Die Verfolgung und Diskriminierung von Homosexuellen ist keine spezifische Erscheinung des Nationalsozialismus. Die Kriminalisierung der gleichgeschlechtlichen Liebe lässt sich bis ins frühe Mittelalter verfolgen1, in Deutschland gab es seit 1871 mit dem § 175 RStGB eine reichsweite Strafverordnung die die gesetzliche Grundlage zur Verfolgung von Homosexuellen schuf. Gleichwohl nahm die Verfolgung insbesondere schwuler Männer im Dritten Reich spezifische Züge an. Grundlegend dafür war die Herauslösung des Homosexuellendiskurses aus den bisher zuständigen Agenturen der Medizin und Justiz und seine politische Aufladung. Schwule waren nicht mehr länger ,nur′ Kranke oder Kriminelle, sondern wurden in der NS Propaganda zu Feinden der Volksgemeinschaft und damit zu Staatsfeinden stilisiert. ,,Nicht ,arme kranke Menschen′ sind zu ,behandeln′ sondern Staatsfeinde auszumerzen" so der Schlusssatz eines einschlägigen Artikels im ,Schwarzen Korps′, dem propagandistischen Zentralorgan der SS aus dem Jahre 1937. Im Sinne des Ideals einer völkisch formierten Gesellschaft galt es für die Nationalsozialisten all diejenigen ,auszumerzen′ oder ,umzuerziehen′, die sich der Volksgemeinschaft widersetzten oder entzogen. Auch die Verfolgung schwuler Männer war Element dieser Politik. Dabei basierte die Konstruktion des Homosexuellen als Staatsfeindes vor allem auf drei Argumenten, die sich immer wieder in der nationalsozialistischen Propaganda finden lassen:
Inhaltsverzeichnis
- Die Konstruktion des,schwulen Staatsfeindes'.
- Homosexualität als ,grundsätzlich heilbares Übel'
- Lesbische Frauen im NS-Staat
- Die Praxis der Verfolgung homosexueller Männer
- Die Homosexuellenverfolgung im NS-Staat: Ein,Homocaust'?_
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit untersucht die Verfolgung von Homosexuellen im Nationalsozialismus. Sie beleuchtet die Konstruktion des "schwulen Staatsfeindes", die unterschiedlichen Formen der Verfolgung und die Rolle der Homosexualität als "grundsätzlich heilbares Übel" in der NS-Ideologie.
- Die Konstruktion des "schwulen Staatsfeindes" als Bedrohung für die Volksgemeinschaft
- Die Rolle der Homosexualität als Symptom für den Verfall der deutschen Gesellschaft
- Die Praxis der Verfolgung homosexueller Männer und Frauen im NS-Staat
- Die gesellschaftliche Akzeptanz der Verfolgung von Homosexuellen
- Die Frage nach der Einordnung der Homosexuellenverfolgung als "Homocaust"
Zusammenfassung der Kapitel
Die Konstruktion des,schwulen Staatsfeindes'.
Dieses Kapitel beleuchtet die Entstehung des Konzepts des "schwulen Staatsfeindes" im Nationalsozialismus. Es analysiert die Argumente, die von der NS-Propaganda verwendet wurden, um Homosexuelle als Bedrohung für die Volksgemeinschaft darzustellen. Die zentrale Argumentationslinie der NS-Ideologie, die Homosexualität als Bedrohung für das Fortbestehen und die Funktionstüchtigkeit des Staates zu deklarieren, wird hier im Detail untersucht.
Homosexualität als ,grundsätzlich heilbares Übel'
Dieser Abschnitt thematisiert die Darstellung der Homosexualität als "grundsätzlich heilbares Übel" in der NS-Ideologie. Die Hausarbeit analysiert die Rolle der Medizin und der Psychiatrie bei der Konstruktion der Homosexualität als Krankheit und die damit verbundenen Bemühungen, sie durch Therapie und Zwangsmaßnahmen zu "heilen".
Lesbische Frauen im NS-Staat
In diesem Kapitel wird die Verfolgung lesbischer Frauen im NS-Staat behandelt. Die Hausarbeit beleuchtet die spezifischen Formen der Diskriminierung und Verfolgung, die lesbischen Frauen im Nationalsozialismus erlebten. Die Hausarbeit geht auch auf die Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Behandlung von männlichen und weiblichen Homosexuellen ein.
Die Praxis der Verfolgung homosexueller Männer
Dieses Kapitel beleuchtet die konkreten Formen der Verfolgung homosexueller Männer im NS-Staat. Die Hausarbeit schildert die rechtlichen Grundlagen der Verfolgung, die Methoden der Denunziation, die Formen der Inhaftierung und die Auswirkungen der Verfolgung auf das Leben der betroffenen Männer.
Schlüsselwörter
Die Hausarbeit konzentriert sich auf die Themen Homosexualität, Verfolgung, Nationalsozialismus, Volksgemeinschaft, Staatsfeind, Homophobie, NS-Ideologie, "Homocaust", Medizin, Psychiatrie, Diskriminierung, rechtliche Grundlagen, Inhaftierung und gesellschaftliche Akzeptanz.
- Quote paper
- Jost Wagner (Author), 2001, Die Verfolgung Homosexueller im Nationalsozialismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1667