1. Einleitung
Der Roman „Mephisto – Roman einer Karriere“ von Klaus Mann ist ein Kultbuch, dem durch seine Umstrittenheit in den 60er Jahren, die sogar zu einem gerichtlichen Verbreitungsverbot führte, besonderer Wert beizumessen ist. Nicht zuletzt durch das Pariser „Theatre du Soleil“ und die mit dem Oscar ausgezeichnete Verfilmung erfuhr der Roman einen Durchbruch. Im Exil in Europa 1936 geschrieben, wird hier die damalige Gegenwartsproblematik in Deutschland thematisiert: der Nationalsozialismus.
Der Schauspieler und Protagonist Hendrik Höfgen wird als egozentrischer und egoistischer Karrierist dargestellt, der einen „Teufelspakt“ mit dem herrschenden Regime eingeht, um am Theater Karriere machen zu können. Immer mehr wird er in die Zwänge des Nationalsozialismus hineingezogen und opfert seiner Karriere zahlreiche Beziehungen. Eine davon ist sein Verhältnis zu Juliette Martens, einer schwarzen Tänzerin. Diese Figur, im Hinblick auf ihre Rolle und Funktion im Roman insbesondere unter dem Aspekt der Beziehung zu Höfgen, ist Thema meiner Untersuchung.
Die Forschung beschäftigt sich größtenteils mit der Gesamthandlung des Romans und dem Protagonisten Hendrik Höfgen. Nahezu alle Untersuchungen gehen auch auf die Bedeutsamkeit Klaus Manns innerhalb der Exilliteratur (1933 – 1949) ein.
Auffällig ist jedoch, dass die Figur Juliette meist nur kurz und eher nebensächlich in der Forschung betrachtet wird. Wie im Folgenden beschrieben, kommt dieser Figur jedoch eine tragende Rolle im Gesamtkonzept des Romans zu, sodass hier meiner Ansicht nach in der Forschung noch Bedarf besteht. Meiner Arbeit liegen somit einige allgemeinere Beiträge über Klaus Manns Leben und Werk und detailliertere Untersuchungen über die Figur Höfgens zugrunde. Hauptsächlich stützen sich meine Erkenntnisse auf die von Wolfgang D. Hartz verfasste Inaugural-Dissertation „Devianz und Mimikry. Die Romane Klaus Manns“.
Ich beschäftige mich zunächst mit der Darstellung und Beschreibung Juliettes und gehe dabei speziell auf die Beziehung zwischen ihr und dem Protagonisten ein. Hierbei gehe ich überwiegend handlungschronologisch vor. Anschließend setze ich mich mit der Wahrnehmung der sexualisierten schwarzen Frau im 19. Jahrhundert auseinander, um dann die Frage zu untersuchen, ob Klaus Mann bei der Entwicklung des Charakters Juliette rassistisches Gedankengut überträgt und ihr Aussehen und Verhalten entsprechend gestaltet hat.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Charakterisierung Juliettes
- Die Beziehung zwischen Juliette und Hendrik
- Das Bild der sexualisierten Frau im 19. Jahrhundert
- Juliette als sexualisierte schwarze Frau - Rassendiskriminierung oder Funktionalisierung der Figur?
- Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Untersuchung befasst sich mit der Figur Juliette Martens im Roman „Mephisto - Roman einer Karriere“ von Klaus Mann. Ziel ist es, die Darstellung und Funktion dieser Figur im Kontext der Beziehung zu Hendrik Höfgen zu analysieren und ihre Bedeutung für das Gesamtkonzept des Romans zu beleuchten. Dabei werden sowohl die Charakterisierung Juliettes als auch die Frage der rassischen Diskriminierung im 19. Jahrhundert untersucht.
- Die Darstellung und Charakterisierung der Figur Juliette Martens
- Die Beziehung zwischen Juliette und dem Protagonisten Hendrik Höfgen
- Die Bedeutung der Figur Juliette für das Gesamtkonzept des Romans
- Die Wahrnehmung der sexualisierten schwarzen Frau im 19. Jahrhundert
- Rassendiskriminierung und Funktionalisierung der Figur Juliette
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel widmet sich der Einleitung und gibt einen Überblick über den Roman „Mephisto“ sowie die Bedeutung der Figur Juliette. Hier wird die Relevanz der Untersuchung der Figur Juliette im Kontext der bisherigen Forschung hervorgehoben. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Charakterisierung Juliettes und ihrer Beziehung zu Hendrik Höfgen. Es werden die Besonderheiten ihrer Verbindung und die Darstellung Juliettes als exotische und animalische Figur beleuchtet. Das dritte Kapitel widmet sich der Wahrnehmung der sexualisierten Frau im 19. Jahrhundert und setzt die Frage, ob Klaus Mann in seiner Darstellung Juliettes rassistisches Gedankengut überträgt.
Schlüsselwörter
Klaus Mann, Mephisto, Juliette Martens, Hendrik Höfgen, Sexualisierte schwarze Frau, Rassendiskriminierung, Funktionalisierung der Figur, Exotik, Animalisierung, 19. Jahrhundert, Exilliteratur
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- Kathrin Schweizer (Author), 2005, Klaus Manns "Mephisto": Darstellung und Funktion der schwarzen Tänzerin Juliette, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/165569