Schlägt man die Allgemeine Deutsche Biographie unter dem Stichwort „Johann Tetzel“ auf, macht sich ein wesentliches Problem dieser historischen Persönlichkeit bemerkbar: Die Literaturangaben am Ende des Artikels sind in zwei Hälften geteilt, die der katholischen und die der evangelischen Autoren.
Dies ist bezeichnend. Die Konfession des Historikers bleibt bis heute wichtig für die Bewertung des Ablasspredigers Johann Tetzel. Zunächst wurde er von evangelischer wie von katholischer Seite zu einem Sündenbock gemacht. Die reformatorische Geschichtsschreibung betrachtete ihn als ungebildeten, marktschreierischen Prediger, dem nur das Geld wichtig war, das der Ablass einbrachte und nicht etwa das Seelenheil der Menschen, zu denen er predigte.
Für die Katholiken war er ein „Schuldiger“ an dem Erfolg der reformatorischen Ideen Luthers. Später setzte sich jedoch auf katholischer Seite ein milderes Urteil durch, bisweilen kam man sogar zur positiven Bewertung des Johann Tetzel, was sicherlich auch seine Ursachen im Kulturkampf der beiden Konfessionen hatte. Von besonderer Bedeutung ist hier die Tetzel sehr freundlich gesinnte Biographie des katholischen Historikers Nikolaus Paulus, die bis heute das Standardwerk ist, wenn man sich mit dem Leben und Wirken des Ablasspredigers beschäftigt.
Diese Arbeit soll die Rolle von Johann Tetzel im frühen Ablassstreit nach Bekanntwerden der „95 Thesen“ Martin Luthers im Zeitraum 1517/1518 bis zum Tod Tetzels 1519 behandeln. Hierbei soll auf seine Schriften und die jeweiligen Gegenschriften Luthers’ eingegangen werden.
Zunächst sollen jedoch einige Fragen zur Person selber geklärt werden. Von besonderer Wichtigkeit sind hier der akademische Werdegang Tetzels sowie seine Tätigkeiten als Ablassprediger von 1504 bis 1517. Zur Person Johann Tetzels sollen folgende Fragen im Mittelpunkt stehen: War er ein geistloser Marktschreier des Ablasses und ein willkommenes Opfer des intellektuell überlegenen Martin Luther? Oder ist es möglich, ein differenzierteres Bild Tetzels zu zeichnen?
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
II. Hauptteil
1. Tetzels Werdegang von 1465 bis 1510
2. Der Petersablass
3. Luther reagiert – Der Brief an Erzbischof Albrecht und die 95 Thesen
4. Der publizistische Kampf zwischen Luther und Tetzel
4.1. Die Frankfurter Thesen
4.2. Luthers „Sermon von Ablass und Gnade“
4.3. Die „Vorlegung“ Johann Tetzels
4.4. Tetzels „Fünfzig positiones“
4.5. Luthers „Freiheit des Sermons päpstlichen Ablass und Gnade betreffend“
5. Tetzel in seinen letzten Lebensmonaten
5.1 Tetzel und Miltitz
5.2. Tetzels Tod
III. Fazit
IV. Literatur
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