Historische Persönlichkeiten, die über einen mehr oder weniger wohlklingenden Beinamen wie etwa „Löwenherz“, „Barbarossa“, aber auch „der Bucklige“ oder „die Wahnsinnige“ verfügen, genießen gegenüber ihren herrschaftlichen Zeitgenossen, die hinter ihrem Namen nur eine römische Zahl stehen haben, unter Schülern wie Erwachsenen in der Regel einen deutlichen Popularitätsvorsprung. Das liegt daran, dass man sie sich viel leichter bildlich vorstellen kann. Kaiser Friedrich Barbarossa wird durch seinen Beinamen in der Phantasie der Schüler zu einem Herrscher mit leuchtend rotem Rauschebart. Markgraf Albrecht der Bär zu einem hühnenhaften Krieger. Zu einem Heinrich II. oder Otto IV. hat man nicht sofort ein Bild im Kopf, also geraten sie viel leichter in Vergessenheit. Nun stellt sich die Frage, was diese Persönlichkeiten getan haben, um in den Besitz eines Beinamens zu kommen. Wer verfügte, dass uns der Sachsenherzog Heinrich heute als „der Löwe“, der russische Zar Ivan IV. aber als „der Schreckliche“ begegnet? Waren Ludwig der Fromme wirklich christlicher und August der Starke kräftiger als ihre Zeitgenossen? In dieser Arbeit soll geklärt werden, wie und wann historische Persönlichkeiten zu ihren Beinamen kamen und nach welcher Systematik diese vergeben wurden. Allerdings kann dies leider nur als Überblick bzw. exemplarisch geschehen, da eine detaillierte Untersuchung dieser Fragestellung den Umfang dieser Arbeit bei Weitem sprengen würde. Zunächst wird allgemein erörtert, welche Rolle Beinamen im alten Rom hatten und wie sich das System der Beinamen in Mitteleuropa etablierte, ausbreitete und wieder verschwand. Danach wird darauf eingegangen, wie historische Persönlichkeiten zu ihren Beinamen kamen und welche Arten von Beinamen existierten. Die Entstehung des Beinamens „der Große“ und auf welche Art und Weise er verliehen wurde wird erklärt und es wird letztlich exemplarisch an den historischen Figuren Ludwig der Fromme, Heinrich der Löwe, Ivan der Schreckliche, August der Starke und dem Soldatenkönig dargestellt, wie, wann und von wem diese Personen ihren Beinamen erhielten und wie sich diese teilweise in der Geschichte wandelten.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- 1. Einleitung
- 2. Entstehung und Verschwinden von Beinamen
- 2.1. Beinamen im alten Rom
- 2.2. Beinamen im germanischen Raum
- 2.3. Arten von Beinamen
- 3. Historische Beinamen
- 3.1. Auftreten, Verbreitung und Vergabe
- 3.2. Arten von historischen Beinamen
- 4. Der bedeutendste Beiname: „der Große“
- 5. Exemplarische Darstellung historischer Beinamen
- 5.1. Wechselhafte Interpretationen: Ludwig der Fromme
- 5.2. Von der Legende zum Beinamen: Heinrich der Löwe
- 5.3. Zerrütteter Geist oder ausländische Propaganda: Iwan der Schreckliche
- 5.4. Herausragende Körperkräfte oder unglaublicher Fortpflanzungsdrang: August der Starke
- 5.5. Militär als Lebensmittelpunkt: Friedrich Wilhelm I., der Soldatenkönig
- 6. Fazit: Reichlich Forschungsbedarf auf dem Feld der historischen Beinamen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Arbeit untersucht die Entstehung, Verbreitung und Bedeutung historischer Beinamen, insbesondere in Deutschland und Europa. Sie soll klären, wie und wann Persönlichkeiten zu ihren Beinamen kamen, nach welcher Systematik diese vergeben wurden und welche Funktionen sie erfüllen.
- Die Entstehung und Entwicklung von Beinamen im antiken Rom und im germanischen Raum
- Die Bedeutung von Beinamen für die Identifizierung und Charakterisierung historischer Persönlichkeiten
- Die Analyse verschiedener Arten von Beinamen und ihre Bedeutung im historischen Kontext
- Die Untersuchung des Beinamens „der Große“ und seiner Entstehung, sowie die Analyse von Beispielen wie Alexander der Große, Karl der Große und Friedrich der Große.
- Die exemplarische Darstellung historischer Beinamen durch die Analyse von Personen wie Ludwig der Fromme, Heinrich der Löwe, Iwan der Schreckliche, August der Starke und Friedrich Wilhelm I.
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Die Einleitung führt in das Thema der historischen Beinamen ein und zeigt die Relevanz dieser Untersuchung auf. Im zweiten Kapitel wird die Entwicklung von Beinamen im alten Rom und im germanischen Raum beleuchtet. Es wird gezeigt, wie Beinamen zu einem festen Bestandteil der Namensgebung wurden und welche verschiedenen Arten von Beinamen existierten. Das dritte Kapitel befasst sich mit der Entstehung und Verbreitung historischer Beinamen in Europa. Es werden verschiedene Arten von Beinamen untersucht, die sich aus der Herkunft, den Charaktereigenschaften, den Taten oder besonderen Ereignissen des Trägers ableiten. Im vierten Kapitel wird der Beiname „der Große“ detailliert analysiert und seine historische Entwicklung nachvollzogen. Die exemplarische Darstellung historischer Beinamen im fünften Kapitel zeigt, wie und wann Persönlichkeiten wie Ludwig der Fromme, Heinrich der Löwe, Iwan der Schreckliche, August der Starke und Friedrich Wilhelm I. zu ihren Beinamen kamen und welche Bedeutung diese Beinamen für die historische Wahrnehmung dieser Persönlichkeiten hatten.
Schlüsselwörter (Keywords)
Beinamen, Historische Persönlichkeiten, Namensgebung, Mittelalter, Frühe Neuzeit, Adel, Herrscher, Genealogie, "der Große", "der Fromme", "der Löwe", "der Schreckliche", "der Starke", "der Soldatenkönig", "Grosny", "le Terrible", "Funktion", "Bedeutung", "Propaganda", "historische Wahrnehmung".
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- Peter Oehlenberg (Author), 2008, Die Beinamen historischer Persönlichkeiten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/168828