Seit den 1970er Jahren ist eine Hinwendung der Literaturwissenschaften zum Thema Raum zu beobachten. Eine ähnliche Fokussierung lies sich auch in verschiedenen weiteren Wissenschaftsdisziplinen feststellen und wird als Spatial oder auch Topographical Turn bezeichnet. Dieser Umschwung war maßgeblich geprägt von dem als Querdenker bekannten Philosophen Michel Foucault. Ein zentrales Thema seiner Betrachtungen war die Bevorzugung des Raumes gegenüber der Zeit. Mit seinem Heterotopie-Konzept hat Michel Foucault einen interessanten Beitrag zur Raumwissenschaft geleistet. Er entwickelt damit die Idee eines Ortes, der dem Anderen vorbehalten ist, der zum Gegenmodell der Gesellschaft werden kann und trotzdem von dieser, meist in institutionalisierter Form, eingeschlossen wird. Den Begriff der Heterotopie entlehnt Foucault der Medizin. Ursprünglich bezeichnet er die Bildung von Gewebe am falschen Ort. Dieses Gewebe kann dort meist in einer Art Kapsel bestehen bleiben ohne dem Organismus zu schaden. Dem Konzept der Heterotopie steht die Utopie gegenüber, die ebenfalls die Möglichkeit zu anderem Denken bietet, deren entscheidendes Kennzeichen aber ist, dass sie im Phantastischen und somit fernab der Realität bleibt. Doch wo ist in diesem konzeptualen Zusammenhang die Literatur anzusiedeln? Lässt sich Michel Foucaults Utopie-Heterotopie-Konzept überhaupt auf die Literatur anwenden? Da Literatur ebenfalls durch das Phantastische und Irreale geprägt ist, ist als These anzunehmen, dass nach Foucault die Literatur eher dem Utopie-Konzept zuzuordnen wäre.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Michel Foucault
- 3. Literatur
- 3.1 „Von anderen Räumen“ - Über Utopie und Heterotopie
- 3.2 Theoretische Faktoren des Heterotopie-Konzepts und ihre Verbindung zur Literatur
- 3.3 Das Schiff und die Literatur
- 3.4 Der Spiegel und die Literatur
- 4. Fazit
- 5. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Anwendbarkeit von Michel Foucaults Utopie-Heterotopie-Konzept auf die Literatur. Ziel ist es, die Beziehung zwischen Raumkonzepten und literarischen Texten zu analysieren und Foucaults Ideen im Kontext der Literaturwissenschaft zu diskutieren.
- Foucaults Heterotopie-Konzept und seine Definition
- Der Unterschied zwischen Utopie und Heterotopie
- Die Anwendung des Konzepts auf literarische Texte
- Literatur als Gegenposition im Diskurs (nach Foucault)
- Foucaults Werk und seine Relevanz für die Literaturwissenschaft
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Raumtheorien in den Literaturwissenschaften ein und nennt den „Spatial Turn“ als wichtigen Kontext. Sie benennt Michel Foucault als zentralen Denker und sein Heterotopie-Konzept als Gegenstand der Untersuchung. Die zentrale Frage nach der Anwendbarkeit von Foucaults Utopie-Heterotopie-Konzept auf Literatur wird formuliert, mit der These, dass Literatur aufgrund ihres Bezuges zum Phantastischen eher dem Utopie-Konzept zugeordnet werden könnte.
2. Michel Foucault: Dieses Kapitel bietet einen Überblick über das Leben und Werk Michel Foucaults. Es hebt die Komplexität seines Denkens hervor, seine Vermeidung einer geschlossenen Theorie und seine Beschäftigung mit den Themen Wissen, Macht und Selbst. Es werden wichtige Werke wie „Die Geschichte des Wahnsinns“ und „Die Ordnung der Dinge“ erwähnt, sowie seine Diskursanalyse und seine radikale Subjektkritik. Das Kapitel unterstreicht Foucaults Interesse an den Grenzbereichen gesellschaftlicher Phänomene und die Entwicklung seines spirituell geprägten Subjektbegriffs.
3. Literatur: Dieses Kapitel behandelt den Begriff „Literatur“ selbst. Es beschreibt Literatur sowohl als Gesamtheit schriftlicher Texte als auch als soziales System mit Autoren, Lesern und Verbreitungsprozessen. Es diskutiert die Ästhetik des literarischen Systems und die Frage nach der Notwendigkeit der schriftlichen Fixierung in einer nicht-eurozentrischen Perspektive. Es wird auch Foucaults fehlende umfassende Literaturtheorie angesprochen und die Zuweisung unterschiedlicher Funktionen an Literatur innerhalb des Diskurses diskutiert, mit besonderem Fokus auf die Gegenpositionierung.
Schlüsselwörter
Michel Foucault, Heterotopie, Utopie, Raumtheorie, Literaturwissenschaft, Diskursanalyse, Macht, Wissen, Subjekt, Literatur als soziales System, Gegenposition.
Häufig gestellte Fragen zu: Anwendbarkeit des Utopie-Heterotopie-Konzepts von Michel Foucault auf die Literatur
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Anwendbarkeit von Michel Foucaults Utopie-Heterotopie-Konzept auf die Literatur. Das zentrale Thema ist die Beziehung zwischen Raumkonzepten und literarischen Texten. Es wird analysiert, wie Foucaults Ideen im Kontext der Literaturwissenschaft diskutiert werden können.
Welche zentralen Fragen werden behandelt?
Die Arbeit befasst sich mit Fragen wie: Was ist Foucaults Heterotopie-Konzept? Wie unterscheidet es sich von der Utopie? Wie kann das Konzept auf literarische Texte angewendet werden? Welche Rolle spielt Literatur im Diskurs nach Foucault? Und welche Relevanz hat Foucaults Werk für die Literaturwissenschaft?
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Eine Einleitung, ein Kapitel über Michel Foucault, ein Kapitel über Literatur, ein Fazit und ein Literaturverzeichnis. Das Kapitel über Literatur unterteilt sich in Unterkapitel, die sich mit "Von anderen Räumen" - Über Utopie und Heterotopie, theoretischen Faktoren des Heterotopie-Konzepts und deren Verbindung zur Literatur, dem Schiff und der Literatur sowie dem Spiegel und der Literatur befassen.
Was wird in der Einleitung behandelt?
Die Einleitung führt in das Thema der Raumtheorien in den Literaturwissenschaften ein, nennt den „Spatial Turn“ als wichtigen Kontext und benennt Michel Foucault und sein Heterotopie-Konzept als zentrale Untersuchungsgegenstände. Die zentrale Forschungsfrage nach der Anwendbarkeit von Foucaults Konzept auf Literatur wird formuliert, wobei die These aufgestellt wird, dass Literatur aufgrund ihres Bezuges zum Phantastischen eher dem Utopie-Konzept zugeordnet werden könnte.
Wie wird Michel Foucault in der Arbeit dargestellt?
Das Kapitel über Michel Foucault bietet einen Überblick über sein Leben und Werk, hebt die Komplexität seines Denkens und seine Vermeidung einer geschlossenen Theorie hervor. Es werden seine Beschäftigung mit Wissen, Macht und Selbst, wichtige Werke wie „Die Geschichte des Wahnsinns“ und „Die Ordnung der Dinge“, seine Diskursanalyse und seine radikale Subjektkritik thematisiert. Foucaults Interesse an gesellschaftlichen Grenzbereichen und die Entwicklung seines spirituell geprägten Subjektbegriffs werden ebenfalls betont.
Wie wird der Begriff „Literatur“ in der Arbeit definiert und behandelt?
Das Kapitel über Literatur behandelt den Begriff „Literatur“ als Gesamtheit schriftlicher Texte und als soziales System mit Autoren, Lesern und Verbreitungsprozessen. Es diskutiert die Ästhetik des literarischen Systems, die Frage nach der schriftlichen Fixierung in einer nicht-eurozentrischen Perspektive und Foucaults fehlende umfassende Literaturtheorie. Besonders wird die Zuweisung unterschiedlicher Funktionen an Literatur innerhalb des Diskurses und deren Gegenpositionierung diskutiert.
Welche Schlüsselwörter sind für diese Arbeit relevant?
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Michel Foucault, Heterotopie, Utopie, Raumtheorie, Literaturwissenschaft, Diskursanalyse, Macht, Wissen, Subjekt, Literatur als soziales System, Gegenposition.
Welche These wird in der Arbeit vertreten?
Die Arbeit vertritt die These, dass Literatur aufgrund ihres Bezuges zum Phantastischen eher dem Utopie-Konzept als dem Heterotopie-Konzept zugeordnet werden könnte. Diese These wird im Laufe der Arbeit untersucht und diskutiert.
- Quote paper
- Mareike Höckendorff (Author), 2010, Literatur: Eine Verortung in den Utopie-Heterotopie-Konzepten von Michel Foucault, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/169222