Die meisten Figuren in Brentanos Roman “Godwi oder Das steinerne Bild der Mutter” tauchen bereits in der ersten Hälfte des Romans auf. Eine Ausnahme davon bildet die Figur der Violette, die erst im zweiten Teil in die Romanhandlung eintritt. Allerdings findet hier nicht ihre eigentliche Person Erwähnung, sondern vielmehr ihr Grabmal, das von dem Erzähler Maria besichtigt wird. Dieses Grabmal zeigt die Apotheose Violettas, ihre Erhöhung im Tod. Kontrovers dazu ist die Beschreibung der Figur durch den Protagonisten Godwi, der die leidvolle Geschichte des Mädchens kennt und damit nicht die Heilige, sondern die Hure. Violetta vereinigt also zwei grundsätzlich verschiedene Seiten, die auf den ersten Blick nicht miteinander vereinbar scheinen.
In den ersten zwei Kapiteln meiner Arbeit werde ich zunächst diese beiden verschiedenen Seiten ausführlich darlegen, um später in einem dritten Kapitel den Versuch zu unternehmen, das gleichzeitige Bestehen beider zu erklären. Dazu möchte ich erst einmal besonders auf die Beschreibung und Interpretation des Grabmals eingehen, um anhand dessen die ‚Heiligkeit‘ der Violetta darzustellen. Dabei wird auch herauszustellen sein, daß Poesie und Liebe dem Leben unversöhnlich entgegenstehen. Dies möchte ich dann in einem nächsten Schritt an der Lebensgeschichte Violettes noch einmal hervorheben und deutlich machen, welche Funktion der Kunst dabei zukommt. Zum Schluß werde ich mich darum bemühen, beide Seiten aufeinander zu beziehen, sowohl die aus der Sicht Marias, als auch die aus der Sicht Godwis, um zu untersuchen, inwieweit sie miteinander vereinbar sind. Da es den Umfang einer Proseminar-Arbeit leider übersteigen würde, habe ich darauf verzichtet, näher auf die zahlreichen Parallelen zu anderen Romanfiguren einzugehen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die Apotheose des Todes in der Kunst: Violetta aus der Sicht Marias
- 3. Das Bild einer beschädigten Kindheit: Violetta aus der Sicht Godwis
- 4. Violetta: die heilige Hure
- 5. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Figur der Violetta im Roman "Godwi oder Das steinerne Bild der Mutter" von Clemens Brentano. Sie untersucht die widersprüchliche Darstellung Violettas als sowohl heilige Hure als auch Opfer und ihre Einbindung in die Themen Tod, Kunst und Liebe im Roman.
- Die Darstellung Violettas als heilige Hure und die Bedeutung des Grabdenkmals
- Violettas Lebensgeschichte und die Rolle der Kunst in ihrer Leidensgeschichte
- Die Verbindung zwischen Erotik und Tod in Brentanos Roman
- Die verschiedenen Perspektiven auf Violetta, insbesondere durch Maria und Godwi
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit der Einleitung und dem Kontext der Arbeit. Es stellt die Figur der Violetta vor und beleuchtet ihre besondere Rolle im Roman. Das zweite Kapitel analysiert Violettas Darstellung im Roman aus der Sicht Marias, der sie durch das Grabdenkmal kennenlernt. Es beleuchtet die Apotheose des Todes in der Kunst und die Rolle der Erotik im Zusammenhang mit Violettas Leben. Das dritte Kapitel widmet sich Violetta aus der Sicht des Protagonisten Godwi, der die Leidensgeschichte des Mädchens kennt. Dieses Kapitel analysiert das Bild einer beschädigten Kindheit und untersucht, wie Violetta im Roman als Opfer dargestellt wird.
Schlüsselwörter
Clemens Brentano, Godwi, Violetta, heilige Hure, Tod, Kunst, Liebe, Apotheose, Grabdenkmal, Erotik, Leidensgeschichte, Opfer.
- Quote paper
- M. A. Imke Strauß (Author), 1999, Die heilige Hure - Zur Figur der Violette in Brentanos Roman "Godwi oder Das steinerne Bild der Mutter", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/16422