aus der Einleitung:
Im März des Jahres 2007 jährte sich der Todestag George A. Kellys zum vierzigsten Mal. Der US-amerikanische Psychologe und Psychotherapeut gilt als Begründer der Psychologie der Persönlichen Konstrukte. In dieser Hausarbeit soll zum einen die Theorie Kellys und seine Entstehung vereinfacht dargestellt werden. Des Weiteren wird der Frage nachgegangen, ob und in wieweit sich Kellys Ansatz auf das Themengebiet Kindheit und Entwicklung anwenden ließe und so möglicherweise im Grundschulbereich praktische Umsetzung erfahren könnte.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Zur Entstehung von Kellys Theorie
3 Zur Psychologie der Persönlichen Konstrukte
4 Zur praktischen Umsetzung von Kellys Theorie in der Grund- schule
5 Literatur- und Quellenverzeichnis
1 Einleitung
Im März dieses Jahres jährte sich der Todestag George A. Kellys zum vierzigsten Mal. Der US-amerikanische Psychologe und Psychotherapeut gilt als Begründer der Psychologie der Pers ö nlichen Konstrukte. In dieser Hausarbeit soll zum einen die Theorie Kellys und seine Entstehung vereinfacht dargestellt werden. Des Weiteren wird der Frage nachgegangen, ob und in wieweit sich Kellys Ansatz auf das Themengebiet Kindheit und Entwicklung anwenden ließe und so möglicherweise im Grundschulbereich praktische Umsetzung erfahren könnte.
2 Zur Entstehung von Kellys Theorie
George Alexander Kelly wurde am 28. April 1905 auf einer Farm in der Nahe von Perth im US-Bundesstaat Kansas geboren. Im Laufe seiner formellen Ausbildung erwarb er einen Bachelor of Arts am Park College, seinen Magistertitel an der Kansas University, einen Bachelor of Education in Edinburgh und schliefilich im Alter von 26 Jahren den Doktor der Philosophie in Psychologie an Universitat von Iowa (vgl. Bischof 1983, S.321). Genauer betrachtet unter-scheidet sich seine Biographie jedoch vielfach von der eines durchschnittlichen Akademikers. So war seine fruhe Kindheit u. a. vom Leben auf einer Farm, sporadischen Schulbesuchen und mehreren Umzugen, seine Jugend von der Unterbringung in einem Internat in Wichita, Kansas bepragt (vgl. Boeree 2006, S.4). Zudem erwarb Kelly reichlich Berufserfahrung in Anstel-lungen, die dem Lehrberuf eher fern liegen: Wahrend des Zweiten Weltkrieges diente Kelly in der US-Navy als Psychologe im Bereich Luftfahrt (vgl. ebd.), arbeitete von 1945 bis zum sei-nem Tode als Berater der staatlichen Veteranenversorgung und von 1948 bis 1953 ebenfalls als Berater des Generalarztes der US-Marine (vgl. Bischof 1983, S.321f). Von 1931 bis 1943 arbeitete Kelly als assoziierter Professor fur Psychologie am Kansas State College in Fort Hayes (vgl. ebd.). Zu der Zeit waren die Menschen im US-Bundesstaat Kansas, ebenso wie die Menschen in allen Industrienationen, von der Weltwirtschaftskrise, der einsetzenden Depression und den fur sie spurbaren Folgen wie z.B. Massenarbeitslosigkeit gezeichnet. Die Lebenssituation der Einwohner von Kansas und einiger umliegender Bundesstaaten wurde zusatzlich durch das Phanomen des „Dust Bowl" verschlechtert. Der „Dust Bowl" bezeichnet eine extreme Durreperiode mit enormen Sandsturmen, die naturlichen Ursprungs ist und in grofien Zeitabstanden regelmafiig auftritt. In den betreffenden Durrejahren von 1931 bis 1936 wurden durch Zerstorung der Ackerflachen und ausbleibende Ernteertrage ca. 650.000 Farmer mit insgesamt 400.000 km2 Landbesitz ruiniert, wobei viele von ihnen das Gebiet verliefien und in Grofistadte oder an die Westkuste zogen (vgl. www.lgi.geographie.uni-:kiel.de/projekte/usa03/contentGP/h_GP_buff_dust.htm [04.08.2007]). Die leidvolle und ent-behrungsreiche Lebenssituation der Farmer veranlasste Kelly dazu, einen landlichen klini-schen Dienst einzurichten. Da die meisten seiner Klienten jedoch nicht einmal Geld hatten, um ihn fur die Sitzungen in der Stadt aufzusuchen, reisten Kelly und seine Studenten ihrer-seits, manchmal mit mehrstundigen Fahrtzeiten, zu den Farmern. Anfanglich verwandte Kelly in seinen Sitzungen die Psychoanalyse Freuds, liefi die Klienten auf einer Couch liegen, um ihre freien Assoziationen und Traume zu aufiern, welche vom ihm wiederum gedeutet wur-den. Die Erklarungen Kellys wurden von den Farmern mit grofier Dankbarkeit aufgenommen (vgl. Boeree 2006, S.3). „Doch Kelly war sich selbst der standardisierten Erklarungen nach Freud nicht so sicher. Er fand sie ein wenig zu weit hergeholt, dem Leben einer Farmersfami-lie in Kansas nicht angemessen" (ebd.). Als er selbst seine Traumdeutungen nicht mehr fur gultig befand, begann Kelly damit, sich Erklarungen sozusagen auszudenken. Die Reaktion der Klienten blieb gleich; so nahmen sie die Deutungen dankbar an und erzielten zudem die-selben kontinuierlichen Fortschritte, wie bei den vorherigen Deutungen auf Freud'scher Basis. Auf diesen Erfahrungen aufbauend, kristallisierten sich fur Kelly zwei Faktoren heraus, die von Seiten des Klienten fur eine wirkungsvolle Behandlung wichtig sind; Erstens jemanden, der ihnen Erklarungen fur ihre Schwierigkeiten bzw. eine Ordnung fur ihr Chaos aufzeigt, und zweitens ein lebensweltlicher Bezug der Erklarungen (je naher die Deutungen an der eigenen Lebenssituation orientiert sind, desto willkommener werden sie aufgenommen) (vgl. ebd.). Gerade der zweite Faktor war fur Kelly in der vorherrschenden psychologischen Praxis nach Freud zu selten gegeben. So kam es, dass Kelly sich gegen eine Psychologie richtete, ,,[...] die nach seiner Einschatzung Menschen uberwiegend als Automaten behandelte" (Fromm 1999, S.7). Der Mensch als Individuum sollte in den Mittelpunkt geruckt werden, sollte mehr als nur ein Objekt darstellen und sich aktiv in die Behandlung mit einbringen konnen. So au-fierte sich Kelly 1966 zu der Frage, was er mit der Veroffentlichung seiner Theorie bewirken wollte:
„Die amerikanischen Psychologen schienen mir so bedauernswert zu sein: stellen Sie sich vor, derart vom Verstandnis der Wunder der Menschheit und der Wahrheit menschlicher Beziehun-gen abgeschnitten zu sein! Ich fragte mich, ob ich nicht mit dem Schreiben der Konstrukt-Theorie einen Weg ausarbeiten konnte, der ihnen hilft, die Menschen zu entdecken und sich dabei noch als ordentlicher Wissenschaftler zu fuhlen" (Hinkle 1970, S.91 zitiert nach: Fromm 1999, S.12)
Die Verwirklichung seines Vorhabens verlangte von Kelly, sich über weite Strecken autodi- daktisch mit der Materie zu beschäftigen, da er nur eine unzureichende psychologische Aus- bildung genossen hatte und aufgrund seiner Tätigkeit an einem Provinzcollege kaum fachliche Unterstützung oder Anregung erhielt. Kelly, der folglich auf sich allein gestellt war, experi- mentierte viel und probierte häufig unübliche Vorgehensweisen aus oder erfand (z. T. aus Unkenntnis) einiges noch einmal selbst. Nach Jahren des Schreibens, des Systematisierens und vor allem der Einbindung der praktischen Erfahrungen stellte Kelly sein zweibändiges Werk Psychology of Personal Constructs fertig (vgl. Fromm 1999, S.12f).
3 Zur Psychologie der Persönlichen Konstrukte
Im Jahr 1955 wurde Psychology of Personal Constructs schliefilich veroffentlicht. Das zwei-bandige Werk ist in 22 Kapitel unterteilt und umfasst insgesamt mehr als 1200 Seiten. Seine Theorie stellt Kelly in den ersten drei Kapiteln dar, woran sich weiter 19 Kapitel anschliefien, die im Wesentlichen von der Umsetzung des Ansatzes in die klinische Psychologie handeln. Kelly untergliedert seine Theorie in einen Grundsatz (Basispostulat) und elf Zusatze (Korol-larien), in denen die Grundannahmen genauer betrachtet werden bzw. Zusatzannahmen und Schlussfolgerungen hinzukommen. Der Kern von Kellys Ansatz ist die Annahme, dass der Mensch, bildhaft gesprochen, ein Wissenschaftler ist, da er um die Gegebenheiten seiner Welt Konstrukte erstellt, eben so, wie ein Wissenschaftler eine Theorie aufstellt. Menschliche Hoffnungen und Erwartungen sind in diesem Zusammenhang gleichzusetzen mit den Hypo-thesen von Wissenschaftlern. So wie der Wissenschaftler experimentiert, um Resultate zu erhalten, testet der Mensch sein Verhalten, um seine Erwartungen (Konstrukte) an der Realitat zu testen. Der Mensch verbessert auf diese Weise sein Verstandnis der Realitat, wie der Wissenschaftler seine Theorien den vorliegenden Fakten anpasst (vgl. Boeree 2006, S.5). Diesbe-zuglich sagt Kelly: „Der Mensch erschafft seine eigenen Weisen, die Welt zu sehen, in der er lebt; die Welt erschafft sie nicht fur ihn. Er bildet Konstrukte aus und probiert, ob sie passen" (1955, S.12 zitiert nach: Fisseni 2003, S.278). Jeder Mensch verfugt folglich uber sein eige-nes, individuelles Konstruktsystem. Die Kellys grundlegendes Postulat lautet: ,,Die Prozesse einer Person werden psychologisch kana-lisiert durch die Art, in der sie Ereignisse vorwegnimmt" (1955, S.12 zitiert nach: Fisseni 2003, S.279). Mit Prozessen sind hier die menschlichen Erfahrungen, Gedanken, Verhaltens-weisen, Emotionen etc. gemeint, die allesamt determiniert sind; zum einen von der Realitat und zum anderen von den menschlichen Bestrebungen, die Welt, andere Menschen und uns selbst zu antizipieren.
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- Quote paper
- M.Ed. Georg Rabe (Author), 2007, Psychologie der Persönlichen Konstrukte, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/165211
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