Der französische Schriftsteller Jean Cocteau soll einmal gesagt haben: „Es gibt nichts, das mehr Orakel sein könnte als das Telefon. Es ist eine Stimme, die für sich allein in die Häuser kommt. Auch das Filmwerk ist orakelhaft, aber das Telefon ist es seinem ganzen Stil nach.“ (zitiert nach: Kasparie, 3) Möchte man dieses Zitat deuten, so ergibt sich eine Vielzahl von Interpretationsmöglichkeiten. Was allerdings eindeutig wird, ist die Anspielung auf sein Werk „La Voix Humaine“ (dt. „Die menschliche Stimme“), welches ursprünglich als Theaterstück gedacht, aber später auch in zahlreichen Verfilmungen und Hörspielen adaptiert wurde. Cocteau gibt uns in diesem Zitat einen Hinweis darauf, dass er der menschlichen Stimme gegenüber der Körperlichkeit, beispielsweise in Form von Gestik und Mimik, den Vorrang einräumt und in ihr etwas Unglaubliches oder sogar mystisches sieht. Die Stimme scheint für Cocteau insofern etwas Symbolhaftes zu sein. „Die menschliche Stimme“ eignet sich gleich aus mehrfacher Hinsicht perfekt für eine Hörspieladaption. Zum einen beschränkt sich die Handlung auf eine einzelne Protagonistin, zum anderen agiert diese innerhalb eines nur sehr kleinen Raumes. Für die vorliegende Arbeit beschäftige ich mich mit der Hörspielfassung aus dem Jahr 1961[..] Meiner persönlichen Ansicht nach sticht diese Vertonung besonders positiv heraus, da Knef mit ihrer Stimme auf ein breit gefächertes Repertoire an Emotionen zurückgreifen kann. Für „Die menschliche Stimme“, [..] ist dies für eine Hörspielfassung absolut notwendig, da Knef die ganze Zeit allein agieren muss und bis auf den Einsatz einiger Hintergrundgeräusche, keinerlei weitere Eindrücke für den Zuhörer erlebbar sind. Dies hat vor allem damit tun, da es sich bei „Der menschlichen Stimme“ um einen halbierten Dialog handelt, [..]. Anzumerken ist, dass sich die Hörspielfassung in manchen Teilen wesentlich von der Theaterfassung aus dem Jahr 1971 unterscheidet. In welchen Punkten [..] werde ich in einem späteren Kapitel versuchen zu klären. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es herauszustellen, welche Mittel bei der Hörspielfassung von 1961 eingesetzt wurden, um das eigentliche Theaterstück adaptieren zu können und inwieweit sich ein halbierter Dialog dafür besonders gut eignet, beziehungsweise worin die große Herausforderung für Knef als Sprecherin besteht. Daran anknüpfend werde ich anhand ausgewählter Ausschnitte aus dem Handlungsverlauf aufzeigen, wie die Sprecherin ihre Stimme konkret anwendet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Halbierter Dialog
- Inhalt
- Inhaltsangabe
- Gesellschaftliche Hintergründe
- Inhaltliche Unterschiede
- Stilmittel
- Pausen
- Betonung
- Hintergrundgeräusche
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Hörspielfassung von Jean Cocteaus „La Voix Humaine“ (dt. „Die menschliche Stimme“) aus dem Jahr 1961, in welcher Hildegard Knef die Rolle der Protagonistin spielt. Ziel der Analyse ist es, die Mittel zu untersuchen, die für die Adaption des Theaterstücks in ein Hörspiel eingesetzt wurden, und die besondere Rolle des „halbierten Dialogs“ in diesem Kontext zu beleuchten. Dabei liegt der Fokus auf der Darstellungstechnik der Sprecherin und der Frage, wie sie mit ihrer Stimme die Emotionen und den Verlauf der Handlung in einem Hörspiel, das fast ausschließlich auf auditive Eindrücke angewiesen ist, transportieren kann.
- Die Bedeutung der menschlichen Stimme als zentrales Element der Hörspielfassung
- Die Herausforderung des „halbierten Dialogs“ und die Rolle der Pausen als Stilmittel
- Die darstellerische Leistung von Hildegard Knef und die emotionale Bandbreite ihrer Stimme
- Die gesellschaftlichen Hintergründe und die Thematik der verflossenen Liebe im Kontext des Hörspiels
- Der Vergleich zwischen Theaterstück und Hörspielfassung und die Unterschiede in der Handlung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Relevanz der menschlichen Stimme in Cocteaus Werk „La Voix Humaine“ heraus und führt in das Thema der Hörspielfassung ein. Das Kapitel „Halbierter Dialog“ beschäftigt sich mit der Definition und den Besonderheiten dieser Dialogform, die für die Hörspielfassung von „Die menschliche Stimme“ kennzeichnend ist. Im Kapitel „Inhalt“ wird zunächst eine Inhaltsangabe des Dramas gegeben, die sich auf die Handlung sowohl im Theaterstück als auch im Hörspiel bezieht. Anschliessend werden die gesellschaftlichen Hintergründe und die inhaltlichen Unterschiede zwischen den beiden Versionen analysiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen „halbierter Dialog“, „Hörspieladaption“, „menschliche Stimme“, „Darstellungstechnik“, „emotionale Bandbreite“, „Hildegard Knef“, „Jean Cocteau“, „La Voix Humaine“, „Die menschliche Stimme“, „gesellschaftliche Hintergründe“ und „inhaltliche Unterschiede“.
- Quote paper
- Robert Meyer (Author), 2010, Der halbierte Dialog in Jean Cocteaus “Die geliebte Stimme“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/168406