Diese Arbeit umfasst zum einen eine Biografie vom bekannten Düsseldorfer Dichter Heinrich Heine und analysiert das Gedicht "Sie saßen und tranken am Teetisch", in dem Heinrich Heine den Adel kritisiert und über die Drei-Klassen-Gesellschaft und der Kritik daran informiert. Auch setzt sich diese Arbeit mit Sekundärliteratur zu diesem Gedicht auseinander.
1. Informationen zum Gedicht
1.1. Einleitung
Das Gedicht „Sie saßen und tranken am Teetisch“1 von Heinrich Heine aus dem Jahr 1823 handelt von einer Gesellschaft wohlhabenderer Leute, die über die Liebe sprechen. In ihm kommen verschiedene Personen wie zum Beispiel der Hofrat, der Domherr oder ein Fräulein mit ihren Ansichten zur Liebe zu Wort. Dabei ist zum Beispiel zu interpretieren, dass der Domherr eine Beziehung mit einem Fräulein hat oder es Streit zwischen dem Hofrat und der Hofrätin gibt. In der letzten Strophe des Gedichts greift der Autor als lyrisches Ich in die Erzählung hinein und bemitleidet es, dass seine Partnerin nicht an der Gesprächsrunde teilnimmt.
1.2 Informationen über die Romantik
Das Gedicht ist der Romantik zuzuordnen, da es aus dem Jahre 1823 stammt. Dies lässt sich dadurch begründen, dass im Jugendlexikon2 die Romantik von 1789 bis 1848 zugeordnet ist. Außerdem steht in ihm geschrieben, dass sie die Sehnsucht nach dem Unendlichen berühre und sich zudem mit dem eigenen Volk beschäftige. Diese Aussage trifft auch das Gedicht von Heine zu, da es zu dieser Zeit in Deutschland noch den Adel und den Klerus gab, deren Ämter heute zu weiten Teilen abgeschafft sind. Außerdem sei nach dem Lexikon ein großes Zentrum der Romantik die damals noch vielen deutschen Staaten gewesen. Auch diese Aussage passt zu dem Gedicht, da Heine sich zu dieser Zeit laut dem Lexikon3 immer noch in Deutschland befand, sodass dieses Gedicht zweifelsfrei der Romantik entstammt.
1.3 Informationen zu Heinrich Heine
Heine wurde am 13. Dezember 1797 in Düsseldorf geboren und verstarb im Alter von 58 Jahren am 17. Februar 1856 in Paris. Da er mit seinen Werken die deutsche Obrigkeit verspottete, verbot man diese ab 1835 im kompletten deutschen Raum. Da er dort nicht zufrieden war, wanderte er bereits 1831 nach Frankreich aus, obwohl seine Werke dato noch nicht verboten waren. Heine war ein romantischer Dichter und befasste sich überwiegend mit Liebeslyrik und Balladen. 1844 veröffentlichte Heine „Deutschland. Ein Wintermärchen“, welches sein Herkunftsland bis auf das äußerste verspottete. Ab 1848 litt Heine an einer damals unheilbaren Rückenmarkserkrankung, welche ihn bis zu seinem Tod 1856 an das Bett fesselte.4
2. Gedichtanalyse
2.1 Formelemente
Das Gedicht „Sie saßen und tranken am Teetisch“ umfasst insgesamt fünf Strophen mit jeweils vier Zeilen, sodass es sich hierbei um „einfache Liedstrophen“ handelt. Das Gedicht ist im Kreuzreim mit dem Reimschema „abab“; „cdcd“; „efef“; „ghgh“ und „ijij“ gedichtet und hat als Versmaß den Jambus, da die erste Silbe jeweils unbetont und die zweite Silbe betont wird.
Außerdem befindet sich in der ersten Strophe ein unreiner Reim, da sich die Worte „viel“ (Zeile 2) und „Gefühl“ (Zeile 4) nur indirekt reimen. Weitere Auffälligkeiten lassen sich an der Form nicht feststellen.
2.2 Interpretationshypothese
Das Gedicht soll dem Leser vermitteln, dass die damalige Lebensform in Deutschland falsch war und an Missständen innerhalb einer Gesellschaft etwas getan werden muss, um etwas zu verändern. In der heutigen Zeit soll es die Polarisierung, die das deutsche Volk immer mehr teilt, anmahnen.
2.3 Hauptteil der Analyse
Dass es in den damaligen deutschen Staaten nach Ansicht Heines Missstände gab, zeigen einige Inversionen innerhalb des Gedichts.
„Die Liebe muss sein platonisch.“ (Z. 5)
„Der Domherr öffnet den Mund weit.“ (Z. 9)
Diese Inversionen sind Zeichen dafür, dass Heine etwas an der Lage der damaligen Zeit verändern will. Dies bringt er indirekt dadurch zum Ausdruck, dass er die richtig lautende Satzform verdreht. Diese Umdrehung der Sprache lässt sich auch auf das reale Leben übertragen. Dies hat man bereits öfter in der Geschichte zum Beispiel durch Revolutionen erlebt. Hieran glaubt Heine und hofft, dass nach der Französischen Revolution in Frankreich auch eine Inversion der Staatsform in Deutschland geschehen kann.
Des Weiteren befinden sich im Gedicht viele weitere Stilmittel. So gibt es bereits direkt zu Beginn des Gedichts eine Alliteration.
„Sie saßen und tranken am Teetisch.“ (Z. 1)
Diese Alliteration soll hervorheben, dass Leute an einem Teetisch sitzen. Dabei kann es sich fast nur um Adel und/oder Klerus handeln, da Tee im 19. Jahrhundert ein Luxusgut war und somit von Bauern und Handwerkern nicht leistbar gewesen ist. Außerdem will Heine andeuten, wer an dem Tisch saß und betont mit dieser Alliteration praktisch, dass es sich um reichere Leute gehandelt haben muss.
Als Ironie lässt sich die komplette dritte Strophe verstehen, da es hier so scheint, als habe der Domherr eine Beziehung mit einem Fräulein.
„Der Domherr öffnet den Mund weit:
Die Liebe sei nicht zu roh,
Sie schadet sonst der Gesundheit.
Das Fräulein lispelt: Wie so?“ (Z. 9-12)
Dieses Zitat bietet einige stilistische Mittel. Neben der weiter oben erwähnten Inversion bietet die erste Zeile ebenfalls eine Alliteration. Dadurch soll hervorgehoben werden, dass in Kürze etwas geschieht, was dem Domherr passieren wird oder dass der Domherr eine Aktion startet. In Zeile 12 erfährt man durch die Ironie den Sinn der Alliteration. Durch das Lispeln erweckt die Frau den Eindruck, als stecke sie in einer Beziehung oder Affäre mit dem Domherren. Dies ist ein Missstand, denn als (katholischer) Domherr dürfte man keine Beziehung zu einer Frau haben. Die Kritik durch diese Ironie erfolgt, da der Domherr als Klerus bereits Steuererleichtungen erhält, sich aber trotzdem nicht an die Regeln seines Amtes hält. Ein weiterer Missstand in der damaligen Bevölkerung ist somit aufgedeckt.
Des Weiteren besteht fast das komplette Gedicht aus Anaphern. Gleich neun der zwanzig Zeilen beginnen mit dem Artikel „die“, außerdem beginnen viele Zeilen mit dem Artikel „der“. Durch die Anaphern soll verdeutlicht werden, von wem die Rede ist. Gleichzeitig ist es aber auch ein „Fingerzeig“ auf den Adel, ein weiteres Zeichen dafür, dass er dem Adel zeigen wollte, was er falsch macht.. Auch hierdurch versucht der Autor, etwas zu verändern. Außerdem zeigt es, dass Heine zu den Personen Distanz üben will, da er scheinbar selber am Teetisch sitzt, aber trotzdem in der dritten Person Singular oder Plural schreibt, obwohl er auch ebenso gut hätte die erste Person Plural benutzen können.
Auch das „lyrische Ich“ im letzten Teil hat eine besondere Aufgabe der Kritik. „Am Tische war noch ein Plätchen;
Mein Liebchen, da hast du gefehlt.
Du hättest so hübsch, mein Schätzchen, Von deiner Liebe erzählt.“ (Z. 17-20)
Dadurch dass der Erzähler im letzten Abschnitt als „lyrische Ich“ erscheint, möchte er vermitteln, dass der Adel die ärmere Bevölkerung ausgrenzt und kritisiert dies hierdurch. Gleichzeitig will er aber auch sagen, dass die damals breiteste Bevölkerungsschicht, der Handwerker- und Bauernstand, auch hätte mitreden können bzw. oft mehr Erfahrung vom praktischen Leben als der Adel. Daher hätte er mindestens ein Mitspracherecht haben sollen..
Auch soll diese Passage ausdrücken, dass die Partnerin vom Erzähler wichtigeres und interessanteres zum Thema Liebe hätte beitragen können. Durch die Formulierung „Am Tische war noch ein Plätzchen“ scheint der auch besser gestellt zu sein und es scheint, als vermisse er seine Freundin, allerdings erweckt er nicht den Eindruck, als wäre ihm die Teegesellschaft sympathisch.
2.4 Bezug einer Sekundärliteratur
Dass man das Gedicht auch aus einer anderen Perspektive analysieren kann, zeigt eine Interpretation aus dem Internet5.
„Damit ist verdeutlicht worden, dass den Herren die natürliche Schönheit fehlt und dass sie sie durch die Kleidung und andere äußerliche Sachen zu ersetzen versuchen. [...] Sie werden als zartfühlende Wesen vorgestellt, was genau dem Klischee der Frauen zur Zeit Heines entspricht."
Dieser Hypothese kann ich allerdings nur bedingt zustimmen, da wenn man sich mit der Biographie von Heine beschäftigt hat, klar ist, dass er kritisiert. Somit passt diese Hypothese nicht in Heines Bild. Des Weiteren bezieht diese nur die erste Strophe in ihre Analyse mit ein, obwohl das Gedicht insgesamt fünf Strophen umfasst. Zur Zeit Heines waren die Charakterzüge der Menschen so wie in der Hypothese angenommen, nur soll der Text dies definitiv nicht vermitteln.
3. Eigene Wertung
Insgesamt mag ich dieses Gedicht sehr und finde auch die Aussage des Textes für die damalige Zeit treffend. Wenn ich mir vorstelle, in einem Deutschland aus über dreißig verschiedenen Staaten zu leben und von einem Monarchen regiert zu werden, würde ich wahrscheinlich einen Kollaps bekommen.
Daher finde ich die Intention des Textes ziemlich gut, auch wenn man Heines Literatur ab 1835 auf den "Index" setzte und erst der erste Weltkrieg etwas verhindern konnte. Ich finde das Gedicht drückt auf eine interessante und unterhaltsame Weise aus, was Leute wie Locke, Montesquie oder Rousseau bereits in sachlicher und nicht ironischer Form darstellten. Die Boshaftigkeit machte Heine zu einem guten Dichter.
Literaturverzeichnis:
- Strzysch-Siebek, Marianne: Meyers Jugend Lexikon, München, o.J., 5. aktualisierte Auflage, Seiten 258 und 529 f.
- Internet-Recherche am 13.05.2010: Zgapa: polnische Seite für verschiedene Referate:
http://www.zgapa.pl/
http://www.zgapa.pl/data_files/referat_6557.html
- Internet-Recherche am 03.06.2010: Gedichte-Lyrik-Poesie: Gedichtsammlungen http://www.gedichte-lyrik-poesie.de/ http://www.gedichte-lyrik- poesie.de/Heine_Sie_sassen_und_tranken_am_Teetisch/index.html
[...]
1 http://www.gedichte-lyrik-poesie.de/Heine_Sie_sassen_und_tranken_am_Teetisch/index.html
2 Meyers Jugend Lexikon Seiten 529f.
3 Meyers Jugend Lexikon Seite 258
4 nach Meyers Jugend Lexikon Seite 258
5 Zgapa: http://www.zgapa.pl/data_files/referat_6557.html
- Arbeit zitieren
- Simon Winzer (Autor:in), 2010, Analyse von "Sie saßen und tranken am Teetisch" von Heinrich Heine, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/168982
-
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen.