[...] Die vorliegende Arbeit ist in drei Teile gegliedert. Zunächst soll anhand der Arbeiten
von Inger Rosengren (ROSENGREN 1992,1997) ein Sonderfall intonationsabhängiger Bedeutung, das
Phänomen des Exklamativen, näher betrachtet werden, der besonders vor dem Hintergrund der
Forschungsdebatte zu den Satztypen/Satzmodi zwar schon Gegenstand zahlreicher Untersuchungen
geworden ist, allerdings noch nicht abschließend als befriedigend geklärt gelten kann. In einem
zweiten Teil sollen dann allgemeinere Aspekte der Intonationsbedeutung angesprochen werden und
die oben bereits erwähnten Forschungsansätze auf diesem Gebiet ausführlicher vorgestellt werden.
Vor dem Hintergrund dieser Theorien ist abschließend noch kurz zu diskutieren, inwiefern
bedeutungstragende Elemente der Intonation als gradiente oder diskrete Zeichen – und als solche
immer als Gegenstand der Linguistik - aufgefasst werden können oder ob einige Aspekte als
„continuos acoustic variables“ (denn andere „linguistic categories“ entgegengesetzt sind) (LADD
ET AL. 1985: 435) eher dem Gebiet der Akustik oder Psychologie zuzuweisen und somit als
„paralinguistisch“ aus dem eigentlichen Forschungsbereich der Sprachwissenschaft auszuklammern
sind.
Durch den begrenzten Raum dieser Arbeit können leider nur einige wenige Aspekte
der Intonation und ihres Beitrags zur Äußerungsbedeutung angesprochen werden. Zu den Aspekten,
die in diesem Rahmen nicht adäquat behandelt werden können und daher außen vor bleiben müssen,
zählt auch das vielfältige und gut erforschte Gebiet der Interaktion zwischen Intonation und
Informationsstruktur, im Besonderen die Forschungen zum Fokus-Akzent2.
Methodisch bleibt noch anzumerken, dass es sich bei dieser Arbeit sozusagen nur um
„Forschung aus zweiter Hand“ handeln kann. Da sinnvolle experimentelle Intonationsforschung
sowohl Zugang zu ausgereifter Messtechnik als auch tiefgehende Einarbeitung in Phonetik,
Phonologie, physikalische Akustik und Statistik erfordert, konnte keine der im Verlauf dieser Arbeit
erörterten Theorien experimentell nachvollzogen werden, was das Potential dieser Arbeit in gewisser
Weise von vornherein einschränkt, da, wie die verschiedenen Forschungsansätze zeigen, eine
experimentelle Überprüfung der theoretischer Überlegungen unerlässlich ist.
2 Siehe hierzu (mit ausführlichem Literaturverzeichnis): Altmann 1993b.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Implizierte Exklamation - Satzmodus oder generalisierte Implikatur
- Satzmodusmodell und Konsequenzen für den Umgang mit Exklamativen
- Bildung der Äußerungsbedeutung
- Töne oder Konturen - Annäherungsversuche an die intonatorische Bedeutung
- Der Konturansatz: Intonation als Kennzeichnung von Satzmodi
- Das Ton-Sequenzmodell: Töne als Träger von Bedeutung
- Pitch Akzente
- Phrasenakzente
- Grenztöne
- Positive und problematische Aspekte des TSM
- Analoge akustische Variablen oder diskrete sprachliche Zeichen?
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Arbeit ist es, einen Überblick über die aktuelle Forschung zur Intonation im Deutschen zu geben, wobei der Fokus auf so genannten Exklamativsätzen liegt. Die Arbeit analysiert verschiedene Ansätze, um den Beitrag der Intonation zur Gesamtbedeutung sprachlicher Äußerungen zu verstehen.
- Die Rolle der Intonation bei der Bildung der Äußerungsbedeutung, insbesondere im Kontext von Exklamativsätzen
- Die verschiedenen Modelle zur Analyse der Intonation und ihrer Bedeutung, wie das Satzmodusmodell und das Ton-Sequenz-Modell (TSM)
- Die Frage, ob intonatorische Elemente als diskrete Zeichen oder als kontinuierliche akustische Variablen betrachtet werden sollten
- Die Bedeutung der Intonation für die Unterscheidung von Satztypen (Deklarativ, Interrogativ, Imperativ) und die Interpretation von Exklamativen
- Die Diskussion von Aspekten wie dem Fokus-Akzent und der Interaktion zwischen Intonation und Informationsstruktur.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in das Thema der Intonation und ihrer Bedeutung. Anschließend wird der Sonderfall der Exklamativsätze im Deutschen im Detail beleuchtet. Dabei wird das Satzmodusmodell, das verschiedene Satztypen (Deklarativ, Interrogativ, Imperativ) unterscheidet, vorgestellt. Anschließend werden verschiedene Theorien zur Intonationsbedeutung diskutiert, darunter das Ton-Sequenz-Modell (TSM) von Janet Pierrehumbert.
Schlüsselwörter
Intonation, Exklamativsätze, Satzmodus, Ton-Sequenz-Modell (TSM), Bedeutung, Äußerungsbedeutung, Sprachwissenschaft, Prosodie, Semantik, Akzent, Fokus-Akzent, Informationsstruktur, Diskurs, Satztypen.
- Quote paper
- Martin Kindtner (Author), 2003, Intonatorische Zeichen? Zum Beitrag der Prosodie an der Bildung der Äußerungsbedeutung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/16606