Vorwort
Bismarck Regierungschef ohne Zukunft? Wenn man die schwierige
Ausgangssituation betrachtet, unter der Bismarck zum Reichskanzler
ernannt wurde, könnte sich diese Frage stellen.
Jedoch scheint es nicht ausreichend Bismarck nur unter dem
Blickwinkel eines Staatsdieners zu sehen, der lediglich ein Amt zu
bekleiden hatte.
Auf Bismarcks Grabstein ist zu lesen: “Ein treuer deutscher Diener
Kaiser Wilhelms I“. War Bismarck wirklich nur ein Diener oder ging
es ihm nicht vielmehr darum, eigene Ziele zu erreichen?
Hätte er seine politische Stellung überhaupt behaupten können, wenn
er der Person eines Staatsdieners vollkommen entsprochen hätte?
Bismarcks Handeln und sein Charakter sind oft schwer zu deuten und
stecken scheinbar voller Widersprüche. Bismarck war mit Leib und
Seele Preuße, er bekämpfte die Revolution und machte sie selbst, er
stützte als Legitimist Dynastien und stritt als Konservativer mit
Leopold von Gerlach über die preußische Außenpolitik. Der Erfolg
nationaler Politik, wie z.B. in der Frage der Heeresreform, galt dem
Erhalt der bestehenden monarchisch-autoritären Ordnung Preußens in
Deutschland.
Innen- und Außenpolitik waren dabei oft eng miteinander verknüpft
und standen in Wechselwirkung zueinander.1
Wer immer sich historisch mit Otto von Bismarck beschäftigt, sieht
sich dabei auch mit der Ambivalenz und Dialektik der deutschen
Geschichte konfrontiert.2
1 Siehe dazu Schulze, Hagen: Der Weg zum Nationalstaat. München 1994, S. 113.
2 Vgl. Stürmer, Michael: Bismarck. Die Grenzen der Politik. München 1987, S. 104 f.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- I. Einleitung
- II. Bismarcks Herkunft und Lebensweg
- III. Sein politischer Werdegang
- 3.1. Erste Ansätze
- 3.2. Einflüsse auf sein politisches Handeln
- IV. Innenpolitische Ausgangslage Preußens (Die oktroyierte preußische Verfassung von 1851)
- 4.1. Historischer Rückblick
- 4.2. Aufschwung des Liberalismus
- 4.3. Antagonismus der politischen Kräfte
- V. Die preußische Heeresreform als Auslöser der innenpolitischen Krise
- 5.1. Hintergründe und Ursachen
- 5.2. Vorstellungen der liberalen Kräfte
- 5.3. Strategien Bismarcks
- VI. Die Anfänge des preußische Verfassungskonflikts
- 6.1. Thronwechsel und „neue Ära“
- 6.2. Bismarcks Ernennung zum preußischen Ministerpräsidenten
- 6.3. An den Schalthebeln der Macht
- 6.4. Die Budgetfrage und Bismarcks „Lückentheorie“
- VII. Resumée
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der politischen Entwicklung Otto von Bismarcks vor allem bis zu seiner Ernennung zum preußischen Ministerpräsidenten. Dabei sollen seine persönlichen Ziele, seine Handlungsweisen und seine Taktik im Kontext der preußischen Innenpolitik beleuchtet werden.
- Die politische Entwicklung Bismarcks vor dem Hintergrund der preußischen Innenpolitik
- Bismarcks Rolle im Verfassungskonflikt von 1862
- Die Auswirkungen von Bismarcks Politik auf das Verhältnis des Bürgertums, des Katholizismus und der Arbeiterschaft zur deutschen Nation
- Die Rolle der preußischen Heeresreform als Auslöser der innenpolitischen Krise
- Bismarcks Strategie zur Lösung des Verfassungskonflikts
Zusammenfassung der Kapitel
- Das Vorwort stellt die Frage nach Bismarcks Rolle als politischer Akteur und untersucht seine persönlichen Ziele.
- Die Einleitung beleuchtet Bismarcks Rolle in der deutschen Geschichte als Begründer des Deutschen Reichs und skizziert die politische Situation vor seiner Ernennung zum Ministerpräsidenten.
- Kapitel II behandelt Bismarcks Herkunft und Lebensweg, wobei seine politische Entwicklung und seine Einstellungen im Kontext der preußischen Geschichte betrachtet werden.
- Kapitel III beschäftigt sich mit Bismarcks politischem Werdegang, beleuchtet seine ersten politischen Ansätze und die Einflüsse auf sein Handeln.
- Kapitel IV gibt einen Einblick in die innenpolitische Ausgangslage Preußens und die oktroyierte preußische Verfassung von 1851. Dabei werden der historische Rückblick, der Aufschwung des Liberalismus und die Spannungen zwischen den politischen Kräften beleuchtet.
- Kapitel V untersucht die Rolle der preußischen Heeresreform als Auslöser der innenpolitischen Krise, analysiert die Hintergründe und Ursachen sowie die Positionen der liberalen Kräfte und die Strategien Bismarcks.
- Kapitel VI befasst sich mit den Anfängen des preußischen Verfassungskonflikts, beleuchtet den Thronwechsel und die "neue Ära", Bismarcks Ernennung zum preußischen Ministerpräsidenten, die Rolle der Macht und die Budgetfrage im Kontext von Bismarcks "Lückentheorie".
Schlüsselwörter
Otto von Bismarck, Preußen, Verfassungskonflikt, Heeresreform, Innenpolitik, Liberalismus, Konservatismus, Nationalismus, Deutscher Bund, Deutsches Reich, Reichsgründung, Macht, Strategie, Taktik.
- Quote paper
- Olaf Kuche (Author), 2003, Otto von Bismarck: Regierungschef ohne Zukunft?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/16584