Am 10. September war es nun soweit: Die Bar25 - Kultclub in Berlin und gleichzeitig eines von vielen inoffiziellen Wahrzeichen des oft zitierten „Berliner Lebensgefühls“ – schloss endgültig ihre Tore am Spreeufer. Viele Argumente und Register wurden in einem jahrelangen zähen Streit mit der Stadt und ihren Behörden und Betrieben gezogen um noch etwas länger feiern zu dürfen. Nun ist klar geworden, dass die Bar25 als Zwischenmieter eines brach liegenden Geländes zu den ersten Opfern des Mammutprojekts „Mediaspree“ gehören wird, das unter anderem neue Büro- und Wohnkomplexe am Spreeuferareal beinhaltet. Das Projekt ist eines der größten und umstrittensten investorengeführten Bauprojekte der Stadt Berlin seit der Wiedervereinigung und hat dadurch vor allem viel Gesprächsstoff im Bereich Städteplanung und Städtepolitik geliefert und in diesem Rahmen die Diskussion um das Thema „Gentrifizierung“ zu Tage gefördert. Die Bar25 ist allerdings nur ein Beispiel von vielen aktuell umkämpften Objekten in Berlin. Die Angst vor Verdrängung durch Bauprojekte, großangelegten Sanierungen oder Aufwertungen ganzer Stadtviertel ist also eine große und gerechtfertigte Sorge vieler Berliner Bürger – das Thema Gentrifizierung in Berlin dadurch höchstaktuell.
Das Phänomen der Gentrifizierung ist in Europa nicht unbekannt. Es gibt in Europas Großstädten viele Beispiele für bereits abgeschlossene Gentrifizierung. Stadtteile Londons wie das Stadtgebiet Notting Hill oder die Londoner Docklands sind Musterbeispiele, teilweise wurde hier in Fachkreisen auch von Supergentrifizierung gesprochen.
Auf Basis der aktuellen Entwicklungen der Stadt Berlin möchte ich in der vorliegenden Arbeit das Phänomen der Gentrifizierung detailliert und praxisnah erläutern. Der Leser soll dadurch einen Überblick über das Phänomen der Gentrifikation erhalten. Durch den Vergleich der Prozesse in Berlin mit der teilweise gewollten "Supergentrifizierung“ in London möchte ich in dieser Arbeit die Konsequenzen und Risiken, aber auch die Chancen und Notwendigkeiten der Umstrukturierungsprozesse in europäischen Städten darstellen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Bedeutung der Gentrifizierung
- 2.1 Begriffsklärung und Definition
- 2.2 Das Invasions-Sukzessions-Zyklus-Modell
- 3 Gentrifizierung in Berlin
- 3.1 Kreislauf der Gentrifizierung
- 3.2 Verdrängung oder sozialer Aufstieg
- 4 London – Gentrifizierung als Chance
- 5 Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit erläutert das Phänomen der Gentrifizierung anhand von Fallbeispielen aus Berlin und London. Ziel ist es, einen praxisnahen Überblick über den Prozess der Gentrifizierung zu geben und die damit verbundenen Konsequenzen, Risiken, Chancen und Notwendigkeiten in europäischen Metropolen aufzuzeigen. Der Vergleich zwischen Berlin und London soll die unterschiedlichen Facetten des Prozesses verdeutlichen.
- Begriffsklärung und Definition von Gentrifizierung
- Das Invasions-Sukzessions-Zyklus-Modell als Erklärungsmuster
- Gentrifizierungsprozesse in Berlin: Kreislauf und soziale Auswirkungen
- Gentrifizierung in London: Chancen und Strategien
- Vergleich der Gentrifizierungsprozesse in Berlin und London
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Schließung des Berliner Clubs Bar25 im Zuge des Mediaspree-Projekts dient als einleitendes Beispiel für die aktuellen Gentrifizierungsprozesse in Berlin. Die Arbeit untersucht das Phänomen der Gentrifizierung detailliert und praxisnah, indem sie die Entwicklungen in Berlin mit den Erfahrungen Londons vergleicht, um die Konsequenzen und Chancen dieses komplexen Prozesses in europäischen Städten darzustellen.
2 Bedeutung der Gentrifizierung: Dieses Kapitel befasst sich mit der Begriffsklärung und Definition von Gentrifizierung, die als Austausch einer statusniedrigen durch eine statushöhere Bevölkerung in innenstadtnahen Wohngebieten beschrieben wird. Es wird auf die Aufwertung der Bausubstanz und die damit einhergehende indirekte Verdrängung der ursprünglichen Bewohner durch steigende Mieten eingegangen. Der Bezug auf Smith’s Definition von Gentrifizierung als Sanierung verfallener Arbeiterquartiere für die Mittelklasse wird hergestellt. Die sozialwissenschaftliche Perspektive auf Gentrifizierung wird betont, auch im Kontext der Arbeiten von Ruth Glass und Meth.
2.2 Das Invasions-Sukzessions-Zyklus-Modell: Dieses Kapitel erklärt die steigende Nachfrage nach Wohnraum in ehemals „arbeiterviertelgeprägten“ Gebieten anhand des Doppelten Invasions-Sukzessions-Zyklus nach Dangschat. Das Modell beschreibt vier beteiligte soziale Gruppen (Pioniere, Gentrifier, Alteingesessene, Ältere) und fünf Invasions-Phasen, die den Prozess der Gentrifizierung verdeutlichen. Die Rolle von Pionieren bei der Initialisierung der Gentrifizierung durch ihren alternativen Lebensstil und die daraus resultierende steigende Nachfrage nach saniertem Wohnraum wird hervorgehoben.
3 Gentrifizierung in Berlin: Dieses Kapitel analysiert die Gentrifizierungsprozesse in Berlin, indem es den Kreislauf der Gentrifizierung und die damit verbundenen Fragen der Verdrängung versus sozialem Aufstieg beleuchtet. Die Kapitel behandeln die Dynamiken des Prozesses in Berlin und die sozialen und wirtschaftlichen Folgen für die betroffenen Bewohner.
4 London – Gentrifizierung als Chance: Im Gegensatz zu Berlin wird hier die Gentrifizierung in London, insbesondere in Stadtteilen wie Notting Hill und den Londoner Docklands, als ein teilweise gewollter Prozess der „Supergentrifizierung“ dargestellt. Das Kapitel beleuchtet die Chancen und Strategien der Stadtentwicklung und die damit verbundenen ökonomischen und sozialen Implikationen. Es wird auf die positiven Aspekte der Stadterneuerung und die Möglichkeiten der wirtschaftlichen Aufwertung eingegangen.
Schlüsselwörter
Gentrifizierung, Berlin, London, Mediaspree, Invasions-Sukzessions-Zyklus, Stadtentwicklung, soziale Verdrängung, Wohnungsmarkt, Aufwertung, Sanierung, Supergentrifizierung, soziale Ungleichheit.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: Gentrifizierung in Berlin und London
Was ist der zentrale Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht das Phänomen der Gentrifizierung anhand von Fallbeispielen aus Berlin und London. Sie beleuchtet den Prozess der Gentrifizierung, seine Konsequenzen, Risiken, Chancen und Notwendigkeiten in europäischen Metropolen und vergleicht die unterschiedlichen Facetten des Prozesses in beiden Städten.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Begriffsklärung und Definition von Gentrifizierung, das Invasions-Sukzessions-Zyklus-Modell als Erklärungsmuster, Gentrifizierungsprozesse in Berlin (Kreislauf und soziale Auswirkungen), Gentrifizierung in London (Chancen und Strategien) und einen Vergleich der Gentrifizierungsprozesse in Berlin und London.
Wie wird Gentrifizierung definiert?
Gentrifizierung wird als der Austausch einer statusniedrigen durch eine statushöhere Bevölkerung in innenstadtnahen Wohngebieten beschrieben, verbunden mit einer Aufwertung der Bausubstanz und indirekter Verdrängung der ursprünglichen Bewohner durch steigende Mieten. Die Arbeit bezieht sich dabei auf Smith's Definition und betont die sozialwissenschaftliche Perspektive.
Was ist das Invasions-Sukzessions-Zyklus-Modell?
Das Modell erklärt die steigende Nachfrage nach Wohnraum in ehemals „arbeiterviertelgeprägten“ Gebieten. Es beschreibt vier beteiligte soziale Gruppen (Pioniere, Gentrifier, Alteingesessene, Ältere) und fünf Invasions-Phasen, die den Prozess der Gentrifizierung verdeutlichen. Die Rolle von Pionieren bei der Initialisierung der Gentrifizierung durch ihren alternativen Lebensstil wird hervorgehoben.
Wie wird Gentrifizierung in Berlin dargestellt?
Die Arbeit analysiert den Kreislauf der Gentrifizierung in Berlin und die damit verbundenen Fragen der Verdrängung versus sozialem Aufstieg. Sie behandelt die Dynamiken des Prozesses und die sozialen und wirtschaftlichen Folgen für die betroffenen Bewohner. Der Fall des Clubs Bar25 im Kontext des Mediaspree-Projekts dient als einleitendes Beispiel.
Wie wird Gentrifizierung in London dargestellt?
Im Gegensatz zu Berlin wird die Gentrifizierung in London (Notting Hill, Londoner Docklands) teilweise als gewollter Prozess der „Supergentrifizierung“ dargestellt. Die Arbeit beleuchtet die Chancen und Strategien der Stadtentwicklung und die damit verbundenen ökonomischen und sozialen Implikationen, einschließlich der positiven Aspekte der Stadterneuerung.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Gentrifizierung, Berlin, London, Mediaspree, Invasions-Sukzessions-Zyklus, Stadtentwicklung, soziale Verdrängung, Wohnungsmarkt, Aufwertung, Sanierung, Supergentrifizierung, soziale Ungleichheit.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit umfasst eine Einleitung, ein Kapitel zur Bedeutung der Gentrifizierung (inkl. des Invasions-Sukzessions-Zyklus-Modells), ein Kapitel zur Gentrifizierung in Berlin, ein Kapitel zur Gentrifizierung in London und eine Schlussbetrachtung.
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- Christoph Beaufils (Author), 2010, Gentrifizierung in Europas Metropolen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/167604