Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility (CSR) entwickeln sich zunehmend zu sehr wichtigen Themen in der Gesellschaft. Der Druck auf die Unternehmen, ihre Umwelt- und Nachhaltigkeitsbemühungen zu verstärken und transparent zu gestalten, hat immens zugenommen. Verstärkt orientieren sich auch Investoren an Nachhaltigkeits- und CSR-Kriterien. In vielen Branchen ist ein nachhaltiger und sozial engagierter Ansatz nicht mehr wegzudenken. Auch die Veranstaltungsbranche hat sich des Themas bereits seit langem angenommen.
Es ist anzumerken, dass es bei dieser Debatte nicht allein um ökologische und soziale Aspekte geht. Ökonomische und ethische Aspekte rücken genauso in den Vordergrund und die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen erzwingen ein Umdenken. Der Trend der Nachhaltigkeit ist inzwischen auch zum Thema der Geschäftsführung geworden und schlägt sich zum Beispiel in geänderten Leitbildern und in einer entsprechenden Unternehmensführung nieder.
Im Rahmen dieser Arbeit sollen die Themen Nachhaltigkeit und CSR untersucht, veranschaulicht und anschließend auf die Veranstaltungsbranche projiziert werden. Es gilt herauszufinden, ob die Veranstaltungsbranche die Thematik seriös betreibt oder es sich grundsätzlich um reine Marketingbemühungen handelt, die eher öffentlichkeitswirksam als langfristig verändernd wirken.
Die vorliegende Arbeit gliedert sich in einen allgemeinen und einen spezifizierten Teil, in dem explizit Bezug auf die Nachhaltigkeits- und CSR Bemühungen in der Veranstaltungsbranche eingegangen wird. Im allgemeinen Teil soll auf die theoretischen Grundlagen der Thematik analysiert werden. Anschließend werden die Begriffe Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility speziell in Bezug auf die Veranstaltungsbranche untersucht, und im vierten Kapitel der Fragestellung nachgegangen, ob Veranstaltungsorganisatoren ihr gesellschaftliches Engagement als echte Verantwortung sehen oder es nur als Marketingeffekt nutzen.
Des Weiteren soll untersucht werden, welche Aspekte ein Marketingkonzept in der Veranstaltungsbranche glaubwürdig und verantwortlich erscheinen lassen. Indem unterschiedliche Kommunikationsmöglichkeiten vorgestellt werden, wird im Gegenzug ebenfalls dargestellt, welche Aspekte eher als ‚Augenwischerei‘ verstanden werden können.
Im Fazit werden alle bisherigen Erkenntnisse und Schlussfolgerungen zusammengefasst und überprüft, sowie versucht auf die zugrunde liegende Fragestellung eine Antwort zu finden.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Theoretische Grundlagen
2.1 Nachhaltigkeit
2.2 Corporate Social Responsibility = CSR
2.3 Die Veranstaltungsbranche
2.3.1 Kongress
2.3.2 Marketingevents
2.3.3 Messe
2.3.4 Andere Veranstaltungsarten
2.3.4.1 Incentives
2.3.4.2 Konzert
2.3.4.3 Sportveranstaltungen
2.4 Green Events
2.5 Marketing
3 Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility in der Veranstaltungsbranche
3.1 Nachhaltigkeit in der Veranstaltungsbranche
3.1.1 Die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit
3.1.2 Unterschiedliche Nutzung des Begriffs der Nachhaltigkeit
3.1.3 Beweggründe für die Implementierung von Nachhaltigkeit
3.1.4 Herausforderung bei der Implementierung von Nachhaltigkeit
3.2 Corporate Social Responsibility in der Veranstaltungsbranche
3.2.1 Die Entstehung des Corporate Social Responsibility Ansatzes
3.2.2 Abgrenzung von Corporate Social Responsibility zu Corporate Citizenship
3.2.2.1 Corporate Giving
3.2.2.2 Corporate Foundation
3.2.2.3 Corporate Volunteering
3.2.3 Motive für Corporate Social Responsibility
3.2.4 Kommunikation der Corporate Social Responibility
3.2.5 Voraussetzungen und Bedingungen für die erfolgreiche Einführung ..
3.2.6 Argumente gegen ein Corporate Social Responsibility Engagement ..
3.3 Green Events
3.3.1 Möglichkeiten eine Veranstaltung in ein Green Event umzuwandeln ..
3.3.2 Gründe für die Organisation von Green Events
3.3.3 Schwierigkeiten bei der Organisation von Green Events
3.4 Greenwashing
4 Marketingaktivitäten in Bezug auf ein nachhaltiges und soziales Engagement
4.1 Beweggründe zur Einbindung von Nachhaltigkeit- und Corporate Social Responsibility in die Unternehmenskommunikation
4.2 Ausrichtung eines Marketingkonzepts
4.3 Schwierigkeiten
4.4 Kommunikationsmöglichkeiten
4.4.1 Zielsetzung
4.4.2 Wirksame Kommunikationsmöglichkeiten
4.4.3 Unwirksame Kommunikationsmöglichkeiten in der Veranstaltungsbranche
4.4.3.1 „Ablasshandel“
4.4.3.2 Oberflächlicher Aktionismus
4.4.4 Zertifizierungsmöglichkeiten
4.5 Zusammenfassung: „Marketingzweck oder echte Verantwortung“
5 Fazit
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Handlungsfelder von Corporate Social Responsibility
Abbildung 2: Gründe für gesellschaftliches Engagement
Abbildung 3: Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit
Abbildung 4: Zentrale Elemente der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen
Abbildung 5: Haus des bürgerschaftlichen Engagements von Unternehmen
Abbildung 6: Einflussfaktoren für gesellschaftliches Engagement
Abbildung 7: "Sein-Tun-Haben" Ebenen
Abbildung 8: Unterschied zwischen Sein, Tun, Haben
Abbildung 9: Eingesetzte Instrumente zur Kommunikation des gesellschaftlichen Engagements
Abbildung 10: Detailplanung eines Green Events
Abbildung 11: Nachhaltigkeitserwähnung in der Werbebranche
Abbildung 12: Integration der Umweltleistung in die allgemeine Veranstaltungsziele
1 Einleitung
Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility - die gesellschaftlichen Themen?
Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility entwickeln sich zunehmend zu sehr wichtigen Themen in der Gesellschaft. Der Gedanke einer gesellschaftlichen Verantwortung ist inzwischen ein Leitbild, das viele internationale Unternehmen etabliert haben und vor allem Großunternehmen machen sich Gedanken zu dieser Thematik die dadurch versuchen ihrer gesellschaftspolitischen Verantwortung gerecht zu werden.
Im Mittelpunkt steht hierbei die Verantwortung aller Beteiligten, unabhängig davon, ob sie direkt oder indirekt von dem Einsatz der Ressourcen betroffen sind.
Der Druck auf die Unternehmen, ihre Umwelt- und Nachhaltigkeitsbemühungen zu verstärken und transparent zu gestalten, hat immens zugenommen.1 Verstärkt orientieren sich auch Investoren an Nachhaltigkeits- und Corporate Social Responsibilitykriterien. Die Unternehmen reagieren auf die unterschiedlichen Anforderungen der Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten sowie ihren Interessensvertretern. In vielen Branchen ist ein nachhaltiger und sozial engagierter Ansatz nicht mehr wegzudenken. Die Lebensmittelbranche hat den Trend schon vor einiger Zeit erkannt und lockt die Verbraucher mit „Bio-" und „Öko-Produkten", während die Automobilbranche versucht, den CO2- Ausstoß drastisch zu reduzieren.
Auch die Veranstaltungsbranche hat sich des Themas bereits seit langem angenommen. In vielen Fachzeitschriften, wie zum Beispiel im Verbände Report, m:con Visions, und in der CIM - Conference and Incentive Management wird über Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility berichtet. Die Verbände der Branche stellen sich dieser Diskussion bewusst und suchen nach neuen Lösungsansätzen. Messen wie die IMEX oder die SuisseEMEX mit dem Schwerpunkt „Green Events" nehmen beständig zu und greifen die Themen auf.
Es ist anzumerken, dass es bei dieser Debatte nicht allein um ökologische und soziale Aspekte geht. Ökonomische und ethische Aspekte rücken genauso in den Vordergrund und die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen erzwingen ein Umdenken. Der Trend der Nachhaltigkeit ist inzwischen auch zum Thema der Geschäftsfüh- rung geworden und schlägt sich zum Beispiel in geänderten Leitbildern und in einer entsprechenden Unternehmensführung nieder.
Auch wenn sich Unternehmen in wirtschaftlich weit entwickelten Ländern zunehmend um ihre gesamtgesellschaftliche Verantwortung kümmern können und bei bestimmten Aspekten angemessenen Verzicht akzeptieren, kann dies nicht von den vielen jungen und dynamischen Volkswirtschaften erwartet werden, die noch immer danach streben, die Lebensstandards der „westlichen Welt" zu erreichen. Gefragt sind Dienstleistungen und Möglichkeiten, die eine Entkoppelung von wirtschaftlichem Wachstum und Ressourcenverbrauch sowie Umweltverschmutzung ermöglichen und zur Lösung sozialer Probleme beitragen.2
Im Rahmen dieser Bachelorarbeit sollen die Themen Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility untersucht, veranschaulicht und anschließend auf die Veranstaltungsbranche projiziert werden. Es gilt herauszufinden, ob die Veranstaltungsbranche die Thematik seriös betreibt oder es sich grundsätzlich doch um reine Marketingbemühungen handelt, die eher öffentlichkeitswirksam als langfristig verändernd wirken.
Die vorliegende Arbeit gliedert sich in einen allgemeinen und einen spezifizierten Teil, in dem explizit Bezug auf die Nachhaltigkeits- und Corporate Social Responsibility Bemühungen in der Veranstaltungsbranche eingegangen wird.
Im allgemeinen Teil soll zunächst auf die theoretischen Grundlagen der Thematik analysiert werden. Anschließend werden die Begriffe Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility speziell in Bezug auf die Veranstaltungsbranche untersucht, und im vierten Kapitel der Fragestellung nachgegangen, ob Veranstaltungsorganisatoren ihr gesellschaftliches Engagement als echte Verantwortung sehen oder es nur als Marketingeffekt nutzen, ohne wirklich entscheidende Ambitionen. Des Weiteren soll untersucht werden, welche Aspekte ein Marketingkonzept, speziell in Bezug auf ein Nachhaltigkeits- und Corporate Social Responsibility-Engagement in der Veranstaltungsbranche, glaubwürdig und verantwortlich erscheinen lassen. Indem unterschiedliche Kommunikationsmöglichkeiten vorgestellt werden, wird im Gegenzug ebenfalls dargestellt, welche Aspekte eher als ,Augenwischerei‘ verstanden werden können.
Abschließend werden im Fazit alle bisherigen Erkenntnisse und Schlussfolgerungen der Verfasserin zusammengefasst und überprüft, sowie versucht auf die zugrunde liegende Fragestellung eine Antwort zu finden, bzw. eine Position zu beziehen.
2 Theoretische Grundlagen
In diesem Kapitel soll zunächst auf die theoretischen Grundlagen der vorliegenden Arbeit eingegangen und alle relevanten Begriffe definiert werden, um vorauszusetzen, dass die verwendeten Definitionen übereinstimmend verstanden werden.
2.1 Nachhaltigkeit
Erstmalig bereits im 17. Jahrhundert verwendet, hat das Thema Nachhaltigkeit eine lange Geschichte, in der sich seine Bedeutung und eine mit dem Begriff verbundene Dringlichkeit kaum verändert, jedoch im allgemeinen Verständnis erweitert haben:
„Die Nachhaltigkeitsidee ist überall wo sie in der Geschichte auftaucht, ein Kind der Krise“.3
Schon Hans Carl von Carlowitz - Oberberghauptmann zu Zeiten August des Starken - stellte fest, dass man in der Forstwirtschaft des 17. Jahrhunderts die Bestände der Natur „mit Behutsamkeit“4 nutzen müsse, sodass, eine „Gleichheit zwischen An- und Zuwachs und dem Abtrieb des Holzes erfolget“5 und die Nutzung „immerwährend“6, „continuierlich“7 und „perpetuirlich“8 stattfinden könne.9
Bis heute ist diese Aussage von großer Bedeutung, wenn es um die Ressourcenschonung geht. Werden den Wäldern dieser Welt durch Schadstoffe in der Luft und im Boden, weiterhin ihre natürlichen Lebens- und Wachstumsvoraussetzungen entzogen, schreitet auch der Klimawandel durch die Schädigung der Ozonschicht immer schneller voran.10
Die eigentliche Prägung des Begriffes Nachhaltigkeit, entstand jedoch im Wesentlichen im Jahre 1987 durch den sogenannten Brundtland Reporr11.Die Brundtland Kommission10 definierte Nachhaltigkeit über zwei wesentliche Aspekte:11 Zum einen die Befriedigung der Grundbedürfnisse (essential needs) der Armen und zum anderen das Einhalten eines Verfolgungsmusters, das auch zukünftigen Generationen die Nutzung begrenzter Ressourcen ermöglicht (Generationengerechtigkeit).
Mit einer nachhaltigen Entwicklung ("Im Original ,sustainable development' genannt und im Deutschen als nachhaltige Entwicklung übersetzt."12 ) soll also ein Gleichgewicht hergestellt werden, zwischen der Befriedigung von Lebens-, Konsum- oder Produktionsbedürfnisse, der heutigen Generation einerseits und andererseits der Vermeidung eines Risikos für die Befriedigung der Bedürfnisse nachfolgender Generationen.13 Die Brundtland Kommission weißt mit Ihrer Definition damit ebenfalls auf einen der wesentlichen Grundaspekte der Nachhaltigkeit hin: die Ressourcenschonung.
Jedoch erst im Rahmen der Klimakonferenz der UNO im Jahr 1992 in Rio de Janeiro entstand die Agenda 21, ein Aktionsprogramm für nachhaltiges Wirtschaften im 21. Jahrhundert, in dem der Begriff der Nachhaltigkeit entstand, wie er in der heutigen Literatur genutzt wird.
Ein nachhaltiger und zukunftsfähiger Umgang mit Ressourcen sind die Kernaspekte der Agenda 21, wobei der Begriff der Ressourcen sich in diesem Zusammenhang nicht nur auf Bodenschätze und nachwachsende Rohstoffe, wie noch bei Carl von Carlowitz, beschränkt, sondern auch die vielfältig vernetzten lokalen, regionalen und globalen Ökosysteme und letztendlich die gesamte Erde mit ihrer Erdatmosphäre mit einschließt.14 15
Mit der zunehmenden Bedeutung von Corporate Social Responsibility15 und der Forderung nach einer nachhaltigen Entwicklung gegenüber Unternehmen, entstand das sogenannte „Drei-Säulen-Modell". Es beinhaltet die Dimensionen „Soziales", „Ökologisches" und „Ökonomisches", die heutzutage als Ausgangspunkt für die Verankerung von Nachhaltigkeit gelten. Ob die einzelnen Säulen in einem hierarchischen Verhältnis zueinander stehen, ist umstritten und abhängig von dem Betrachtungspunkt der jeweiligen Gruppierung: Für die Wirtschaft hat die Ökonomie Priorität; für Umweltgruppen hingegen stehen die ökologischen Belange an der Spitze, und Gewerkschaften wiederum fokussieren sich auf den sozialen Aspekt.16
Eine eindeutige Definition des Begriffs Nachhaltigkeit existiert in der vorhandenen Literatur nicht, was die Variationsbreite im Verständnis und in der Nutzung des Begriffes erklärt. Im Kern geht es um die Verantwortung gegenüber der Umwelt, den Mitmenschen und nachfolgenden Generationen, wie Rhan Gunderlach und Annette Hornung- Pickert in ihrem Buch „Die Kunst Nachhaltigkeit zum Event zu machen" beschreiben: "Nachhaltige Entwicklung heißt, Umweltgesichtspunkte gleichberechtigt mit sozialen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu berücksichtigen."17
Die Autorin verwendet den Begriff Nachhaltigkeit im Verlauf dieser Arbeit im Sinne des Brundtland Reports und der Agenda 21, bei der Betrachtung ob dieser zu Marketingzwecke genutzt wird oder langfristige Ambitionen für eine Umsetzung bestehen.
2.2 Corporate Social Responsibility = CSR
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit soll jedoch nicht nur auf das Thema der Nachhaltigkeit eingegangen werden, sondern auch die Auswirkungen eines Corporate Social Responsibility Engagements näher betrachtet werden.
Auch für den Begriff Corporate Social Responsibility gibt es bisher keine einheitliche Definition. Im Grünbuch18 der Europäischen Kommission aus dem Jahr 2001 wird der Begriff wie folgt beschrieben:
„Konzept, das den Unternehmen als Grundlage dient, auf freiwilliger Basis soziale Belange und Umweltbelange in ihre Unternehmenstätigkeit und in die Wechselbeziehungen mit den Stakeholdern zu integrieren."19
In seinem Buch „Corporate Social Responsibility als strategische Herausforderung" beschreibt Klaus Rainer Kirchhoff Corporate Social Responsibility wie folgt: "Corporate Social Responsibility ist die über Charity-Engagements und Mäzenatentum hinausgehende Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung: wie beispielsweise die Einhaltung der Menschenrechte und sozialer Standards (Code of Conduct), der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen, Umweltschutz sowie die Aufstellung eines Verhaltenkodex gegenüber Mitarbeitern, Stakeholdern und der Gesellschaft."20
Neben den sozialen Aspekten, wird Corporate Social Responsibility häufig auch im Zusammenhang mit ökonomisch bedingten Beweggründen einer solchen Verantwortung genannt. Wie bereits in Kapitel 2.1 erwähnt, bilden sowohl soziale, als auch ökonomische und ökologische Gesichtspunkte die Grundlage für das sogenannte Drei- Säulen-Modell, welches von einem Unternehmen als Fundament einer sozialen Verantwortung gesehen werden kann. Hierauf wird im weiteren Verlauf der Arbeit, in Kapitel 3.1.1, näher eingegangen.
Auf der nachfolgenden Abbildung ist zu erkennen, dass es verschiedene Möglichkeiten gibt Corporate Social Responsibility (CSR) in einem Unternehmen zu integrieren so dass alle Bereiche und Tätigkeiten berücksichtigt werden können. Es werden die verschiedenen Handlungsfelder von Corporate Social Responsibility dargestellt:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Handlungsfelder von Corporate Social Responsibility
Quelle: Bundesministerium für Umwelt (Hrsg.), 2009, S. 6.
Die geforderte Verantwortung von Unternehmen gegenüber der Gesellschaft beinhaltet eine ganze Reihe von Ideen, Strategien und Praktiken, die die Unternehmensführung beeinflussen.21
Wie in Abbildung 2 zu sehen ist, sind die Möglichkeiten Verantwortung zu übernehmen groß und reichen von der symbolischen Übernahme klangvoller PR-Konzepte, über weitreichende Integration von Corporate Social Responsibility in das unternehmerische Reputations- und Risikomanagement, bis hin zu einer tiefgreifenden strategischen Neuausrichtungen im Kerngeschäft.22 Wie sich ein Unternehmen jedoch ausrichtet ist sehr individuell und abhängig von der jeweiligen Unternehmenskultur. Ähnlich ist aber, dass Corporate Social Responsibility sowohl innerhalb eines Unternehmens, als auch nach außen hin zwischen Unternehmen und der Gesellschaft, mit dem Ziel wirkt eine nachhaltige und langanhaltende Entwicklung zu schaffen.23
Corporate Social Responsibility stellt als eine Art Leitmodel dar, was für eine Verantwortung ein Unternehmen gegenüber all seinen Stakeholdern hat.24
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Gründe für gesellschaftliches Engagement
Quelle: Bertelsmann Stiftung (Hrsg.), 2005, S.13.
Eine wichtige Voraussetzung für ein erfolgreiches gesellschaftliches Engagement eines Unternehmens ist immer ein gewisser wirtschaftlicher Erfolg.25 Denn neben den drei Säulen des zuvor genannten Modells - soziale, ökologische und ökonomische Aspekte - spielen auch wirtschaftliche Betrachtungsweisen eine große Rolle, die häufig unterschätzt werden, wenn ein langfristiger Corporate Social Responsibility-Ansatz implementiert werden soll.26
In der vorliegenden Arbeit wird der Begriff Corporate Social Responsibility (CSR) entsprechend der Definition der Europäischen Kommission in ihrem Grünbuch aus dem Jahr 2001 verstanden.
2.3 Die Veranstaltungsbranche
Der Begriff „Veranstaltungsbranche“ konnte nicht eindeutig definiert werden, da auch nach längerer Suche keine geeigneten Quellen für eine Definition gefunden werden konnten. Bei der weiteren Bearbeitung der vorliegenden Bachelorarbeit wird deshalb von der folgenden Beschreibung ausgegangen:
Die Veranstaltungsbranche umfasst die Personen, die Veranstaltungen durchführen. Dazu gehören unter anderem Verbände, Messegesellschaften, Professional Conference Organiser (PCO), Eventagenturen und auch freie Mitarbeiter der Branche. Das Produkt der Branche beinhaltet verschiedene Arten von speziell organisierten Veranstaltungen, die sich durch Inhalt, Anlass, Zielgruppe, Größe, Dauer, und Erlebnisumfeld voneinander unterscheiden, jedoch alle den Charakter eines erlebnisorientierten und emotionalisierten Ereignisses haben. Im Folgenden sollen die häufigsten Veranstaltungsarten kurz vorgestellt werden, um dem Leser einen Überblick über die verschiedenen Ausrichtungsmöglichkeiten einer Veranstaltung zu geben, in deren Planung, Organisation und Durchführung Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility integriert werden kann. Der Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit liegt jedoch auf dem Kongress-, Messe-, und Eventbereich.
2.3.1 Kongress
Als Kongress wird in der Regel eine Versammlung bezeichnet, die an wechselnden Orten, als ein- oder mehrtägige Zusammentreffen von Menschen mit gleichen oder ähnlichen Interessen im Rahmen einer Einladung einer Organisation oder eines privaten Veranstalters zu wissenschaftlichen oder fachlichen Themen stattfindet. Diese Zusammentreffen werden häufig mehrere Jahre im Voraus festgelegt und dienen sowohl dem Wissens- und Erfahrungsaustausch, als auch der personalen Kommunikation.27 Neben den Vorträgen, Diskussionen und Arbeitsgruppen, wird häufig zusätzlich noch ein Rahmenprogramm angeboten, welches sowohl touristische als auch fachliche Exkursionen enthalten kann.28
2.3.2 Marketingevents
Auf Grund der Informationsflut, der Kunden heutzutage ausgesetzt sind, gehen Unternehmen immer häufiger dazu über, ihre Produkte in speziell dafür organisierten Veranstaltungen zu präsentieren.29 Durch die Emotionalisierung der Botschaft, wird dem Kunden das Unternehmen in einem „von ihm positiv empfundenen Umfeld"30 vorgestellt „und dadurch das Unternehmen und seine Leistungen mit diesen positiven Eindrücken in Verbindung "31 gebracht. Diese speziell organisierten Veranstaltungen werden häufig als Events bezeichnet.
Der Marketingexperte Bruhn beschreibt das Event als "ein Event ist eine besondere Veranstaltung oder ein spezielles Ereignis, das multisensitiv vor Ort von ausgewählten Rezipienten erlebt und als Plattform zur Kommunikation von Unternehmen genutzt wird."32
Des Weiteren dienen Events der erlebnisorientierten Vermittlung und Implementierung der Marketingziele eines Unternehmens. Mit Hilfe von Emotionen und Erlebnissen werden dadurch Kundenbindungen verstärkt und neu aufgebaut.33 Auch die Imagepflege und Unternehmenskommunikation finden immer häufiger im Rahmen von derartig organisierten Inszenierungen statt.34
Ein weiterer Aspekt ist, dass Events einen zeitlich begrenzten und damit vergänglichen Charakter haben. Umso größer ist die Herausforderung, innerhalb kurzer Zeit einen lange anhaltenden Eindruck zu vermitteln. Dies ist nur möglich, wenn Events Aufmerksamkeit erzeugen, indem sie Begegnung und Beziehungen ermöglichen.35 Die menschliche Aufmerksamkeit wird hier als eine knappe Ressource betrachtet, die am wirkungsvollsten gebunden wird, wenn die anwesenden Teilnehmer in die Ereignisse involviert werden, d.h. sowohl reagieren als auch agieren dürfen. Durch diese Interaktion wird das Erlebte entsprechend eindrücklich erlebt und später erinnert.36
2.3.3 Messe
Eine Messe ist nach Paragraph 64 GewO (Gewerbeordnung) „eine zeitlich begrenzte, im allgemeinen regelmäßig wiederkehrende Veranstaltung, auf der eine Vielzahl von Ausstellern das wesentliche Angebot eines oder mehrerer Wirtschaftszweige ausstellt und überwiegend nach Muster an gewerbliche Wiederverkäufer, gewerbliche Verbraucher oder Großabnehmer vertreibt."37
Da eine Messe - ebenso wie alle anderen bereits vorgestellten Veranstaltungsarten - einen immateriellen Charakter besitzt, steht der persönliche Kontakt und eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Veranstaltern, Ausstellern und Besuchern im Vordergrund. Damit soll auch bei einem hohen Fremdeinfluss die Kundenausrichtung des Dienstleistungsangebots gewährleistet werden.38
Darüber hinaus handelt es sich bei einer Messe um eine Marktveranstaltung, bei der die Präsentation von Produkten zu einer bestimmten Zeit und an einem bestimmten Ort stattfindet, die Zielgruppe jedoch meist nur ungefähr definiert, aber nicht eindeutig bestimmt ist.39
2.3.4 Andere Veranstaltungsarten
An dieser Stelle sollen kurz weitere Veranstaltungen, neben Kongressen, Events und Messen, definiert werden, die in der Veranstaltungsbranche geplant, organisiert und durchgeführt werden. Sie werden in der vorliegenden Arbeit nur der Vollständigkeitshalber erwähnt, sind jedoch nicht entscheidend für die Betrachtung ob Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility ein echtes Bemühen oder ein Marketingeffekt darstellen.
2.3.4.1 Incentives
Incentives werden oft im Rahmen von unternehmensinternen Leistungswettbewerben als „Belohnung" ausgeschrieben und sollen dazu dienen, die entsprechenden Mitarbeiter zu motivieren und zu begeistern, um dadurch eine Leistungssteigerung zu erreichen.40 Sie können sowohl abteilungsspezifisch, als auch unternehmensweit ausgeschrieben werden.
Auch wenn Incentives oft eine positive Auswirkung auf die Mitarbeiter des jeweiligen Unternehmens haben, kann es dennoch zu negativen Folgen kommen, wenn der Ausschreibung und der Kommunikation der Ziele keine klare Planung zugrunde liegt und eine Chancengleichheit unter den Mitarbeitern nicht gewährleistet ist.41 Incentives können sowohl einen materiellen Wert in Form von Sachleistungen als auch einen immateriellen Wert in Form von extra organisierten Veranstaltungen oder Reisen haben.
Aber auch außerhalb von Unternehmen werden Incentive-Veranstaltungen organisiert. So laden beispielsweise Hotels Agenturen ein, da sich das jeweilige Hotel mehr Buchungen verspricht als von den Mitbewerbern der Agentur auf dem Markt. Das Hotel verspricht sich durch die zusätzlich erbrachte Aufmerksamkeit' und einen dadurch intensivierten Kontakt einen Wettbewerbsvorteil.
Incentives werden demnach nicht nur intern als Motivationsmöglichkeit für die eigenen Mitarbeiter des Unternehmens genutzt, sondern helfen auch die nötige Kundenbindung entstehen zu lassen.
2.3.4.2 Konzert
Ein Konzert ist ein Musikvortrag, der vor einer zu diesem Zweck versammelten Hörerschaft privat oder öffentlich aufgeführt wird.42
Konzerte können von sehr unterschiedlicher Natur sein: Während ein Jazzkonzert eine Art Clubatmosphäre erzeugt, bilden Rock- und Pop-Konzerte meistens eine zwanglose Massenzusammenkunft. Bei klassischen Konzerten wird der Begriff Konzert wiederum als die Zusammenführung verschiedener Instrumente und Künstler verstanden.43
2.3.4.3 Sportveranstaltungen
Der Begriff ,Sportveranstaltung' konnte nicht eindeutig definiert werden, da auch nach längerer Suche keine geeigneten Quellen für eine Definition gefunden werden konnten. Bei der weiteren Bearbeitung der vorliegenden Bachelorarbeit wird deshalb von der folgenden Beschreibung ausgegangen, die auf dem allgemeinen Verständnis einer solchen Veranstaltung basiert.
Demnach ist eine Sportveranstaltung eine Zusammenkunft mehrerer Sportler derselben oder verschiedener Sportarten, die über einen festgelegten Zeitraum und mit vorab festgelegten Wettbewerbsregeln gegeneinander antreten und die eigene Leistung messen. Dieses kann sowohl in einem professionellen Rahmen geschehen, wie z.B. der Fußball-Weltmeisterschaft oder auch in einer anderen Liga, wie z.B. der Bundesliga und Kreisliga des Handballs, aber auch auf einer nicht professionellen Ebene. Diese Sportveranstaltungen werden oft aus reinem Unterhaltungszweck veranstaltet, wie z.B. der RedBull Flugtag.
2.4 Green Events
Weder im Englischen noch im Deutschen gibt es bisher eine eindeutige und anerkannte Definition für den Begriff des Green Events. Der Ausdruck entstand im Rahmen einer immer größer werdenden Bedeutung der Themen „Nachhaltigkeit und „Sozialen Verantwortung“ seitens der Unternehmen gegenüber der Gesellschaft. Auch immer mehr Veranstaltungsorganisatoren versuchen dieser an sie gestellten Forderung nachzukommen.
Aufgrund der fehlenden eindeutigen Definition des Begriffes Green Events besteht ein weiter Spielraum für Interpretationen. In vielen sogenannten Green Meeting Guidelines bzw. Green Events Guidelines lassen sich ähnliche Hinweise und Vorschläge für die Vorbereitung und Durchführung eines Green Events finden.
Als Beispiele seien hier genannt:
a. ) “Options to reduce this footprint include offering exhibitors a fully equipped eco- stand..."44
b. ) "Venues certified with a recognised green building rating system or another recognised environmental management system should be preferred wherever possible."45
c. ) "Reusable items should be used to the extent possible. If disposable items are essential, try to ensure they are recyclable and appropriate recycling systems are in place."46
d. ) „... ein Veranstaltungsort, der für alle Teilnehmer gut zu erreichen ist - wenn möglich, mit der Deutschen Bahn“47
e. ) "Eindämmung der Papierflut z. B. durch doppelseitigen Druck, Minimierung der Zahl der verteilten Handouts sowie Rücknahme von ausgelegten Foldern und Broschü- ren".48
f. ) „.die Auswahl nachhaltig wirtschaftender Kongresszentren und Hotels“49
Bei allen Vorschlägen geht es darum, den CO2-Austoß im Rahmen einer solchen Veranstaltung zu verringern, die Verwendung von natürlichen Ressourcen wie Wasser und Energie zu minimieren und deren Nutzung entsprechend den lokalen Vorkommnissen anzupassen.
Die anfallende Müllmenge sollte so gering wie möglich gehalten werden und die Entstehung schon im Vorhinein auf ein Minimum reduziert werden, zum Beispiel indem nur noch die nötigsten Unterlagen ausgedruckt werden. Wenn es sich nicht umgehen lässt, sollte recyclebares Material genutzt werden.
Der Nachhaltigkeitsgedanke sollte bei der Wahl des Veranstaltungsortes beginnen und sich auf alle Bereiche, wie das Catering, den Transport der Teilnehmer und deren Unterkunft, bis hin zu einem entsprechend geschulten Personal vor Ort auswirken. Vor allem die Kommunikation der anvisierten Ziele ist wichtig, denn nur wenn die gesamte Lieferantenkette einer solchen Veranstaltung bei der Implementierung neuer Regulierungen erfasst wird, sind die Effekte der Nachhaltigkeit auch wirklich spürbar.50
Green Events verbinden die erlebnisorientierten Ziele eines „normalen" Events mit den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit (ökologisch, sozio-kulturell und ökonomische Ziele). Um einen langfristigen Nutzen zu stiften, wird die Umweltbelastung verringert, die regionale Wirtschaft berücksichtigt, und werden soziale und kulturelle Akzente ge- setzt.51
Wie der Autor des Buches „Zukunftsfähiges Eventmarketing", Rainer Lucas, feststellt, besitzt das nachhaltige (green) Event "eine Scharnierfunktion zwischen Besucher- und der Organisationsperspektive."52 Es erfüllt sowohl die Kernidentität der Organisation oder des Unternehmens, das die jeweilige Veranstaltung aus meist ökonomischen Gründen durchführt, als auch andererseits die Wertansprüche und den Wunsch nach sozialer Nähe der Teilnehmer.53
2.5 Marketing
Marketing - zu Deutsch Vermarktung - beschreibt den Unternehmensbereich, der "strukturiert die Unternehmensziele als Sollzustände heraus [arbeiten soll], die am Markt erreicht werden sollen."54
Die Aufgabe des Marketings ist es, durch die „Zusammenführung der externen und internen Informationsgrundlagen (...), konkrete Marketingziele zu definieren, die eine kundenorientierte Ausrichtung und die Erlangung von Wettbewerbsvorteilen sicherstellen sollen."55
In der Regel bestehen die Unternehmensziele darin, die Nachfrage der Kunden zu befriedigen und einen Gewinn für das Unternehmen zu erwirtschaften beziehungsweise Bedürfnisse zu schaffen, um Produkte platzieren zu können.
Marketing kann also als eine „operative Unternehmensfunktion (Absatz, Verkauf oder Vertrieb)"56 verstanden werden, in der die vier klassischen Marketinginstrumente Produkt, Preis, Kommunikation und Distribution zum Einsatz kommen. Diese vier klassischen Marketinginstrumente werden auch als Marketing-Mix bezeichnet. Im Jahr 1964 veröffentlichte der Harvard Professor Neil H. Borden einen Artikel (The Concept of the Marketing Mix) in dem er erstmalig den heute oft zitierten Marketing-Mix definierte, diesen jedoch um die, für die Veranstaltungsbranche, wichtigen Elemente „Physical Evidence, People and Process"57 erweitert. Diese drei zusätzlichen Elemente sind bei der Erbringung von Dienstleistungen von großer Bedeutung, da sie eine immaterielle Leistung erst ermöglichen und implizieren auf was im Zusammenhang mit einer solchen Leistung geachtet werden sollte.
Marketing ist heutzutage immer häufiger auch ein Teil der Unternehmensstrategie, die „als Kundenorientierung von den Beschaffungsmärkten her zu den Absatzmärkten hin, (...) alle Unternehmensbereiche und -funktionen durchdringt"58 und somit alle Unternehmensaktivitäten umfasst, die auf aktuelle und potenzielle Märkte ausgerichtet sind.
Eine einheitliche Definition für den Begriff „Marketing" zu finden ist jedoch schwierig, da er je nach Betrachtungsperspektive unterschiedlich abgegrenzt werden kann.
So definiert Kotler, ein Marketingprofesser an der Kellogg School of Management/Northwestern University Marketing als „ein Prozess im Wirtschafts- und Sozialgefüge durch den Einzelpersonen und Gruppen ihre Bedürfnisse und Wünsche befriedigen, indem sie Produkte und andere Dinge von Wert erstellen, anbieten und miteinander austauschen."59
Während der deutsche Marktingexperte Meffert, Marketing als „jegliche Form eines Austauschs zwischen zwei Kontrahenten, bei dem beide Parteien durch den Austauschprozess ihre Bedürfnisse zu befriedigen versuchen"60 definiert.
Wie, und vor allem was ein Unternehmen publiziert und kommuniziert, ist abhängig von den Marketingstrategien und -zielen eines jeden einzelnen Unternehmens und kann grundsätzlich in leistungsbezogene (zum Beispiel Zeitungsartikel über die Anlageberatung einer Bank), unternehmensbezogene (zum Beispiel Bericht über die Hauptversammlung einer Versicherung) und gesellschaftsbezogene Öffentlichkeitsarbeit (zum Beispiel Stellungnahme des Vorstandsvorsitzenden zum Wirtschaftsstandort Deutschland) unterteilt werden.61 Den Marketingabteilungen stehen heutzutage viele verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung: vom persönlichen Kontakt bei einem Kundengespräch oder einer Verkaufsveranstaltung, über die Verbreitung der Vermarktungsstrategie mit Hilfe von Funk- und Fernsehen, bis hin zu extra für das entsprechende Produkt organisierten Veranstaltungen sind den Ideen kaum Grenzen gesetzt.
Wenn in einer Branche eine zunehmende Produktgleichheit von Konsumgütern und eine fortschreitende Marktsättigung herrscht, sowie eine damit verbundenen andauernden Erhöhung der Qualitätsanforderungen, wird es für Unternehmen immer schwieriger und aufwendiger, den USP62 ihrer Produkte und Leistungen zu unterstreichen und so die Aufmerksamkeit der Kunden zu erreichen.
Aufmerksamkeit wird dadurch zu einer neuen "Ressource" der Wirtschaft. Sie ist ebenso knapp wie andere Ressourcen und unterliegt eigenen Gesetzmäßigkeiten zu ihrer Erneuerbarkeit.63 Um das Interesse von Kunden zu erlangen, wird deren Aufmerksamkeit immer öfter mit Hilfe von speziell geschaffenen Erlebniswelten im Rahmen der Marketingmaßnahmen des Unternehmens geweckt.
Wie bereits in 2.3.2 beschrieben, findet eine solche Emotionalisierung von Ereignissen meist im Rahmen von Events statt.
Schwierigkeiten, die ein Dienstleistungsunternehmen bei der Organisation von Veranstaltungen im Rahmen des Marketing-Mix hat, liegen häufig in der Herausforderung, die Veranstaltung mit den allgemeinen Marketing- und Kommunikationszielen der beauftragenden Unternehmen/Institutionen zu verbinden.64
Das Fazit aus den oben genannten Erkenntnissen ist, dass Veranstaltungen sich immer mehr als ein eigenständiges Element des Marketing-Mix etablieren, da sie die verschiedenen Komponente des Marketings - wie Produkt, Preis, Kommunikation und Distribution - kombinieren und dadurch ermöglichen, einen wirklichen Marketing-Mix darzustellen und nicht nur die Einzelbereiche des Marketings zu vermitteln.65
3 Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility in der Veranstaltungsbranche
Nachdem im ersten Teil der vorliegenden Arbeit auf die theoretischen Grundlagen der Begriffe Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility eingegangen wurde, werden im folgenden Kapitel die vorgestellten Ansätze auf die Veranstaltungsbranche projiziert. Ebenso werden die verschiedenen Schnittstellen zwischen der Veranstaltungsbranche und dem Prinzip des nachhaltigen Wirtschaftens dargestellt.
In den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts begann in Europa die Frage nach Wirtschaftlichkeit den Gedanken an die gesellschaftliche und kulturelle Verantwortung von Unternehmen immer mehr zu verdrängen. Durch die Globalisierung und eine dadurch bedingte zunehmende Anzahl von Mitbewerbern wurde der Konkurrenzgedanke wichtiger, und die neuen Ziele der Unternehmen waren Gewinn statt Vertrauen und Millionen statt Moral.66
Ein schonender Ressourcenverbrauch, Generationengerechtigkeit und fairer Handel - dies sind nur einige Stichworte, die Unternehmen momentan nach und nach wieder in ihre Leitbilder integrieren. Eine solche Neuausrichtung beziehungsweise Wiederentdeckung der vorhandenen gesellschaftlichen Werte, der Handlungsmotive der Unternehmen und der grundsätzlichen Lebensweise der Gesellschaft ist notwendig, um Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility als gesellschaftliche Gesamtprojekte seitens der Unternehmen zu implementieren und dadurch eine umweltbewusste und sozialverträglichere Entwicklung zu garantieren.67
Immer mehr Unternehmen verankern zunehmend die Begriffe Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility in ihrem Leitbild. Wie ist dies jedoch in einer Branche möglich, die sich über Kurzlebigkeit und ständige Innovation definiert? Die zunächst widersprüchlich wirkenden Ansätze „nachhaltige und soziale Verantwortung“ und „Event" werden von Veranstaltungsorganisatoren und Teilnehmern jedoch immer weniger konträr wahrgenommen. Sie bilden auch in dieser Branche inzwischen einen festen Bestandteil der täglichen unternehmerischen Aktivitäten. Inwiefern ein Engagement in Nachhaltigkeit- und Corporate Social Responsibility jedoch auch langfristig umgesetzt werden kann, wird in diesem Kapitel überprüft.68
3.1 Nachhaltigkeit in der Veranstaltungsbranche
Aus der Sicht eines Veranstaltungsorganisators sind bei der Einführung von Nachhaltigkeit in die Unternehmensstrategie und Veranstaltungsorganisation folgende Fragen vorab zu klären und die Ausrichtung eines Unternehmens festzulegen:69
a. ) Die grundsätzliche Definierung der gesellschaftlichen Verantwortung eines Veranstaltungsorganisators und die sich daraus ergebenden Anforderungen an ihn und die von ihm organisierten Veranstaltungen sollten evaluiert werden.
b. ) Die Herausforderungen, die durch die Implementierung eines Nachhaltigkeitsansatzes für den Veranstalter und die Veranstaltungen entstehen und welches Wissen darüber bereits vorliegt sollten geprüft werden.
c. ) Die Art und Weise, wie der Veranstalter sich zu den Herausforderungen äußern möchte. (Aktiv oder passiv, belehrend oder lernend, monologisch oder im Dialog)
d. ) Die Festlegung des Themen-Schwerpunkts der geeignet wäre, um den Nachhaltigkeitsansatz mit dem Wertekern der eigenen Veranstaltung und des eigenen Unternehmens erfolgreich zu verbinden.
Es gibt bisher keine Gesetze oder festgeschriebene Regularien, die vorschreiben, wie die Implementierung eines solchen Engagements durchzuführen ist. Brancheninterne Ratgeber helfen jedoch bei anfänglichen Schwierigkeiten und zeigen Ansätze und Ideen auf, die zu einem erfolgreichen Einsatz sowohl in der grundsätzlichen als auch langfristig nachhaltigen Ausrichtung einer Veranstaltung führen.
3.1.1 Die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit
Der von der Enquête-Kommission70 des Deutschen Bundestages „Zum Schutz des Menschen und der Umwelt" geprägte Begriff, „Drei-Säulen-Modell“ - auch „magisches Dreieck" genannt - beinhaltet die Dimensionen „Soziales", „Ökologisches" und „Ökonomisches". Das Modell gilt vielen Veranstaltungsorganisatoren als Ausgangspunkt und Grundlage für nachhaltiges Wirtschaften und wird in der folgenden Abbildung veranschaulicht.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit
Quelle: o.V., http://www.rockwool.de/Nachhaltigkeit/grundlagen, o.J., abgerufen am 22.06.10, o.S.
Der Grundgedanke des Modells ist, dass eine nachhaltige Entwicklung nur dann erreicht werden kann, wenn alle drei Dimensionen (sozial, ökologisch, ökonomisch) gleichrangig und in systematischer Weise miteinander verknüpft werden.
[...]
1 Vgl. Rücker, in: m-e-n-s-a, 2009, Ausgabe 06, S.6.
2Vgl. Bundesministerium für Umwelt (Hrsg.), 2009, S. 5.
3 Grober, in: ZEIT ONLINE, 1999, abgerufen am 01.03.10. (http://www.zeit.de/1999/48/Der_Erfinder_der_Nachhalrigkeit).
4 Grober, in: ZEIT ONLINE, 1999, abgerufen am 01.03.10. (http://www.zeit.de/1999/48/Der_Erfinder_der_Nachhalrigkeit).
5 Grober, in: ZEIT ONLINE, 1999, abgerufen am 01.03.10. (http://www.zeit.de/1999/48/Der_Erfinder_der_Nachhalrigkeit).
6 Grober, in: ZEIT ONLINE, 1999, abgerufen am 01.03.10. (http://www.zeit.de/1999/48/Der_Erfinder_der_Nachhalrigkeit).
7 Grober, in: ZEIT ONLINE, 1999, abgerufen am 01.03.10. (http://www.zeit.de/1999/48/Der_Erfinder_der_Nachhalrigkeit).
8 Grober, in: ZEIT ONLINE, 1999, abgerufen am 01.03.10. (http://www.zeit.de/1999/48/Der_Erfinder_der_Nachhalrigkeit).
9 Definition Brundtland Report: Im Jahr 1987 von der UNO veröffentlichte Bericht, der sich um die Erhaltung der Umwelt kümmert und politische Richtlinien vorgeben sollte.
10 Definition Brundtland Kommission: Eine von den Vereinten Nationen 1983 gegründete unabhängige Sachkommission, die mit der Erstellung eines Perspektivenberichts zur langfristigen und tragfähigen, umweltschonenden Entwicklung beauftragt wurde. Die Kommission setzte sich aus 19 Bevollmächtigten aus 18 Staaten weltweit zusammen. Gro Harlem Brundtland wurde zur Vorsitzenden gewählt.
11(Vgl. Lexikon der Nachhaltigkeit, o.J.,
12http://www.Nachhaltigkeit.info/artikel/brundtland_report_1987_728.htm, abgerufen am 01.07.2010.)
13 Vgl. o.V., http://www.agenda21-treffpunkt.de/info/nachhalt.htm, 2007, abgerufen am 07.03.10.
14 Gunderlach, Hornung-Pickert; Lucas (Hrsg.), 2007, S. 135.
15 Vgl. Wancizek, http://www.oeci.at/wissensportal/sustainability-management-104/, o.J., abge rufen am 07.03.10, o.S.
16 Vgl. o.V., http://www.agenda21-treffpunkt.de/info/nachhalt.htm, 2007, abgerufen am 07.03.10, o.S.
17 Definition des Begriffes Corporate Social Responsibility siehe Kapitel 2.2.
18 Vgl. Buchert; et alli, 2009, S. 24; vgl. dazu auch Wancizek, http://www.oeci.at/wissensportal/sustainability-management-104/, 2008, abgerufen am 07.03.10, o.S.
19 Gunderlach, Hornung-Pickert; Lucas (Hrsg.), 2007, S. 138.
20 Diskussionspapier der Europäischen Kommission, welches oft als Vorlage für Verord nungen und Richtlinien dient.
21 Europäische Kommission (Hrsg.), 2001, http://eur- lex.europa.eu/LexUriServ/site/de/com/2001/com2001_0366de01.pdf, abgerufen am 03.07.10, o.S.
22 Kirchhoff; Gazdar, et alli (Hrsg.), 2006, S. 17.
23 Vgl. Curbach, in Zeitschrift für Wirtschafts- und Unternehmensethik, 2007, Ausgabe 8/1,
24http://www.zfwu.de/fileadmin/pdf/Dissertationsprojekte/8_1_04_Diss_Curbach_imp.pdf, abgerufen am 29.06.2010, S. 78.
25 Vgl. Curbach, in Zeitschrift für Wirtschafts- und Unternehmensethik, 2007, Ausgabe 8/1,
26http://www.zfwu.de/fileadmin/pdf/Dissertationsprojekte/8_1_04_Diss_Curbach_imp.pdf, abgerufen am 29.06.2010, S. 78.
27 Vgl. Paul, 2006, S. 68.
28 Paul, 2006, S. 66.
29 Vgl. Kirchhoff; Gazdar, et alli (Hrsg.), 2006, S. 22.
30 Vgl. Kirchhoff; Gazdar, et alli (Hrsg.), 2006, S. 22.
31 Vgl. Goschmann, 2000, S. 91.
32 Vgl. Goschmann, 2000, S. 90.
33Vgl. Lucas, 2007, S. 3.
34Bruhn, Meffert, 2009, S. 295f.
35Bruhn, Meffert, 2009, S. 295f.
36Bruhn, Meffert, 2009, S. 295f.
37Vgl. Lucas, 2007, S. 17f.
38Vgl. Lucas, 2007, S. 3.
39Vgl. Paul, 2006, S. 19; vgl. dazu auch Lucas, 2007, S. 21.
40Vgl. Lucas, 2007, S. 23; vgl. dazu auch Paul, 2006, S. 66.
41 GewO §64, 2008, S. 42
42 Vgl. Kirchgeorg, 2003, S. 367.
43 Vgl. Goschmann, 2000, S. 115.
44 Vgl. Goschmann, 2000, S. 73.
45 Vgl. Goschmann, 2000, S. 73.
46 O.V., http://de.academic.ru/dic.nsf/dewiki/791036, o.J., abgerufen am 30.06.10, o.S.
47 Vgl. o.V., http://de.academic.ru/dic.nsf/dewiki/791036, o.J., abgerufen am 30.06.10, o.S.
48 ufi.org, 2009, S. 6.
49 I.C.L.E.I. http://www.iclei-europe.org/index.php?id=greening, o.J., abgerufen am 12.05.10, S. 19.
50 I.C.L.E.I. http://www.iclei-europe.org/index.php?id=greening, o.J., abgerufen am 10.03.10, S. 19.
51 German Convention Bureau, http://www.gcb.de/DEU/tagungsland/gruener_tagen.htm, o.J., abgerufen am 30.06.2010, o.S.
52 German Convention Bureau, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicher heit (BMU) (Hrsg.), http://www.bmu.de/files/europa_und_umwelt/downloads/application/pdf/broschuere_leitf aden_umweltgerecht.pdf, 2008, abgerufen am 10.03.10, S. 12.
53 German Convention Bureau, http://www.gcb.de/DEU/tagungsland/gruener_tagen.htm, o.J., abgerufen am 30.06.10, o.S.
54 Vgl. I.C.L.E.I., http://www.iclei-europe.org/index.php?id=greening, abgerufen am 12.05.10, S. 19.
55 Vgl. Lucas, 2007, S. 17, vgl. dazu auch green-mice.de (Hrsg.), http://www.greenevents.ch/PDF/GreenMice_Deutschland.pdf, 2009, abgerufen am 12.05.10, S. 22.
56 Lucas, 2007, S. 6.
57 Vgl. Lucas, 2007, S. 6.
58 Paul, 2006, S. 28.
59 Kirchgeorg, 2003, S. 368
60 Belz; Billharz, 2005, S. 3.
61 O.V., http://www.marketingteacher.com/Lessons/lesson_marketing_mix.htm, o.J., abgerufen am 01.07.10, o.S.
62 Belz; Billharz, 2005, S. 3.
63 Kotler, 2007, S. 264
64 Meffert, 2008, S. 10.
65 Vgl. Bruhn; Meffert, 2009, S. 476.
66 Definition USP: Unique selling proposition, ist ein ” ‘einzigartiges Verkaufsverspre chen‘, das i.R. [in] einer Werbebotschaft gemacht werden soll. Sie bezieht sich auf einen strategischen Wettbewerbsvorteil, den das Produkt eines Anbieters gegenüber den Erzeugnissen der Konkurrenz aufweisen sollte.“ (Quelle: Wirtschaftslexikon 24, http://www.wirtschaftslexikon24.net/d/unique-selling-proposition/unique- selling-proposition.htm, o.J., abgerufen am 01.07.10, o.S.).
67 Vgl. Lucas, 2007, S. 23.
68 Vgl. Lucas, 2007, S. 18.
69 Vgl. Paul, 2006, S. 29.
70 Vgl. Paul, 2006, S. 44.
- Quote paper
- Louisa von Lenthe (Author), 2010, Events going green - Nachhaltigkeit in der Veranstaltungsbranche, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/164891
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