Pflege ist weiblich – Armut ist weiblich. Zwei verschiedene und sich doch überschneidende
Blickwinkel auf dieselbe Problematik.
Wenn man von der Pflege alter Menschen in Österreich spricht, so spricht man
davon, dass die Pflegenden vor allem Frauen sind: Betreut und gepflegt wird entweder
stationär in Heimen oder ambulant durch mobile Hilfsdienste oder von
weiblichen Pflegekräften aus den neuen EU-Ländern, überwiegend aber unentgeltlich
innerhalb der eigenen Familie von Frauen, was sich wiederum auf deren
berufliche Tätigkeit und das Lebenseinkommen nachhaltig reduktiv auswirkt.
Wenn man von Armut spricht, so ist diese auch im Alter weiblich. 2/3 der Pensionen
von Frauen liegen unter der Armutsgrenze. Frauen werden statistisch älter
als Männer, dh auch der Pflege in hohem Alter häufiger bedürftig. Wenn diese
betagten Frauen Pflege benötigen, so können sie sich außerhalb des Familienverbandes
Pflege kaum leisten, trotz staatlicher Unterstützungen. Sie werden zu
Sozialhilfeempfängerinnen, und für viele von ihnen ist das ein großes Problem,
denn damit sind sie auch nach gesellschaftlicher Ansicht „arm“. Wenn sie etwas
gespart haben, so wird im Falle von Inanspruchnahme einer stationären Betreuung
oder staatlicher Unterstützung für eine 24-Stunden-Pflege je nach Bundesland
unterschiedlich auf dieses „Vermögen“ zugegriffen.
In allen Fällen macht die Inanspruchnahme von Pflege stationär oder zuhause arm
und liefert pflegebedürftige Menschen einem System aus, das ihnen einen
möglichen finanziellen Handlungsspielraum ebenso raubt wie die
Selbstbestimmtheit, die ohnehin durch die Pflegebedürftigkeit eingeschränkt ist.
Die Politik der letzten Jahrzehnte hat darauf hauptsächlich unter demografischem
Druck, aber keineswegs in ausreichendem Maße reagiert und nicht einmal die
Problematik der Finanzierbarkeit für den Staat und die Betroffenen ansatzweise zu
lösen gewusst. Schon gar nicht wurden Alternativen für die noch wesentlich
stärker belastenden emotionalen und humanen Aspekte geschaffen, die pflegende
und zu pflegende Menschen gleichermaßen betreffen. Dass es solche Alternativen
gäbe, deren Umsetzung sehr wohl organisierbar und finanzierbar wäre, zeigen
andere Länder, aber auch zahlreiche Studien.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Versorgung im Alter
- Geschichte der staatlichen Altenversorgung
- Altenversorgung in der Monarchie
- Altenversorgung bis 1945
- Altenversorgung und Sozialversicherungsgesetz nach 1945
- Politische Reaktionen auf den „Pflegenotstand“
- Politische Maßnahmen 2000 – 2003 (ÖVP-FPÖ)
- Politische Maßnahmen 2003 - 2006 (ÖVP-FPÖ/BZÖ)
- Vor der NRW 2006
- Politische Maßnahmen 2006 - 2008 (SPÖ-ÖVP)
- Regierungserklärung
- Verlängerung der Amnestie bis zum 30.6.2008
- Vor der NRW 2008
- Pflegegeld
- Pflege von alten Menschen
- Legale und illegale Pflege durch Nicht-Angehörige
- Illegale und legale 24-Stunden-Betreuung
- Ambulante Betreuung und betreutes Wohnen
- Pflege durch – zumeist weibliche – Angehörige
- Pflege und Armut
- Armut und weibliche Pflegende
- Armut und pflegebedürftige alte Menschen
- Schlussüberlegungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Seminararbeit befasst sich mit der Situation der Altenpflege in Österreich, wobei insbesondere der Zusammenhang von Pflege und Armut im Fokus steht. Die Arbeit untersucht die geschichtliche Entwicklung der staatlichen Altenversorgung in Österreich, analysiert die aktuellen politischen Maßnahmen zur Verbesserung der Pflegebedingungen und beleuchtet die Herausforderungen, die sich aus der zunehmenden Pflegebedürftigkeit einer alternden Gesellschaft ergeben.
- Entwicklung der staatlichen Altenversorgung in Österreich
- Politische Maßnahmen zur Verbesserung der Pflegebedingungen
- Zusammenhang von Pflege und Armut
- Herausforderungen der Altenpflege in einer alternden Gesellschaft
- Rolle von Frauen in der Pflege
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Das erste Kapitel beschäftigt sich mit der Versorgung alter Menschen in Österreich und zeichnet einen historischen Überblick über die Entwicklung der staatlichen Altenversorgung. Das zweite Kapitel beleuchtet die politischen Maßnahmen zur Verbesserung der Pflegebedingungen in den letzten Jahren, wobei die Schwerpunkte auf den politischen Reaktionen auf den „Pflegenotstand“ liegen. Das dritte Kapitel fokussiert auf das Pflegegeld und die verschiedenen Formen der Pflege von alten Menschen, darunter die legale und illegale 24-Stunden-Betreuung sowie die ambulante Betreuung und das betreute Wohnen. Das Kapitel analysiert auch die Rolle von Frauen in der Pflege sowie den Zusammenhang von Pflege und Armut.
Schlüsselwörter (Keywords)
Altenpflege, Armut, Frauen, Pflegebedürftigkeit, Politische Maßnahmen, Geschichte der Altenversorgung, Österreich, 24-Stunden-Betreuung, Ambulante Betreuung, Betreutes Wohnen, Sozialversicherungsgesetz.
- Quote paper
- MSc Mag. Dr. Gertraud Wagenhofer (Author), 2008, Pflege ist weiblich. Armut ist weiblich. Altenpflege in Österreich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/167850