Franz Kafkas
In der Strafkolonie:
Schrift und Schrifttechnik in und von der Strafkolonie
1. Einleitung
In der vorliegenden Arbeit soll das Dispositiv der Schrift und Schrifttechnik In der Strafkolonie erörtert werden. Dies bedeutet zum einen, sich mit dem narrativen Verfahren des 1919 veröffentlichten Textes auseinanderzusetzen. Zum anderen soll die Schrifttechnik, die in
der Erzählung in Form einer überdimensionierten Schreibmaschine, einem
Hinrichtungsapparat, explizit als Motiv thematisiert ist, analysiert werden.
Da es für das Kafkasche Schreiben konstitutiv ist, dass er „alle erdenklichen Vorkehrungen gegen die Auslegung seiner Texte getroffen“ (Benjamin 1991: S. 422) hat, werden hier insbesondere die textimmanenten Konstellationen der Figuren, Begriffe, Sprachen und
Schrifterzeugnisse herausgearbeitet und befragt, die wie „Ketten […], in welche die kleinen Ketten ausliefen, […] auch untereinander durch Verbindungsketten zusammenh[ä]ngen.“(1)
Dieser metatextuelle Hinweis deutet die verwebte Struktur des Textes an, so dass die
„zweideutige[n] Äußerungen“(2) ein „vollständig[es] [M]issverstehen“(3) stets einschließen.
Ebenso rhizomatisch wie die Textur des Textes ist die Grundsituation verschachtelt, deren Haupthandlung in einer bevorstehenden brutalen Hinrichtung besteht. Zu diesem Verfahren ist eigens ein europäischer Forschungsreisender in die militärisch organisierte Strafkolonie
geladen, der sich ein Urteil über Gericht und Rechtssystem der exotischen Insel, der Strafkolonie, bilden soll, der jedoch paradoxerweise „kein Kenner der gerichtlichen Verfahren“ ist.(4)
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1 Kafka, Franz: In der Strafkolonie. In. Ders.: Sämtliche Erzählungen. Fischer 1970, S. 100 – 123, hier S. 100.
2 Ebd. S. 111.
3 Ebd. S. 115.
4 Ebd. S. 113.
[...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Erzählstruktur: Titel, Ort, Hauptmotiv: Der Apparat
- Figurenkonstellation
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert das Dispositiv der Schrift und Schrifttechnik in Franz Kafkas "In der Strafkolonie". Sie untersucht sowohl das narrative Verfahren des Textes als auch die explizit thematisierte Schrifttechnik, die in Form eines überdimensionalen Hinrichtungsapparats, einer Schreibmaschine, dargestellt wird.
- Analyse des narrativen Verfahrens in Kafkas "In der Strafkolonie"
- Interpretation der Schrifttechnik als Motiv in der Erzählung
- Untersuchung der textimmanenten Konstellationen von Figuren, Begriffen, Sprachen und Schrifterzeugnissen
- Beurteilung der Grundsituation, die von einer bevorstehenden brutalen Hinrichtung geprägt ist
- Analyse der Auseinandersetzung zwischen dem Reisenden und dem Offizier über die Menschlichkeit oder Unmenschlichkeit des Strafverfahrens
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die Zielsetzung der Arbeit dar, die das Dispositiv der Schrift und Schrifttechnik in Kafkas "In der Strafkolonie" erörtert. Dabei wird auf die narrative Struktur des Textes und die in der Erzählung thematisierte Schrifttechnik, die in Form eines Hinrichtungsapparats dargestellt wird, eingegangen.
Erzählstruktur: Titel, Ort, Hauptmotiv: Der Apparat
Dieser Abschnitt analysiert die Erzählstruktur des Textes, einschließlich des Titels, des Ortes der Handlung und des Hauptmotivs, dem Apparat. Er beleuchtet die strukturellen Besonderheiten des Textes, die durch die Verkapselung des Ortes, die Detailgenauigkeit der Beschreibungen und die dramatische Konfrontation zwischen dem Reisenden und dem Offizier gekennzeichnet sind.
Figurenkonstellation
Dieser Abschnitt untersucht die Figurenkonstellation des Textes, insbesondere die Beziehung zwischen dem Offizier und dem Forschungsreisenden. Er analysiert die geistigen Positionen der Figuren, ihre Rolle in der Erzählung und die Auswirkungen ihrer Interaktion auf die Handlung.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter und Fokusthemen des Textes sind: Schrift und Schrifttechnik, narrative Verfahren, Hinrichtungsapparat, Schreibmaschine, textimmanente Konstellationen, Figuren, Begriffe, Sprachen, Schrifterzeugnisse, Grundsituation, Strafverfahren, Reisender, Offizier, Menschlichkeit, Unmenschlichkeit, Intertextualität, Geistesgeschichte, Amnesie, Prophezeiung, Kulturgeschichte, Chronologie, Teleologie, Ort, Apparat, Visualität, Genrehybridisierung, Blicke, Augen, Emotionen, Denkvorgänge, Lesart, Strafprozedur, Peripetie, Exposition, Schlagabtausch, Wendepunkt, Erzählverlauf, Analepsen, Prolepsen, Retrospektionen, Vorschau, Paarbeziehungen, Antagonismen, abwesende und anwesende Figuren, geistige Positionen, Ordnung, Rechtsverständnis, Passivität, Erzählerrede, Leser, Untätigkeit, Ohnmacht, Reise, Lesevorgang, Identifikation, Grenzziehung, Verletzungen, Funktionsfähigkeit, Mitleid.
- Quote paper
- M.A. Hoelenn Maoût (Author), 2009, Analyse von Franz Kafkas "In der Strafkolonie", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/167131