„In allen historischen Zeiten und in allen Zivilisationen hat es Kriege gegeben“ , so banal diese Aussage von Raymond Aron daherkommt, so grundlegend lassen sich Diskussionen um das kontinuierliche „Phänomen Krieg“ daraus ableiten. Immer wieder tritt dabei die Frage nach den Legitimations- bzw. Rechtfertigungsgrundlagen von Kriegen in den Vordergrund und eröffnet damit den großen Diskussionsschwerpunkt, wann ein Krieg gerechtfertigt sei. Dass die „Tendenz zur Rechtfertigung, der Wille zur Legitimierung […] mehr Gelegenheiten zu Streitigkeiten […] [schaffen,] als sie gestatten, die Prozesse zwischen Staaten zu schlichten“ , erweist sich dabei als wohl kaum zu bestreitende These. Auch wenn Aron die sog. „Neuen Kriege“ 1986 freilich noch nicht kannte, so entpuppt sich jedoch die Frage nach legitimierten oder, um sich dem zentralen Gegenstand der Arbeit weiter anzunähern, gerechten Kriegen als ein traditionelles und prägendes Problem der Menschheitsgeschichte.
Immer wieder – mal intensiver, mal abgeschwächter – wurde seit Cicero (106-43 v.Chr.) in der Diskussion um Legitimation von Kriegen die sog. „Theorie des gerechten Krieges“ aufgegriffen und kontinuierlich weiterentwickelt. Gerade seit dem Irak-Krieg 2003 erlebt die Theorie eine echte Wiederbelebung und gibt mir den Anlass danach zu fragen, was die Theorie eigentlich charakterisiert und inwiefern sie unter den modernen ordnungspolitischen Strukturen der Welt als „Werkzeug“ geeignet erscheint, Urteile über die Legitimation von Kriegen zu fällen.
Um dieser Frage angemessen nachgehen zu können, werde ich zunächst die Tradition der Theorie des gerechten Krieges in Kürze zurückverfolgen und danach die gültigen Kriterien darstellen (Kapitel 2). Nach diesem eher deskriptiven Part möchte ich mich mit den wesentlichsten und gängigsten Kritiken an der Theorie auseinandersetzen und diese diskutieren (Kapitel 3). Während die beiden Kapitel somit auf den allgemeinen Charakter abspielen, werde ich in den Kapiteln 4 und 5 eine Antwort auf den Diskussionsgegenstand suchen, ob die Gestalt der neuen Kriege die Berücksichtigung der Theorie obsolet werden lassen oder ob mit ihr ein geeignetes Bewertungsinstrument existiert. Abschließend möchte ich die herausgearbeiteten Vor-und Nachteile systematisch darlegen (Kapitel 6) und entsprechend mein Fazit bezüglich einer Notwendigkeit der Berücksichtigung der Theorie des gerechten Krieges im gegenwärtigen Diskurs um die Legitimation moderner Kriege ziehen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Definitorische Grundlagen der Theorie des gerechten Krieges
2.1. Darstellung der Traditionslinie
2.2. Kriterien der Theorie
3. Auseinandersetzung mit gängigen Kritiken
4. Das Problem neue Kriege
4.1. Was charakterisiert die neuen Kriege?
4.2. Diskussion des Theoriegebrauchs im Sinne des Paradigmenwechsels
5. Wandel der Kriegsführung – Wandel des ius in bello?
6. Systematische Gegenüberstellung von Chancen und Grenzen des Einsatzes der Theorie des gerechten Krieges
6.1. Chancen
6.2. Grenzen
7. Fazit
8. Literaturverzeichnis
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- Marius Hummitzsch (Author), 2010, Was kann eine Theorie des gerechten Krieges heute leisten?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/163872
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