreflektierten Idealismus und dessen Einfluss auf die Tragödie Emilias zu untersuchen. Der Fokus liegt auf der Auseinandersetzung mit Odoardos Erziehungsphilosophie, seinen Charaktereigenschaften und dem gesellschaftlichen Kontext, in dem das Drama angesiedelt ist.
- Das Scheitern einer auf Tugendrigorismus basierenden Erziehung
- Die Diskrepanz zwischen Odoardos Idealen und der Realität
- Die Rolle der Emotionen in der Aufklärung
- Die Problematik der Konfliktbewältigung im Drama
- Lessings Kritik an einem falsch verstandenen Idealismus der Aufklärung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Hausarbeit ein und stellt Lessings "Emilia Galotti" als ein Drama vor, das das Scheitern einer auf falschen Tugendidealen basierenden Erziehung zeigt.
Das zweite Kapitel beleuchtet das zeitgenössische Menschenbild der Aufklärung und widmet sich der emotionalen Seite der Aufklärung, die Lessing in seinen Werken vertritt. Insbesondere wird Lessings "Emilia Galotti" in Relation zu Rousseaus "Emile" gesetzt.
Das dritte Kapitel analysiert Odoardos Scheitern als Symbol für einen unreflektierten Idealismus. Es betrachtet das gesellschaftliche Umfeld der Figuren im Drama, die Disharmonie von Gefühl und Vernunft in Odoardos Charakter sowie die Problematik der Erziehung Emilias. Schliesslich wird Odoardos Unfähigkeit, Konflikte zu bewältigen, untersucht.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen der Hausarbeit sind die bürgerliche Erziehung, Tugendrigorismus, Aufklärungsideale, emotionale Intelligenz, Konfliktlösung, bürgerliches Trauerspiel und Figurenanalyse.
- Quote paper
- Lena Puppel (Author), 2003, Das Scheitern einer bürgerlichen Erziehung in Lessings Emilia Galotti, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/16929