Der deutsche Gesundheitsmarkt hatte 2005 ein Volumen von etwa 239 Mrd. EUR, was einem Anteil von 10,6 % am BIP entspricht.1 Die Ausgaben der GKV und PKV machten mit 121 Mrd. EUR rund 50 % davon aus, wobei die Ausgaben für die Krankenhausbehand-lung 2005 mit steigender Tendenz etwa 54 Mrd. EUR betrugen.2 Als einer der bekanntes-ten Vertreter der Theorie der langen Wellen, die auf den Arbeiten des Konjunkturforschers Nikolai Kondratieff basiert, postuliert Nefiodow, dass der Gesundheitssektor nicht nur überproportional wachsen wird, sondern dass das Thema Gesundheit den 6. Kondratieff-Zyklus und damit das Wirtschaftswachstum der nächsten 50 Jahre bestimmen wird.3 Eine zentrale Aussage der Theorie der langen Wellen ist dabei, dass diejenigen Sektoren und Bedarfsfelder einer Gesellschaft am stärksten wachsen und damit einen Kondratieff-Zyklus bestimmen werden, welche neben dem Bedarfspotenzial auch die größten ungenügend genutzten Produktivitäts- bzw. Innovationspotenziale und damit Wertsteigerungspotenziale beinhalten.4 Diese Potenziale werden vor allem in der Gesundheitsbranche vermutet.5 Etwas prägnanter identifizieren Rasche und Braun von Reinersdorff das staatliche Gesund-heitswesen in diesem Zusammenhang etwa als „mismanaged industry“.6 Die demografi-sche Entwicklung, der Strukturwandel im Gesundheitssystem und die derzeit festzustellen-de Inflation der Ansprüche aller Stakeholder gegenüber dem Krankenhaussektor hinsicht-lich Kosten, Zeit und Qualität bzw. Produktivität und Effizienz verdecken zunehmend den Fokus auf die zentralen Fragen auf dem Weg zum 6. Kondratieff-Zyklus.
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1 Vgl. Statistisches Bundesamt (2007 a) i.V.m. Statistisches Bundes (2007 b).
2 Vgl. DKG (2007), S. 7 f.
3 Vgl. Nefiodow, L. A. (2002), S. 64 ff.
4 Vgl. Richter-Kaup, S. (2006), S. 1 ff.
5 Vgl. Nefiodow, L. A. (2002), S. 64; Braun von Reinersdorff (2006), S. 3.
6 Vgl. Braun von Reinersdorf, A. / Rasche, C. (2003) zit. nach Braun von Reinersdorff (2006), S. 9.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- 1. Einleitung
- 1.1 Der Gesundheits- und Krankenhaussektor im Wandel
- 1.2 Das dualistische System der Krankenhausfinanzierung
- 1.3 Die Krankenhausfinanzierung und Investitionsstau
- 1.3 Rechtlicher Regulierungsrahmen – Träger & Rechtsformen
- 1.4 Theoretischer Bezugsrahmen
- 1.4.1 Structure-Conduct-Performance Paradigma
- 1.4.2 Das Resource-Conduct-Performance Paradigma
- 1.5 Aufbau der Arbeit
- 2. Eigenkapitalfinanzierung
- 2.1 Finanzierung: Begriff, Systematik, Eigenkapitalcharakteristika
- 2.2 Private Equity
- 2.2.1 Begriff und Wesen von Private Equity
- 2.2.2 Der Krankenhaussektor aus Sicht der Private Equity Branche
- 2.2.3 Private Equity aus der Perspektive des Krankenhaussektors
- 3. Rating
- 3.1 Die Pivotrolle des Ratings für Krankenhäuser
- 3.2 Basel II
- 3.3 Die Grundzüge eines Ratings
- 3.4 Das Rating für Krankenhäuser
- 3.5 Die derzeitige Ratinglage deutscher Krankenhäuser
- 4. Fremdkapitalfinanzierung
- 4.1 Klassische Bankkreditfinanzierung
- 4.1.1 Allgemeines zur Kreditfinanzierung
- 4.1.2 Kreditbesicherung
- 4.1.3 Die Kreditfinanzierung im Krankenhaussektor
- 4.1.3.1 Bedeutung der Kreditfinanzierung für den Krankenhaussektor
- 4.1.3.2 Besonderheiten der Kreditfinanzierung von Krankenhäusern
- 4.2 Kreditsubstitute
- 4.2.1 Factoring
- 4.2.1.1 Allgemeines zum Factoring
- 4.2.1.2 Factoring im Krankenhaussektor
- 4.3.2 Asset-Backed Securities
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Die vorliegende Diplomarbeit analysiert die Finanzierungsmöglichkeiten im deutschen Krankenhaussektor unter besonderer Berücksichtigung privater Finanzierungsformen. Ziel ist es, die Stärken und Schwächen der gängigen Finanzierungsmodelle im Kontext der aktuellen Herausforderungen im Gesundheitswesen aufzuzeigen. Die Arbeit konzentriert sich dabei auf die Analyse von Eigenkapital- und Fremdkapitalfinanzierung, wobei ein besonderes Augenmerk auf die Rolle von Private Equity, Rating und Asset-Backed Securities gelegt wird.
- Analyse der Herausforderungen in der Krankenhausfinanzierung
- Bewertung der Möglichkeiten der Eigenkapitalfinanzierung im Krankenhaussektor
- Bedeutung von Rating und Kreditfinanzierung für die Finanzierung von Krankenhäusern
- Exploration von Alternativen zur klassischen Bankkreditfinanzierung, wie Factoring und Asset-Backed Securities
- Entwicklung eines umfassenden Finanzierungsmodells für den deutschen Krankenhaussektor
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
- Kapitel 1: Die Einleitung stellt den Gesundheits- und Krankenhaussektor im Wandel vor und beleuchtet die Besonderheiten des dualistischen Systems der Krankenhausfinanzierung in Deutschland. Zudem wird der Investitionsstau im Krankenhaussektor thematisiert und der rechtliche Regulierungsrahmen sowie die relevanten Träger und Rechtsformen beleuchtet. Abschließend werden die theoretischen Grundlagen des Structure-Conduct-Performance Paradigmas und des Resource-based View erläutert, die als analytisches Framework für die Untersuchung der Krankenhausfinanzierung dienen.
- Kapitel 2: Dieses Kapitel fokussiert auf die Eigenkapitalfinanzierung im Krankenhaussektor. Es werden die grundlegenden Konzepte und Systematiken der Finanzierung erläutert, bevor die Bedeutung von Private Equity für Krankenhäuser näher betrachtet wird. Dabei werden sowohl die Perspektive der Private Equity-Branche als auch die des Krankenhaussektors analysiert.
- Kapitel 3: Das Rating von Krankenhäusern steht im Mittelpunkt dieses Kapitels. Die Bedeutung des Ratings als entscheidender Faktor für die Kreditwürdigkeit und die Finanzierungsfähigkeit von Krankenhäusern wird beleuchtet. Es werden die Grundlagen des Ratings nach Basel II sowie die spezifischen Aspekte der Ratingverfahren im Krankenhaussektor dargelegt.
- Kapitel 4: Dieses Kapitel befasst sich mit der Fremdkapitalfinanzierung von Krankenhäusern. Es werden die klassischen Bankkredite und deren Bedeutung für den Krankenhaussektor beleuchtet. Darüber hinaus werden verschiedene Kreditsubstitute, wie Factoring und Asset-Backed Securities, analysiert.
Schlüsselwörter (Keywords)
Krankenhausfinanzierung, Private Equity, Rating, Basel II, Kreditfinanzierung, Factoring, Asset-Backed Securities, Gesundheitswesen, Investitionsstau, dualistisches System, Structure-Conduct-Performance Paradigma, Resource-based View, Finanzierungsmodelle
- Quote paper
- Jörg Stahl (Author), 2007, Krankenhausfinanzierung - Privatwirtschaftliche Alternativen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/167814