Ludwig Tiecks Briefroman „William Lovell“ erschien erstmals 1795/96 in Leipzig und Berlin und gehört zu der Gattung der polyperspektivischen Briefromane. Im Zentrum der Handlung steht William Lovell, ein junger Mann, der auf eine Reise geschickt wird, um etwas über sich selbst und die Welt zu lernen. Es existieren zwar neben diesem Haupt- noch mehrere Nebenmotive, aber der Bezugspunkt im Roman bleibt William, er ist der Protagonist der Handlung.
Der Briefroman im Allgemeinen hat weiterhin, laut WEIGAND, nicht die Aufgabe, die Wirklichkeit detailgetreu abzubilden, sondern es geht vielmehr darum, die „Vorstellungen, die sich eine bestimmte Person von [...] Ereignissen macht“ darzustellen. Da ein Großteil der Briefe von William geschrieben ist, oder thematisch Bezug auf ihn nimmt, steht er auch in diesem Zusammenhang klar im Fokus des Werks. Und letztlich ist der Charakter William Lovells auch der Anfangs- und der Endpunkt der Handlungen, so dass eine Entscheidung für eine Untersuchung dieses Charakters auf der Hand zu liegen scheint. Dies soll im ersten Teil dieser Ausarbeitung geschehen. Mit Hilfe prägnanter Ereignisse innerhalb der Romanhandlung soll dargestellt werden, wie sich Williams Gesinnungen während seiner Reise und danach entwickeln. Dazu werden Briefe und Textstellen von, oder mit Bezug auf William Lovell untersucht und gedeutet.
Im zweiten Teil wird sich der Frage gewidmet, inwieweit die Polyperspektive des Werks einen Einfluss auf die dargestellte Charakterstudie hat. Hierbei soll der Bezugspunkt auf den Leser des Werks gesetzt werden. Die Leitfrage lautet folgend: Welche neuen Informationen lassen sich aus den sich kreuzenden Korrespondenzen über William gewinnen, vor allem, wenn man diese in Vergleich zu seinen eigenen, thematisch gleichen Briefen setzt? Durch die Darstellung derselben Ereignisse aus verschiedenen Sichtweisen müssten sich, vor allem, wenn man dem Zitat WEIGANDS (s.o.) Beachtung schenkt, neue Einsichten über den Hauptcharakter gewinnen lassen. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse sollen im zweiten Teil der Ausarbeitung dargestellt werden.
Grundlage der Untersuchung ist die Erstausgabe des Werkes von Tieck.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Entwicklung William Lovells
- Der erste Kontakt des Lesers mit William Lovell
- Williams Brief an Eduard Burton
- Williams Brief an Eduard Burton: Sorgen um den Vater
- Williams Brief an Eduard Burton: Die Natur
- Williams Brief an Eduard Burton: Verbesserung der Laune
- Polyperspektive im Roman
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Analyse des Briefromans "William Lovell" von Ludwig Tieck. Ziel ist es, die Entwicklung des Protagonisten William Lovell im Verlauf des Romans zu erforschen und die Bedeutung der polyperspektivischen Erzählform für die Charakterstudie zu beleuchten.
- Entwicklung des Protagonisten William Lovell
- Einfluss der Polyperspektive auf die Charakterstudie
- Analyse der Briefe als Ausdruck der Persönlichkeit
- Untersuchung von Williams Beziehung zur Natur
- Betrachtung der Rolle der Liebe in Williams Leben
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung bietet einen ersten Einblick in den Briefroman "William Lovell" und stellt den Hauptprotagonisten William Lovell sowie die Bedeutung der polyperspektivischen Erzählform vor.
Das zweite Kapitel konzentriert sich auf die Entwicklung von William Lovell. Es werden verschiedene Briefe analysiert, die zeigen, wie William mit seinen Gefühlen und Herausforderungen umgeht, und welche Rolle seine Beziehung zur Natur in seiner Entwicklung spielt. Dabei wird seine melancholische, aber zugleich lebensbejahende Seite beleuchtet.
Das dritte Kapitel untersucht den Einfluss der Polyperspektive auf die Darstellung von William Lovell. Es wird gezeigt, wie sich die unterschiedlichen Perspektiven der Briefschreiber auf den Protagonisten auswirken und welche neuen Einblicke sich durch den Vergleich ihrer Briefe gewinnen lassen.
Die Schlussbetrachtung, die nicht in dieser Vorschau enthalten ist, fasst die Ergebnisse der Analyse zusammen und zieht abschließende Schlussfolgerungen über den Roman und seine Bedeutung.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter der vorliegenden Arbeit sind: "William Lovell", Ludwig Tieck, Briefroman, Polyperspektive, Charakterentwicklung, Liebe, Natur, Melancholie, Gefühlswelt, Briefanalyse.
- Quote paper
- Julian Gotthardt (Author), 2009, Ludwig Tiecks "William Lovell", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/166761