“Die Due Diligence ist mittlerweile in Deutschland auch bei mittleren und großen Transaktionen als fester Bestandteil des Transaktionsprozess etabliert.” Mit zunehmenden Interesse der Globalisierung, Priorisierung des Kerngeschäfts gewinnt auch die Due Diligence an Bedeutung. Da es sich bei einem Unternehmen um ein äußerst komplexes Kaufobjekt handelt, kommt der Due Diligence eine wichtige Rolle zur Reduzierung des Käuferrisikos zu. Entscheidungsträger, die über den Erwerb von Unternehmen entscheiden, sind ihrerseits zur Rechenschaft gegenüber ihren Stakeholdern verpflichtet. Um im Falle einer Fehlentscheidung entsprechende Rechenschaft ablegen zu können, wird eine Due Diligence durchgeführt und ein entsprechendes sorgfältiges Handeln dokumentiert.
In dieser Arbeit wird neben Darstellung der Grundlagen auf die einzelnen Phasen und Teilbereiche der Due Diligence eingegangen, sodass ein Überblick über den komplexen Prozess gegeben wird.
1 Einführung
“Die Due Diligence ist mittlerweile in Deutschland auch bei mittleren und großen Transaktionen als fester Bestandteil des Transaktionsprozess etabliert.”[1] Mit zunehmenden Interesse der Globalisierung, Priorisierung des Kerngeschäfts gewinnt auch die Due Diligence an Bedeutung.[2] Da es sich bei einem Unternehmen um ein äußerst komplexes Kaufobjekt handelt, kommt der Due Diligence eine wichtige Rolle zur Reduzierung des Käuferrisikos zu. Entscheidungsträger, die über den Erwerb von Unternehmen entscheiden, sind ihrerseits zur Rechenschaft gegenüber ihren Stakeholdern verpflichtet. Um im Falle einer Fehlentscheidung entsprechende Rechenschaft ablegen zu können, wird eine Due Diligence durchgeführt und ein entsprechendes sorgfältiges Handeln dokumentiert.[3]
In dieser Arbeit wird neben Darstellung der Grundlagen auf die einzelnen Phasen und Teilbereiche der Due Diligence eingegangen, sodass ein Überblick über den komplexen Prozess gegeben wird.
2 Grundlagen der Unternehmensakquisition
2.1 Wege der Unternehmensakquisition
Unter Unternehmensakquisition versteht man die Übernahme von einzelnen Unternehmen oder Unternehmensteilen. Dabei werden zwei verschiedene Formen unterschieden:
Share Deal: Der Käufer erwirbt Beteiligungen (OHG, KG), Anteile (GmbH) bzw. Aktien (AG) an der Zielgesellschaft. Der Kauf kann ein 100 Prozent Erwerb sein oder auch einen geringerer Teil.
Asset Deal: Werden dagegen Vermögensgegenstände, Rechte oder Verbindlichkeiten erworben spricht man von einem Asset Deal.
Verschmelzung: Ein Unternehmenskauf kann rechtlich auch in der Weise gestaltet werden, dass man eine Verschmelzung der Unternehmen nach § 2 UmwG vornimmt.[4] In dieser Vorschrift werden zwei Formen der Verschmelzung erwähnt:
- Verschmelzung durch Aufnahme, die dadurch geschieht, dass ein Unternehmen sein Vermögen als Ganzes auf ein anderes überträgt
- Verschmelzung durch Neugründung, wobei zwei oder mehr Unternehmen ihr Vermögen als Ganzes auf einen neuen Rechtsträger übertragen
Bei einer Verschmelzung wird der Verkäufer nicht mit Geld bezahlt, sondern mit Anteilen an dem aufnehmenden bzw. neu gegründeten Rechtsträger.[5]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Ist die Zielgesellschaft börsennotiert, können Anteile über die Börse erworben werden. Dazu reicht es nach §§ 29ff. WpÜG ein Übernahmeangebt abzugeben. Es dürfen jedoch nur Informationen zugänglich gemacht werden, die dem Kapitalmarkt auch zur Verfügung stehen (Insiderproblematik).[6]
2.2 Motive für Unternehmensakquisitionen
Portfoliomanagement: Gesunde, attraktive Unternehmen werden gekauft mit dem Ziel der Ertragsverstetigung, Risiko- und Kapitalkostenreduktion. Auch wird es dadurch möglich auf verschiedenen internationalen Märkten tätig zu sein.[7]
Restrukturierung: Eine weiteres Motiv für eine Unternehmensakquisition ist die Restrukturierung. Ein Unternehmen wird mit dem Ziel gekauft danach Potentiale freizulegen, die zu einer Steigerung des Marktwertes führen. Dadurch kann die Zielgesellschaft nach der Restrukturierung zu einem höheren Preis verkauft werden.
Synergie: Bei diesem Motiv wird ein Unternehmen mit dem Ziel eines Austausches von Know-How gekauft, um anschließend Wettbewerbsvorteile zu erlangen.
spekulative Methode: Hier wird versucht Arbitragegewinne einzufahren. Diese entstehen aus der Differenz zwischen Kaufpreis nebst Finanzierungskosten und Veräußerungsgewinn.
3 Grundlagen der Due Diligence
Der Begriff Due Diligence hat seinen Ursprung im US-amerikanischen Anlegerschutzrecht (US security laws). Due Diligence bedeutet “sorgsame Erfüllung” und ist von Rechtsanwälten, Wirtschaftsprüfern etc. bei der Emission von Wertpapieren anzuwenden, um eine Haftung auszuschließen.[8]
Ziel ist es die unterschiedlichen Informationsstände auszugleichen zwischen dem sehr gut informierten Verkäufer und dem zunächst weniger informierten Kaufinteressenten. Dies geschieht durch die Offenlegung von Unternehmensinformationen.
Oberstes Ziel ist die Aufdeckung von Chancen und Risiken durch die Schaffung von Transparenz. Der Preis wird dennoch erst in den Verhandlungen ermittelt.
In der Mehrzahl der Fälle verringert sich der Kaufpreis nach Offenlegung der Informationen. Der Verkauf von Unternehmen wird wie andere zivilrechtliche Verkäufe vom BGB geregelt, wonach wesentliche Informationen nicht zurückgehalten werden dürfen, wenn dies gegen Treu und Glauben verstößt.[9] nach § 442 BGB hat der Käufer Mängel, die der Verkäufer bei Vertragsabschluss kannte, nicht zu vertreten.
4 Phasen im Due Diligence Prozess
Der Verkaufsprozess bei einer Unternehmensakquisition kann in vier unterschiedliche Due Diligence Phasen aufgeteilt werden. Diese sind vor allem dadurch geprägt, welche Informationen während der Phase dem Erwerber zur Verfügung stehen.
4.1 Pre due diligence
Die Pre Due Diligence wird bereits vor dem eigentlichen Übernahmeprozess durchgeführt, meist sogar vor Kontaktaufnahme mit dem Zielobjekt.[10] Daher basiert sie vor allem auf öffentlich zugänglichen Informationen, wie Jahresabschlüssen, Pressemitteilungen und Zeitungsartikeln. Ziel ist es bereits im Vorfeld das Akquisitionsobjekt auf potentielle Deal Breaker zu untersuchen, die einem Übernahmeprozess entgegen stehen könnten.[11] Diese könnten zum Beispiel im Bereich der Finanzierungskraft oder im operativen Bereich liegen. In der Praxis wird die Pre Due Diligence von internen Mitarbeitern oder von M&A Beratern durchgeführt.
4.2 Pre acquisition due diligence
Die Durchführung einer Due Diligence hängt wesentlich von den zur Verfügung gestellten Informationen ab, um das Unternehmen prüfen und bewerten zu können. Durch einen Letter Of Intent kann der Verkäufer zur Bereitstellung dieser verpflichtet werden, sodass die Informationasymmetrien abgebaut werden können. Der Letter of Intent ist jedoch noch kein Vertrag, sondern eine Niederschrift der beidseitigen Interessen.
Geht die Initiative vom Anbieter aus, so wird dies als signaling bezeichnet. Der Abbau von Informationsunterschieden durch den Kaufinteressenten wird screening genannt. Häufig wird in einem sogenannten Informationsmemorandum alle wesentlichen Informationen in einem Dokument zusammengestellt. Im weiteren Prozess werden auch die Vertragsbeziehungen des Unternehmens (anonymisiert) offengelegt.[12]
4.3 Post completion due diligence
Beurteilung nach Vertragsunterzeichnung aber vor Vertragserfüllung (closing).
Nach der Vertragsunterzeichnungen (signing), aber noch vor Vertragserfüllung, findet die Post Completion Due Diligence statt. In dieser Phase werden die dem Kaufvertrag zugrunde gelegten Daten noch einmal begutachtet. Dieser Vorgang wird auch Purchase Audit genannt.[13] Der Käufer prüft noch einmal die Bilanz in der Hinsicht, ob alle Bewertungs- und Bilanzierungsgrundsätze eingehalten wurden. Werden während des Purchase Audits noch Abweichungen festegstellt, wird in der Regel der Kaufpreis nachträglich zu Gunsten des Käufers angepasst.
4.4 Post acquistion due diligence
Die in der Praxis eher seltene Post Acquisition Due Diligence findet nach Vertragserfüllung statt. Erst zu diesem zeitpunkt hat der Käufer Zugang zu allen Informationen des erworbenen Unternehmens. Es wird überprüft, ob alle Werte wirklich übergegangen sind und ob die Daten denen im Kaufvertrag entsprechen. Abweichungen führen zum Inkrafttreten von Freistellungserklärungen und Garantien aus dem Kaufvertrag.
[...]
[1] Hölscher et al. (2007), S.21
[2] vgl. Hoffmann (2006), S. 1
[3] http://www.beteiligungswiki.de/index.php?title=Due_diligence (abgerufen am 11.12.2010)
[4] Vgl. Niewiarra (2006), S. 58
[5] Vgl. Niewieaara (2006), S. 59
[6] Hölscher et al. (2007), S. 28
[7] vgl. Demske (2002), S.4f
[8] Vgl. Heidinger/Graf (2001), S. 3f.
[9] Vgl. Steiner (2004), S. 6
[10] Vgl. Heide (2009), S. 5
[11] Vgl. Heide (2009), S. 5
[12] Vgl. Hölscher et al. (2007), S. 30
[13] Vgl. Heide (2006), S. 6
- Quote paper
- André Glodde (Author), 2010, Due Diligence - Aufgaben im Rahmen des M&A-Prozesses, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/167233
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