Dieser kurzer Aufsatz im Zuge eines hilfswissenschaftlichen Heraldik- und Vexillologieseminars betrachtet exemplarische die Geschichte und Bedeutung der Symbole Kiels und Flensburgs sowie einigen "redenden Wappen", einem besonderen Subtyp in der Heraldik.
Das Land Schleswig-Holstein weist derzeit 63 Städte auf, davon vier mit dem besonde ren Status einer Kreisfreien Stadt. Auf die Historie und Bedeutung aller Stadtwappen und Stadtflaggen einzugehen, würde den Rahmen sprengen. Exemplarisch werden folgend daher nur einige Stadtwappen und ~flaggen erläutert.
Nicht jede Stadt führt nebst Wappen auch eine Flagge oder hat sich eine Flagge offiziell genehmigen lassen. Im Regelfall zeigen die Flaggen die Hauptfarben und ~metalle der jeweiligen Wappen mit dem sie gelegentlich zusätzlich belegt sind. Die Amtssiegel ent- sprechen den in der Schleswig-Holsteinischen Gemeindeordnung festgelegten Regula- rien und führen in der Mitte das Stadtwappen mit einer stadtbezogenen Umschrift.
Die kreisfreie Landeshauptstadt KIEL
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„Das Stadtwappen [rechts] zeigt ein silbernes Nesselblatt auf rotem Grunde und auf dem Nesselblatt ein schwarzes Boot.“ So ist es in der Hauptsatzung der Landeshauptstadt Kiel festgelegt. Die Stadtflagge ist rot und zeigt in der Mitte das Stadtwappen. Das Siegel der Stadt zeigt - nach den in der Schleswig-Holsteinischen Gemeindeordnung festgelegten Grund- lagen zum Führen von Dienstsiegeln - ebenfalls das Kieler Stadtwap- pen mit der Umschrift „LANDESHAUPTSTADT KIEL“.
Das Stadtsiegel Kiels von 1242 zeigt ein Schiff mit Steuermann, Segel und Kreuz am Mast und am Bug ein Schild mit Nesselblatt der Schauenburger, begleitet von je einem Stern auf beiden Seiten des Mastes (links unten). Es zeugt von der Wichtigkeit der Ostseelage für Kiel und betont Navigation sowie Schifffahrt. Im 15. Jahrhundert verschwindet der Schild vom Bug des Schiffes und zeigt sich auf dem Schiff stehend, ähnlich dem aktuellen Stadtwappen von Neustadt (links). Das Boot wird in dieser Zeit auch gelegentlich auf welligem Wasser stehend dargestellt, manchmal zeigt das Stadtsiegel auch nur das Nesselblatt ähnlich der heutigen Form ohne Boot. Am 6.Juni 1901 legte Wilhelm II. als preußischer König die Form des Stadtwappens fest: ein silbernes Nesselblatt auf rotem Grund, belegt mit schwarzem Boot und aufgelegter Mauerkro ne. Am 12. April 1921 wurde die Mauerkrone als „heraldisch sinnlos“ bewertet und wieder entfernt. So entstand das noch heute gültige Wappen der Stadt Kiel.
Die kreisfreie Stadt FLENSBURG
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Die Blasonierung lautet: in Gold über blauem Wellenschild- fuß ein sechseckiger roter Turm mit blauem Spitzdach, aus dem übereinander zwei herschauende, rot gezungte blaue Löwen hervorbrechen; oben ein roter Schild mit silbernem Nesselblatt.
Die Stadtflagge (unten): Auf blauem Flaggentuch das Stadtwappen, etwas zur Stange hin verschoben. Sie wurde am 30.06.1938 vom Land genehmigt.
Das Flensburger Stadtwappen leitet sich aus der Siegelverwendung des 13. Jahrhunderts ab. Bis heute veränderte sich nichts Grundlegendes an der Darstellung des Wappens. Die blauen Löwen auf goldenem Grund stehen für Schleswig, zu dem Flensburg immer gehörte, auch als es dem dänischen König ab 1406 bis 1864 unterstand. Das Wasser bezeugt die Ostseelage und die Bedeutung der Schifffahrt für die Stadt, die im 16. Jahr- hundert die bedeutendste Handelsstadt des dänischen Königreiches wurde und erst durch den landesfürstlichen Merkantilismus und den 30-jährigen Krieg an Bedeutung verlor. Mit der Gründung des Deutschen Reiches ergriff Flensburg wieder ein wirt- schaftlicher Aufschwung. Der sechseckige Turm deutet auf dem ehemals vorhandenen Burganlangen hin, die wohl im 12. Jahrhundert erbaut wurden und zeitweise sogar Re- sidenz der Landesherren war und versinnbildlicht das Stadtrecht, welches Flensburg 1284 vom Schleswiger Herzog Waldemar IV. erhielt. Seit 1495 ist der aufgelegte rote Schild mit silbernen Nesselblatt nachweisbar. Er wurde von den Schauenburger Grafen nach der Vereinigung Schleswigs mit Holstein hinzugefügt, die zeitweise auch in dem Flensburger Schloss residierten. Das so entstandene Wappen wurde am 01. Mai 1901 genehmigt, 1937 nochmals modernisiert und abermals genehmigt.
Redende Stadtwappen
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Ein Wappen, welches mit der Darstellung direkt auf den Wappenträger anspielt oder ihn durch ein Rebus erkennen lässt, nennt man in der Heraldik Redendes Wappen. Grundlegend für Redende Wappen sind die verwendeten Symbole und Tiere, nicht aber die Farben. Solche Wappen fanden vor allem im Bereich der Herrschafts- und Familienwappen Verwendung, aber auch Städte können solche Wappen führen. Aus SchleswigHolstein sind Eckernförde, Mölln, Quickborn und Tornesch als Beispiele zu nennen. Auf die Blasonierungen wird folgend verzichtet.
Das Eckernförder Wappen (rechts) entwickelte sich wie viele Stadtwappen aus der Siegelverwendung. Dieser Wap- penaufbau mit Eichhörnchen und Mauer auf Wellen ist auf ein Siegel aus dem Jahre 1302 zurückzuführen. Ein, zumin- dest zum Teil, Redendes Wappen ist es, da Eichhörnchen im Niederdeutschen „Ekern“ genannt wurden und die Wellenli- nien sich ganz klar auf eine Bucht („Förde“) beziehen. Die dargestellte Burganlage bezieht sich auf die ehemalige Burg „ekerenvorde“ und kann somit auch allein stehend den Namen wiedergeben.
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in diesem Text?
Der Text behandelt Stadtwappen und Stadtflaggen in Schleswig-Holstein, Deutschland. Insbesondere werden die Wappen und Flaggen von Kiel und Flensburg detailliert beschrieben.
Wie viele Städte gibt es in Schleswig-Holstein?
Schleswig-Holstein hat derzeit 63 Städte, darunter vier kreisfreie Städte.
Warum werden nicht alle Stadtwappen und Flaggen beschrieben?
Eine vollständige Beschreibung aller Stadtwappen und Flaggen würde den Rahmen des Textes sprengen.
Was ist das Stadtwappen von Kiel?
Das Stadtwappen von Kiel zeigt ein silbernes Nesselblatt auf rotem Grund mit einem schwarzen Boot auf dem Nesselblatt.
Wie sieht die Stadtflagge von Kiel aus?
Die Stadtflagge von Kiel ist rot und zeigt in der Mitte das Stadtwappen.
Was zeigt das alte Stadtsiegel von Kiel?
Das Stadtsiegel von Kiel aus dem Jahr 1242 zeigt ein Schiff mit Steuermann, Segel und Kreuz am Mast, sowie ein Schild mit Nesselblatt der Schauenburger am Bug, begleitet von Sternen.
Wie hat sich das Kieler Stadtwappen im Laufe der Zeit verändert?
Im Laufe der Zeit gab es Veränderungen in der Darstellung des Schiffes, des Nesselblatts und der Hinzufügung und Entfernung einer Mauerkrone.
Wie lautet die Blasonierung des Flensburger Stadtwappens?
Die Blasonierung lautet: in Gold über blauem Wellenschildfuß ein sechseckiger roter Turm mit blauem Spitzdach, aus dem übereinander zwei herschauende, rot gezungte blaue Löwen hervorbrechen; oben ein roter Schild mit silbernem Nesselblatt.
Wie sieht die Stadtflagge von Flensburg aus?
Die Stadtflagge von Flensburg zeigt auf blauem Flaggentuch das Stadtwappen, etwas zur Stange hin verschoben.
Welche Bedeutung haben die Elemente des Flensburger Stadtwappens?
Die blauen Löwen stehen für Schleswig, das Wasser für die Ostseelage und die Bedeutung der Schifffahrt, der Turm für Burganlagen und das Stadtrecht, und das Nesselblatt für die Schauenburger Grafen.
Was sind redende Stadtwappen?
Redende Stadtwappen spielen mit ihrer Darstellung direkt auf den Namen des Wappenträgers an oder lassen ihn durch ein Rebus erkennen. Beispiele in Schleswig-Holstein sind Eckernförde, Mölln, Quickborn und Tornesch.
Was zeigt das Wappen von Eckernförde?
Das Wappen von Eckernförde zeigt ein Eichhörnchen und eine Mauer auf Wellen.
Was zeigt das Wappen von Mölln?
Das Wappen von Mölln zeigt ein Mühlrad.
Welche Städte werden als Beispiele für redende Wappen in Schleswig-Holstein genannt?
Eckernförde, Mölln, Quickborn und Tornesch werden als Beispiele genannt.
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- Sönke Sönnichsen (Author), 2008, Flaggen und Wappen der Städte Schleswig-Holsteins, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/165341